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DAS 19. J A II KIII V DK KT UlE beherrschende Idee dieses Zeitraums, der, vom Ge sichtswinkel der Miniaturporträt-Malerei gesehen, schon vor der Mitte des 19. Jahrhunderts dadurch seinen Abschluß findet, daß dieses anmutige Nebenprodukt europäischer Malerei von der Lithographie, dem Schatten riß und dann besonders von der Photographie ver drängt wird, war der rücksichtslose Kampf der Reaktion gegen die freiheitlichen Gedanken, die seit der großen französischen Revolution in kleineren und größeren Erhe bungen des Bürgerstandes zum Ausbruch kamen. Die Seele dieses Kampfes war auf Seiten der alten Gewalten Fürst Metternich, eine Gestalt von weltgeschichtlichem Format, einer der letzten Gestalter der Weltgeschichte, der seiner ganzen Zeit den Stempel seiner Persönlichkeit aufdrückte, neben dem die andern wie Drahtpuppen erscheinen, die er nach seinem Willen am Schnürchen hält. So darf sich die Darstellung der Personen, die das Charakterbild seiner Zeit ergänzen, auf knappe Andeutungen beschränken, zumal ihre Miniaturporträts, meist Jugendbildnisse, in ihrer Mehrzahl in der „Metternichschen Aera“ entstanden sind. hebung und erneuter Niederwerfung wieder nach Wien zurückzukehren, wo ihm das Außenministerium übertragen wurde. In dieser Stellung meisterte er die schwierigen Unter handlungen, in denen es darum ging, Österreichs Stellung zu dem siegreich seine Macht in Mitteleuropa befestigenden und gegen Rußland rüstenden Kaiser festzulegen. Als dann Napoleon aus Rußland flüchten mußte und in Sachsen wieder zu einem neuen Schlage gegen das mit Preußen verbündete Rußland ausholte, wagte ihm Metternich Bedingungen zu stellen, die Napoleon nicht annehmen konnte. Es war ein symbolischer Vorgang, daß Metternich sich nicht bückte, den Hut des Kaisers, der in der erregten Aussprache zu Boden gefallen war, aufzuheben. Österreich schlug sich zu den Verbündeten und half mit an dem großen Befreiungswerk von der napoleonischen Weltherrschaft. Der Wiener Kongreß, der das europäische Trümmerfeld neu aufzubauen hatte, eröffnete dem jetzt gefürsteten österreichischen Staatsmann ein neues Tätigkeitsfeld, das ihn zum führenden Staatsmann Europas machte, der in das Labyrinth der tausendfältigen Ansprüche Ordnung bringen wollte und brachte. Während er innenpolitisch jede freiheitliche Regung unterdrückte und jegliche Opposition lähmte, auch die übrigen deutschen Klemens Lothar Wendel Fürst von Metternich (1773—1839) Nach einer Miniatur von Jean-Baptiste Isabey, 1812 Melanie Gräfin Zicby, Fürstin von Metternich (1773—1834) Nach einer Miniatur von Moritz^ Michael Daffinger Das Wirken des österreichischen Staatsmannes Klemens Fürst von Metternich (1775—1859) umfaßt beinahe ein halbes Jahrhundert österreichischer, man kann sagen euro päischer Geschichte. Er entstammte einem alten rheinischen Grafengeschlecht, studierte in Straßburg Philosophie, dann in Mainz Staatswissenschaften, trat 1794 in österreichischen Staatsdienst, kam als Gesandter 1801 nach Dresden, 1805 nach Berlin, wo es ihm gelang, Preußen in die Koalition gegen Napoleon hineinzuziehen. Nach Preußens Niederlage ging Metternich als Gesandter nach Paris, um nach Österreichs Er- Staaten zu gleicher Behandlung der Freiheiten verlangenden Untertanen veranlaßte, ja zwang, trat er außenpolitisch für ein europäisches Gleichgewicht ein. Er herrschte bis zum Jahre 1835 in Wien nahezu in unumschränkter Machtvollkommen heit, mußte sich aber dann der Politik der Erzherzoge beugen; das Revolutionsjahr 1848 stürzte ihn, so daß er nach London flüchten mußte. Er war ein Mann, der seine Hand über die ganze Welt hielt, ein Diplomat von größtem Format, unge meiner Geschmeidigkeit und Gewandtheit in den verwinkelt sten Fragen, ein Intrigant durch und durch. Von seiner