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Nummer 261. Dienstag, 10. November 1914. 68. Hahrgäng. DerSächWeLrzMer Mschofswerbaer Hagekkatt Amtsblatt der Königlichen Arntshauptmannschast, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aeltestes Blatt im Bezirk. Erscheint seit (8H6. Telegr.-Adreffe: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Mit de« wöchentlichen Beilagen: Dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags. Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustriertes Sonntagsblatt. Grschttnt jeden Werktag abends für den folgenden Tag. Der Be« ^ugsprrt» ist einschließlich der 3 wöchentlichen Beilagen bei Abholung In der Exprdmon mrrteljährltch 1 Mk. SO Pfa., bet Zustellung rkn, Hau» I Mk. 70 Pfg.; durch die Post frei ins Haus viertel« Hährnch 1 Mk. V2 Pfg, am Postschaltrr abgrholt 1 Mk. SO Pfg. 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Fast zweieinhalb Monate lang hat Tsingtau den Au fgriffen der Feinde widerstanden. Ein Heldenkampf, dem unsere Gegner in Europa bisher nichts Gleichwertiges enr- -gegenzustellen haben. Wenn man berücksichtigt, datz gegen das kleine Tsingtau der mächtigste Militärstaat Asiens auf geboten wurde, der es zusammen mit englischen und indi schen Hilfstruppen, unterstützt von überlegenen Marine- streiträsten, bestürmte, was ist dagegen Antwerpen, nach Paris die zweitstärkste Festung der Welt, das den deut schen Belagerern nach nicht ganz zweiwöchiger Beschießung -als reife Frucht in den Schoß fiel! Ehre denHelden von Tsingtau! Ehre den ?gefallenen Söhnen Deutschlands und Österreich-Ungarns, die dort der steinige Bod- c Ostasiens deckt, den sie mit ihrem Blute gedüngt haben, nd dessen Staat nun ein fremdes Volk einheimsen möchte. Wir sind gewiß, daß Japan an sei nem teuer erkauften Si ge keine Freude haben wird. Kein ruhmvoller Sieg ist es, und unverhältnismäßig groß waren die Opfer, die es für kleinen Gewinn bezahlen mußte. Was -es bekommt, ist nicht mehr der Stolz der Deutschen Städte bauer, Ingenieure, Kaufleute, Seefahrer, Schulmänner usw., die die Augen ganz Ostasiens auf diesen neuerstande nen Kulturmittelpunkt gelenkt und ihn zu einer Quelle kul tureller Fortschritte für jene fernen Länder gemacht haben. Tsingtau ist heute ein Trümmerplatz, auf dem Japan kaum etwas Gleichwertiges wird errichten können. Wir wissen nichts von dem Schicksal der Be satzung; wir wissen nur das eine, daß sie gekämpft hat, solange sie kämpfen konnte, und daß ihre heldenmütige Ver teidigung für immer eines der glänzendsten Ruhmesblätter im Buche deutscher Geschichte sein wird. Ehre darum auch den Helden, die Tsingtaus Fall überleben mußten. Sie ha lben um so größeres geleistet, als sie fern von der Heimat, abgeschnitten von jedweder Verbindung mit ihr, ohne Hoff nung auf Entsatz, ohne Möglichkeit, Lebensmittel, Muni- tion und sonstige Kriegsbedürfnisse ergänzen zu können, einen von vornherein als verloren betrachteten Posten mit der Energie eines Siegers und nicht mit der Verzweiflung eines dem Tode Geweihten verteidigten. Sie wie uns trifft darum der Fall Tsingtaus nicht unerwartet; gefaßt und mit der Würde desjenigen, der als moralischer Sieger aus die sem Kampfe hervorgeht, werden wir, wie sie, uns mit der Tatsache abfinden, daß unser Tsingtau aus unserem Aktiv posten gestrichen worden ist. Wir, die wir bei der Verfolgung dieses Kampfes um Tsingtau nur auf Nachrichten von ausländischer Quelle an gewiesen waren, mußten schon mit dem baldigen Falle der Festung rechnen, als vor einigen Tagen von amtlicher japa nischer Seite gemeldet wurde, daß die Deutschen nächtlicher weise einen Ausfall aus der Festung gemacht haben. Es war das letzte gewaltige Zucken des todwunden Tsingtau-. Ruhmvoll ist sein Ende. Neue Schande aber häuft sein Fall auf die heimtückischen, verräterischen Vettern jenseit des Ka- nals, in deren Adern germanisches Blut rollt, und die in eigener Ohnmacht mit der Brutalität und der Gewissenlosig keit des Verbrechers, in dessen Herzen jedes Schamgefühl ausgelöscht ist, die japanische Meute auf die deutschen Helden gehetzt haben. Wenn es eine Gerechtigkeit gibt in dieser Welt, und wenn die Geschichte eine Vergeltung für ruchlose Völker kennt, dann wird einmal am englischen Volke, am englischen Blute dieses Wcitverbrechen heimgezahlt werden, Wir wÄlen uns zu den Rächern unserer Brüder in Tsingtau machen, an unS ist eS, für den englischen Verrat Vergeltung -u üben am englischen Volke auf Europas Boden. Und der Eine wichtige Stellung in -en Argonen genommen. Türkische Truppe« überschreite« Vie ägyptische Grenze. Großes Hauptquartier, 8. November, vorm. (W. T. B.) (Amtlich.) Unsere Angriffe bei Npres und westlich Lille wurde« gestern fortgesetzt. Am Westrande der Argonnrn wurde eine wichtige Höhe bei Vienne-le-ChLtean, um die wochenlang gekämpft worden ist, genommen. Dabei, wur den zwei Geschütze und zwei Maschinengewehre erbeutet. Sonst verlief der neblige Tag auf dem westlichen Kriegs schauplatz ruhig. Vom Osten liege» keine neuen Nachrichten vor. Oberste Heeresleitung. Erfolge der Türken. Konstantinopel, 8. November. Mttrilung des Großen Hauptquartiers: Mit Hilfe Gottes ist die ägyptische Grenze gestern von den unsrigen überschritten worden. Da die rus sische Flotte in ihre Kriegshäfen sich zurückgezogen hat, hat unsere Flotte Poti, einen der bedeutendsten Häfen des Kau kasus, bombardiert und allerlei Schaden angerichtet. Unsere Gendarmen und die auf unserer Seite stehenden Stämme haben die englischen Truppen, welche in Akaba gelandet wa- ren, vernichtet. Bier englische Panzerschiffe, die sich dort be fanden, habe» sich zurückgezogen. Nur ein Kreuzer ist zu rückgeblieben. Frankfurt, 8. November. (W. T. B.) Tie „Franks. Ztg." meldet aus Budapest: Der Erfolg der türkischen Flotte im Schwarzen Meer hat die russischen Schiffe derart in Angst versetzt, daß sie jetzt nach einer Galater Meldung in der Mündung der Donau Schutz suchen. Ein russisches Schlacht schiff, ein Personendampfer, drei Frachtschiffe und mehrere Schlepper flüchteten in die Donau und später in den Pruth. Die Beschießung von Sebastopol. Berlin, 9. November. Nach den letzten über Amsterdam cingetroffenen Berichten hält die Beschießung Sebastopols noch an. Fall Tsingtaus darf nichts anderes sein als der Anfang vom schmählichen Ende britannischer Welt- Herrschaft. Wie Tsingtau fiel. Tokio, 8. November. (W. T. B.) Reutermeldung. Der japanische Oberbefehlshaber berichtete heute früh: Ter linke Flügel der Belagerer besetzte die nördliche Batterie auf dem Shavtan-Hügel um 5 Uhr 10 Min. und die östliche auf Ta- tungsjin um 5 Uhr 35 Min. Inzwischen rückte das Zentrum gegen die Forts Iltis und Bismarck vor und eroberte zwei schwere Geschütze in der Nähe der Hauptwerke. Die Angrei fer besetzten nacheinander die Forts Moltke, Iltis und Bis marck. Die Garnison hißte um 6 Uhr die weiße Flagge aus dem Observatorium. Die Küstenforts folgten ihrem Bei spiele um 7 Uhr 30 Min. London, 8. November. (W. T. B.) Telegramme aus Tokio berichten, der Gouverneur Kapitän zur See Meyer- Waldeck sei im gestrigen Kampfe verwundet worden. Kopenhagen, 8. November. Amtlich wird aus Tokio gemeldet: Vor der Einnahme Tsingtaus hatten japanische Infanterie und Pioniere um Mitternacht mit dem Zentral fort die wichtigsten Verteidigungslinien erobert und 200 Mann dabei gefangen genommen. * In seinem Morrtagsartikel schreibt Theodor Wolff im Berl. Tagebl.": Welch militärische Notwendigkeit mag Eng land zu dem Unternehmen gegen Tsingtau getrieben haben? Welchen Nutzen kann es aus diesem Handel mit Japan zie hen? Die treibende Gruppe, die den blinden in seiner Eitelkeit sich frei dünkenden Grey in den Krieg hineinge drängt hat, wägt und rechnet gar nicht mehr, sondern folgt nur noch einem giftigen Haß. Men, 8. November. (W. T. B.) Alle Blätter beklagen den Fall Tsingtaus, der aber ein unvermeidliches Ereignis gewesen sei. Sie widmen Worte der Bewunderung und des ehrenden Gedenkens der kleinen Heldenschar, die gegen eine hundertfache Uebermacht länger als zwei Monate bis zum Ende auSharrte. Das „Fremdenblatt"' schreibt: Die Mensch heit hat wohl kaum ein heldenhafteres Schauspiel gesehen, als die auf verlorenem Posten stehenden Verteidiger Tsing taus es boten. Wir in Österreich-Ungarn sind stolz, datz an diesem Nibelungenkampfe österreich-ungarische Seesoldaten teilnehmen konnten, Schulter an Schulter mit dem Bundes genossen kämpfend und sein Los zu dem eigenen machend. Rache für Tsingtau zu nehmen, wird jedes Deutschen sehn lichster Wunsch sein. — In der „Neuen Freien Presse" em- bietet der Konteradmiral Franz Mirtl den deutschen Kann'- raden zur See seine Grütze und beglückwünscht sie zu dem neuen stolzen Siege, den die deutsche Flotte im gleichen Kampfe gegen englische Schiffe durch ihren sie belebenden Geist erfochten habe. Zu dem Heldenkampfe von Tsingtau schreibt das Blatt ferner: Pflichterfüllung bis aufs äutzerste! Dieses einfache, doch inhaltschwere Wort in seiner ganzen Bedeutung ist zur Wirklichkeit geworden. Wir beglückwün schen das deutsche Volk, daß es Männer hat von solchem sitt lichen Schwung und solcher herrlicher Treue. Wir beglück- wünschen ims, datz unsere Marinetruppen dieselben Eigen schaften zeigten. — Das „Neue Wiener Tagblatt" schreibt: Eine hundertfache Uebermacht erdrosselte die Heldenschar, die, ohne zu weichen und zu wanken, mit der tapferen Be mannung unseres Kreuzers „Kaiserin Eilsabeth" bis zum letzten Altgenblicke kämpfte. Ehre dem Andenken der Tapfe ren, deren Namen in der Weltgeschichte unvergänglich sein werden. — Die „Arbeiterzeitung" erklärt: Deutschlands Wi- derstandskraft ist durch den Untergang der chinesischen Sta- tion so loenig vermindert und erschüttert, wie Österreicl - Ungarns Flotte es durch die Sprengung der heldenhaft bis zum Ende mitkämpfenden „Kaiserin Elisabeth" ist. Es war von Anbeginn ein hoffnungsloses Ringen. ES gibt ein leuchtendes Beispiel opferfreudigen Mutes, dessen Andenken nicht vergehen wird. Ans Kiantschon» Geschichte. Unsere chinesische Kolonie ist erst 17 Jahre alt. Im November 1897 wurden in der chinesischen Provinz Schau- tung von einem fanatischen Volkshoufen die beiden Missio nare Nies und Henle ermordert. Gleich darauf, am 14. No vember, erschien ein deutsches Geschwader unter Dize-Admi- ral v. Diderichs an der Kiautschou-Bucht und landete seins Truppen. Diese Besetzung ohne Schwertstreich führte zu dem Vertrag vom 6. März 1898, den Deutschland mit China