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Nummer 296. — TienStaq, 22, Dezember 1914. 68. Jahrgang. DerMMLrMer Nischofswerdaer Tageblatt Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen ^auptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aeltestes Blatt Im Bezirk. Erscheint seit s8§6. Telegr.-Adresse: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Mit den wöchentlichen Beilagen: Dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustriertes Sonntagsblatt. Erscheint jeden Werktag abends für den folgenden Tag. Der Be» zugsprets ist einschließlich der 3 wöchentlichen Beilagen bet Abholung m der Expedition vierteljährlich 1 Mk. SO Pfg., bei Zustellung in» Hau» 1 Mk. 70 Pfg.; durch die Post frei ins Haus viertel« jlihrnch 1 Mk. V2 Pfg., am Postschaltrr abgrholt 1 Mk. SO Pfg. 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Auskunft erteilt <I«»r 4a. Eine neue Stellung der Russen anderNawka un - der Nida. Siegreiches Borrücken in Galizien. — Der Kaiser wieder im Felde. Großes Hauptquartier, 20. Dezember, vorm. 2m Westen stellte der Gegner seine erfolglosen Angriffe bei Rieuport und Bixschole gestern ein. Die Angriffe in Gegend La Baffse, die sowohl von Franzosen al» Engländern geführt wurden, sind mit großen Verlusten für den Feind abgewiefen worden. 200 Gefan gene (Farbige und Engländer) fielen in unfere Hände. Rund KOO lote Engländer liegen vor unserer Front. Bei Ttotredame de Lorette, südöstlich Vsthune, wurde eiu deutscher Schützengraben von SO Meter Länge an den Gegner verloren. Verluste bei uns ganz gering. In den Argonnen machten wir kleinere Fortschritte und erbeuteten drei Maschinengewehre. Von der ost- und westpreußischen Grenze nicht» Reue». 2n Polen machten die russischen Armeen den versuch, sich in einer neuvorbereiteten Stellung am Rawka und Rida zu halten. Sie werden überall angegriffen. Oberste Heeresleitung. Der Kaiser geht wieder an die Front. Große» Hauptquartier, 20. Dezember. (Amtlich.) Se. Majestät der Kaiser hat sich, nachdem er völlig wieder herge- fiellt ist, auf» Reue zur Arout begeben. Oberste Heeresleitung. Der österreich-ungarische Generalstab meldet: Wien, 20. Dezember, mittags. (W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: 2a den Karpathen wurden gestern die feindlichen Vor truppen im Latorcha-Gebiet zurückgeworfen. Nordöstlich de» Lupkower Passe» entwickeln sich grö ßere Kämpfe. Unser Angriff au» der Arout Krosno-Aakllczyn gewann allenthalben Raum. 2m Viala-Tale drangen unsere Truppen bi» Tuchonl vor. Die Kämpfe am unteren Lunajeh dauern fort. Die Russen haben sich somit in Galizien mit starken Kräften neuerding» gestellt. 2n Südpolen erreichten wir die Nida. Der Stellvertreter de» Lhef» de» Generalstab»: v. Hoefer. Aeldmarschall-Leutnant. Siegreich vorwärts. Berlin, 21. Dezember. (Dep.) Rach telegraphischem Bericht de» Verl. Tgbl. vom Galizischen Kriegsschauplatz vollzieht sich da» Vorrücken der Verbündeten in Rusfisch- polen bewauder»wert exakt. Unter den Mannschaften de» auf da» westgaltzische Kampffeld abgezweigten deutschen Truppenverbaade», der gleich nach seiner Ankunft in» Ge fecht kam, befanden sich bi« SO Proz. Freiwillige. Sie stürm ten in der mehrtägigen Schlacht bei Limanowa di« von den Rassen befestigten Abhänge von Mordarka mit wahrer Todeaaerachtuag. Wien, 20. Dezember. (W. T. B.) Die Neue Freie Presse meldet nach der Gazeta Krakowska vom 17. Dezember. Der Feind wird Tag und Nacht unausgesetzt verfolgt. Unsere Truppen rücken in Jaslo ein. Nach Krakau wurden größere Abteilungen von Gefangenen gebracht, saft ausschließlich Po len. Sie gehören dem russischen Infanterie-Regiment Nr. 70 an. Mit Tränen in den Augen klagten sie über Hunger und brutale Behandlung seitens der russischen Offiziere. Berlin, 20. Dezember. (W. T. B.) Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt über den Kampf im Osten: Wenn auch das Endergebnis der gewaltigen Schlacht in Po len von hieraus noch nicht zu übersehen sei, so sei doch er kennbar, daß in dem weitausgedehnten Gebiete von Nord polen bis nach Westgalizien entscheidende Schläge gefallen sind. Die mit soviel Ruhmredigkeit angekündigte russische Offensive gegen Schlesien und Posen sei nicht nur zusammen gebrochen, sondern das russische Millionenheer sei auf der ganzen Front zum Rückzug getrieben worden. Unter mei sterhafter Führung hätten die deutschen und österreichisch ungarischen Truppen die denkbar höchsten Leistungen voll bracht. Wohl sei die Arbeit im Osten noch nicht zum Ab schluß gebracht, aber in dem bisher Erreichten liege eine sichere Bürgschaft für einen Ausgang der blutigen Ausein andersetzung, der den Friedensstörern für alle Zeit die Nei gung nehmen wird, mit dem Schicksal der Völker ein so fre velhaftes Spiel zu treiben. Die gemeinsamen Kämpfe der Heere Deutschlands und Österreich-Ungarns bilden einen herrlichen Triumph der Waffenbrüderschaft, die sie um schließe. Treue um Treue! Mit diesen schlichten Worten fei der Geist bezeichnet, der Deutschland und Österreich-Ungarn beseele und sie befähige, einer Welt von Feinden die Stirn zu bieten. Das gleiche Ziel und der gleiche Wille erfülle sie, der Wille, für die Lösung ihrer hohen Aufgaben, alles ein zusetzen, und in diesem Geiste würden sie siegen! Die Freude der Türken. Konstantinopel, 20. Dezember. (W. T.,B.) Die ge samte türkische Presse widmet einstimmig den neuen deut schen und österreichisch-ungarischen Siegen in Polen und Galizien schwungvolle Artikel, in denen besonders die kühne Strategie und Tapferkeit der beiden verbündeten Armeen mit Bewunderung hervorgehoben wird. Die Blätter brin gen die lebhafte Freude zum Ausdruck, die gestern in ganz Stambul herrschte und die sich auch durch reichen Flaggen schmuck kundgab. Auch die Bulgaren freuen sich. Sofia, 20. Dezember. (W. T. B.) In Besprechung der großen russischen Niederlage sagt das Blatt „Kambana": Die bloße Möglichkeit eines Sieges Rußlands erregt ein Zit tern bei allen Neutralen. Besonders Bulgarien freue sich der russischen Niederlage, weil nunmehr das größte Hinder nis für die Verwirklichung des Ideals des bulgarischen Vol kes beseitigt worden sei. Die Kämpfe in Flandern. Berlin, 21. Dezember. (Dep.) Aus Rotterdam wird über neue Kämpfe in Nordflandern der „Deutschen Tages- ztg." berichtet, daß die Deutschen die Beschießung von Ar- mentieres mit großer Heftigkeit wieder ausgenommen ha ben. Von Freitag abend S Uhr bis Sonnabend 7 Uhr mor- gens seien mehr als 1000 Granaten in die Stadt geflogen. — Londoner Blätter besagen, daß die Kämpfe in Nordflan- ' dern in den letzten Stunden noch an Heftigkeit zugenommen haben. Absturz eines französtschen Flugzeugs. pari», 20. Dezember. (W. T. B.) Lin französisches Flugzeug ist bei dem Schlachthause von wougirard abge- stürzl, wobei der Benzinbehäller explodierte. Die beiden 2n- sassen, zwei Offiziere, sind verbrannt. Drei englifche Boote in die Lust geflogen. London, 20. Dezember. (W. T. B.) Lloyds meldet: Verschiedene Boote waren fünf Meilen südlich von Scarbo- rought mit dem Auffischen von Minen beschäftigt. Eins von diesen Booten ist in die Lust geflogen, wobei nur ein Mann gerettet werden konnte: zwei andere Boote sollen unterge gangen sein. ' Die Panik in Hartlepool. Die „Times" berichten von einer neuen Panik in Hartle pool. Die Behörde hatte den Bewohnern der Stadt durch Schutzleute mitteilen lassen, daß vorläufig niemand sein Haus verlassen dürfe. Einige der Schutzleute gaben den Leuten den Rat, sich nach den Abhängen zu flüchten, da eine neue Beschießung zu erwarten wäre. Die Arbeiter wurden aus den Schiffswerften nach Hause geschickt und die Folge war eine große Panik. Kinder und Frauen wurden eilig aus der Stadt geschafft. Geschäft und Verkehr stockten den ganzen Tag. Die Eisenbahndirektion mußte Extrawagen und ganze Eisenbahnzüge einstellen, um die Flüchtlinge fortzuschaffen. Der Bürgermeister von Hartlepool hat jetzt eine Bekannt machung erlassen, in der von einem Mißverständnis die Rede ist. Einige Todesfälle im Hospital haben die Zahl der Toten für West-Hartlepool allein auf 93 gebracht. 26 Millionen Materialschaden. Der gesamte, durch die Beschießung von Hartlepool und Scarborough angerichtete Materialschaden wird von der „Sunderland Post", soweit er Gebäude und Einrichtungs gegenstände betrifft, auf über 20 Millionen Mark geschätzt. Urteil eines italienischen Fachmanns. Rom, 20. Dezember. Der Marinefachmann Pausario führt im Corriere della Sera aus, daß der Hauptzweck des deutschen Angriffs auf die englische Küste offenbar der sei, eine Teilung der englischen Flotte herbeizuführen, um die Teile nacheinander schlagen zu können. Allerdings wäre es naiv, zu erwarten, daß schon ein paar Kanonenschüsse gegen die Küste genügten, um die englischen Streitkräfte zur Zer streuung zu bringen. Jedenfalls stehe aber fest, daß die gro ßen Minenfelder, welche England in der Nordsee gelegt hat, für deutsche Schiffe kein Hindernis mehr bilden. Die Deut schen kennen die Lage der Minen so vorzüglich, daß selbst stärkste und modernste Schiffe auf diesen Weg gesandt wer den und bis an die durch Minen geschützten Küsten herankom men. Das sei wirklich überraschend und bezeuge abermals jene Organisationsgabe, von welcher Deutschland in diesen: Kriege so leuchtende Proben gegeben habe. Drei englische Kreuzer bei den Falklandinseln verloren. Haag, 20. Dezember. Nach einer Reutermeldung erhielt die „Times" ein Kabeltelegramm aus Buenos Aires, wonach