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Beiblatt z« Nummer 40. Der SäMche Lrzähter. Amtliche Bekmmtmachrmge«. Freitag de« 18. Februar ISIS. Bei dem unterzeichneten Amtsgericht wird vom 1. März 1916 an die unterbrochene Geschäftszeit, mit Ausnahme de» Sonnabend, wieder eingeführt. Sie ist für den "Lage Montag bis Freitag auf die Stunden von Vormittags 8 bis 12 und Nachmittags 2 bis 6 Uhr festgesetzt. Für den Sonnabend verbleibt es bei der bisherigen durchgehenden Geschäftszeit (8 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmittags). Die Kass«, die Gerichtsschreibereien und die Gerichtsvollziehern sind mit Ausnahme von dringlichen Fällen für den Verkehr an den Werktagen Montag bis Freitag nur während der Stunden von Vormittags S—12 und Nachmittags 2—5 Uhr, Sonnabends von Vormittags 9 Uhr bis 2 Uhr geöffnet. Bischofswerda, am 12. Februar 1916. DaS Königliche Amtsgericht. Bekanntmachung, Betreffend die Vieh- und Fleischausfuhr vom 12. Februar ISIS. Zur Verhütung einer unwirtschaftlichen Verwendung von Schlachtvieh in der Zeit bis zur Aufnahme der Tätigkeit durch den Viehhandelsoerband im Königreich Sachsen wird verordnet: Wer Rinder, Kälber, Schafe und Schweine in lebendem oder geschlachtetem Zustande, sowie Fleisch- oder frisches Fett »on diesen Tiergattungen in Mengen von mehr als 5 Kilo gramm für die Einzelsendung aus dem Gebiete des König reichs Sachsen ausführen will, bedarf hierzu eines Erlaub nisscheines. Der Erlaubnisschein wird erteilt in den Städten mit re vidierter Städteordnung vom Stadtrat, im übrigen von der Amtshauptmannschaft. Zuständig ist diejenige Stelle, aus deren Bezirke die Ausfuhr stattfinden soll. Die Erlaubnis ist in der Regel nur dann zu erteilen, wenn die Ausfuhr mit Rücksicht auf die Fleischversorgung des sächsischen Gebietes unbedenklich erscheint. Die Ausfuhr im bisher üblichen Verkehr nach benachbarten Ortschaften der angrenzenden reichsdeutschen Gebiete ist — vorbehältlich des Einschreitens gegen Mißbräuche — ohne weiteres zu ge statten. Die Durchfuhr durch das sächsische Gebiet bleibt von die ser Verordnung unberührt. Sendungen der in Absatz 1 bezeichneten Art dürfen auf Eisenbahnen, sowie auf Wasser- und Landwegen, soweit nicht die Befreiung des vorhergehenden Absatzes Platz greift, nur gegen Vorlegung des Erlaubnisscheins zur Beförderung an genommen werden. Zuwiderhandlungen werden nach 8 17 der Bundesrats- Verordnung vom 25. September 1915 über die Errichtung von Preisprüfungsstellen and die Versorgungsregelung (R. G. Bl. S. 607) in Verbindung mit der Bekanntmachung vom 4. November 1915 zur Ergänzung ersterer Bekannt machung (R. G. Bl. S. 728) mit Gefängnis bis zu 6 Mona ten oder mit Geldstrafe bis zu 1500 bestraft. Diese Bekanntmachung tritt mit der Verkündung in Kraft. Die endgültige Regelung der Ausfuhr von Vieh, Fleisch vnd Fett aus dem Gebiete des Königreichs Sachsen bleibt -em Viehhandelsverbande im Königreiche Sachsen Vorbehal ten. Soweit eine solche Regelung erfolgt, treten die Bestim mungen dieser Bekanntmachung außer Kraft. Ministerium des Innern. Wer Brotgetreide verfüttert, I I versündigt sich am Vaterlande. Sinnfpruch. Die Tochter des Neides ist die Verleumdung. (Casanova.) Gedenktage. t17. Februar 1600: Giordano Bruno, Philosoph, als Ketzer verbrannt. — 1673: Maliers gest. — 1827: Der Päda gog Joh. Heinr. Pestalozzi gest. — 1856: Der Dichter Heinr. Heine gest. — 1905: Großfürst Sergius von Ruß land zufolge eines Attentates gest. — ISIS: Unsere Luft schiffe „L III" und „L IV" fallen einem schweren Süd sturm zum Opfer; 4 Mann der Besatzungen ertrunken. — Östlich Perthes, bei Boureilles und Nauquois 1300 Franzosen gefangen. Neue Angriffe bei Lomza. Kämpfe bei Plock-Racionz zu unseren Gunsten entschieden. 3000 Gefangene. Die Kriegsbeute nach der Masurenschlacht steigt ins Ungeheuere. Neue größere Kämpfe nördlich Nadworna und Kolomea. — Die Serben beschießen die offene Stadt Mitrowica. Astronomischer Kalender 18 Februar: Sonnenaufg. 7 Uhr 13 Min.! Mondautq 4 Uhr 52 Min. Sonnenunterg 5 Uhr 17 Min.! Mondunterg. 6 Uhr 46 Min. Die Kriegsbraut. Original-Roman von tz. Eourths-Mahler. <36. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten). Rita erhielt die traurige Kunde vom Tode ihrer Mutter, als sie von einem Besuch bei ihren Schwiegereltern nach Hause kam. Rainer bereitete sie zwar schonungsvoll darauf vor, aber sie brach denn doch haltlos schluchzend zusammen. „O, mein Rainer — wenn ich jetzt dich nicht hätte! Erst mein lieber Vater — und nun auch meine einzig gute Mut ter! Soll denn mein junges Glück immer von neuem durch Schatten verdunkelt werden?" klagte sie fassungslos. Ihr Gatte zog sie mit heißer Inbrunst in seine Arme. Schon sah er noch viel drohendere Schatten auffteigen über ihrem Glücke. Aber davon sprach er noch nicht. Er suchte Nita zu beruhigen, so gut er konnte. Sächsischer Landtag. Dresden, 16. Februar. Erste Sammer. Am Regierungstische Finanzminister v. Seydewitz. Das Haus verhandelt zunächst über mehrere Kapitel des ordent lichen Etats und zwar Kapitel 5 Hofapotheke. 17 Landes lotterie, 18 Lotteriedarlehnskasse, 19 Einnahmen der allge meinen Kassenverwaltung, 27 auf den Staatskassen ruhende Jahresrenten, und 28 Ablösung der dem Domänenetat nicht angehörigen Lasten, sowie Abfindungszahlungen bei Rechts streitigkeiten betr. Überall werden die Einstellungen in Übereinstimmung mit der Zweiten Kammer genehmigt. Weiter liegt ein königliches Dekret vor, betreffend die Ein nahmen und Ausgaben bei den Domänenfonds in den Jah ren 1913 und 1914. Das Haus beschließt auf Grund des durch den Oberbürgermeister Keil-Zwickau erstatteten Be richtes, sich mit den in den Jahren 1913 und 1914 vorge nommenen Veränderungen mit dem Staatsguts einverstan den zu erklären und soweit nötig, die Zustimmung zu er teilen. Der Landtagsausschuß zur Verwaltung der Staats schulden hat Rechnung abgelegt auf die Jahre 1912 und 1913. Das Haus beschließt die Richtigkeit der Rechnungen anzuerkennen, sodann wird über eine Reihe von Titeln des außerordentlichen Etats für 1916/17 verhandelt, mehrere Eisenbahnsachen betreffend. Die eingestellten Summen wer den nach der Vorlage in Übereinstimmung mit der Zweiten Kammer bewilligt und zwar für den Umbau des Bahnhofs Bautzen 2. Rate, für den viergleisigen Ausbau der Linie Dresden—Werdau zwischen Niederwiesa und Chemnitz-Hil- bersdorf 2. und letzte Rate, die Erweiterung des Bahnhofs Flöha 2. Rate, die Anlage des Bahnhofs Plauen-Chriesch witz 3. und letzte Rate, Beseitigung von Straßenübergängen und Umbau des Bahnhofs Glauchau 3. Rate, sowie Er weiterung des Bahnhofs Lugau. Nach debatteloser Erledi gung einer Petition vertagt sich das Haus. An die öffent liche Sitzung schließt sich eine vertrauliche Besprechung an. Nächste Sitzung Donnerstag vormittag 11^ Uhr. Schluß 1 Uhr. konservative Interpellation. Dem Landtage ist folgende Interpellation der Konser vativen zugegangen: Was gedenkt die Königliche Staatsregierung zu tun, um der in der Auslassung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" vom 12. Februar 1916 zutage getretenen Auf fassung des Herrn Reichskanzlers gegenüber, daß nur der Reichstag berechtigt sei, zu Fragen der auswärtigen Reichspolitik Stellung zu nehmen, die Rechte des Bundes rats und der sächsischen bundesstaatlichen Volksvertretung zu wahren? Natürlich wollte sie sogleich nach Hause reisen, aber ihr Gatte hielt sie davon zurück unter allerlei liebevollen Vor wänden. An Hasso depeschierte er, daß er Rita die Heimreise aus gewichtigen Gründen nicht gestatten könne. Allein lasse er sie jetzt auf keinen Fall reisen, und begleiten könne er sie unter keinen Umständen. Hasso werde seine Gründe wohl bald verstehen. Rita war ahnungslos. Sie begriff nicht, weshalb Rai ner sie nicht reisen lassen wollte. „Meinem Vater konnte ich die letzte Ehre nicht erweisen, nun soll ich auch meine Mutter ins Grab senken lassen, ohne dabei sein zu können. Ich verstehe nicht, Rainer, daß du es mir nicht gestatten willst", sagte sie traurig. Aber sie sollte es nur zu bald verstehen lernen. Am 23. Juli wurde der serbischen Regierung vom öster reichisch-ungarischen Gesandten die Note in Belgrad über geben, welche die Forderung enthielt, die Österreich Serbien unbedingt stellen mußte, um Sühne zu heischen für den Fürstenmord in Serajewo. Diese Note wurde nicht in befriedigender Weise beant wortet. Und nun drängten sich die Ereignisse in geradezu erschreckender Weise. Am 28. Juli brachte eine Sonderausgabe der „Wiener Zeitung" im amtlichen Teil folgende Bekanntmachung: Kriegserklärung! Auf Grund Allerhöchster Entschließung Seiner K. und K. apostolischen Majestät vom 28. Juli wurde heute an die Königlich Serbische Regierung eine in französischer Sprache abgefaßte Kriegserklärung gerichtet, welche in deutscher Über setzung folgendermaßen lautet: Da die Königlich Serbische Regierung die Note, welche ihr vom österreichisch-ungarischen Gesandten in Belgrad am 23. Juli 1914 übergeben worden war, nicht in befriedigender Weise beantwortet hat, so sieht sich die K. und K. Regierung in die Notwendigkeit versetzt, selbst für die Wahrung ihrer Rechte und Interessen Sorge zu tragen und zu diesem Ende an die Gewalt der Waffen zu appellieren. Österreich-Ungarn betrachtet sich daher von diesem Augenblick an als im Kriegszustand mit Serbien be- sindlich. Der österreichisch-ungarische Minister des Äußeren. Graf Derchtold. j Wieder eine wichtige Nohftoffrage gelöst. Wieder muß von der Aushungerungsrechnung unserer Feinde ein Posten abgesetzt werden. Im Sommer 1915 ha ben Engländer und Franzosen theoretisch einwandfrei bewie sen, daß bereits im Herbst 1915 die deutsche Stahlproduktton und damit die Herstellung von Granaten zunächst in der Güte, dann aber auch in der Menge schnell bergabgehen müsse, weil die Manganvorräte nicht länger ausrei chen würden und die Zufuhr ausländischer Manganerze un terbunden sei. Daß die Granaten nicht schlechter geworden sind und daß unsere Truppen, sowie die unserer Verbünde ten daran keinen Mangel haben, konnten unsere Feinde in zwischen an allen Fronten selbst feststellen. Immerhin wird bei ihnen die Hoffnung geblieben sein, der kritische Augen blick sei nur verschoben, nicht aufgehoben. Dieser kritische Augenblick liegt noch in unabsehbarer Ferne. Auf lange Zeit ist Deutschland auch heute noch mit Manganerzen versorgt, ohne die Mengen, die deutsche Berg werke fördern, und die zur Not allein ausreichen, um ge nügende Munitionsmengen anzufertigen. Der Krieg hat aber darüber hinaus deutsche Wissenschaft und Technik veranlaßt, sich mit dem Ersah des Aerromangans für Stahlerzeugung zu beschäftigen. Die Lrsahfrage ist gelöst. Das Material wird aus in ländischen Grundstoffen hergestellt, die sich in beliebig großen Mengen im Inland gewinnen lassen. Anlagen hierfür sind schon im Bekleb und noch größere im Bau. Das Verfahren wird uns dauernd von der Zufuhr aus dem Auslande unab hängig machen. Es bedeutet gleichzeitig einen Fortschritt und ist wirtschaftlicher als das bisherige Verfahren. Wie auf so manchen anderen Gebieten wird auch hier durch die Politik der Absperrung das Gegenteil erreicht werden von dem, was ihre Urheber beabsichtigten. ' Die große Notlage der französischen Landwirtschaft. Im „Etoile de l'Est" (Nancy) vom 3. Februar schreibt H. Flamens: 700000 Hektar des uns ernährenden Bodens liegen brach, seitdem alle gesunden Männer von 20 bis 48 Jahren an der Front sind. Die Fläche der unbebauten Fel der hat sich seit dem Herbst 1915 verdoppelt, so daß es sich 1916 um einen Verlust von 50 o. H. in unserer Getreideernte handeln würde. Seit den großen Mißernten von 1793 und 1816 hat unser Land keine schrecklichere Krise aufzuweisen. Frank reichs fruchtbarer Boden, der, wenn mit genügenden Ar beitskräften verständnisvoll ausgenutzt, eine Bevölkerung er nähren könnte, die die unsere um das Dreifache übersteigt, ' d. h. über hundert Millionen, erzeugt gegenwärtig nicht ein- Dieser Erklärung folgte der Mobilmachungsbefehl auf dem Fuße. Und unter den Millionen Herzen, die bei dieser Nachricht erzitterten wie unter dem Flügelschlag eines grau samen Geschickes, waren auch die Herzen der beiden neu vermählten jungen Paare. Graf Rudi Haßbach wußte es zuerst, daß es nun ans Scheiden und Meiden ging. Er brachte es, in heißer Angst um seine junge Frau, Josepha so schonend wie möglich bei. Sie nahm es auf wie einen Urte.ilsspruch des Schicksals. In all ihr heißes junges Glück hinein griff eine harte kalte Faust und riß sie vom Herzen ihres jungen Gatten. Sie hatte ja nicht einmal den sicheren Trost, nach vielleicht langer Trennung den Geliebten wiederzusehen. Wer konnte in solchem Falle auf ein Wiedersehen rechnen? Sie umklammerte in heißer Herzensangst ihren Rudi und sah mit erloschenen Augen in die seinen. Zum ersten mal war kein frohes Lachen in diesen sonst so sonnigen Männerangen. Der bittere Ernst der Stunde lag darin und doch all die herzinnigeLiebe und Sorge für sein junges Weib. „Tapfer sein — tapfer, mein liebes Sepherl, du darfst dich nicht aufregen, denk an unser Kinderl, das uns der liebe Gott bescheren will. Für das Kinderl mußt dich gesund er halten — und auch für mich, mein goldiges Sepherl. Schau — so wie uns geht es heut viel hunderttausend Menschen. Man darf nicht verzagen. Wenn ich heimkomme aus dem Kriege, dann will ich doch mein Sepherl gesund wieder finden, hörst du? Nicht aufregen, mein Liebes. Du gehst heim zu deinem lieben Mutterl, so lang ich fort bin, und bist mein tapferes Sepherl. Schau — wenn ich dich stark und mutig weiß, dann kann ich in Ruhe von dir gehen. Und siehst du, die Herzensruh', die braucht ein Reitersmann, wenn er frisch und stark hinausziehen soll in den Kampf gegen die Feinde des Vaterlandes." So sprach er ihr zärtlich Mut ein. Ach, Josepha konnte jetzt im Herzen nicht tapfer und mutig sein. Wenn ein Frauenherz um das Liebste bangt, das es auf Erden hat, dann zittert es in heißer Angst und Sorge, auch wenn es sonst noch so heldenhaft und mutig ist. Aber sie wußte auch, daß ein strenges Muß hinter dem Gatten stand, und daß sie ihm nicht durch Zagen und Klagen das Herz schwer machen durste. Mit allen Kräften zwang sie sich zur Ruhe, nachdem sie den ersten jähen Schrecken