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Nummer 281 Der Sächsische LrWter »WM » .1. - . . , --«WMM ' , -. - - - - V . . Freitaa, 4. Dezember 1814. «8. Jahrgang Mschosswerdaer Tagekkatt. Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschast, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aeltches Blatt im Bezirk. erscheint seit (8qs. Telegr.-Adresse: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Mit de« wöchentlichen Beilagen: Dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustriertes Sonntagsblatt. Erscheint jeden Werktag abend» für den folgenden Tag. Der Be- »ug»prrt» ist einschließlich der 3 wöchentlichen Beilagen bet Abholung Inder Expedition merteljährlich 1 Mk. 80 Pfg., bet Zustellung in» Hau» l Mk. 70 Pfg.; durch die Poft stet ms Hau» viertel jährlich 1 Mk. S2 Pig, am Postfchalter abgeholt l Mk. SO Pfg. Einzelne Nummern kosten 10 Pfg. Abonnement»«Bestellungen werden angenommen in der Geschäfts« pelle Altmarkt 15, sowie bei den Zeitungsboten in Stadt und Land, ebenso auch bei allen Postanstalten. — Nummer der Zeitungsliste «587. — Schluß der Geschäftsstelle abend« 8 Uhr. Anzeigen»»ei»: Die «gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pig., mr Inserate von außerhalb des Verbreitungsgebiete» 15 Ptg. Die Reklamezeile 30 Pfg. Geringster Inseratenbetrag 40 Pfg. Bet Wiederholungen Rabatt nach aufliegendem Tarif. Erfüllungsort für beide Teile Bischofswerda. Festbestellte Inseraten« Aufträge können nicht zurückgezogen werden. Inserat» »nd Abonnements-Bestellungen nimmt entgegen in Dantzen: Weller'sche Buchhandlnng, Schulftrahe s. Die amtlichen Bekanntmachungen befinden sich aus der 2. Seite. Die zweite Kriegstagung -es Deutschen Reichstags. Berlin, 2. Dezember. (W. T. B.) Der Reichstag nahm nach einer mit überaus stürmischem Beifall aufgenommenen Rebe des Reichskanzlers die angeforderten S Milliarden Sriegskredit gegen die einzige Stimme des sozialdemokrati schen Abgeordneten Liebknecht an. Die nächste Sitzung fin det im Mär, statt. Ueber die denkwürdige Sitzung wird uns berichtet: ' Am Bundesratstische Reichskanzler v. Lethmann in feldgrauer Generalsuniform, Staatssekretär, Minister, Bundesratsbevollmächtigte. Das Haus ist vollständig be setzt. Sämtliche Zuhörertribünen sind vor Beginn der Sitzung überfüllt. Auf dem Platze des im Felde gefallenen Abgeordneten Dr. Frank-Mannheim (Soz.) liegt ein Lorbeerkranz. Präsident Dr. Kämpf eröffnet die Sitzung um 4^ Uhr mit einer Ansprache, in der er die Mitglieder des Hauses willkommen heißt und die weltgeschichtlichen Ereignisse er wähnt, die sich seit dem 4. August ereignet haben. Vor allem hat sich gezeigt, fuhr der Redner fort, daß alle Gedanken des deutschen Volkes auf diesen gewaltigen Krieg gerichtet sind in dem Vertrauen, daß die Einigkeit des deutschen Volkes die Hindernisse überwinden wird, im Bewußtsein des Sie ges, das getragen wird, von der Stärke der militärischen Macht Deutschlands, und im Bewußtsein der wirtschaftlichen Stärke des Vaterlandes. (Lebhafter Beifall.) Alle waffen fähigen Männer sind ins Feld gezogen oder erwarten unge duldig ihre Einberufung. Ueber eine Million Kriegsfrei willige hat sich zu den Fahnen gemeldet. Nur ein kleiner Teil konnte eingereiht werden. 65 Abgeordnete und 27 Be amte des Hauses stehen unter den Fahnen. Als erster fiel ein Kriegsfreiwilliger. (Die Abgeordneten haben sich von von ihren Plätzen erhoben.) Eine Opferfreudigkeit sondergleichen zieht durch das Land. Kredit- und Geldwesen sind großartig organisiert. Die erfolgreiche Zeichnung der Kriegsanleihe hat nicht weniger als 4z^ Milliarden in die Kaffen des Rei ches geführt. (Beifall.) Zu unseren Gegnern hat sich das japanische Reich gesellt, das für diesen Undank nur anführen kann Beutegier nach einem Wahrzeichen deutscher Kultur, das Mr im Osten errichteten. (Beifall. Sehr richtig!) Da gegen ist den treu verbündeten Reichen Österreich-Ungarn und Deutschland ein Bundesgenosse erstanden in dem osma nischen Reiche, (Beifall), das entschlossen ist, die Beschrän kungen des englischen Jochs abzuschütteln. In den vier Monaten haben wir ganz Belgien bis auf wenige Quadratkilometer im Westen besetzt und einen nicht unbedeutenden Teil des nördlichen und östlichen Frankreichs auf der Linie Verdun—Lille bis zum Meere. Starke Festun gen, die als uneinnehmbar galten, sind überwunden worden, Lüttich, Namur, Antwerpen und Maubeuge. 2» jeder Aeldschlachl hat unser Heer den Feind geschlagen. Ich erinnere nur an die Schlachten von Mülhausen, in Französisch-Lothringen, im Osten bei Tannenberg, nördlich der masurischen Seen, bei Lodz und bei Lowitsch, und alle diese Schlachten haben bewiesen, daß alle unsere Truppen, vom ersten bis zum letzten, daß unsere Linientruppen wie unsere Reserve, unsere Landwehr, unser Landsturm, daß Kavallerie, Artillerie, Pioniere und alle Spezialtruppen von dem gleichen Geiste beseelt sind. Unter dem Gesänge „Deutschland, Deutschland über alles" wurden die feindlichen Stellungen gestürmt. Dem Heere steht die Flotte ebenbür tig zur Seite. Da» Herz geht uns auf, wenn wir an die „Soeben", „Scharnhorst" und „Emden" denken (Lebhaftes Bravo). Wir schließen in unseren Dank ein auch die Be wohner und Farmer unserer Kolonien. Wir danken denen, die freiwillig die Arbeit übernommen haben, das Leid des Krieges zu mildern. Schwer sind unsere Verluste. Wir trauern mit den Frauen und Eltern und sind stolz auf un sere Heldensöhne, die ihr Blut vergossen und ihr Leben da hingegeben haben in dem Weltkrieg, den wir um unsere Exi stenz zu führen haben. Unter den Fahnen unseres Heeres und unter der Flagge unserer Flotte werden wir siegen. (Lebhafter Beifall.) Der Präsident gedenkt sodann der in zwischen verstorbenen Abgeordneten und ehrt besonders das Andenken des Abg. Frank-Mannheim. Sodann verliest der Präsident die eingegangenen Telegramme, woraus man in die Tagesordnung eintritt. Auf der Tagesordnung steht die Kriegsvorlage. Das Wort nimmt der Reichskanzler v. Vethmann Hollweg: Meine Herren! Se. Majestät der Kaiser, der draußen bei der Armee ist, hat mir vor meiner Abreise aufgetragen, der deutschen Volksvertretung, mit der er sich in Sturm und Gefahr in der gemeinsamen Sorge um das Wohl des Vaterlandes bis zum Tode eins weih, seine besten Wünsche und herzlichsten Grüße zu überbringen und zugleich von dieser Stelle aus in seinem Namen der ganzen Nation Dank zu sagen für die beispiellose Aufopferung und Hingabe. für die gewaltige Arbeit, die draußen und daheim in allen Schichten des Volkes ohne Unterschied geleistet worden ist und weiter geleistet wird. (Lebhafter Beifall.) Auch unser erster Gedanke gilt dem Kaiser, der Armee und Marine, unseren Soldaten, die im Felde und auf hoher See für die Ehre und Größe des Reiches kämpfen. Voller Stolz und mit felsenfestem Vertrauen blicken wir auf sie, blicken wir zugleich auf unsere österreichisch-ungarischen Waf fenbrüder, die treu mit uns vereint in glänzend bewährter Tapferkeit den großen Kampf kämpfen. Nun jüngst hat sich uns in dem uns aufgezwungenen Kampfe ein Bundesgenosse zugesellt, der genau weiß, daß mit der Vernichtung des Deutschen Reiches es auch mit sei ner staatlichen Selbstbestimmung zu Ende wäre; das otto- manische Reich. Wenn unsere Gegner auch eine gewaltige Koalition gegen uns aufgeboten haben, so werden sie hof fentlich die Erfahrung machen, daß auch der Arm unserer mutigen Verbündeten bis an die schwache Stelle ihrer Welt stellung reicht. (Lebhafter Beifall.) Am>4. August bekannte der Reichstag den unbeugsamen Willen des gesamten Volkes, den ihm aufgezwungenen Kampf aufzunehmen und seine Unabhängigkeit bi» zum Aeuhersten zu verteidigen. Seitdem ist Großes geschehen. Die unvergleichliche Tapfer keit unserer Truppen hat den Krieg in Feindesland getra gen. Dort stehen wir fest und stark da und können mit vol ler Zuversicht der Zukunft entgegensehen. Aber die Wi derstandskraft des Feindes ist nicht gebrochen. Wir sind nicht am Ende der Opfer. Wir wollen und müssen den Vertei digungskrieg bis zum guten Ende durchkämpfen. Der Kanzler geht sodann auf die Entstehungsgeschichte des Krieges ein, für den England die Hauptverantwortung trägt, dasselbe England, das jetzt offen verkündet, Deutsch land müsse wirtschaftlich und militärisch niedergezwungen werden. Wir haben au» dieser Lage der Dinge die Konse quenzen gezogen. Schnell hinter einander habe ich Ihnen die größten Rüstungsvorlagen gebracht, die die deutsche Ge schichte kennt, und sie haben voller Erkenntnis der Gefahr einmütig und opferbereit bewilligt, was für unser« Selbst- Verteidigung notwendig war. Und als nun der Krieg aus gebrochen ist, läßt England jeden Schein fallen. Laut und offen verkündet es, England wolle kämpfen, bis Deutschland niedergezwungen ist, wirtschaftlich und militärisch. Pansla wistischer Deutschenhaß stimmt jubelnd zu. Frankreich hofft mit der ganzen Kraft einer alten soldatischen Nation, die Scharte von 1870 auszuwetzen. Darauf haben wir an un sere Feinde nur die eine Antwort: Deutschland läßt sich nicht vernichten! Wie unsere militärische, so hat sich auch die finanzielle Kraft Deutschlands glänzend bewährt. Das wirtschaftliche Leben wird aufrecht erhalten; die Zahl der Arbeitslosen ist verhält nismäßig gering; die Organisationskraft und Organisations kunst Deutschlands weiß in immer neuen Formeln Uebeln vorzubeugen, Schäden abzustellen und das alles zu dem ein zigen und großen Zweck, für das Land der Väter, für die Hoffnung der Kinder und Enkel alles hinzugeben an Gut und Blut! Dieser wunderbare Geist, der die Herzen des deutschen Volkes durchglüht in nie gesehe ner Einigkeit, in der unbedingten Hingabe des einen an den andern, er muß und er wird siegreich bleiben! (Lebhafter Beifall.) Und wenn ein ruhmvoller, wenn ein glücklicher Friede erkämpft sein wird, dann wollen wir diesen Geist hochhalten als das heiligste Vermächtnis dieser furchtbar ernsten und großen Zeit! Wie vor einer Zauberwelt sind die Schranken gefallen, die eine öde und dumpfe Zeit lang die Glieder des Volkes trennte, die wir gegeneinander aufgerichtet hatten in Mißverstand, in Mißtrauen und Mißgunst! Ich wiederhole noch einmal das Wort, das der Kaiser sprach, als der Krieg ausbrach: Ich kenne keine Parteien mehr; ich kenne nur noch Deutsche! Wenn der Krieg beendet sein wird, werden Parteien wiederkehren! Ohne Parteien, ohne politischen Kampf kein politisches Leben auch für das freieste und einigste Volk! Aber kämpfen wollen wir dafür — ich für meinen Teil ver spreche es Ihnen — daß es in diesem Kampfe nur mehr Deutsche geben darf! Meine Herren, in Treue und mit heißem Danke geden ken wir der Söhne Deutschlands, die für die Ehre des Va terlandes ihr Leben gelassen haben! Vor ihrem jetzt ver stummten Heldenmut einigen wir uns in dem Gelöbnis, auszuharren bis zum letzten Hauch, damit unsere Kinder und Enkel in einern stärkeren Deutschland frei und gesichert gegen fremde Drohung und Gewalt an der Größe des Reiches wei terbauen können! wir halten durch. bis wir die Sicherheit haben, daß Keiner mehr wagen wird, unseren Frieden zu stören, einen Frieden, in dem wir deut sches Wesen und deutsche Kraft entfalten und entwickeln wol len als freies Volk! (Lebhafter stürmischer Beifall und Händeklatschen.) Abg. Haase (Soz.) verliest eine Erklärung seiner Par tei, in der es heißt: Wir stehen noch genau auf dem Standpunkte, den wir am 4. August dargelegt haben. Der Krieg hat seine tieferen Ursachen in den ökonomischen Interessengegensätzen. Wir verlangen einen baldigen Friedensschluß, sobald die Völker dazu bereit sind. Wir verlangen Fürsorge in weitesten, Sinne sür die am Kriege Beteiligten und deren Angehörige, wir erkennen aber dankbar die Talen unsere» Heere» an. Abg. Spahn (Zentr.) gibt namens aller übrigen Par- teien des Hauses eine Erklärung ab, in der eine weitgehende Fürsorge für die am Kriege Beteiligten und die Hinterblie benen verlangt wird. Auch die im Felde stehenden Aerzte und Lazarettgehilfen sollen in die Fürsorge einbezogen wer den. Heute gebiete die Rücksicht auf das Wohl des deutschen Vaterlandes, in dem uns aufgqwungenen Kriege alles daran zu setzen, einen Sieg zu erringen, der den ungeheuren