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merischen Lyrikers, Märchendichters und Volkslieder sammlers Clemens Brentano und die mit sieben Kindern ge segnete Gattin des märkischen Edelmanns und ausschweifen den Romandichters Achim von Arnim: die geistreiche Bettina von Arnim (1785—1859), selbst eine Dichterin von hoher Qualität, die Verfasserin des zum Roman aus- dem Verdacht, Schillscher Offizier oder Spion zu sein, ge fangen gehalten, ist in der antinapoleonischen Bewegung tätig und geht schließlich körperlich und seelisch gebrochen am Wannsee bei Berlin mit einer schwärmerischen Frau frei willig in den Tod. In Kleist war eine seltsame Mischung von Weichheit und Herbheit, von Zaghaftigkeit und gestalteten „Briefwechsels mit einem Kinde“, dem Zeugnis der enthusiastischen Goethever- ehrung der Romantiker. In ihrer Jugend hatte sie zu Füßen der „Frau Aja“ den Geschichten über den großen Sohn ge lauscht, hatte Goethe selbst in Weimar kennengelernt, ihn durch eine häßliche Äußerung über Christiane schwer belei digt. Später als Witwe in Berlin lebend, verkehrte sie, politisch links stehend, am Hofe Fried rich Wilhelms IV., dem sie ein Buch über die Not der Armen widmet, das er ungnä dig aufnimmt. Die Politik war sonst den Ro mantikern ein gänzlich wesens fremdes Element, von dem sich alle ferngehalten haben, bis auf die jüngste Generation, die Freiheits Sänger Körner, Schenckendorff, Fouque und den einzigen Heinrich von Kleist (1777—1811), das Genie unter den Romantikern, wenn er überhaupt zu dieser Schule gerechnet werden kann. Der früh verwaiste Knabe wird Leutnant, studiert, erstrebt eine Anstellung im Staatsdienst und irrlichtert dann von innerer Unrast getrieben in Deutschland, der Schweiz und Frankreich umher, wird von den Franzosen lange Zeit unter Tatentschlossenheit, von einer Neigung zum Krankhaften (auch in der Dichtkunst) und einem Streben nach Ge schlossenheit, nach einer stren gen Kunstform. Er ringt schwer in seinem Schaffen, ringt nach dem Kranz der Unsterblichkeit, erntet Unver ständnis und Ablehnung, auch von Goethe, dem das Unge bändigte in Kleist furchterre gend und abstoßend erscheint. Antiker Form sich nähernd in seiner Tragödie „Familie Schroffenstein“, Romantiker in dem Lustspiel „Käthchen von Heilbronn“, der erste Realist im Lustspiel „Der zerbrochene Krug“, strebt er nach einem neuen eigenen Stil, im „Robert Guiskard“ nach einer Ver schmelzung antiker und shake- spearischer Dramatik. Von Leidenschaft ist alles durchglüht, Zerrissenheit, Ver wirrung des Gefühls das Grundthema seiner „Penthe silea“, leidenschaftlicher Haß gegen den Unterdrücker das der „Hermannschlacht“, leidenschaftlicher Kampf um das Recht der Inhalt seiner Erzählung „Michael Kohlhaas“, leidenschaftliche Vaterlandsliebe der Gehalt seines „Prinzen von Homburg“. Bettina von Arnim (17 —1879) Nach einer anonymen Miniatur Heinrich von Kleist (1777—1811) Nach einer Miniatur von Fr0117 Krüger, 1801