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Belgier, sowie der Ministerpräsident befinden sich in der Nähe der belgischen Armee. Mit dieser belgischen Armee scheint es jedoch schon rapide zu Ende zu gehen. RLskkehr der belgische« Flüchtlinge. Amsterdam, 21. Oktober. (W. T. B.) Der „Telegraaf" meldet aus Bergen-op-Zoom: Die Rückkehr der Belgier nimmt riesigen Umfang an. Am Montag reisten über 8000 Flüchtlinge ab. Die ersten vier Züge, die Dienstag früh abgingen, nahmen weitere 8000 mit. Haag, 21. Oktober. Bisher sind 50 000 belgische Flücht linge nach Antwerpen zurückgekehrt. Die holländische Re gierung hat den Flüchtlingen vertraulich die Rückkehr in die Heimat angeraten, nachdem Delegierte der holländischen Re gierung sich in Antwerpen von der augenblicklichen Lage überzeugt hatten. Die deutsche Invasion nach England. Aus verschiedenen Mitteilungen eng lischer Blätter geht hervon, daß London zur Zeit stark besestigt wird. Genf, 21. Oktober. In Pariser Blättern wird ernstlich der Gedanke der Ausführbarkeit einer deutschen Invasion nach England erwogen. Der „Eclair" sagt, die Uebermacht der englischen Flotte sei keine genügende Sicherheit dage gen, denn die britische Küste besitze viele schwache Punkte. Da Belgien von den Deutschen besetzt werde, dürften die Deut schen hoffen, die englische Flotte von der Nordsee gegen La Manche zu locken. Sicherlich bereite sich zwischen Ostende und Calais Großes vor. Frankreich glaubt nicht an die Gerüchte von neuen deut schen 62-Zenttmeter-Mörsern, deren Tragweite Calais- London ist, aber sie halte einen kombinierten Angriff von Zeppelinen und Unterseebooten gegen die englische Küste für wahrscheinlich. Inzwischen werde Deutschland 250 000 Mann bereit halten. Sollte auch ein Fünftel bei der Lan dung vernichtet werden, so müsse jedenfalls Frankreich auf absehbare Zeit auf die Hilfe Englands verzichten. England mutz zu Boden. Einen bemerkenswerten Artikel, der die Einmütigkeit aller deutschen Stämme im hellsten Lichte zeigt, schließen die „Münch. N. N." mit folgenden Sätzen: Der Haß und — wir sagen es ohne Ueberhebung, weil wir es sicher wissen — die Angst gegenüber Deutschland hat alles in England erstickt, was das Weltreich von dieser Schicksalswende zurückhalten konnte. Dem kalten Blut, das Kosaken auf Preußen, Hin dus und Turkos auf Süddeutschland, Japaner auf Kiaut- schon hetzt, um der Sorge vor dem Tüchtigeren ledig zu sein, müssen nun auch wir mit kaltem Blut begegnen. Wir wol len den Frieden. Ist der Haß gegen uns so tief und tödlich, daß er alles übertäubt und zu jeder Verleugnung europäi scher Gemeinschaft führt, dann sind auch wir der Rücksicht entbunden und dürfen und müssen guten europäischen Ge wissens sagen: England muß zu Boden. Ein englischer Dampfer von einem deutschen Unterseeboot versenkt. Christiania, 21. Oktober. Aus Stavanger (Südküste von Norwegen) wird berichtet: Lootsen beobachteten heute, daß ein deutsches Unterseeboot außerhalb der Territorialge- wässer, zwölf Meilen von der Küste, bei Westhvidingsoe den großen englischen Handslsdampfer „Glitte" zum Sinken brachte, ohne einen Torpedo abzuschießen. Das Unterseeboot hatte die „Glitte" angehalten. Der Kapitän und die engli sche Mannschaft des Dampfers verließen in drei Booten das Schiff, worauf deutsche Matrosen an Bord gingen, und das Schiff, anscheinend durch Oeffnen der Bodenventile, zum Sinken brachten. Grotzfeuer im Kriegshasen von Sheernetz. Loudon, 21. Oktober. In Sheerneß brach vorgesterll ein Feuer aus, das eine Anzahl Gebäude, darunter die Heilanstalt für Seeleute, vernichtete. Vor wenigen Tagen warnte der Kommandant der Mid- wvybefestigungen, wie die Befestigungen von Midway, und damit an der Themsemündung, genannt werden, vor deut schen Fliegerbomben, und riet der Bevölkerung, sich vor Zeppelinbomben in die Keller zu flüchten. Ob der Mann eine Ahnung gehabt hat, die in Erfüllung ging, oder was sonst vorliegt, wissen wir nicht, aber jedenfalls steht Sheer neß in Flammen, und das heißt mehr, als der Leser auf den ersten Blick annehmen wird. Sheerneß ist nicht nur Flot- tenstation, noch dazu die einzige auf dem Wege nach Lon don, sondern auch Stapelplatz für alle Flottenbedürfnisse. Vorräte jeglicher Art. Kohlen in gewaltigen Mengen lie gen in den Schuppen dieser Station für die Flotte bereit. Hier würde sich ein Geschwader nach einem Seekampf mit allem Notwendigen, auch mit Munition, ausstatten können. Die kostbaren Torpedos und Seeminen werden dort eben falls aufgespeichert, denn von Sheerneß aus finden auch Schießübungen mit Torpedos statt. Was «ine Feuersbrunst in einem derartigen Orte bedeutet, ist kaum genügend zu würdigen. Es ist freilich in dem Telegramm nur von Sheerneß selbst die Rede, und der kleine Ort liegt genügend weit von d«i Docks und Stapelplätzen entfernt, um eine Gefahr für diese aüszuschließen. Da man aber die Feuers- brunst für wichtig genug hielt, um sie zu melden, werden wohl die Docks, Kasernen und Magazine der Insel Sheppey, auf der Sheerneß liegt, in Flammen stehen. Selbst wenn der Komniandant vom Midway sich darin getäuscht haben sollte, daß wir böse Anschläge gegen Sheerneß planten, wird sich heute die Bevölkerung Londons nicht ausredcn lassen, daß diese Feursbrunst das Flammensignal der herannahen den teutonischen Vettern ist, wie sie uns zu nennen Pflegen. Engländer tu Südwestafrika gefangen. Rotterdam, 21. Oktober. Au» Südwestafrika heißt eS, die Briten fingen eine drahtlose Depesche aus Windhuk auf, die die Gefangennahme von v englischen Offizieren und 58 Mann meldete. Die Japaner falle» über «ufere Kolonien her. London, 21. Oktober. (W. T. B.) Das Reutersche Bureau meldet aus Tokio von gestern: Das Marineministe rium gibt bekannt, daß die Marschall-, Mariannen- und Ka rolineninseln aus militärischen Gründen besetzt worden sind. Zu -er Meldung sagt die Rundschau: Wir quittieren über den neuen Raubzug mit gelassenem Achselzucken. Auch über ihn, seine Folgen und seine Sühne entscheiden die Waffen Europas. Die heldenmütige Verteidigung Tfiugtaus. Berlin, 22. Oktober. In einer vom Gouverneur des Kiautschou-Gebietes unter dem 23. August erlassenen Pro- klamation heißt es, wie erst jetzt bekannt wird: Niemals werden wir freiwillig auch nur das kleinste Stück Boden hergeben. Will der Gegner Tsingtau haben so mag er kom men, es sich zu holen. Er wird uns auf unserem Posten finden. Heldentod. Arolsen, 21. Oktober. (W. T. B.) Prinz Wolrad zu Waldeck und Pyrmont ist am 17. Oktober als Patrouillen führer bei Mäsly in Nord-Frankreich den Heldentod ge storben. Mobilmachung der italienischen Landwehr. Berlin, 22. Okt. Die Mobilmachung der italienischen Landwehr, beginnend mit der Einberufung der Iahresklasse 1894, wird ans Turin gemeldet. — -. Die Lage auf dem östlichen Kriegsschauplatz. Der militärische Mitarbeiter des „B. L.-A." schreibt: Das Telegramm des österreichischen Generalstabes vom 20. Oktober läßt erkennen, daß die österreichische Offensive sowohl als auch der gemeinsame deutsch-österreichische Vor marsch auf Warschau günstig stehen. Am 19. hatten die Oesterreicher in Galizien bei Chyrow und Przemysl gute Erfolge zu verzeichnen, allerdings nach heftigen Kämpfen. Die Oesterreicher bezeichnen selbst die Eroberung einer Höhe namens Magiers als besonders vorteilhaft weil diese bis her ein weiteres Vordringen unmöglich machte. An meh- reren Stellen wurde der österreichische Angriff bis auf Sturmdistanz an den Gegner herangettagen. Eine dieser Stellen ist die Höhe von Medyka. Medyka liegt auf direk ter Straße nach Lemberg und ist 11 Kilometer von Prze mysl entfernt. Ein weiterer Vorstoß auf dieser Straße würdeLemberg in die linke Flanke treffen. Von noch grö ßerer Bedeutung scheinen uns aber die Vorgänge auf dem äußersten rechten Flügel zu sein. Die Russen hatten offen bar die hohe Bedeutung der von den Oesterreichern genom menen Höhenstellung von Stary Sambor erkannt, denn sie machen heftige, aber vergebliche Angriffe, die sie selbst in der Nacht fruchtlos fortsetzten. Die Bedeutung der Stellung bei Stary Sambor wird noch erhöht durch die Tatsache, daß die österreichisch-ungarischen Truppen, weiter östlich durch die Talschluchten des Skyj und der Swica im weiteren Vordringen begriffen, die Russen vor sich hertrieben. Durch diese Stellung bei Stary Sambor und durch die Stellung auf den Höhen, welche durch die erwähnten Fluß täler erreicht werden, würde der linke russische Flügel voll ständig von seinem Stützpunkte, dem Karpathengebirge ab gedrängt sein. Diese Unternehmungen auf dem rechten österreichischen Flügel haben die Oesterreicher nicht abgeHal- ten, auch nach Norden zu ihre Offensive eifrig fortzusetzen. Sie überschritten zu diesem Zweck bei Jaroslau den San und besetzten die östlich Jaroslau gelegenen Höhen. Da Jaroslau Lemberg nach Norden zu überflügelt, war auch an dieser Stelle ein heftiger Versuch der Russen, die Vor hut der Österreicher wieder über den Fluß zurückwerfen, natürlich. Dieser Versuch scheiterte vollständig, doch dürfte«: weitere Angriffe auf diese Stellung kaum ausbleiben, da nach dem Ueberschreiten des SanflusseS der Weg nach Iwangorod und Warschau auf dem östlichen Weichselufer keine natürlichen Hindernisse mehr bietet. — Von dem ge meinsamen Vorgehen der Verbündeten gegen Warschau liegt lediglich die Nachricht des Zurückwerfens eines star ken russischen Truppenkörpers auf der Straße von Warschau südlich der Weichsel entlang vor. Diese russische Kavallerie wurde von deutsch-österreichischer Kavallerie angegriffen und über die Stadt Sochaczewo in der Richtung auf War schau zurückgeworfen. Sochaczew ist in gerader Linie 46 Kilometer von Warschau entfernt. Wenn es sich hier auch vielleicht nur um eine gewaltsame Rekognoszierung der rus sischen Kavallerie handelte, so dürfte diese doch ihren Zweck verfehlt haben, da es ihr offenbar nicht gelang, den Schleier der deutsch-österreichischen Kavallerie zu durchstoßen. Dieser Kavalleriekampf zeigt übrigens von neuem, daß die deutsch- österreichische Armee in enger Verbindung miteinander den Vormarsch auf Warschau unternehmen. Die Waffenbrüder schaft und gemeinsame Einhauen der beiden Elitekavallerien der Welt, wird allen Beteiligten außerordentlich willkom men gewesen sein. , Wie«, 21. Oktober. (W. T. B.) Zu den letzten Ereig nissen auf dem galizischen Kriegsschauplatz schreibt der mili tärische Mitarbeiter -eS „Neuen Wien. Tgbl.": Da» feind liche Oberkommando wollte Przemysl mit allen Mitteln nehmen, nm möglichst viele Kräfte für den nördlichenKriegs- schauplatz bei Warschau freizubekommen. Aber der Sieger von Przemysl General Dimitriew, erlitt bei Przemysl eine furchtbare Niederlage, deren Folgen sich in dem rast- losen Vorwärtsdringen unserer Truppen bemerkbar ma chen. Nach Einnahme von Myciniec, des Schlüsselpunktes der feindlichen Stellung, werden die Russen überall, auch nördlich der Karpathen, aus einer Feldbefestigung nach der anderen geworfen. Jetzt hat sich eine zusammenhängende, äußerst erbitterte Hauptschlacht auf einer 150 Kilometer breiten Front entwickelt, die alle russischen Kräfte in Gali zien festhält. Weitere Fortschritte in Galizien. Wien, 22. Oktober. Amtlich wird verlautbart, 21. Ok tober mittags. I« de« schweren uud hartnäckigen Angriffen auf die verstärkte« Stellungen des Feinde» von Felztha bis an die Chaussee östlich Medika gewanuem wir an mehreren Stelle« Terrain, während die russischen Gegenangriffe nir gend» durchzudringeu vermochten. Die Schlacht nimmt größtenteils den Charakter eines FestnngSkrieges an. In de« Karpathen wurde gestern der Jablovica-Paß, der letzte noch von einer russische« Abteilung besetzt gewesene lieber- gang, von un» genommen. Auf ungarischem Boden ist kein Feind mehr. Unser Borrücken in der Bukowina erreichte den Großen Sereth. Portugals Kriegrvonvand. Genf, 22. Oktober. In offiziellen Kreisen in Lissabon sagt man, daß Portugal seine Kriegserklärung an Deutschland dam't „begründen* werde, daß die Deutschen unter dem Borwände von Eingeborenen Unruhen in portugiesisches Gebiet von Niassa (Ostafrika) eingebrochen seien und dort einen Unteroffizier und vier Soldaten erschossen hätten. Das Kabinett von Lissabon soll darüber bereits Erklärungen von Deutschland verlangt haben. Die Deutschen in Portugal verlassen daS Land. Genf, 22. Oktober. Einige französische Blätter melden aus Gibraltar daß 16 Transportschiffe für die Fahrt nach Portugal zum Zwecke der Einschiffung der dortigen Truppen Truppen bereit sind Der Gouverneur von Gibraltar nahm eine Parade über die Territorial-Bataillone ab/die zugleich mit den vortugiesischen Truppen eingeschifft werden sollen. Die portugiesische Regierung beschloß, daß alle Reservemannschaften des aktiven Heeres, die vom Dienste b.freit sind, sich einer neuen Musterung zu unterziehen hätten. Aus der Oberlausttz. Bischofswerda, 2L Oktober. Städtische» u«b «llgemelne». —* Im hiesigen Genesungsheim des Albert-Zweig- Vereins (Herrmannstift) befinden sich z. Zt. 24 verwundete Krieger. —* Kriegspakete. Soeben sind die Bestimmungen er schienen, nach denen vorläufig versuchsweise bis zum 26. Oktober Pakete ins Feld geschickt werden dürfen, und die Zeitungen haben bekanntlich alles Nähere darüber ver öffentlicht. Nochmals muß darauf hingewiesen werden, daß es zum großen Teil in der Hand des Absenders liegt, ob unsere Soldaten im Felde auch in Zukunft sich werden solcher Sendungen erfreuen dürfen. Denn fall» mit dieser Vergünstigung Mißbrauch getrieben werden sollte — z. B. durch Absendung mehrerer Pakete an einen einzelnen Emp« sänger oder durch Uebertretung der Vorschrift, daß die Pakete nur Bekleid»ngs- und Ausrüstungsgegenstände ent halten dürfen, — wäre die Heeresverwaltung außer Stande in absehbarer Zeit wieder einmal Pakete ins Feld zu be fördern. Deshalb ist eS Pflicht jedes Absenders, sich den Interessen der Allgemeinheit unterzuordnen und sich genau nach den ergangenen Vorschriften zu richten. Es ist erklär lich, daß eine solche „Paketwoche" eine ungeheure Arbeits vermehrung für unsere unermüdliche Heeresverwaltung be deutet Man soll ihr für ihr Entgegenkommen dadurch danken, daß man sich ihren Bestimmungen aus das genaueste fügt, denn sonst würden in Zukunft hunderttausend« braver Krieger im Felde unter dem Unverstand in der Heimat zu leiden haben. —* Der eingeschränkte Friedensfahrplan, der wieder Personenzüge in annäherndem Umfange wie in der Zeit vor der Mobilmachung enthält, wird voraussichtlich mit dem 2. November in Kraft treten. Selbstverständlich bleiben die Bedingungen, denen überhatlpt während der Dauer des Krieges der Eisenbahnverkehr unterworfen ist, auch bei dem erweiterten Zugverkehr in vollem Umfange bestehen Mit dem zeitweiligen Ausfall von Schnell- und Personenzügen muß also, soweit es die Anforderungen der Heeresverwaltung und die Interessen der Landesverteidigung benötigen, auch in Zukunft gerechnet werden Immerhin darf die jetzt be vorstehende Aufnahme des eingeschränkten Friedensfahrplanes als ein Fortschritt und Vorteil bewertet werden, der eine nachhaltige Hebung des Reiseverkehrs ermöglichen und in weitem Umfange der Belebung und Erstarkung der allgemeinen Wirtschaftslage zustatten kommen wird. —* Kein Mangel an Petroleum. Der in den letzten Tagen verschiedentlich auch in der Lausitz aufgetretene Petroleummangel hat zu dem Gerücht Anlaß gegeben, daß in Deutschland zurzeit ein bedeutender Mangel dieses Brenn stoffes herrsche Demgegenüber teilt die Demsch-Amerikanische Petroleumaktiengesellschast den Blättern mit, daß der Petroleum mangel schon in kurzer Zeit sein Ende erreicht haben wird. Es sind in Deutschland, hauptsächlich in Ham burg, Lübeck, Stettin, Bremen, ferner in den großen Stätten des Inlandes so gewalti-e Mengen Petroleum vorhanden, daß Deutschland in absehbarer Zeit versorgt ist. Der Um stand, daß zahlreiche kleinere Geschäfte zum Beispiel in Berlin