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1>IE KE.VAISSA.VCE in Italien — sie waren Wollfabrikanten und Bankiers —, ihre erlauchten Namen sind für alle Zeiten mit dem Begriff der Renaissance verbunden. In ihren Palästen und Landhäusern sammelten sie die erlesensten Kunstwerke ihres Zeitalters und der Antike, sowie Handschriften der griechischen und römischen Klassiker und umgaben sich mit einem auserwählten Kreis von Dichtern, Politikern, Philosophen und Künstlern. Hier fand die Philo sophie Platons, die bald die das Mittelalter beherrschenden Lehren des Aristoteles aus ihrer Monopolstellung verdrängen Das Gebiet Italiens war in den Jahrhunderten des aus gehenden Mittelalters in weltliche und kirchliche Fürsten tümer, in Stadtstaaten und Republiken zerfallen, und um die Oberherrschaft stritten sich die Kaiser des Römischen Reiches Deutscher Nation und die Könige von Frankreich und Spanien. Auch die in Rom machtvoll residierenden Päpste strebten danach, die einzelnen Teile zu einem nati onalen Einheitsstaat unter ihrer weltlichen Herrschaft zu vereinigen. So war das schöne Land der Tummelplatz plün ¬ dernder Heere und Söld nerscharen, besonders der deutschen Landsknechte und schweizerischer Eid genossen, die heute für diesen, morgen für jenen Herrscher ins Feld zogen. Gleichzeitig waren die mächtigen, seit Jahrhun derten bestehenden Repu bliken, wie Venedig und Genua, Mittelpunkte des Weltverkehrs und der Industrie, aber ihre Be deutung sank, als die Türken die Dardanellen schlossen und die das Meer beherrschenden Portugiesen und Spanier den Welthandel an sich rissen. Daneben blühten Florenz und Mailand, Cosimo de Medici (1384—1464} Nach einer florentinischen Miniatur des 1j. Jahrhunderts sollte, ihre vornehmste Pflegstätte. Lorenzo selbst, erfüllt von red lichstem Erkenntniseifer und voll heiterer Lebens lust,schufDichtungen der ausgelassensten Sinnen freude und daneben ge mütstiefe geistliche Lob sänge. Es fehlte schon damals nicht an warnenden Stim men, die in der Abkehr von den strengen Dog men eine große Gefahr für den Bestand der Kirche und des christlichen Glau bens erblickten. Am ver nehmlichsten erklang die ser Ruf im mediceischen Florenz, und zwar aus dem Munde des düsteren Neapel und die Metropole Rom. Was aber diesem Zeitalter der Renaissance in Italien den besonderen Stempel aufdrückte, war der hohe Grad von Kultur und Bildung, den seine mit germanischen Elementen gemischte Bevölkerung schon viel früher erreichte als die übrigen Nationen, diese Blüte von Kunst und Wissenschaft, diese unvergleichliche Macht- und Prachtentfaltung, dieses Nebeneinander und ständige Ablösen von Demokratie und Diktatur, von Aristokratie und Hierar chie, diese seltsame Vermengung endlich von Christlichem und Heidnischem, die so weit ging, daß an den Bronzetüren der St. Peterskirche in Rom inmitten der Darstellungen des thronenden Christus und der thronenden Jungfrau das Bild der auf Kriegstrophäen sitzenden Göttin Roma angebracht war und in den umrahmenden Arabesken das der Leda mit dem Schwan. Seltsam gepaart mit dem hohen Bildungsstand einer starken Oberschicht finden wir maßlose Ausschweifun gen und einen übertriebenen Kultus der sich über alle Schran ken hinwegsetzenden Persönlichkeit. Hinterlistiger und grau samster Mord, Raub und jede Art von Gewalt waren zwar nicht erlaubt, fanden aber nur dann ihre Sühne, wenn ein Mächtiger es unternahm, den Übeltäter zur Verantwortung zu ziehen. Florenz, seit Ende des 13. Jahrhunderts bereits Republik, er lebte seine glanzvollste Blüte, als es von Mitgliedern der Familie der Mediceer geleitet wurde. Unter ihnen ragten besonders hervor Cosimo de Medici (1389—1464), der den Namen eines „Vaters des Vaterlandes“ erhielt, und sein Enkel Lorenzo der Prächtige (1449—1492)- Sie waren nicht nur bedeutend als Staatsmänner und Geschäftsleute Dominikanermönches S a v o n a r o 1 a (145 2—1498), eines gott begeisterten Schwärmers von großem Charakter und scharfem Geist, der nach dem Tode des zum Diktator gewordenen Lorenzo, dem er die Absolution verweigerte, gegen die zu nehmende Verweltlichung der Kirche das Volk aufrief und die Verbrennung zahlloser herr lichster Kunstwerke, in denen die heitere Götterwelt Griechen lands auferstanden war, veran laßte, bis er selbst auf Befehl des Papstes Alexander VI. auf dem Scheiterhaufen seinen Fa natismus büßen mußte. Der Sohn dieses Papstes, dem man mehr Übeltaten nachsagte, als er begangen haben kann, war der vor keinem Verbrechen zurückschreckende Kardinal und Herzog Cesare Borgia (1475 -1507), gewalttätig und Loredo de Medici hinterlistig, machtlüstern und ausschweifend, den Dolch und das Gift mit gleicher Meister schaft und Kühnheit handhabend, eine der schlimmsten Blüten dieser Zeit, die dem Machtwillen rücksichtsloser Gewaltmenschen keine Schranken zu setzen vermochte. Er hinterging seine Verbündeten, beraubte seine Freunde und ermordete zahlreiche Gegner, aber auch seinen Bruder (man munkelte: aus Eifersucht wegen der von beiden Brüdern ge liebten schönen Schwester Lukrezia), aber er bekam selbst