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'Der SMche HM«. Donnerstag, he» 24. Dezemöer 1914. Amtliche Beka««t»ach»xge». Der Gutsbesitzer Georg Aekpcks»»» in Radibor hat ongezeigt, daß da» auf den Nomen »«bei-»»», in Radibor auf 1367 M. lautende und am 4. September 1914 unter Nr. 3 de» Pfeideaushebungs-Rationals ausgestellte Anerkrnnlni» de» Zivil-Aut Hebung». Kommissars zu Bauden verloren gegangen ist. Der Inhaber de» Anerkenntnisse» wird aufgesordcrt, dasselbe tot»,«» st >»»»tv» bei der unterzeichneten Swtshauptmannfchaft vorzulrgen, widrigenfalls da» Anerkenntni» «loschen und für ungiltig «klärt »«den wird. / Bautzen, am 16. Dezember 1914. L i e SS «igliche Amtöhauptmauufchaft. In dem Konkursverfahren üb« das Vermögen des GeflüaethLndlrrs Ernst Wiluelm S««U»a«»» in Bischofswerda, des alleinigen Jnhabns d« Firma Engelmann L Comp. daselbst ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalt«», zur Erhebung von Einwendungen gegen dos Schlußverzeichnis der bei d« Verteilung zu berücksichtigenden Forderungen, sowie über die Erstattung der Auslagen und die Gtwährung ein« Bngütung an die Mitglieder des SläubignauSichusses der Schlußtermin auf den 18. Januar ISIS, vormittags 10 Uhr, Vor dem Königlichen Amtsgnichte Bischofswerda bestimmt worden. Bischofswerda, den 22. Dezemb« 1914. SSoigllcheSAmtSgerlcht. ZeltgemLtze Betracht»«-en. Weihuachtowunsch 1914. Sonst hat man wohl zur Weihnachtszeit — manch frohes Lied gesungen, — und Jubel herrschte weit und breit — bei Alten und bei Jungen — doch heute geht ein ernster Klang — durch alle deutschen Herzen, — der Sturmwind braust im Schlachtgesang — und trübt den Glanz der Kerzen! — Noch hält die ganze Welt in Bann — Herr Mars, der stahlgc- fchiente. — Ts trat bereits der Landsturm an, — sogar der „ungediente"'. — Biel tapfre Männer zogen aus, — nun fehlt zum Weihnachtsglücke — der Later und der Sohn im -aus, — d« Krieg riß manche Lücke! — Sonst wurden tau- send Wünsche laut — und Jubel und Entzücken» — und Je der suchte lieb und traut — den Andern zu beglücken, — d^ch heute sind zurückgestellt — die Eigenwünsche alle, — denn unsre Besten stehn im Feld — im Schlachten-Donnerhalle. Ein Wunsch nur ist's, den Jung und Alt — im Herzen heute hegen, — ein Wunsch, der weithin widerhallt — wo Lippen sich bewegen. — Ein Wunsch nur lebt und brauset durch — Gemeinde zu Gemeinde: — Gott segne unsern Hin denburg — und strafe unsre Feinde! Bang drückt die Sorge manch Gemüt — in diesen Weihnachtstagen — doch wo ein Wunsch im Herzen glüht! — ist's der, den Feind zu schlagen, — der uns gestört der heiligen Nacht — holdsel'gen Erdenfrieden l Wir wünschen nicht» als das allein: — Gott schütze Deutschlands Söhne, — die draußen stehn in dichten Reihn im heißen Kampfgedröhne! — Doch wo ein Herz im bittren Leid — den Lieben muß beklagen — werd ihm zux hehren Weihnachtszeit — die Kraft, es zu ertragen. — Ein Weihnachtsfest, wie kein« noch war — ist heute uns gegeben, — und doch, wie muß so wunderbar — uns diese Zeit erheben! -?? Durch Kampf zum Sieg! — Uns ist nicht, bang! — Daß Friede fei auf Erden, — mög dieser Weih nacht-Glockenklang — zum Siegesklang uns werden! — — - ErnstHeiter. .. t. Höchstpreise für Wollwaren. Berlin. 22. Dezember. (W. T .B.) Der Bundesrat hat in seiner/heutigen Sitzung beschlossen, Höchstpreise für Roh ¬ wolle und Wollwaren, die für den Bedarf des Heeres und der Marine erforderlich sind, festzusetzen. Der Höchstpreis für ein Kilogramm Rohwolle (reingewafchen ohne Wasch lohn) jeder Herkunft ist bei AA/A bis AAA-Feinheit auf 8.85 vtt festgesetzt worden. Die übrigen sieben unterschiede nen Feinheitsgrade stufen sich darunter bis zu 5,70 ab. Für gewaschene Wolle einschließl. Waschlohn sind die Höchst- preise in fünf Feinheitsstufen von 6,20 -K bis 9,75 <4t festge legt worden. Für Kammzug sind acht Feinheitsstufen von 6,30 bis 9,75 vorgesehen. Für Kammgarn 2/26 AB ist der Höchstpreis, wenn es gefärbt ist, auf 11,65 ^t, wenn es rohweiß ist, auf 10,90 -4t bestimmt worden. Bei Mann schaftstuchen ist der Höchstpreis für einen Meter Militärtuch auf 10,75 «tt, für Marinetuch auf 10,75 -4t, für ein Meter Kammgarnstoff auf 12,25 -4t festgesetzt worden. Die Höchst preise treten am 24. Dezember in Kraft. Verlustliste Nr. 82 der König!. Sächs. Armee ausgegeben am 22. Dezember 1914, nachmittags 5 Uhr. Leib-Grenadler-Regimenk Nr. 166. Dresden. Klotzsche, Heinrich, Gren. d. R., Deutschbaselitz — vermißt. Mißbach, Paul, Gren. d. R., Großröhrsdorf — vermißt. Kahre, Karl Reinhold, Gren. d. R., Oberuhna — vermißt. Haufe, Max Adolf, Gren., Lückersdorf — vermißt. Noack, Hermann August, Gren., Obergurig — vermißt. Hempel, Karl Bernhard, Gest. d. R., Radeberg — bish. ver mißt, bef. s. i. franz. Gefgsch. Angoulsme. Hentschel, Otto, Gren. d. R., Radeberg — bish. vermißt, bef. s. verw. i. stanz. Gefgsch. Toulouse. 4. Infanterie-Regiment Nr. 10Z. Bautzen. Senf, Georg Max, Sold., Radeberg — l v., l. Arm. Burkhardt, Otto Walter, Ers.-Res., Bautzen — l. v., l. Hand. Habedank, Georg Walter, Res., Radeberg — l. v., r. Arm. Nitschke, Max Richard, Sold., Bautzen — bish. vermißt, i. a. 5. 12. z. Tr. zur. Hänsel, Martin, Gefr. d. R., Slein-Gaußig — bish. l. v., bef. s. i. stanz. Gefgsch. Montauban. Steglich, Ernst Hermann, Gefr. d. R., Seidau — bish. ver mißt, i. gefallen. Landwehr-Jafauterie-Regimenl Nr. 167. Nihfche, Clemens, Gest., Bretnig — verw. Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 13Z. Großmann, Walter Ernst, Utffz., Kamenz — bish. schw. v.» bef. s. i. franz. Gefgsch. Rochefort. SSchf. Staatsangehörige in außerfSchflschen Truppenteilen. Warnatsch, Max, Ers.-Res., Panschwitz — schw. v. Hentschel, Kurt, Res., Pulsnitz i. S. — l. v., b. d. Tr. Zschichholtz, Heinr., Wehrm., Jetscheba — vermißt. Lange, Walter, Wehrm., Bautzen — gefallen. Tamaschke, Utffz. d. R., Oberlichtenau — verw. Beichler, Willy, Res., Kamenz — verw. Die deutschen Verlustlisten. Ueber die Schwierigkeiten bei der Feststellung der Ver lustlisten verbreitet sich Kekulö v. Stradonitz in der „Tiigl. Rundschau ". Die uns vorliegenden gedruckten Listen sind ausgearbeitet auf Grund der sogenannten Urlisten und dec Lazarettlisten. Die Urlisten sind nach einem bestimmten For mular auszufüllen, das Namen, Herkunft, Geburtstag, Charge enthält und auch meist enthält. Bei Verwundungen ist die Art der Verwundung möglichst genau anzugeben, wo möglich auch das Lazarett, wo sich der Verwundete befindet. Diese Angaben sind am leichtesten von Leichtverwundeten zu erhalten. Tote stellt man nach der Erkennungsmarke fest, die jeder Mann bei sich trägt. Nur beim Offizier nennt sie den Namen, sonst nur die Nummer der Kriegsstamm rolle. Diese aber hat der die Listen aufftellende Feldwebel nicht immer zur Hand. Doch hat der Tote auch noch seinen Paß bei sich, der Auskunft gibt. Aber mancher wird auch von den Einwohnern beerdigt, und diese versäumen, die To tenmarke abzunehmen. Von ihm geht dann jede Spur ver loren. (Daß die Totenmarke aus abergläubischen Gründen vor der Schlacht weggeworfen wurde, kam 1870 öfters vor. Jetzt hat man nichts davon gehört.) Als vermißt wird je der angesehen, der beim Appell fehlt. Dieses Fehlen aber kann die verschiedensten Gründe haben. Viele sind gefan gen worden, mancher ist verunglückt, hat sich vielleicht ver- « Sinnspruch. I 2 Wer im Krieg will Unglück Han, der fange m't I » den Deutschen an! Sprichwnr,. Gedenktage: 2Z. Dezemb« 1809: König Friedrich Wilhelm III. und Kö nigin Luise ziehen nach dreijährigem Fernsein unter großem Jubel wieder in Berlin ein. 24. Dezemb« 1524: Vasco de Gama gestorben. — 1866: Vereinigung Schleswig-Holsteins mit Preußen. — 1875: Einweihung d« ersten evangelischen Kirch« in Rom. Astronomischer Kalender. 24. Dezember: Sonnenaufg. 8 Uhr 4 Min.! Mondauig. 1l Uhr42Min. Sonnenuntng. 3 Uhr 54 Min. I Mondunterq. 12 Uhr — Min. Amtmanns Käthe. Roman von H. Courths-Mahler. 29. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) E« lag heute wie eisi^ dumpfe Beklemmung auf den drei Menschen. Fast schweigend nahmen sie das Frühstück ein und gingen dann auseinander. SM« als sonst ging Wally heute im Hause umher. St» liebte ihre Schwester und Georg zu sehr, um nicht be trübt zu sein, daß an ihrem Glück etwas fehlte. Bisher hatte sie diese« Glück für schattenlos gehalten und das Leben erschien ihr hertlicher und schöner, wenn sie daran gedacht hatte. Sie wünschte sich heimlich, auch einmal so glücklich zu ««den wie ihre Käthe. Und nun merkte sie betrübt, daß diese ein stilles Leid mit sich Herumtrug. Sie wünschte sich sehnlichst, dieses Leid abwenden zu können. Wenn sie es nur erst hätte beim Namen nennen können. Zu fragen wagte sie Käthe nicht darnach. Daß eine dritte Person mit im Spiel sein mußte, war für sie nicht schw« zu erraten. Und daß diese dritte Per son d« Verfasser jene« stark duftenden Briefes war, stand bei ihr fest. Wer «ar ad« dies« Verfasser? War es ein Herr od« eine Dame? vielleicht -ar Georgs Mutter? Aber nein, Frau Brandner, schrieb doch immer sehr liebe Briese an Kä the und die waren nicht auf farbiges Papier geschrieben, dufteten auch nicht so widerlich stark. Also jemand anders. Aber wer? Darüber grübelte Wally angestrengt, als sie mit Käthe drüben im großen Saal die langen Tafeln mit Geschenken für die Leute belegte und die beiden großen Tannenbäume mit allerlei bunten Tand behängte. Hier sollten die Leute morgen abend beschert bekommen. Eine kleine, sehr schöne Tanne stand drüben in einem Zimmer, wo nur für die Familie die Bescherung stattzufin den pflegte. Diese Tanne war nur mit weißen Lichtern und künstlichen Schneebällen geschmückt. Die hatten sie gestern mit Georg zusammen selbst aus dem Walde geholt, und er hatte dann am Abend geholfen, sie zu schmücken. Unter der selben wollte er am Heiligen Abend selbst die Geschenke für seine Frau und Wally aufbauen. Käthe war still und traurig. Jetzt, da sie mit Wally allein und diese in die Beschäftigung des Aufbauens vertieft war, glaubte sie sich unbeobachtet gehen lassen zu dürfen und mühte sich nicht, ein scheinbar heiteres Gesicht zu zeigen. Bis Mittag waren die Schwestern mit ihrer Arbeit fer tig und gingen hinauf in ihre Zimmer, um sich für den Mit tagstisch umzukleiden. Wally war sehr schnell damit fertig und lief zu Käthe hinüber; um sich das Haar von ihr ordnen zu lassen. Käthe tat das, ehe sie ihren Anzug vollends beendete und Wally wollte dann auf sie warten. Käthes kleine, hübsche Schmuckkassette stand offen auf ihrem Toilettentisch. „Brauchst Du Schmuck, Käthe," fragte Wally, sich neu gierig über die Kassette beugend. Käthe war in Gedanken versunken und achtete nicht auf sie. „Nur meine schwarze, glatte Jetbrosche, Wally." „Soll ich sie Dir reichen?" „Ja, bitte, tue das." Wally nahm die ihr bezeichnete Brosche aus der Schmuckkassette und hob dann, um sich Käthes Schmuck sachen zu betrachten, auch den Einsatz heraus, der sie in zwei Fächer teilte.f Und da wehte ihr plötzlich jene« eigentümliche Parfüm entgegen, das von dem Briefe, der sie so sehr be schäftigte, ausgegangen war. verwundert blickte sie in die Kassette hinein und da sah sie «in Papierschnitzel liegen von derselben eigenartigen Flie derfarbe, wie sie jefl« Brief gehabt hatte. Davon ging , also d« scharfe Geruch au». Wally unterdrückte einen Ruf der Ueberraschung, um Käthe, die sich vor dem großen Toilettenspiegel fertig machte, nicht aufmerksam zu machen. Rasch und verstohlen nahm sie den Zettel heraus und betrachtete ihn. Ohne Gewissens bisse las sie die abgerissenen Worte auf beiden Seiten. Sie verstand den Sinn nicht. Nur eins wurde ihr klar: daß die ser greuliche Brief von einer Lotte kam und an Georg ge richtet war. Während sie noch grübelnd darauf niederfah und sich mühte, sich das alles zu erklären, hatte sich Käthe umge wandt und sah nun das Papier in Wallys Hand. Hastig erschreckend und dunkelrot werdend, trat sie her an, nahm das Papier aus Wallys Hand, warf es in die Kassette und schloß dieselbe hastig zu. Sie sah aber dabei so verstört aus, daß Wally erschrak. Sie warf sich plötzlich, alle Zurückhaltung vergessend, in Käthes Arme. „Käthe — ach, liebe Käthe, was ist das mit diesem Briefe? Der gräßliche Duft scheint mir den ganzen Brand- nerhof zu erfüllen und alle Lebensfreude zu ersticken", stieß sie jammernd hervor. Käthe hatte sich stets beherrscht. Niemand sollte ihren Schmerz kennen lernen. Nur die verschwiegenen Wände ihres Zimmers hatten bisher ihre Tränen gesehen. Aber bei diesem jammernden Ausruf der Schwester, der ihr ent hüllte, daß Wally mehr gemerkt hatte, als sie sollte, brach ihre Fassung zusammen. Am ganzen Körper zitternd, brach sie in ein schmerzliches Weinen aus und warf sich, das Ge sicht in den Händen bergend, auf den Diwan. Wally kniete erschrocken neben ihr nieder und umfaßte sie liebevoll. „Käthe — ach, meine liebe Käthe, ich merkte ja schon lange, daß Dich etwas quält und drückt. Willst Du mir Dei nen Kummer nicht anvertrauen, liebe Schwester? Ich bin ja noch jung und dumm, aber ich habe Dich so herzlich lieb und möchte Dir helfen. Sag mir doch, was Dich bedrückt, Herzenskäthe! Es wird Dich sicher erleichtern, wenn Du je- mand Deinen tiefen Kummer offenbaren kannst. Was hat es denn mit diesem Briefe für eine Bewandtnis? Bon ein« Lotte ist er, an Georg gerichtet, und Georg hat ihn so schnell eingesteckt und nach Dir gesehen, ob Du es auch nicht bemerkt hast. Und Du hast so blaß und unglücklich ausgesehen, al» Du den Brief unter den anderen fandest. Ich habe gar nicht mehr froh sein können und immer gegrübelt, was da» nur alle« zu bedeuten hat. Sag es mir doch! Ich sorg« mich so schrecklich um Dich. Keine ruhige Stunde hab« ich mehr, wenn Du mich nicht an Deinem Kumm« mit tragen licht." So brach es au« Wally» Brust hervor.