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M.«. fein Poll lieb hat und der sich zu heißer Dankbarkeit gegen unsere Brüder im Felde verpflichtet Mit, am nächsten Mitt woch, dem 1. Landesbußtag, der Kollekte für die Innere Mission ganz besonders gedenken und nach Kräften seine Ga ben opfern! Der treue Sott aber möge sie alle, die Geber und die Gaben, segnen zum treuen Durchhaften in dieser Zeit schwerer Not bis zum siegreichen Ende! — de» Gerichtsfaal. * Schwurgericht Bautzen. Wegen Zeugenmeineides hatte sich die 21jährige Dienstmagd Elise Schwär aus Mittelleuters- Lorf und wegen Anstiftung dazu der 58 Jahre alte Gutsaus- HÜgler Karl Gustav Diene! aus Oberkiesdorf zu verantwor ten. In einer Verhandlung vor dem Schöffengericht Zittau, in der Dienet wegen Mißhandlung seines Gesindes unter Anklage stand, war auf Antrag Dienels auch die Schwär als Zeugin geladen. Sie sagte aus, sie habe nicht gesehen, daß Dirne! die Dienstmagd Eichler mit dem Fuße gestoßen habe, das sei nicht wahr. Sie verneinte auch die Frage des Vor- . sitzenden, ob sie selbst von Diene! geschlagen worden sei. Ähre Aussage beschwor sie auch. Vom Schöffengericht Zittau war Diene! wegen Körperverletzung zu 150 Mark Geldstrafe verurteilt worden. Nach der Anklage sollte das Zeugnis der Schwär wissentlich falsch erstattet worden sein und Dienel sollte sie dazu durch Drohung und Überredung angestistet haben Die Schwär gab heute an, sie habe falsch geschworen. Dienel habe vor der Verhandlung auch sie einmal ins Gesicht geschlagen, daß die Nase geblutet habe, er habe vor der Ver handlung sie auch dazu überredet, falsch auszusagen, und er habe ihr gedroht, er werde sie ein paar Jahre zum Sitzen bringen, wenn sie nicht so aussagen werde, wie er wolle. iDenel habe ihr unsittli chnachgestellt, auch mit ihr intim ver kehrt, sie fühle jetzt auch die Folgen davon. Dies alles stellte Dienel in Abrede. Amtsgerichtsrat Dr. Helff, der Vorsitzende des Zittauer Schöffengerichts, hatte mit den Schöffen zusam men Verdacht geschöpft, daß die Schwär falsch ausgesagt habe. Die Geschworenen bejahten nur die Schuldftage be treffs der Schwär. Diese wurde zu einem Jahr Zuchthaus, Drei Jahren Ehrenrechtsverlust und dauernder Eidesunfähig keit verurteilt. Dienel wurde fteigesprochen. * Ein Bruderdrama vor Gericht. Ein Drama zwischen zwei Brüdern, das sich vor etwa 2ZH Jahren auf dem fernen Boden Siams abßpiefte, unterliegt zurzeit der gerichtlichen Nachprüfung durch das Schwurgericht des Landgerichts IH in Berlin, das gegen den früheren Gemeindeschöffen von Weißensee, Dr. Richard Pape, wegen Todschlags verhan delt. Der Angeklagte wird beschuldigt, im Oktober 1913 in Bangkok seinen Bruder Curt Pape vorsätzlich erschossen zu haben. Der Angeklagte ist in früheren Jahren bekannt ge worden durch einen Konflikt mit der Gemeinde Berlin-Wei tzensee, an der er als besoldeter Gemeindeschöffe wirkte. Er kam bald mit der Gemeindevertretung in Konflikt. Nach dem dieser mehrere Jahre lang die einschlägigen Instanzen beschäftigt hatte, wurde Dr. Pape im Disziplinarverfahren uus dem Dienste entlassen. Er beschäftigte sich dann einige iZeit lang journalistisch und war u. a. auf der Journalisten tribüne des Reichstages und des preußischen Landtages tä tig. Darauf siedelte er nach Siam über, wo fein Bruder Curt tn der Hauptstadt Bangkok ein Medizinalwarengeschäft be trieb. Dr. Pape trat in das Geschäft als Teilnehmer mit «in« Einlage von 5000 ein und betrieb daneben die Ge schäfte eines Rechtsanwalts beim deutschen und österreichi schen Generalkonsulat. Ditz Ausdehnung seiner Tätigkeit soll Hatte aus ihn herabgesehen. Und dann hatte er Josepha auf die Stirn geküßt und war wieder hinausgegangen. Rita saß nun mit krampfhaft verschlungenen Händen da rmd wagte nicht aufzusehen in Josephas Gesicht. Diese hatte mit seltsam forschendem Blick ihrem Vater nachgesehen. Auch das Wesen der Mutter war ihr vorhin ausgefallen. Nun suchte sie sich beides zu erklären. Die -Eltern hatten wohl schon länger die Nachricht von Rainers Verwundung gehabt und hatten nicht gewagt, sie Rita zu bringen. Leise und zart legte Josepha ihre Hand auf die Ritas. „Nicht traurig sein, Rita. Schlimm kann es um Rainer nicht bestellt sein, sonst könnte er nicht Heimkommen. Du be kommst deinen Rainer doch und kannst ihn gesundpflegen. Ach — ich wollte, mein Rudi käme mit ihm. Wie gern wollte ich eine kleine Wunde für ihn mit in den Kauf nehmen, wenn . ich ihn nur pflegen könnte." Rita mußte krampfhaft die Zähne zusammenbeißen — ober es half nichts — die Tränen liefen ihr über die Wan gen. Sie neigte sich herab und barg ihr Antlitz in Josephas -Schoß. „Tapfer sein, Rita", sagte diese, sie zärtlich umschlin gend. Das zerriß Rita das Herz. Josepha tröstete sie und ahnte nicht, daß ihr ein viel größeres Leid bevorstand. Mit aller Kraft beherrschte sie sich. „Achte nur nicht auf mich, Josepha. Man ist jetzt so Leicht erregt und nervös." Josepha seufzte. „Ich verstehe dich ja so gut, meine Rita. Wenn nur Rai ner erst hier wäre. Er wird mir ja Kunde bringen von mei nem Rudi, ob er die Nachricht von Bubis Geburt erhalten hat." Rita hatte sich gefaßt und drückte Josepha sanft in die Kiffen des Diwans zurück. „So böse bin ich auf mich, Josepha, daß ich mich nicht besser beherrschen konnte. Eine schöne Pflegerin bin ich dir. Statt dich aufzuheitern und zu zerstreuen, weine ich dir et was vor." „Darum mache dir keine Sorge, Rita. Meinst, ich würde Dir glauben, wenn du mir ein vergnügtes Gesicht zeigtest?" „Aber vielleicht schläfst du jetzt ein wenig, Josepha, so lange Bubi Ruhe hält." Ein seltsames Lächeln umspielte Josephas Mund. (Fortsetzung folgt.) Der Sächsische Erzähl«. Seile 11. «OIE Die amtlichen Tagesberichte der Obersten Heeresleitung sind zweifellos Urkunden von höchst« weltgeschichtlich« Be deutung. Diese nach glücklicher Beendigung des gewaltigen Völkerringens vollständig zu besitzen, wird für jeden Deut schen von großem Werl, für jeden glücklich aus dem Felde Zurückkehrenden ab« von hohem Interesse sein. In der als kostenlose wöchentliche Beilage zu unserem Blatt« erscheinenden Chronik des Weltkrieges sind die Berichte der Obersten Heeresleitung vollständig ent halten, ebenso die österreichisch-ungarischen Generalstabs berichte, die Berichte des deutschen Admiralstabs, die haupt sächlichsten Mitteilungen des türkischen Hauptquartiers, sowie in gedrängter Form alle bemerkenswerten politischen Ereig nisse. Wer diese Blätter nicht regelmäßig aufbewahrt hat, kann jede beliebige Einzelnummer zum Preise von 5 H nachbe ziehen; auch die gesinnten bi» jetzt erschienenen 70 Nummern können zum Preise von 1.50 nachgeliefert werden. Nummer 71 erscheint am Montap. Vie Geschäftsstelle des „Sächsischen Erzählers". verhältnismäßig lohnend gewesen sein. Das Verhältnis der beiden Brüder zueinander gestaltete sich mit d« Zeit sehr schlecht. Der AngeNagte, ein sehr aufgeregter Mensch, war der Meinung, daß er in dem Geschäft nicht den Einfluß aus üben dürfe, der ihm nach dem Vertrage zustand. Infolge dessen kam es verschiedentlich zu sehr stürmischen Austritten zwischen den Brüdern, wobei sogar Schußwaffen eine Rolle spielten. Der letzte Zwist, der einen so tragischen Ausgang nehmen sollte, ereignete sich am 22. Oktober 1913. Der An geklagte Dr. Pape betrat das Geschäftslokal und verlangte verschiedene geschäftliche Aufklärungen. Im Laufe der Aus einandersetzung gab Dr. Pape zwei Schüsse ab, die ab« nie mand trafen. Als jetzt Curt Pape auf seinen Bruder ein drang, schoß der Angeklagte zum dritten Male und traf sei nen Bruder tödlich. D« Angeklagte ließ sich einen Wagen kommen, benachrichtigte zunächst einen Arzt, daß er seinen Bruder angeschossen habe, und begab sich dann auf das deut sche Konsulat. Der Angeklagte wurde verhaftet und nach Deutschland übergeführt. Hier machten sich Zweifel an sei nem Geisteszustand« geltend, so daß er längere Zeit in An stalten zur Beobachtung interniert war. Der Angeklagte wird verteidigt von Rechtsanwalt Dr. Jdaac. Den Vorsitz im Ge richtshof führt Landgerichtsrat Hesse. Die Anklage vertritt Staatsanwalt Herbst. Es sind nur wenige Zeugen geladen, dagegen eine große Reihe von Protokollen üb« Aussagen von Zeugen, die in Siam vernommen worden sind, zu ver lesen. Der Angeklagte wurde von den Geschworenen wegen Körperverletzung mit Todeserfolg unter Zubilligung mildern der Umstände für schuldig befunden und vom Gericht zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt unter Anrechnung von 1 Jahr 9 Monaten auf die Untersuchungshaft. Tageschronik. — Turnvater Jahn, Enkel. Wie die „Deutsche Tum- Zeitung" mitteilt, ist im Osten Leutnant d. R. und Inhaber des Eisemen Kreuzes AdolfQuehl gefallen. Quehl, der in seinem bürgerlichen Berufe Landmesser in Warmdorf i. W. war, ist durch seine Großmutter väterlicherseits, des Turnvaters Jahns einzige Tochter Sieglinde, dessen Urenkel, der, wie sein Heldentod beweist, Las vaterländische Erbe Jahns treulich bewahrt hat. Ein anderer Urenkel Jahns, der Bruder des Gefallenen, hat als Hauptmann der Reserve gleichfalls das Eiseme Kreuz erworben, wie auch Friedrich Ludwig Jahn selbst Ritter des Eisernen Kreuzes von 1813 gewesen ist. — Eine Fata Morgan« bei Metz. Merkwürdige Luft spiegelungen, die zweifellos mit dem gewaltigen Kampf um Verdun zusammenhingen, konnten hier von den vor Metz liegenden Truppen beobachtet werden. Am späten Nach mittag, als bereits die Sonne sank, ihre Strahlen jedoch noch die Erde erreichten, trat die Stadt Verdun mit der hinter ihr liegenden Kette der Maashöhen zum Greifen deutlich vor unsere Augen. Das Bild in den Wolken war so klar und deutlich, daß man die Maashöhen in strahlender, ja fast ben galischer Beleuchtung sehen konnte. Einige Offiziere, die diese Luftspiegelung durch das Fernrohr ins Auge nahmen, riefen übereinstimmend: „Verdun brennt!" Und in der Tat, man brauchte gar nicht besonders scharf hinzusehen, denn diese Wahrnehmung konnte mit dem bloßen Auge gemacht wer den. Auch Truppenkolonnen aller Art waren zu sehen, ohne daß es freilich möglich war, ihre Waffengattung zu erkennen. Bemerkenswert war, daß man genau die Marschrichtung der Truppen feststellen konnte. Man sah, daß sie sich von Osten nach Westen und von Süden nach Norden bewegten. — welche sonderbaren Zufälle der Weltkrieg zeitigt, hat sich, wie der „Franks. Ztg." aus Meran geschrieben wird, in der verflossenen Woche wieder einmal in Eppan gezeigt. Alle vier Söhne des dortigen Buchbindermeisters Jatt- ner trafen nämlich ohne Wissen des Vaters und ohne daß sie selbst von einander etwas gewußt hatten, an ein und dem selben Tag, ja fast zur gleichen Stunde aus dem Felde auf Urlaub zu Hause ein. Dieses Zusammentreffen war ums, seltsamer, als man den einen Sohn bereits als gefallen be trauerte, nachdem man seit nahezu einem Jahr von ihm keine Nachricht mehr erhalten hatte, und das letzte Lebenszeichen des zweiten Sohnes im verflossenen Frühjahr aus russisch« Gefangenschaft gekommen war, aus der ihn spät« unter gro ßen Gefahren die Flucht gelang. Jetzt sind alle vi«, so wie am ersten Mobilisierungstag vor fast zwanzig Monaten, wie der gleichzeitig auf ihren Posten geeilt: der eine an die Dnjestr-Front, der zweite nach Russisch-Polen, d« dritte zu den Besatzungstruppen in Serbien und der letzte an den Jsonzo. — Schweinefleischnok in Holland. Am Mitwoch war in ganz Amsterdam kein Schweinefleisch zu bekommen. Die Regierungszufuhren waren eingestellt, und die Fleischer hat ten ihre Läden geschlossen. Dasselbe war in der Stadt Gro ningen der Fall. Auch im übrigen Holland herrscht große Knappheit. v» der Jsvvzvfevvt vvd ««» Ruhland. 1. Oesterreichisch-ungarischer Artillerieunter stand, 9000 Meter über dem Meeresspiegel. i>. Feldwache in den Skoki tno-Tümpfen.