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Der Sächsische Wähler ElmtNche Be»«mt«achmege». Der Etadtrat Die nächste plenarsihung. trag der sozialdemokratischen Fraktion zu entsprechen, möch ten wir bis auf weiteres bezweifeln. Es ist eine schöne Sache um die Theorie, diesmal aber liegen die Dinge doch so, daß es sich darum handelt, einen Schädling aus dem Reichstag fern zu halten, der offenbar gar keine Empfindung für das ,Mah der Verantwortung hat, das auf ihm lastet, und der der Regierungsfassung angenommen mit dem Zusatz: „Der Beitritt zu einer gemeinnützigen Baugenossenschaft oder Sie- delungsgenossenschaft gilt grundsätzlich als Erwerb eigenen Grundbesitzes im Sinne dieses Gesetzes. Welche Genossen schaften als gemeinnützig in diesem gelten sollen, bestimmt der Reichskanzler." Ebenso wurde 8 2 des Gesetzentwurfes in Beiblatt z« Nummer 103. Freitag, »« 6. Mot 1»1« knecht erlassen. I Die „Leipz. N. Nachr." bemerken hierzu: Das ist ver fassungsrechtlich vollkommen korrekt. Die Verhaftung eines Abgeordneten, auch während der Sitzung des Parlaments, ist zulässig, wenn die Verhandlung aus frischer Tat verhaftet worden ist, war es unnötig, chn auch weiterhin in Hast zu ! belassen. Nun hat die sozialdemokratische Reichstagsfraktion einen schleunigen Antrag eingebracht, den gegen Liebknecht erlasse nen Haftbefehl während der Dauer der Sitzungen des Reichs tags aufzuheben. Das ist der übliche Weg, um dem Abge ordneten die Ausübung seines Mandates zu sichern. Ver wickelt wird freilich der Fall diesmal dadurch, daß Herr Lieb- knecht als Soldat eingezogen ist und daher nicht den bürger- Gt«e Bürgermeiftrrversammlurrg Dresden. Eine Versammlung der Bürgermeister mittlerer und der Regierungsfassung angenommen mit dem Zusatze: „Ob seine Stellung lediglich im Interesse seiner krankhaften Eitel- die Voraussetzung für die Gewähr einer nützlichen Verwen- keit ausnutzt. Vielleicht gibt dem militärischen Gerichtsherrn düng des Geldes vorliegt, entscheidet die Landeszentralbe- Vorfall Veranlassung, Herrn Liebknecht einmal zur Un Hörde oder die von ihr beauftragte Stelle. Wird diese Bor- tersuchung seines Geisteszustandes an einen Arzt zu überwei mrasptrirr?^ Korn 9srr^r-nns^t»klor- , Die Elektrizitätsversorgung Sachsens. ' Am Dienstag nachmittag 4 Uhr traten die Mitglieder -er Zwischen-Deputation der Zweiten Ständekammer zur Lorb«aiung der Elektrizttätsvorlage der Regie rung zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Es waren sämtliche Mitglieder der Deputatton bis auf den erkrankten Bizepräsi- Henten Opitz <kons.) erschienen. Abg. Gleisberg (natl.) flchrte den Vorsitz. Die Tagesordnung umfaßte nur zwei Punkte. Zunächst erfolgte die Wahl des Berichterstatters Md der beiden Mitberichterstatter. , Als Berichterstatter «wählte die Versammlung den Abg. Nitzschke-Leutzsch (»all.), zu Mitberichterstattern die Abgg. Dr. Mangler (kons.) und Nitzsche - Dresden (Soz.). Alsdann wurde be schlossen, am Mittwoch die Besichtigung des vom Staate zum Ankauf vorgeschlagenen großen Elektrizitätswerkes Hirsch felde im Beisein von Regierungsvertretern vorzunehmen. Dieses Werk, das der Staat für 5 Millionen Mark erwerben will, soll der grundlegende Anfang für die Staats-Elektrizi tätsversorgung des Landes werden. Es ist so bedeutend, -aß es das ganze östliche Sachsen bis Dresden, ja unter Um wänden bis Freiberg mit Elektrizität zu versorgen vermag. , Allerdings ist bei der allgemeinen Vorberatung der Elektri zitätsvorlage in der Zweiten Kammer an der Höhe de» Prei se» Kritik geübt worden und man glaubt, daß die Elektrizi- tttts-Lieferungsgesellschast in Berlin, der das Werk gehört, noch Zugeständnisse machen dürste. Die vereinbarten Kaufs- bedingungen haben aber nur bis 30. Juni Gültigkeit, wes- chalb noch vor diesem Zeitpunkte die beiden Ständekammern sich entscheiden müssen. Die nächste Sitzung der Zwischen-Deputatton findet näch sten Donnerstag statt. Cs ist in Aussicht genommen, in je- der Woche drei Sitzungen mit Regierungsoertretern und zwar jeweilig am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab- zuhalten. Wann die Zwischen-Deputatton der Ersten Kam mer zusammentreten wird, steht noch nicht fest. . Nachdem die Einschätzung zur Gemeindestener beendet, und das Ergebnis dieser den Beitragspflichtigen bekannt gemacht wsrden ist, werden gemäß 8 S der AuSs. B. zu« Gemeindesteuergesetz vom 11. Juli ISIS alle diejenigen Personen, welche am hiesigen Orte beitragspflichtig sind, denen aber der Steuerzettel nicht hat behändigt werden können, hier durch aufgefordert, sich wegen Mitteilung der Schätzungsergebnisse in unsererKLmmerei zu melden. Wer diese Meldung unterläßt, macht sich der Steuerhinterziehung schuldig und hat die damit verbundenen'Folgen zu gewärtigen. Bischofswerda, am 4. Mai 1916. Ein Haftbefehl gegen Liebknecht. _ _ Berlin, 3. Mai. (W. T. L.) Wie wir hören, befand geplanten Elektrizitätsversorgung des Landes in Anspruch,- sich unter den neun Demonstranten, die am 1. Mai auf dem wie diese den Landständen durch das Kgl. Dekret Nr. 23 in Potsdamer Platz festgenommen wurden, auch der Abgeord- Vorschlag gebracht worden ist. Das Referat hatte ein guter nete Karl Liebknecht. Da Liebknecht, der bei seiner Festnah. Kenner der Verhältnisse, Gemeindevorstand Kammerrat me Zivilkleidung trug, Armierungssoldat ist, hat der zustän- Rudelt-Deuben übernommen. Er. erörterte, ob es zweckmäßig dige Gerichtsherr die Untersuchung eingeleitet und auf Grund sei, die Elektrizitätsversorgung des Landes durch den Staat der bisherigen Feststellungen einen Haftbefehl gegen Lieb oder durch einen gemischt wirtschaftlichen Verband von Staat, Gemeinden und Gemeindeverbänden durchzuführen. Die von ihm ausgearbeiteten Leitsätze fanden Annahme und sollen den gesetzgebenden Körperschaften überreicht werden. Die Vereinigung hält ein staatliches Unternehmen für ge eignet, bei dem ein Mitbestimmungsrecht den Gemeinden ge wahrt bleibe, über diese Angelegenheit entwickelte sich eine lebhafte mehrstündige Aussprache, worauf die Sitzung ge schloffen wurde. Au» dem Hauptausschutz des Reichstags ' verlln, 3. Mai. (W. T. ».) In der heutigen Sitzung ... des Hauptausschusses des Reichstages wurde § 1 des Gesetz- lichen, sondern den Militärgerichten untersteht. Ob deshalb entwurfes über Kapitalsabfindung der Kriegsteilnehmer in die Mehrheit des Reichstags Neigung haben wird, dem An ¬ genommen und sollen in den Gemeinden des Landes nach dahin, die nächste Plenarsitzung m» Dienstag nächster Woche Kräften gefördert werden. Es folgte hierauf die Richtig- stattfinden zu lassen. An den folgenden Tagen sollen di« sprechung der Jahresrechnung und die Wiederwahl der bis-, Plenarsitzungen um 3 Uhr nachmittags beginnen, damit den herigen Rechnungsprüfer. Von den Mitteilungen des Bür- Ausschüssen genügend Zeit bleibt, um ihre Beratungen zu germeisters Wittig-Rabenau über den Stand der gemein- fördern. schaftlichen Bittschrift der Bereinigung und des Sächsischen Gemeindebeamtenvereins in Sachen der Erweiterung des Disziplinargesetzes von 1878 wurde mit Befriedigung Kennt nis genommen. Besonderes Interesse nahm die Frage der schließt un- dadurch indirekt auch den Wählern Potsdams Gelegenheit gibt, noch einmal in eine Nachprüfung einzutre ten, ob sie sich von einem Manne im deutschen Reichstag oer - , Berlin, 3. Mai. (W. T. B.) Der Seniorenkonvent des'treten lassen wollen, gegen dessen geistig normale Beran Versicherung. Die Anregungen wurden dankbar entgegen-Reichstages trat heute mittag zusammen und einigte fichlagung lebhafte Bedenken bestehe». 'kleinerer Städte und berufsmäßiger Gemeindevorstände Aussetzung verneint, so ist dem Antragsteller rechtzeitig unter sm. Wir können uns vorstellen, daß dabei ein Ergebnis Sachsens unter dem Vorsitz des Bürgermeister Schröter- schriftlicher Mitteilung der Gründe von der Entscheidung der herauskommen wird, das wenigstens die Strafverfolgung Frohburg fand dieser Tage in Dresden statt. Nach Kenntnis- obersten Verwaltungsbehörde Kenntnis und Gelegenheit zur Liebknechts wegen mangelnder Zurechnungsfähigkeit aus nähme des Jahresberichtes über die Tätigkeit des Borstaitttes Äußerung zu geben. - - - - - - - - im abgelaufenen Geschäftsjahre sprach der als Ehrengast an-' wesende Amtsgerichtspräsident Dr. Becker-Dresden in war- ' men Worten über Kriegspatenschast und Ausbildungskapital- Nachdem die Einschätzung des steuerpflichtigen Einkommen» bezw. Vermögen» im 14 DistrLe de» Steuerdezirke» Bautzen zur Slaatseinkommen- und ErgänzungSsteuer be- '. «det und da» Ergebni» dieser den Beitragspflichtige« bekannt gemacht'worben ist, werden «ach den in § 48 Abs. 2 de» Einkommensteuergesetze» vom 24. Juli 1S0V und K 28 «bs. 2 de» Ergänzungssteuergesetzes vom 2. Juli 1902 enthaltenen Bestimmungen alle Personen, welche in hiesiger Stadt ihre BeitragSpflicht zu erfüllen haben, denen aber die «ach den angezogene» Paragraphen zu erlassenden Zufertigungen nicht haben behändigt werden können, hierdurch aufgesorderr. wegen Mitteilung des SchätzungSergebnifseS sich in der hiesigen Kämmerei zu melken. Bischofswerda, am 4. Mai 1S16. Der Ttadtrat. Ob un» der See, ob uns die Berge scheiden, und jedes Volk sich für sich selbst regiert, so sind wir eines Stammes doch und Bluts, und eine Heimat ist's, aus 1>er wir zogen. (Schiller, Teil.) Gedenktage. H. Mai 1789: Eröffnung der National-Dersammlung in Ver sailles. — 1821: Napoleon I. auf St. Helena gest. — 1898:Bier Tage lang große Unruhen in Italien wegen Brotverteuerung. — 1904: Der ungarische Dichter Mau rus Jokai gest. — 1915: Weitere deutsche Fortschritte bei Wern und bei Combres. Im Aillywald 2000 Franzo sen gefangen. Heftige Kämpfe bei Mitau, bei Szadow und bei Rossini«. Die Deutschen überschreiten unter Mackensen an mehreren Orten die Wisloca. In Quarto wird ein Denkmal Garibaldis enchüllt; d'Annunzio hält eine kriegerische Rede, auch der König schickt ein kriege- risch gestimmtes Telegramm. Der japanische Minister rat beschließt ein Ultimatum an Ehina mit 48 Stunden Frist. — Astronomischer Kalender. 5. Mai: (Sommerzeit) Sonnenau'g. 0 Uhr 29 Mm. I Mondausg. 6 Uhr 48 Min Sonrenunterg. 8 Uhr 25 Min , Mondunterg. 12 Uhr 19 Min. Prinzchn von HcknWs. Original-Roman von Erich Ebenste»«. Al. Fortsetzung. (Nachdruck verboten) Sehr verlegen suchte er ihr das begreiflich zu machen, Nachdem er ihr höflich auf einem Gartenstuhl Platz angeboten hatte. Aber Fräulein Richter lächelte sanft. „Ich bin eine Waise und mache keinerlei Ansprüche. Mir ist es nur darum zu tun, Far ilienanschluß zu haben und wirklich nützen zu können. Vielleicht würden Sie es we nigstens versuchen mit mir?" In diesem Augenblick erschien Schiebein endlich wieder. „Rufe Er mein« Fraul" herrschte ihn der Graf an. „Ich lasse die Frau Gräfin bitten, sofort zu kommen!" Auch die Gräfin, eine kränklich und verhärmt aussehende Dame, der man trotz des abgetragenen Hauskleides die Ari stokratin sofort ansah, riß beide Augen verwundert auf, als sie diese „Stütze" erblickte. Ein mißtrauischer Blick glitt über die elegante Erschei nung mit den tadellosen Handschuhen, den durchbrochenen Seidenstrümpfen und den feinen Pariser Halbschuhen. „Haben Sie denn schon einmal eine ähnliche Stellung bekleidet?" fragte sie zögernd. „Nein, aber ich habe dort, wo ich bisher war, überall im Haushalt mit zugegriffen und glaube genug zu können, um allen mir übertragenen Pflichten gewachsen zu sein. Außer dem beherrsche ich mehrere Sprachen," setzte sie unter dem kühl prüfenden Blick der Gräfin kleinlaut hinzu, „und ich bin musikalisch. So dachte ich, ich könnte vielleicht auch dem Herrn Grafen ein bißchen die Zeit vertreiben, wenn die häuslichen Geschäfte erledigt sind." Die Gräfin sagte nichts darauf. Ihr Mann aber rief ganz entzückt: „Musikalisch! Hörst du, Edwine, musikalisch ist sie! Welch ein Glück für uns! Wo wir Musik beide so sehr Neben und unsere Abende immer so tödlich langweilig sind!" Der Egoismus des Kranken, der hier plötzlich tausend Lichtstrahlen witterte, die das Dunkel seines eintönigen Da seins erhellen würden, war erwacht in ihm. Daneben regte sich in seinem alten verbitterten Herzen etwas von dem feuri gen Enthusiasmus des einstigen flotten Trosterburg, der schönen Frauen so gerne huldigte und dem ihre bloße Nähe Lebenslust bedeutete. Was lag denn daran, ob dieses Mädchen kochen oder Wäsche stopfen konnte? Die Hauptsache war, daß sie dablieb und endlich mal wieder etwas Sonnenschein in diese triste Menage brachte, die ganz Hasselsloh in eine Grabkapelle ver wandelt hatte .... dachte er aufgeregt. Inzwischen sagte die Gräfin, ohne seinen Einwurf zu be achten: „Ich will ganz offen sein, mein Fräulein. Wir ha ben schon allerlei „Stützen" hier gehabt und leider keine günstigen Erfahrungen gemacht. Den einen war es zu lang weilig in Hasselsloh, den anderen genügte der bescheidene Gehalt von 50 «r. nicht oder sie wollten wenigstens dafür nicht leisten, was ich erwartete. Sie nun haben noch nie gc dient! Und wenn Sie auch gewiß guten Willen und Kennt nisse mitbringen, so fürchte ich denn doch: Sie überschätze: sich! Es ist etwas anderes, wenn man ohne Nötigung ir gendwo „mit zugreist", als wenn man arbeiten muß und sich stündlich einem fremden Willen unterzuordnen gezwunge ist! Ihr ganzes Exterieur läßt mich darauf schließen, das Sie aus guten Verhältnissen stammen. . . ." wieder gliü ein ausdrucksvoller Blick über Lous elegante Erscheinung hin Lou errötete tief. Erst jetzt kam ihr zum Bewußtsein, daß si ganz vergessen hatte, auch ihr Außeres in Einklang zu brin gen mit dem eines stellensuchenden Mädchens. Aber dazu war ja keine Zett gewesen! Von dem M> ment an, wo sie im Eisenbahnkupee die Annonce gelesen ui den Entschluß gefaßt hatte, nach Hasselsloh zu gehen, hat ' sie gehandelt wie eine Hypnotisierte, einzig von dem Gebo ten beseelt: So kann ich wenigstens in etwa» gut mache- was ich unabsichtlich an dem Schicksal anderer verbrach . . „Und darum fürchte ich leider", fuhr die Gräfin na . - einer Paus; fort, „daß gerade unser Zusammenleben v: noch kürzerer Dauer wäre, als das mit Ihrem Vorgängen- nen. In ku rzer Zeit wieder wechseln aber möchte ich dm nicht." In Lous strahlendem Gesicht erlosch alle freudige Z verficht. Bang, tief enttäuscht und doch zugleich flehend 1 gegnete ihr Blick dem der Gräfin, die sich plötzlich seltsam l wegt dadurch fühlte. War es vielleicht eine letzte Hoffnung, die sie da du:.: ihre Abweisung zerstörte? Soviel ward ihr nun klar: or dieses schöne junge Geschöpf wußte, was Leid war! U: - das brachte sie der Gräfin mit einem Male näher, als ta send Versprechungen vermocht hätten. Wenn sie auch unglücklich ist, dann paßt sie ja zu ur fuhr es ihr durch de« Kopf. Und plötzlich streckte sie ihr impulsiver Aufwallung die Hand entgegen. „Oder wollen wir es doch versuchen miteinander?" san sie viel wärmer als bisher. Lou aber konnte nicht ander« — sie beugte sich u küßte die dargebotene Hand stürmisch in heißer Dankbark Nicht mit der Demut einer Untergebenen, sondern mit d< ganzen natürlichen Adel ihres warmherzigen Wesens. „Dank! Dank!" murmelte sie und setzte dann mit eine::,