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i Nummer 2Ü8. Dienstag, 13. Oktober 1S14. 68. Jahrgang DerSäHWeLrzWler Msch»fsw«daer Hagekkatt. Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aeltestes Blatt im Bezirk. Erscheint seit s8§6. Telegr.-Adreffe: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Mit de« wöchentlichen Beilage«: Dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags. Illustriertes Sonntagsblatt. Abonnements» Bestellungen werden angenommen in der Geschäfts« stelle Altmarkt 15, sowie bei den Zeitungsboten in Stadt und Land, ebenso auch bei allen Postanstalten. — Nummer der Zeitungsllst« 6587. — Schluß der Geschäftsstelle abends 8 Uhr. Erscheint jeden Werktag abends für den folgenden Tag. 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Trotzes Hauptquartier, 11. Oktober, abends. Westlich Lille ist von unserer Kavallerie am 10. Oktober eine französische Kavalleriedivision völlig und bei Hazebrouk eine andere französische Kavalleriedivision unter schweren Verlusten geschlagen worden. Die Kämpfe in der Front führten im Westen bisher zu keiner Entscheidung. Ueber die Siegesbeute von Antwerpen können noch keine Mitteilungen gemacht werden, da die Unterlagen erklärlicherweise noch fehlen. Auch über die Anzahl der Gefangenen und über den Uebertritt englischer und belgischer Truppen nach Holland liegt kein ab schließendes Urteil vor. : HGMj Auf dem östlichen Kriegsschauplatz wurden im Norden alle Angriffe der 1. und 10. russischen Armee gegen die ostpreußischen Armeen von diesen am 9. und 10. Oktober zurückgeschlagen. Auch ein Umfassungsversuch der Russen über Schirwindt wurde abgewiesen. Dabei wurden 1VOO Mann zu Gefangenen gemacht. In Südpolen erreichten die Spitzen unserer Armeen die Weichsel bei Grojez. Südlich Warschau fielen 2000 Mann vom 2. sibirischen Armeekorps in unsere Hände. Die russischen amtlichen Nachrichten über einen großen Sieg bei Augustow-Suwalki sind Erfindung. Wie hoch die amtlichen russischen Nachrichten einzuschätzen sind, zeigt die Tatsache, daß über die gewaltigen Niederlagen bei Tannenberg und Insterburg keine amtlichen russischen Mitteilungen veröffentlicht sind. (W. T. B.) Wie Antwerpen genommen wurde. Großes Hauptquartier, 10. Oktober, abends. Nach «ur Jwölftägiger Belagerung ist Antwerpen in unsere Hände ge- fallen. Am 28. September fiel der erste Schuß gegen dir Forts der äußeren Linie. Am 1. Oktober wurden die ersten Forts erstürnrt, am 6. und 7. Oktober der starke, angestaute, meist 400 Meter breite Nethe-Abschnitt von unserer Infam terie und Artillerie überwunden. Am 7. Oktober wuroe entsprechend dem Haager Abkommen die Beschießung der Stadt angekündigt. Da der Kommandant erklärte, die Verantwortung für die Beschießung übernehmen zu wollen, begann Mitternacht vom 7. bis 8. Oktober die Beschießung der Stadt. Zu gleicher Zeit setzte der Angriff gegen die innere Fortslinie an. Schon am 9. Oktober früh waren zwei Forts der inneren Linie genommen, und am 9. Okto ber nachmittags konnte die Stadt ohne ernsthaften Wider stand besetzt werden. Die vermutlich sehr starke Besatzung hatte sich anfänglich tapfer verteidigt. Da sie sich jedoch dem Ansturm unserer Infanterie und der Marinedivision, sowie der Wirkung unserer gewaltigen Artillerie nicht ge wachsen fühlte, war sie in voller Auflösung geflohen. Unter der Besatzung befand sich auch eine unlängst eingetroffene englische Marine-Brigade. Sie sollte nach englischen Zei tungsberichten das Rückgrat der Verteidigung sei«. Der Grad der Auflösung der englischen und belgischen Truppen wird durch die Tatsache bezeichnet, daß die Uebergabever- Handlungen mit dem Bürgermeister geführt werde« muß ten, da keine militärische Behörde aufznfinde« war. Die vollzogene Uebergabe wurde am 10. Oktober vom Chef des Stabes de» bisherigen Gouvernement» von Antwerpen be stätigt. Die letzten noch nicht übergebenen Forts wurden von unseren Truppen besetzt. Die Zahl der Gefangenen läßt sich «och nicht übersehen. Diele belgische und englische Solda ten sind nach Holland entflohen, wo sie interniert werden. Gewaltige Vorräte Mer Art sind erbeutet. Die letzte belgische Festung, da» „««einnehmbare" Ant werpen, ist bezwungen. Die Angriffstruppen haben eine außerordentlich» Leistung vollbracht, die von Seiner Maje stät damit belohnt wurde, daß ihrem Führer, dem General der Infanterie von veseler, der Orden Pour le MLrite der- liehen wurde. Der Einmarsch der Deutsche«. Haag, 10. Oktober. Die förmliche Kapitulation auf dem Stadthaus von Antwerpen war nach Vaderlands Bc- richt ergreifend. Um 2 Uhr wurden die belgische, französische und englische Flagge niedergeholt, dafür die deutscheFlagge gehißt. Die Zuschauer in den Straßen weinten oder ballten die Fäuste. Die deutschen Trrlppen kamen still, ohne Gesang oder Musik, einmarschiert, die Artilleristen, als eigentliche Sieger, hatten Blumen im Knopfloch. — Berichte aus Ant werpen versichern, daß die Beschädigung der Stadt durch Bomben verhältnismäßig unbedeutend ist. In der Key- zerstraße, der Hauptstraße der Stadt, ist nicht mehr als ein Dutzend Häuser ausgebrannt und beschädigt. Kein öffent liches Gebäude oder monumentales Kunstwerk erlitt Scha den, nur der Justizpalast wurde geringfügig beschädigt. In der Hauptgeschäftsstraße sind nur einige Cafes vernichtet, der Marktplatz blieb völlig unversehrt. Brüssel, 11. Oktober. (W. T. B.) Ein aus Antwerpen zurückgekehrter Berichterstatter erzählt: Unter der Bevölke rung der Stadt rief die Beschießung eine ungeheuere Panik hervor. Die Zahl der in den letzten Tagen meist nach Hol land geflüchteten Einwohner wird auf 200 000 geschätzt. Die Zurückgebliebenen hatten sich in mit Mattatzen verbarrika dierte Keller geflüchtet. Die Kapitulation erschien ihnen wie eine wahre Erlösung. Die Stadt hat verhältnismäßig we nig gelitten. Die Kunstdenkmäler der großen öffentlichen Gebäude, insbesondere das Museum Plantin und das Kgl. Museum sind unbeschädigt. In der Kathedrale ist in das rechte Seitenschiff anscheinend durch eine Granate ein klei nes Loch geschlagen. In der Nähe der Place verte brach in mehreren Häusergruppen ein Brand aus, welcher gegenwär tig gelöscht wird. Am äußersten Ende des Hafens brennen viele Benzintanks, auS welchen riesige Rauchwolken empor steigen. Die Tanks sind zweifellos von den Belgiern oder den Engländern angezllndet worden, um zu verhindern, daß die Benzinvorräte in die Hände der Deutschen fallen. Alle Häftlinge sind vor einigen Tagen freigelassen worden. Amsterdam, 11. Oktober. Ein Sonderberichterstatter des HandelSblatteS meldet: Die belgische« Geschütze vermoch. ten nicht» gegen die deutschen Geschütze. Die Verteidiger bekamen die deutschen Geschütze überhaupt nicht zu sehen, und es war unmöglich, auch nur einigermaßen ihre Aufstel lung festzustellen. Das Feuer war so heftig, daß die Vertei diger nicht fliehen konnten, ohne dem gewissen Tode entge genzugehen. Auf verschiedenen Punkten der letzten Vertei digungslinie wurden Befehle gegeben, das Pulver in die Luft fliegen zu lassen. Mehrfach konnten aber die Pulver kammern nicht mehr erreicht werden. Das Feuer hörte um 1,30 Uhr auf. Die Besatzung benutzte sofort die Gelegenheit zur Flucht. Die Stadt war in diesem Augenblicke bereits übergeben, aber die Verteidiger wußten es noch nicht. So fort zogen inehrere Polizeiagenten mit Weißen Flaggen auf die Wälle, um die Uebergabe anzuzeigen. Als sie ankamen, fanden sie jedoch an den meisten Plätzen die Stellungen be reits leer. Die Soldaten hatten die Wälle in wilder Flucht verlassen. Die deutsche Infanterie begann dann sofort die Verfolgung. Es wurden viele Gefangene gemacht. Andere entkamen nur durch schnelles Anlegen bürgerlicher Klei dung. Proklamation des Generals von Deseler. Brüssel, 11. Oktober. General von Beseler, der Be fehlshaber der Belagerungstruppen von Antwerpen, hat fol- gende Proklamation erlassen: „Einwohner von Antwerpen! Das deutsche Heer betritt eure Stadt als Sieger. Keinem eurer Mitbürger wird ein Leid geschehen, und euer Eigen tum wird geschont werden, wenn ihr euch jeder Feindselig keit enthaltet. Jede Widersetzlichkeit dagegen wird nach Kriegsrecht bestraft und kann die Zerstörung eurer schönen Stadt zur Folge haben." (W. T. B.) Eine Erlösung für die Einwohner. Berlin, 11. Oktober. Einem holländischen Berichterstat ter wurde nach der „Deutschen Tageszeitung" von einem Flüchtling aus Antwerpen folgendes mitgeteilt: Unsere Soldaten haben seit sieben Tage» kein Auge geschlossen; sie sind vollkommen erschöpft, brechen in den Straßen zusam men und bitten ihre Offiziere, sie doch nicht nutzlos hin- schlachten zu lassen. Das Bewußtsein, daß die belgische Ar tillerie den deutschen Geschützen nicht standhaften kann, de moralisiert die Soldaten und treibt sie zur Fahnenflucht. Hunderte füllen das Strafgefängnis in der Beginenstraatz seit fünf Tagen werden Offiziere, Feldwebel und Gemeine im Gefängnishof wegen feigen Benehmens, Landesverrats, versuchter Desertion rasch abgeurteilt und füsiliert. Ein An suchen der Bürgerschaft, die Stad; uicht beschießen zu lassen. Keine schwere Beschädig«»« der Stadt. Amsterdam, 11. Oktober. (W. T. B.) Das Handels- blatt berichtet: Die Zerstörungen Antwerpen» sind außer-