Volltext Seite (XML)
Bischofswerdaer Tageblatt Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschast, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen ^auptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aeltestes Blatt im Bezirk. Erscheint seit (846. Telegr.-Adrefse: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Mtt den wöchentlichen Vellage«: Dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustriertes Sonntagsblatt. Erscheint irden Werktag abend« für den folgenden Tag. Der Br- ««pret, ist einschließlich der 3 wöchentlichen Beilagen bet Abholung inder Expedition virrtelfährllch 1 Mk. 50 Pfg.. bet Zustellung tu» Hau« I Mk. 70 Pfg.; durch di« Post fr« in« Haus viertel- fährmh 1 Mk. 92 Pfg, am Postschaltrr abgehott 1 Mk. 50 Psg. Einzelne Nummern kosten 10 Pfg. Abonnements-Bestellungen werden angenommen in der Geschäfts stelle Altmarkt 15, sowie bei den Zeitungsboten in Stadt und Land, ebenso auch bet allen Postanstalten. — Nummer der Zeitungslifte S587. — Schluß der Geschäftsstelle abend« 8 Uhr. Nnzeisenpreis: Die 5gespaltene Korpuszeile oder deren Naum 12 Pfg., wr Inserate von außerhalb des Verbreitungsgebiet«« 15 Pfg. Die Reklamezeilr 30 Pfg. Geringster Inseratenbetraa 40 Pfg. Bet Wiederholungen Rabatt nach aufliegendem Tarif. Erfüllungsort für beide Teile Bischofswerda. Festbestellte Inseraten« Aufträge können nicht zurückgezogen werden. Inserat« und Abonnements-Bestellungen nimmt entgegen in Bautzen: Weller'sche Buchhandlung, Schulstrahe 9. Die amtliche« Bekanntmachungen befinden sich aus der 1. Beiblatt-Seite. Die zusammengebrochene französische Offensive. Günstiger Stand der neuen Kämpfe in Polen. — Feindliche Flieger über Stratzburg. — Die türkische Armee zur Befreiung Aegyptens marschiert auf den Suezkaual. Großer Hauptquartier. 22. Dezember, vorm. (Wiederholt, weil nur in einem Teil der gestrigen Num mer enthalten.) Bei Nieuport und in der Gegend von Wern herrschte im allgemeinen Ruhe. Wr Wiedererlangung der am 20. Dezember verlorenen Stellungen bei Festubert und Givenchy machten die durch französische Territorial» verstärkten Engländer gestern und heule nacht verzweifelte Vorstöße, die zurückgewiesen wurden. In der Gegend von Richebourg gelang es ihnen, in ihren allen Stellungen wieder Fuß-zu fassen. Die gestrigen Angriffe der Franzosen in der Gegend Albert» nordöstlich Lompiegne, bei Souain und Verthes. wurden unter schweren Verlusten für sie abgeschlagen. 3m westlichen Teile der Argonnen nahmen wir einige Schützengräben. Oestlich der Argonnen. nordwestlich und nördlich Verdun, wurden die französischen Angriffe zum Teil unter schweren Verlusten für die Franzosen leicht zu- rückgewiesen. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz ist die Lage in Ost preußen unverändert. - 3n Polen stehen unsere Truppen in heftigen Kämpfen um den vzura- und Rawka-Abschnitt. An vielen Stellen ist der llebergaag über diesen Abschnitt schon erzwungen. Auf dem rechten Ufer der Pilica steht der Kampf mit den ver bündeten Truppen noch. Wir haben leider erst nach Veröffentlichung festgestellt, daß der gestern bekannt gegebene Befehl des französischen Generals 3offre vom 17. Dezember 1S14 folgenden Nachsatz hatte: »Der Befehl ist heute abend allen Truppen bekannt zu geben und zu verhindern, daß er in die Preffe gelangt." ! Oberste Heeresleitung. Wien. L2. Dezember. (W. T. B.) Die „Reichspost" schreibt: Der gestrige Tagesbericht des Deutschen General stabes meldet nicht mehr und nicht weniger als das völlige Scheitern der neuerlichen hefttgen französisch-englischen Offensivstöße die nach den Hoffnungen des französischen Ge neralissimus Frankreich von der deutschen Besetzung be freien und den Krieg auf das deutsche Reichsgebiet hätte bringen sollen. Das Scheitern der feindlichen Angriffe zieht sich durch die ganze ungeheure Schlachtfront. Die Feinde sind bei Verdun an der Maas, bei Nieuport, an der belgi- fchen Küste, in den Argonnen im äußersten Nordwesten Frankreichs an dem Kanal, der La Baffse mit Aire verbin det, geworfen worden. Diesen schweren feindlichen Mißer folgen stehen Fortschritte des deutschen Angriffes an meh reren Punkten gegenüber. Es leidet keinen Zweifel mehr: wie im Osten, beginnt auch im Westen die feindliche Wand zu wanken. — Das „Fremdenblatt" sagt: Nach der schweren Niederlage, die da» russische Heer auf dem nordöstlichen Kriegsschauplatz« erlitten hat, scheint nunmehr die franzö- fische Heeresleitung, ob aus eigener Initiative oder auf dringende Aufforderung aus Petersburg, bleibe ununter- fucht, di« Notwendigkeit zu emkfinden, ihrerseits irgendetwas zu unternehmen, Der emphatische Angriffsbefehl Ioffres hat aber bisher sehr wenig Wirkung gehabt; er wird wahr scheinlich der russischen Heeresleitung einen sehr geringen Trost und Ersatz bieten können für die schwere Niederlage und die schweren Verluste, die das Heer des Zaren in der Niesenschlacht bisher erlitten hat. Heftige Kämpfe an den Kanälen Mich Nieuports. Berlin. 23. Dezember. (Dep.) An den Kanälen im Osten von Nieuport haben, nach der „Voss. Zig." in den letz ten Tagen heftige Gefechte stattgefunden. — „Daily Mail" berichtet: Ost standen die Deutschen den Belgiern und Fran zosen stundenlang gegenüber, während nur das Wasser des Kanals sie von einander trennte. Ein Fahrzeug lag auf französischer Seite des Kanals bei Paschendäle. Es wurde so gedreht, daß es eine Brücke bildete. Die Soldaten um wickelten ihre Schuhe mit Lappen und gingen aus Strümp fen im Gänsemarsch über das Verdeck. So griffen sie. be vor das Manöver entdeckt wurde, die Deutschen in den Lauf gräben an. Es entspann sich ein lebhaftes Bajonettgefecht. Die Kämpfe an der Bfer.— Gehobene Stimmung der deutschen Truppen. Berlin, 23. Dezember. (Dep.) Ein holländisches Presse bureau meldet nach dem v. L.-A. über die Kämpfe an der Yser: Seit mehreren Tagen machen die Franzosen sehr große Anstrengungen, sich in den Besitz der Eisenbahnlinie Roulers—Menin zu sehen, um dadurch auf die Deutschen in der Linie Menin—Tourcoins—Roubaix—Lille zu drücken. Trotz der Zuführung großer Artilleriemengen ist ihnen der Vorstoß nicht gelungen. Die von Wern heranführenden Marschstraßen werden weiterhin von der deutschen Artillerie beherrscht. — Berichte au» Sehaete schildern die umfassen den Verteidigungsmaßregeln gegen eine mögliche Forderung der Schelde und einen Angriff durch den großen Schiffahrts kanal Gent—Terneuzen durch die englische Flotte. Die Stim mung der deutschen Truppen sei außerordentlich angefeuert durch die Meldung vom Siege über die Ruffen. F rrchtbare Verluste der Verbündeten. Das holländische Preffebureau „Hagas" meldet über die Kämpfe an der Yserlinie weiter: Seit drei Tagen machten die Franzosen sehr große Anstrengungen, sich» in den Besitz der Eisenbahnlinie Roulers—Meuin zu setzen, um so auch die deutschen Stellungen an der Linie Menin—Tourcoing— Roubaix—Lille einzudrücken. Trotz forcierter Heranführung großer Artilleriemassen (anscheinend haben sie 15-Zenti- meter-Haubitzen in Stellung gebracht) ist der Vorstoß nicht gelungen. Die von Ypern her führende Anmarschstraße wird weiterhin von der deutschen Artillerie beherrscht. Zwi schen Paschendaele, Becelaere und Gheluvelt kam kürzlich eine neu eingetroffene Division französischer Marineinfan terie ins Feuer und erlitt enorme Verluste. Die Verluste der Verbündeten sind im übrigen in der letzten Zeit so groß ge- wesen, daß die Verbündeten entschlossen scheinen, die Wag schale de» Kampfe» hauptsächlich durch die Gewinnung de» artilleristische« numerischen liebergewichts ,« beeinflussen. Feindliche Flieger über Stratzburg. Straßburg i. Lls^ 22. Dezember. (W. T. B.) Heute nachmittag zwischen Z und 4 Uhr erschien ein seindllcher Flie ger über der Stadt und ließ in der Nähe de» Zllkircher Müh- lenberge, eine Bombe sallen, die einen leeren Schuppen und die Fenster eine» Getreidespeicher» beschädigte. Einige Spreugstücke fielen in den Handelshafen, verletzt ist nie- mand. Der Flieger, der sich in 15- bi» 17ÜV Meter höhe bewegte, wurde beschossen. Siegreiches Vordringen über die Vzura. Berlin, 23. Dezember. (Dep.) 3m heftigen Kampfe am Bzura- und Rawka-Abschnitt erzwangen, wie die kreuzztg." mitteilt, unsere Truppen an vielen Stellen die Usberwindung des Gegners. 3n glücklicher und harmoni scher weise wirken die Generalstäbe der deutschen und öster- reichisch-ungarischen Armee zusammen. Der öfierreichische Generalstabsbericht. Wien. 22. Dezember. (W. T. B.) Amtlich wird vom 22. Dezember mittags gemldet: In den Karpathen wird in der Nähe südlich des Gebirgskammes im Gebiete der Flüsse Nagy-Ab, Latorcza und Ung gekämpft. In Galizien gingen die Russen gestern wieder zum Angriff über, ohne jedoch durchdringen zu können; namentlich am unteren Dunajee hatten sie schwere Verluste. Bei Nida und im Raume südlich Tomaszow entwickelten sich kleinere Gefechte. Die Kämpfe im Vorfelde von Przemysl dauern fort. Vormarsch einer türkischen Armee auf den Suezkanal. Frankfurt. 22. Dezember. (W. T. B.) Die „Franks. Ztg." meldet aus Konstantinopel: Die türkische Armee zur Befreiung Aegyptens hat vorgestern von Damaskus aus un ter dem Oberbefehl Dschemal-Paschas den Vormarsch nach denk Suezkanal aagetreten. Mehmet-Senussi, der Bruder des Scheichs der Senussi, befindet sich im Gefolge Dschemal». Der russische Generalstab beginnt zu warnen! Petersburg, 23. Dezember. Der Generalstab in Peters burg macht folgendes bekannt: „Angesichts der unrichtigen Mitteilungen, die in den letzten Tagen über den Zustand unserer Armeen und ihre strategische Stellung in Deutsch land und Österreich in weiten Kreisen verbreitet werden, glaubt der Generalstab das russische Volk warnen zu müssen vor der Einseitigkeit und Unrichtigkeit aller Mitteilungen, welche durch die feindliche Presse über die Russenheere ver öffentlicht werden. Daß die russischen Heere ihre Stellungen aus einer kleineren Front gewählt haben, ist das Ergebnis gründlicher Beratungen der militärischen Autoritäten. Die Stellungnahme auf einer kleineren Front findet ihre natür lich« Ursache in der Konzentrierung sehr starker feindlicher Streitkräfte gegen uns und verschafft uns außerdem noch andere Vorteile, worüber aus strategischen Rücksichten nicht gesprochen werden kann." — Der „B. L.-A." bemerkt hierzu: Diese Erklärung macht einen ausgezeichneten Eindruck — auch bei uns. Wir können mit der „kleineren Front" der Russen und ihren militärischen Autoritäten einstweilen ganz zufrieden sein und für das weitere unseren Hindenburg sor gen lassen.