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»rät. >ktober,-abend» W!W itzenhau»". nligun» bittet vsrßtotz. abmd UIMA >rein«lok-l. m erwünscht. Lur«r«t. kisk. ifen wir da» lAI'f, iSkpt.» ll 84 ?!. WMUW LIM-. sches sgllt Beiblatt zu Nummer 242. Der Sächstlche Erzähler. Sonnabend, de» 17. Oktober 1V14 Das Rachweisbureau des SLchstschen Kriegsministeriums. Dre-de«, 15. Oktober. Dem Nachweisebureau des Kriegs ministeriums wird von Angehörigen unserer tapferen Sol daten, die jetzt in Feindesland im heißen Entscheidungs kampf stehen, immer wieder der Vorwurf gemacht, daß es nicht im Stande wäre, über jeden einzelnen unserer großen Armee, über sein Verbleiben, sein Befinden Auskunft zu geben. Dabei werden dem Nachweisebureau Mängel in der Einrichtung vorgeworfen und sogar die Absicht unterscho ben, Verluste, besonders an Gefangenen, zu vertuschen. Wie unberechtigt alle solche Klagen und Vorwürfe sind, erhellt schon daraus, daß überhaupt kein anderes Land eine derar tige vollkommene Einrichtung besitzt. Frankreich soll bis zum heutigen Tage noch nicht eine einzige Verlustliste her- aüsgegeben haben. Das Publikum sollte doch begreifen, daß es bei den Kämpfen der Millionenheere unmöglich ist, je derzeit über jeden Einzelnen Nachweis zu führen. Viele sind vom eigenen Truppenteil abgekommen, fechten bei einem anderen und kehren erst nach Tagen oder Wochen zur Truppe zurück. Deutsche Lazarette fallen in Feindeshand. Es gehen die Listen der Verwundeten und Gefallenen ver loren. Die Truppen sind nicht in der Lage anzugeben, ob die Vermißten tot, verwundet oder unverwundet in die Hände des Feindes gefallen oder in einem deutschen Laza rett ausgenommen sind. Ihre Verlustlisten sind dement sprechend unvollständig. Und doch nur auf diese kann sich das Nachweisebureau stützen. So ist es Regel, daß Ange hörige unserer in Gefangenschaft geratenen Soldaten direkt von den letzteren Nachricht über ihre Verwundung und Au fenthalt im Feindesland erhalten, die in unserer Verlustliste nur als vermißt erscheinen können. Und dies wird sich nicht ändern lassen, solange der Gegner, insbesondere Frankreich, keine Gefangenenlisten an Deutschland abgibt. Dazu kön nen wir es aber nicht zwingen; dies Land ist auch durch seine Niederlagen und den Krieg im eigenen Lande kaum in der Lage dazu. Die Verlustlisten werden beim Nachweise bureau sofort aufgearbeitet und bekannt gemacht. Von Vertuschung kann keine Rede sein. Auf das Bereitwilligste wird auch dem Publikum über alle mündlichen und schrift lichen Anfragen Auskunft gegeben, soweit eben Unterlagen vorhanden oder zu beschaffen sind. Ueber tausend täglich eingehende Kartenanfragen werden beantwortet. Von un serem Volke mutz aber auch erwartet werden, daß es die Schwierigkeiten, die das Nachweisebureau in dem Verkehr mit unseren im Felde stehenden Truppenteilen zu überwin- den hat, würdigt und zu den vielen schweren Opfern, die der Krieg von ihm fordert, auch die Ungewißheit und bange Sorge um die Seinen tragen lernt. Verlustliste Slr. S4 der Köuigl. Sitchs. Armee. AuSgegeben am Donnerstag, den 15. Oktober 1914, nach mittag» 5 Uhr. (Auszug) Leib-Greuadirr-Re-imrnt Nr. ISO, Dresden. Leib-Kompagnie. (Bertonrourt 30. August.) Scholze II, Karl Max, Grenadier d. Res. aus Deutsch-Base- litz — gefallen. Krause, Karl Julius, Grenadier aus Bischofswerda — schw. verwundet, rechtes Bein. (Sompuis 10. September.) Henke, Georg Max, Grenadier d. Res. aus Luga — gefallen. Sarodnick, Joh. Hermann, Gefreiter aus Neschwitz — schw. verwundet. Arm. (Chevreux bei Craonne 27. September.) Hempel, Karl Bernh., Gefr. d. Res. aus Radeberg — verm. Berger, Karl Friedrich, Grenadier aus Obrrottendorf — vermißt. Findeiseu I, Heinrich, Grenadier aus Schmiedefeld — verm. Sommer II, Friedrich Wilhelm Albin, Grenadier aus Ko- nigswartha — vermißt. Winkler, Max Wilhelm, Grenadier d. Res. aus Bautzen — vermißt. 2. Kompagnie. (Bertoncourt 30. August.) Reißmann, Otto, Gefreiter aus Großröhrsdorf — verw. Max, Otto Rudolf, Grenadier d. Res. aus Radeberg — verw. (Juvincourt 20. September.) Büttner, Paul, Grenadier aus Göda — verwundet. Kretzschmar, Hermann Richard, Grenadier aus Kirschau - verwundet. (Chevreux 27. September.) Herold, Karl Gustav Grenadier aus Steinigtwolmsdorf — vermißt. (La Ville aux Bois 22. September.) Jannasch, Max Albin, Grenadier aus Schmölln — verm. Mittag, Rudolf Kurt, Grenadier aus Soritz — vermißt. Schöne, Paul Bruno, Grenadier aus HauSwalde — verm. 3. Kompagnie. (Dinant 23. August.) Kockel, August, Grenadier d. R. aus Holschdubrau — verw. Renz, Martin Camillo, Grenadier aus Kamenz — verw. (Le Tremblois 27. August.) Sauer, Paul Hans, Grenadier d. Res. aus Schmölln — gef. Thomschke, Karl Oswald, Grenadier d. R. aus Steinborn — gefallen. Bindermann, Arthur Edgar Emil, Unteroffizier aus Neu stadt — verwundet. Eisold, Willy Erwin, Grenadier aus Bischofswerda — verw. Hocke, Paul Benno, Grenadier aus Schirgiswalde — verw. Schuster II, Nicolaus Johann, Grenadier d. Res. aus Ka- menz — verwundet. Petzold II, Ehregott Richard, Grenadier d. Ldw. aus Kub- schütz — verwundet. Miersch, Herm. Rich., Grenadier aus Seidau — leicht verw. (Juvincourt 22. September.) Müller l, Ernst Paul, Grenadier d. R. aus Zochau — verw. (Chevreux 27. September.) Wobst, Max Bruno, Gefreiter aus Tautewalde — l. verw. Basche, Paul, Grenadier aus Nechern — leicht verwundet, Waurich, Emil Friedrich, Grenadier aus Niederneukirch — vermißt. Zenker, Richard Paul, Grenadier d. Am>. aus Radeberg — vermißt. Grützner, Karl Wilhelm Rudolph, Grenadier d. Res. aus Neustadt — vermißt. Pötzschke, Gustav Ernst, Grenadier d. Ldw. aus Sohland — vermißt. Kunze, Karl Friedrich, Grenadier d. Ldw. aus Bischofs werda — vermißt. 4. Kompagnie. (Dinant 23. August.) Starczinsky, Johannes, Grenadier d. Res. aus Bautzen — schwer verwundet, rechter Fuß. (Le Tremblois 27. August.) Hellwig, Paul, Grenadier d. Res. aus Kamenz — gefallen. Kirst, Horst, Grenadier aus Königswartha — schwer verw. (Bertoncourt 30. August.) Schmeiß, Arthur, Grenadier d. Res. aus Kirschau — gef. Prochno, Paul, Grenadier aus Seidau — vermißt. (Livry 4. September.) Katzrr, Max, Grenadier d. Ldw. aus Tautewalde — leicht verwundet, Hand. (Sonde-St. Croix 6. September.) Witschas, Paul, Grenadier d. Res. aus Zschirnau — schwer verwundet, Oberschenkel. (Sompuis 9. September.) Zenker, Gustav, Grenadier d. Res. aus Weifa — verwundet. (Sompuis 10. September.) Flock, Max, Grenadier d. Res. aus Sörchen — schwer verw. Schmidt III, Wilhelm, Grenadier d. Res. aus Seidau — schwer verwundet, rechte Schulter. (Juvincourt 15. September.) Barthel, Max, Grenadier d. Res. aus Schmölln — schwer verwundet, Fuß. Henker, Paul, Gefreiter d. Res. aus Radeberg — leicht verw. Schmaler, Max, Grenadier d. Res. aus Kamenz — schwer verwundet, rechtes Knie. (Juvincourt 16. September.) Richter II, Karl, Grenadier d. Res. aus Callenberg — schwer verwundet, rechtes Bein. (Juvincourt 19. September.) Pobig, Karl, Grenadier aus Weidlitz — schwer verw. (Juvincourt 20. September.) Michel, Johannes, Grenadier d. R. aus Ottendorf bei Seb nitz — schwer verwundet. (Chevreux 27. September.) Hähnel, Kurt, Unteroffizier d. Res. aus Stolpen — gefallen. Hornuf, Paul, Grenadier d. Res. aus Sohland — schwer verwundet, Kopf, Bein, Rücken. Sittvspruch. Ei» Held ist, wer sein Leben Großem opfert. Grillparzer. Gedenktage: 16. Oktober 1873: Königin Marie Antoinette wird ent- haupet. Beginn der Völkerschlacht bei Leipzig. Astronomischer Kalender. 17. Oktober: Sonnenausg. 6 Uhr 27 Mn. > Mondausg. 3 Uhr 4 7 Mn. Soanenumerg. 5 Uhr 3 Mm. Monduntcrg. 4 Uhr 3 Mm. Zur Spittel. Roman von I u l i a Jobst. (44. Fortsetzung und Schluß) «Nachdruck verboten.) „Hier meine Hand, ich werde blindlings gehorchen." „Fräulein Marlenes bin ich nicht so sicher", widersprach Hubert. „Und da ein Brautpaar stets zusammenhält, gebe ich mich nicht allzu kühnen Hoffnungen hin." Fritz ergriff stürmisch die Han- Lothars: „Also endlich! Ihr habt mich über Gebühr zappeln lassen." „Unsere Schuld war es nicht, Brüderlein", verteidigte sich Marlene. „Herr Doktor Hubert hat so lange gezögert mit seinem Segen, und ohne seine Erlaubnis wagte es mein Verlobter nicht. Er hat es ja vorhin selber gesagt." „So befehle ich jetzt als Höchstkommandierender, daß sich das Brautpaar wieder in seinen Glückswinkel zurück zieht, während wir unter dem Weihnachtsbaum Nüsse knacken. Das ist meine Leidenschaft." „Wollen Sie nicht erst etwas zu Abend essen? Du wirst doch auch Hunger haben, Fritz?" Für den hat unser lieber Doktor schon gesorgt, Mutter, er holte mich von der Bahn ab, und gab mir so lange bei sich Quartier, bis hier die Weihnachtskerzen brannten." „Na, dann wollen wir es unS gemütlich machen", sagte Frau von TolSdorff. Der Hansl brachte die dampfende Punschbowle, und die Loni die Schüssel mit den frisch duftenden Krapfen. Eine große Schale mit Nüssen wurde vor Hubert aufgestellt, und er sagte behaglich: „Nun kann eS loSgehen. Unser junger Herr hatS Wort, er steckt bis oben hinauf voll Neu igkeiten. Damit er daran nicht ersticke, habe ich ihn vorher schon ein wenig angezapft." Alles lachte. Lothar lehnte sich bequem in den großen Ledersessel zurück und sah mit einem glücklichen Lächeln bald zu Marlene hin, bald zu der Gruppe am brennenden Baum. Eine der Wachskerzen reckte sich ein wenig höher, ein Zweig fing Feuer, knisternd schwelte er weiter, bis er gelöscht wurde. Der echte, rechte Weihnachtsduft zog durch die Diele, die im Halbdunkel lag, keine der elektrischen Flammen brannte. Das Licht, das vom Christbaum strahlte und von den prasselnden Holzscheiten ausging, stritt sich in seinem Gelb und Rot um die Herrschaft. Wunderbar wac die Wirkung der Farben in dem weiten Raum. Und Fritz erzählte. Zuerst waren es lauter übermütige Geschehnisse aus Regiment und Garnison, von gemeinsamen Freunden und Bekannten. Doch dann wurde seine Stimnis ernster, er berichtete von Blankenburg, wie alt Onkel Hans geworden sei und wie einsam Rose Marie. Ein bedrückendes Schweigen entstand. Der junge Offi zier verstand es, für das, was nun kam, den Boden vorzube reiten. Er fuhr fort: Vor einigen Tagen war ich in Jena — Robert hat mich eingeladen. Er fragte voller Interesse nach Grünhof und ich wurde ein wenig indiskret, den Er eignissen vorgreifend, verriet ich ihm das, was die heutige Christnacht erst zeitigen sollte — Eure Verlobung. Da hät tet Ihr seine Freude sehen müssen, es war ordentlich rüh rend. Na, das eine Vertrauen war das des anderen wert, und er teilte mir die mich völlig überraschende Neuigkeit mit, daß er zur Botschaft in Paris kommandiert sei." In der allgemeinen Freude über diese Auszeichnung, die einem der Ihrigen geworden war, bemerkte es zuerst keiner, wie müde und verfallen Lothar plötzlich aussah. „Und ich bin ein Krüppel im Spittel," sprachen die todestraurigen Augen, wenn auch der Mund nichts davon verriet. Hubert beobachtete ihn verstohlen und gab Fritz heim lich ein Zeichen, fortzufahren, bannt die Aufmerksamkeit von Lothar auf etwas anderes gelenkt wurde. „Und wißt Ihr, wer ihn dorthin begleitet?" Die Mutter nickte ihrem Sohne verständnisinnig zu und sagte: „Erzähle du es nur, Fritz, aber ich glaube, es zu erraten." „Rose Marie, mit der Robert schon seit Wochen heimlich verlobt ist," vollendete Fritz seinen Bericht. „Wie mich das freut," rief Lothar aus, er erhob sich plötzlich wie neubelebt aus seinem Sessel. Man erkannte nur zu deutlich, welche Last mit dieser freudigen Nachricht von seiner Seele gefallen war. „Also die schöne Frau kommt nach Paris." Doktor Hu bert nickte seinem Patienten befriedigt zu. „Auf den Grünhof gehörte sie nicht, da können wir nur solche Frauen brauckftn." Der Arzt ergriff die Hände von Frau Mariä und Marlene mit bedeutsamem Truck. „Wo die herrschen, dort wohnt der Frieden." „Auch Rose Marie wird ihn finden," sagte Frau von Tolsdorsf, „wenn auch einen von anderer Art." „Ich bin der Meinung, daß die beiden gar nichts Klü geres tun konnten, sie werden sehr glücklich miteinander werden," prophezeite Fritz und holte einen Brief hervor. „Ich wette sogar, Mutter, daß Robert dir das Gleiche schreibt." „Wie lieb von ihm, an mich zu denken." Frau von Tolsdorsf überflog rasch den Inhalt, dann las sie laut vor: „Liebe Tante Maria, Du klügste, beste un ter den Frauen, Du hast recht behalten. Ich habe kraft mei- nec großen Liebe Rose Marie zu eigen gewonnen. Ich glaube, schon jetzt behaupten zu können, daß mein zukünf tiges Leben kein Bruch sein wird, sondern ein Ganzes. Wie viel dazu das große Glück meiner Berufung nach Paris beigetragen hat, will und mag ich nicht ergründen. Rose Marie war schon in Blankenburg beim Vater eingetroffen, wo wir das Christfest gemeinsam verleben wollen, so konnte ich selbst der Ueberbringer der Nachricht sein. Sie war über- glücklich, und Onkel Hans lebt ordentlich auf. Er meinte, daß in unserer Ehe die beiderseitige Mitgift einander gleich fei, ich gäbe meiner Frau den lieben alten Namen wieder und die Stellung, und sie besäße die Mittel, damit wir beide würdig repräsentieren können. Dir aber, Tante Marie, küsse ich die treuen Mutterhände, die auch mich auf den rich tigen Weg leiteten. Möchte Lothar inzwischen auch glücklich am Ziel angelangt sein. An Eurer Liebe wird er gesunden. Und kann er auch nicht mehr des Königs Rock tragen, ein Tolsdorsf findet schon ein Plätzchen für seine Lebensarbeit, darum ist mir nicht bange. Mein Schwiegervater ist schon in seine,n Interesse eifrig tätig. Das neue Jahr findet mich schon auf meinen, Posten, unsere Hochzeit feiern wir ganz in der Stille am ersten Weihnachtstage. Dann will zu unserer großen Freude mein Schwiegervater für einige Wochen nach Grünhof reisen, um mit Lothar wegen seiner Zukunft Rücksprache zu nehmen. Nichts kann Rose Marie und mir lieber sein, als der Gedanke, den alten Herrn in der treuen Fürsorge einer Mutter Maria zu wissen. Bei Dir ist jeder gut aufgchoben. Fröhliche Weihnachten! Möchte das neue Jahr für uns alle ein gesegnetes sein. Dein dankbarer, glücklicher Robert." „Also sei es!" rief die frische, kräftige Stimme Huberts in daS ernste Schweigen hinein. „Die Gläser zur Hand un angestoßen! DaS Haus TolSdorff, Gott erhalt's." -Ende.— , j