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.V-Hi Nummer 230 68. Jahrgang. Der MW- LrMer Aischosswerdaer Tageblatt «- - q Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aeltestes Blatt im Bezirk. Erschein» seit s8§S. Telegr.-Adrefse: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. - . .. Sonnabend, 3. Oktober 1S14. Mit de» wöchentlichen Beilagen: Dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustriertes Sonntagsblatt. ' Erscheint jeden Werktag abend» für den folgenden Tag. Der Br- zuaspret» ist einschließlich der 3 wöchentlichen Beilagen bei Abholung tn der Expedttion vierteljährlich 1 Mk. 50 Pfa., bei Zustellung in. Hau, 1 Mk. 70 Pfg.; durch die Post stet ins Haus viertel jährlich 1 Mk. V2 Pfg, am Postschalter abgeholt 1 Mk. SO Pfg. , Einzelne Nummern kosten 10 Pfg. Abonnements - Bestellungen werden angenommen in der Geschäfts, pelle Altmarkt 18, sowie bei den Zeitungsbotrn in Stadt und Land, ebenso auch bei allen Postanstalten. — Nummer der Zeitungsliste 6587. — Schluß der Geschäftsstelle abends 8 Uhr. Nnzelgenprel»: Die Sgespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für Inserate von außerhalb des Verbreitungsgebiete, 15 Pfg. Die Rrklamrzeilr 30 Pfg. Geringster Inseratenbetrag 40 Pfg. Bet Wiederholungen Rabatt nach ausliegendem Tarif. Erfüllungsort für beide Teile Bischofswerda. Festbestellte Inseraten» Aufträge können nicht zurückgezogen werden. Inserat» »uv Adonnements-Bestellunge« nimmt entgegen in Bautzen: Weller'sche Buchhandlung, Schulstraße 9 Die Entscheidung rückt näher. Siegreiches Vordringen auf dem rechten Flügel. — Gin französischer Angriff bei Toul blutig zurückgeworfen. — Erfolgreiches Fortfchreiten des Angriffs auf Antwerpen. Großes Hauptquartier, 1. Oktober, 10 Uhr abends. Am .?0. September wurden die Höhen von Roye und Fresnoy nordwestlich Noyon den Franzosen entrissen. Südöstlich von St. Mihiel wurden am 1. Oktober von Toul her Angriffe zurückgewiesen. Die Franzosen hatten dabei schwere Verluste. Der Angriff auf Antwerpen schreitet erfolgreich fort. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz keine Veränderungen. Amtliche Meldung des Wolff-Bureau. Die Kriegslage. Der heutige amtliche Bericht läßt ein siegreiches Vor dringen des deutschen rechten Flügels erkennen. Ein Blick auf die Karte zeigt uns, daß her deutsche Offensivvorstoß von Tag zu Tag an Kraft gewinnt. Am Montag wurde bei Ba- paume gekämpft, am Dienstag bei Albert und am Mittwoch die 35 Kilometer südlich von Albert liegenden Höhen von Roye erobert. Es geht siegreich vorwärts! Die Entscheidung kann nicht mehr fern sein. Berlin, 2. Oktober. (W. T. B.) Zu den neuesten Mit teilungen des Großen Generalstabes sagt der „Lok.-Anz.": Die Nachrichten vom westlichen Kriegsschauplatz sind außer ordentlich erfrischend. Wir ahnten wohl, daß di« französische Offensive im Zusammenbrechen begriffen sei, aber daß un sere Truppen nach 17tägigem ununterbrochenem Kampfe im Stande sein würden, ihrerseits die Offensive zu übernehmen, das ist ein außerordentlicher Beweis für die Brauchbarkeit unserer Soldaten und für den prächtigen Kampfesmut, der sie erfüllt. Der Feind ist beträchtlich zurückgedrängt wor den, und was das bei einem ermatteten Feinde bedeutet, das liegt auf der Hand. Deutsche Erfolge bei Nancy. Rotterdam, 1. Oktober. Eine Depesche der „Times" aus Nancy vom 24. September besagt: Die Deutschen rücken wieder vor. Sie besetzten den 350 Einwohner zählenden Ort Domtzvre im Arrondissement Toul, Blamont an der Bahn Jgny-Avricourt-Cirey, ferner Cirey, Badonviller am Fuße der Vogesen im Arrondissement LunSville, sowie Thiaucourt und Nomeny. Der Ort Nomeny an der Seille im Arrondis sement Nancy ist dem Erdboden gleich gemacht, wie Gerbe- villers. Die Deutschen rücken durch das Vezouzetal vor. Der Fluß Vezouze, ein rechter Nebenfluß -er Meurthe, entspringt in den Vogesen und mündet nach 64 Kilometer langem Lauf unterhalb Lunsville. Reims Mieder in deutschem Besitz? Die Stadt Reims ist angeblich von den Franzosen wie der geräumt worden, wenigstens ist den Zeitungen Londons aus Paris mitgeteilt worden, daß die Stadt Reims nun vollständig von französischen Truppen geräumt ist, während diese die Festung noch immer besetzt halten. Durch die fort dauernde deutsche Beschießung sei der Rest der Kathedrale noch immer der größten Gefahr ausgesetzt. 7000 Inave« ansgeriebeu. Der Korrespondent der „Daily Mail" meldet auS Paris eine Unterredung mit einem verwundeten Zuaven- unterosfizier, der erzählte: Am 20. September sei eine Bri gade von 8000 Zuaven in deutsches Maschinengewehrfeuer geraten und sei bis auf 1000 leicht Verwundete aufgerieben worden. Die Kampfesweise der afrikanischen Truppen hab: gegen die moderne Taktik des deutschen Heeres keine Aus- sicht auf Erfolg. Vor der Entscheidung. Vom General der Infanterie v. Blu m e. Der 10 v. M. war der Tag, an welchem unser Westheer, die geschlagene französisch-englische Hauptmacht in mehr als hundert Kilometer breiter Front zwiscl-en Oise und Maas südwärts verfolgend, an der Marne, in der Höhe von Paris, anlangte und sich dort von weit überlegenen, aus der feind lichen Hauptstadt hervorbrechenden Kräften auf dem rechten Flügel in Front und Flanke angegriffen sah. Außerstande, diesen Flügel in der von ihm erreichten Stellung rechtzeitig zu unterstützen, entschloß sich die deutsche Heeresleitung, ihn nach kräftigem Widerstmrde hinter die Aisne zurückzunch- men und auch die übrigen Teile des Heeres dieser Bewegung so weit folgen zu lassen, daß sich daraus eine geringe Rechts- rückwärtsschwenkung bis etwa in die Linie Noyon—Reims- Verdun ergab. In dieser mehr als 160 Kilometer weiten Frontausdehnung ringen seitdem, also seit nunmehr fast drei Wochen, die beiderseitigen Heeresmassen in der gelvai- tigsten Schlacht, die die Geschichte kennt, miteinander, daZ deutsche Westheer mit Ausnahme der noch in Belgien, sowie auf dem rechten Maasufer und in den Vogesen befindlichen Teile mit nahezu der gesamten französisch-englischen Streit macht. Auf beiden Seiten ist bisher mit einer Tapferkeit und Ausdauer gekämpft worden, die wir auch bei unseren Geg nern bereitwillig anerkennen. Entsprechend groß sind die Verluste, bei unseren Gegnern so groß, daß es dort, wie in Frankreich laut geklagt wird, nicht mehr möglich ist, der Masse der Verwundeten die notdürftigste Fürsorge zuzu- wenden. Die französisch-englische Armee begann die Schlacht an griffsweise, erzielte auch hier und da auf der ausgedehnten Front, besonders auf unserem rechten Flügel, gegen den sie unter dem Bestreben, ihn zu umfassen, von Anbeginn ihre Hauptkräfte verwandte, Einzelerfolge. Ihre Angriffskrast erlahmte jedoch alsbald, mehr und mehr gewann der Unter nehmungsgeist auf deutscher Seite das Uebergewicht. Un wenn in den vergangenen Tagen diese Ueberlegenheit von der deutschen obersten Heeresleitung noch nicht für ausrei- chend erachtet worden ist, um zum letzten entscheidenden Schlage auszuholen, so ist augenscheinlich der Zeitpunkt auch hierfür jetzt gekommen. Nach der Bekanntmachung unsercs Großen Hauptquartiers vom Dienstag abend haben auf un serem rechten HeereSflügel inFrankreich am Dienstag bis da hin noch unentschiedene Kämpfe stattgefunden, währen- in der Front zwischen Oise und Maas im allgemeinen Ruhe herrschte — wohl die Ruhe vor dem Gewitter. Wie sicher sich aber die Heeresleitung des Erfolges fühlt, ist daraus erkennbar, daß derselben Bekanntmachung zufolge gestern auch die Belagerungsartillerie gegen einen Teil der FortS von Antwerpen das Feuer eröffnet hat, während ein Vor stoß belgischer Kräfte gegen die Einschließungslinie zurückgc- wiesen wurde. Bestände irgendein Zweifel über den Aus gang der Entscheidung auf unserem rechten Flügel in Frank- reich, so würde man den Angriff gegen Antwerpen zugkn- sten weiterer Verstärkung jenes Flügels verschoben haben. Aehnliches gilt von unserem Vorgehen gegen die MaasfortS auf unserem äußersten linken Flügel. Wir hören, daß dort erneute Vorstöße aus Verdun und Toul von der im Angriff gegen die Maasforts stehenden Armee zurückge schlagen worden sind, woraus hervorgeht, daß die Unterneh mungen zur Erweiterung der durch die Eroberung des Forts du Camp des Romains geöffneten Lücke ununterbrochen fortschreiten. Uni aber die bisherige Entwicklung und den voraussicht lichen Ausgang der großen Schlacht bei Paris richtig zu be urteilen, darf nian nicht übersehen, daß auf einefast noch här tere Probe als die Kampfestüchtigkeit der Truppen, ihre Wi derstandsfähigkeit gegen Strapazen und Entbehrungen gestellt worden ist. Und obgleich unsere Truppen, die alle mit der Kriegführung in feindlichem Land verbundenen Schwierig keiten zu überwinden batten, hierunter zweifellos schwerer als die gegnerischen zu leiden gehabt haben, gehen sie doch moralisch und physisch weniger geschwächt als jene aus dieser Prüfung hervor. Zu kaum geringerem Teile als auf den unübertroffenen Heldenmut unserer Truppen gründet sich unsere Siegeszuversicht auch auf ihre überlegene Wider standskraft gegen Anstrengungen und Entbehrungen. Der Kaiser beim Prinzen Oskar. Berlin, 2. Oktober. sW. T. B.) lieber die Erstürmung des Forts Camp des Romains gibt der Kriegsberichterstatter des Berl. Tgbl. Binder eine sehr lebendige Schilderung, an deren Schluß er über den Besuch des Kaisers beim Prinzen Oskar etwa folgendermaßen schreibt: In der zweiten Etage des Hotels Europäischer Hof hatte Prinz Oskar ein Zimmer bezogen. Seine Königsgrenadiere hatten am 24. September in der Gegend von Verdun wie die Löwen gekämpft. Es kam mit den Turcos zu einem mörderischen Kampfe. Der Prinz führte sein Regiment durch Kampf zum Sieg. Nach dein Kampfe brach der Prinz an einer akuten Herzschwäche zusammen. Die tagelangen Anstrengungen des Gefechtes lähmten seine Kraft für kurze Zeit. Am 28. mittags kam die Gemahlin des Prinzen Oskar in Metz an. Nachmittags gegen 3 Uhr kam der Kaiser, um seinen Sohn zu besuchen. Der Generalarzt gab ihm gute Auskunft und erfreut darüber klopfte ihm der Kaiser auf die Schulter. In der Tür des Zimmers erschien die Gräfin Ruppin, der der Kai ser ritterlich die Gand küßte. Rechts neben der Tür stand das Bett des Prinzen. Der Kaiser ging in das Zimmer hinein, in der Tür die Arme schon ausbreitend, mit den Worten: „Junge, Junge, da bist Du ja." Ueber eine Stunde weilte der oberste Kriegsherr bei dem jungen Oberst. 30 französische Fluqzeiae erbeutet. In dem Kri-aStaaebuche eine* ArtteS. da» von der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" veröffentlicht wird, findet sich folgende Stelle: Draußen donnern unsere schweren Geschütze gegen die Antwerpener FortS. Wir stehen alarmbereit und