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- " «Nummer 236 Sonnabend, 10. Oktober 1914. 68. Jahrgan Der SächWe LrMer Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks. Bischofswerdaer Tageblatt Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aelteftes Blatt im Bezirk. Erscheint seit s8H6. Telegr.-Adresse: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. MU den wöchentlichen Beilagen: Dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustriertes Sonntagsblatt. erscheint irden Werktag abends für den folgenden Tag. Der Be- ugspret« ist einschließlich der 3 wöchentlichen Beilagen bei Abholung n der Expedition vierteljährlich 1 Mk. SO Pfg-, bei Zustellung ns Hau» I Mk. 70 Pfg.: durch die Post frei ins Haus viertel» Shruch 1 Mk. 82 Pfg, am Postschalter abgeholt 1 Mk. 50 Psg. 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Die Petroleumlager am Hasen und der Südbahnhos in Flammen. — Die Lustschisfhalle in Düsseldors von einem seindlichen Flugzeug beschoßen. — Don Westen und Osten nichts besonderes. Großes Hauptquartier, 8. Oktober, abends. Vom westlichen Kriegsschauplätze sind Ereignisse von erheblicher Bedeutung nicht zu melden. Kleine Fortschritte sind bei Mihiel und im Argonnenwalde gemacht worden. Vor Antwerpen ist das Fort Breendonck genommen. Der Angriff auf die innere Fortslinic und damit auch die Beschießung der dahinter liegenden Stadt haben begonnen, nachdem der Kommandant der Festung die Erklärung abgegeben hatte, daß er die Verantwortung übernehme. Die Luftschiffhalle in Düsseldorf wurde von einer von einem feindlichen Flieger geworfenen Bombe getroffen. Das Dach der Halle wurde durchschossen und die Hülle eines in der Halle liegenden Luftschiffes zerstört. Im Osten erreichte eine von Lomsha anmarschierende russische Kolonne Lyck. (W.-T.-B.) Eine der größten Befestigungsanlagen Europas kämpft hren Todeskainpf: das Schicksal Antwer pens ist seiner Erfüllung nahe. Die Deutschen tehen nunmehr dem inneren Fortgürtel gegenüber und der Herne Mund der „Brummer" sendet den furchtbaren Gruß »es siegreichen Heeres bereits in die Stadt selbst. Aus dem holländischen Grenzstädtchen Roosendaal lau en Nachrichten über die furchtbare Wirkung der ersten, in Antwerpen einfallenden deutschen Granaten ein. Die Fol ien kommen auf das Haupt der Verantwortlichen Belgier, >ie sich in unglaublicher Verblendung zum äußersten Wider- tande aufreizen liehen. Erst nachdem sie vergeblich zur Über- labe aufgefordert hatten, blieb den Deutschen nichts mderes übrig, als mit dem Bombardement zu beginnen. Zetzt nimmt das Verderben seinen Lauf. Wir wissen nach »en Resultaten unserer 42-Zentimeter-Mörser gegenüber ßanzertürmen und für bombensicher gehaltenen Eindeckun- M, wie furchtbar eine einzige dieser Granaten in dem In- lern einer Stadt wirken muß. An den Belgiern ist es, den »ölligen Untergang dieser herrlichen Stadt zu hindern: die Kapitulation bietet die einzige Möglichkeit. Je früher sie er- olgt, desto besser. Jede Stunde, jede Minute bringt Wei- teres Unheil! In langen Zügen verlassen die Einwohner die einge- chlossene Festung, die Regierung hat feige die Stadt verlas en, auch der König hat sein Heil in der Flucht gesucht. Un ter solchen Umständen ist die Annahme wohl begründet, daß die Kapitulation der Stadt nur noch eine Frage der kürze sten Zeit ist. Damit hat auch die Schicksalsstunde für das unglückliche Land geschlagen, das ein übel beratener Herr scher in sein Verderben geführt. Die offizielle Ankündigung der Beschießung. Brüssel, 8. Oktober, (W. T. B.) Gemäß Artikel 26. des Haager Abkommens, die Gesetze des Landkrieges betreffend, hat General d. Beeseler, der Befehlshaber der Belagerung-- ttmee von Antwerpen, durch Vermittlung der in Brüssel be händigten Vertreter neutraler Staate« gestern nachmittag die Behörden Antwerpens von der bevorstehenden Beschie ßung verständigt. Die Beschießung der Stadt hat nm Mit ternacht begonnen. Die brennende Stadt. Köln, 8. Oktober. (W. T. B.) Ter „Kölnischen Ztg." wird von der holländischen Grenze aus Roosendaal gemeldet: Die Beschießung Antwerpens dauerte die ganze Nacht durch. Das Feuer war so heftig, daß in Roosendaal die Häuser er zitterten. Tausende von Flüchtlingen sind angekommen oder werden noch erwartet. Während der ganzen Nacht konnte man hier die Feuersglut wahrnehmen. Die Petroleumbe hälter des Hafens scheinen in Brand zu stehen. Der Süd bahnhof brennt ebenfalls. Auch der Hauptbahnhof hat ernst lich gelitten. Die Regierung hat befohlen, alle Eisenbahn züge für die Beförderung von Verwundeten und Flüchtlin gen bereit zu halten. Amsterdam, 8. Oktober. (W T B) „Nieuws van' den Dag" meldet aus Roosen daal: Nach Meldungen von Flüchtlingen hat die Beschießung Anwerpens nachts begonnen. Ein Zeppelin warf Bomben auf die Oeltanks bei Hoboken, die in Brand gerieten. Die Südbahn steht in Flammen. Ein Pulvermagazin soll in die Lust gesprengt worden sein. Eine starke britische Truppenmacht will die innere Fortlinie bis zum Aeutzersten verteidigen. Die Massenslucht aus Antwerpen. Der „Nieuwe Rottrrdamschr Courant" meldet aus Roo- sendaal: Flüchtlinge berichten, daß die Deutschen mit Ma schinengewehren über den Fluß Nethe setzten. Eine Taube warf eine Bombe auf den Antwerpener Bahnhof. Der Aus- zng der Bewohner erhält den Charakter einer panikartigen Auswanderung. Die Straßen nach der holländischen Grenze sind mit Menschen bedeckt. Unaufhörlich befördern Sonder züge Tausende von Flüchtlingen nach Roosendaal. Nonne« führen Kranke nnd Waisen mit. Tie Menschen gebärden sich verzweifelt. In Roosendaal sind sämtliche Häuser über füllt. Amsterdam, 9. Oktober. (W. T. B.) Ter „Telcgraas" meldet aus Roosendaal: Der deutsche Ucbcrgang über dir Nethe gelang am Dienstag unter großen Verlusten unter dem Schutze schwerer Artillerie. Die Belgier sprengten meh- rcre Male die über die Nethe gelegten Brücken, und mit To desverachtung schlugen die Pioniere starke Ucbergänge über den Fluß. Gleichzeitig erfolgten Flankenangriffe auf das Fort Puers. Amsterdam, 8. Oktober. (W. T. B.) Aus Belgien tref fen an der holländischen Grenze zahlreiche Flüchtlinge ein: viele reisten direkt nach England. Die Beschießung von Ant werpen soll bis heute früh 5 Uhr aufgeschoben worden sein, um die Einwohner abziehen zu lassen. — Der „Rotterd.- Courrant" meldet aus Roosendaal: Der Militärgouverneur von Antwerpen hat die Bevölkerung znm Verlassen dec Stadt aufgefordert. Um 11^4 Uhr hat eine Taube eine Bombe auf den Bahnhof geworfen. Die Wege nach der hol ländischen Grenze sind schwarz von Menschen. Endlose Ex- trazüge fuhren nach Roosendaal. Der König soll Antwerpen verlassen haben. Flucht der Regierung. Rotterdam, 8. Oktober. Die belgische Regierung verließ mit der Postverwaltung auf Dampfern Antwerpen und wurde endgültig nach Ostende verlegt. König Albert ist noch immer bei der Armee; er soll leicht verwundet sein. Die Antwerpener Banken geben bekannt, daß sie vorläufig ihre Türen schließen. Der Straßenbahnverkehr wird nach Son nenuntergang eingestellt. Die in Amsterdam eingetroffene Frau eines Wärters des Antwerpener Zoologischen Gartens erklärte, man habe die Käfige der wilden Tiere mit Panzer- platten versehen und die Schlangen getötet. Die bürgerliche Bevölkerung hat die Stadt geräumt, die fremden Gesandt schaften sind nach Ostende verlegt worden. Die Bürgergarde von Antwerpen ist entwaffnet worden. Die Stadt Roosen daal gleicht einem großen Flüchtlingslager. Den ganzen Tag über kommen Züge von Antwerpen an. Bis Mittwoch mittag waren schätzungsweise 18 000 Belgier, namentlich Frauen und Kinder, eingetroffen, die in den Kirchen, Licht spieltheatern, Eisenbahnschuppen und Privathäusern unter gebracht wurden. Flucht de» belgischen Königspaares. Amsterdam, 8. Oktober. Ter aus Antwerpen kommende Berichterstatter drS „Allgemeen Handelsbladet" meldet au»