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nicht an Blutverlust stirbt. Ich Kirch« zum Hauptmann, um zu fragen, wat wir tun sollen; hier liegen bleiben können wir nicht, sonst sind wir alle tot. Mein Hauptmann schickt mich -um Lataillonökommandeur. Ich solle ihm melden, wenn wir nicht Artillerie bekommen, sei da» ganze Bataillon verloren. Im Kugelregen eile ich den Abhang hinunter, link» und recht» schlagen die Granaten ^in. Endlich find« ich ihn und melde ihm, daß schon vier Offiziere tot sind und da» ganze Bataillon vernichtet wird, wenn wir nicht Artillerie bekommen. „Wir bekommen keine Artillerie, gehen Sie in Gotte» Namen zurück." Die Tränen brechen ihm au» den Augen. Ich mech« dm Weg wieder hinauf, gerade will mein Hauptmann den Befehl zum Bormarsche geben. Ich bringe den Bataillonsbefehl. Der Rückzug wird angetreten übet da» Tal zur Höhe, von der wir gekommen sind. Wir fegen un» fest an der Straße, die sich läng» de» Hange» hinzieht. Hier wollen wir bleiben — Bister 800. Da sprengt ein preußischer Offizier auf schaumbedecktem Pferde zu meinem Hauptmanne. „Herr Kamerad, die preußischen Brüder recht» verbluten, wenn die Bayern nicht aushalten!" Wir sehen keinen Major. Der Hauptmann befiehlt dem Bataillon: „Vorwärts, marsch!" Die Trommel wirbelt, e» geht wieder den Berg hinauf zu unserem Grabe. Al» wir den Waldrand erreichten, kam endlich Hilfe. Gerade wollte eine französische Brigade gegen unser Bataillon . vorgehen. Da kommt ihr in die linke Flanke da» 20. Regi ment. Wir atmen auf, wir und die Preußen sind gerettet. Wir bleiben noch am Wattrand, bi» der Abend hereinbricht. Dann tragen wir die teueren Toten au» dem Wald. Unsere beiden Leutnant», ein aktiver und ein Reserveleutnant die beide unmittelbar vor dem Kriege geheiratet hatten, wurden vorbeigetragen. Wir stehen still mit Helm ab. Wir weinen und schluchzen wie kleine Kinder . . Ein blutiges Waldgefecht. (Aus einem Feldpostbrief.) Südlich E . . ., 8. 9. 14. Am 16. August waren wir in G., ungefähr noch acht Kilometer hinter Die uze, gewesen. Dort wurden wir von französischer Artillerie recht lebhaft begrüßt, blieben aber trotzdem noch einen Tag in der Stellung, verschanzten uns in einer Nacht bis an den Hals und mußten andern Mor» gens doch zurückgehen bis Dieuze. Die Tränen standen uns bei dem Zurückgehen in den Augen und doch war alles nur Finte von uns, um den Gegner in die Falle zu locken, in die er denn auch richtig ging. In Bensdorf hatten wir einen Tag Ruhe, d. h. wirklich nur einen Tag, denn des Nachts zog unsere Kompagnie auf Vorposten und hier erhielten wir denn unsere Feuertaufe und diese gleich recht gründlich. Von einer vierfachen Uebermacht wurden wir angegriffen, hielten uns recht tapfer, mußten uns aber -och zurückziehen. Un sere ersten Toten und Verwundeten, die wir hatten, nahmen wir unter heftigstem Feuer doch mit, und diese Tat trug uns denn nachher den innigsten Dank unserer lieben Kame raden und ein großes Lob unseres Regiments-Komman Ueber Paris. Die Flugmaschine schaukelt, Vom frischen Wind umkost; Der junge Morgen gaukelt Herauf im fernen Ost. Allmählich wird e» Helle, ES schwimmen Stein und Kies: Das sind die Festungswälle Der allen Stadt Paris. Sie haben mich gesichtet: Viel Rohre dreh'n sich sacht. Schon weiden sie gerichtet, Es blitzt und pselft und kracht. Doch stolz zieht die Libelle Den Weg, den ich ihr wieS: Bis an die Zitadelle Der schönen Stadt Paris. Die Place de la Concorde Erschimmert weißlich schon; Hier schritt mit Blut und Morde Einher die Revolution. Da man mit Henkersmiene Die Opfer vorwärts stieß: Hier stand die Guillotine Der tollen Stadt Pari«. Westwärts geht das Gerase; Ich blick' hinab und seh' Die weiße Rirsenstraße Der alten Grande-Armee. Der Marsch der Bataillone Erdröhnt auf diesem Kies Wohl vor dem großen Sohne Der stolzen Stabt Paris. Und weiter gehl's und leiser Rauscht hier der Seinestrom: Hier schläft der wie Kaiser Im Inoalidenoom. Doch ob viel Schwerter blitzen Und Dolch und Schild und Spieß; Heut kann er sie nicht schützen, Die gut« Stadt Paris: Heut schmettert in den Ohren Mir stolze Schlachtmusik, Dort weh'n die Trikoloren Der dritten Republik. Heut feir' ich Hekatomben deur» ein. Wir waren gegen 4 Uhr nachmittags wieder beim Regiment, das in B. lag, und nachdem wir dort bis 9 Uhr geruht, marschierten wir wieder ungefähr 5 Kilometer vor. Um 2 Uhr nacht» wurden wir geweckt. Wir lagen nur, in unseren Mantel gehüllt, auf dem Boden, da» Ge wehr in der Hand, den Tornister auf dem Rücken. Es wurde uns bekannt, daß bei Tagesanbruch die Franzosen auf der ganzen Linie angegriffen würden. An Schlaf dachte keiner mehr, und nichts wünschten wir sehnlicher als Tagesanbruch. Um 3>/2 Uhr morgens rückten wir ab und um 6 Uhr hatten wir die uns zugewiesene Stellung eingenommen. Ein selten feierlicher Akt: „Die Enthüllung der Fahne" er griff uns mächtig und wir wurden mit kurzen Worten noch- mals auf unser heiligstes Gut aufmerksam gemacht. Dies aber unnötigerweise, denn unsere Wut, dem Feinde endlich ans Leder gehen zu können, war durch unsere Toten und Verwundeten, die wir tags vorher gehabt hatten, noch ver stärkt worden. Wie auf ein einziges Zeichen setzte um 6,30 Uhr das Feuer auf der ganzen Linie ein. Wir waren als zweite Linie gedacht und folgten geschlossen den ausge- schwärmten Truppen. Wohin wir nun sehen, rechts und links, überall Truppen und Truppen. Ab und zu sehen wir einen Wagen des Roten Kreuzes. Wir marschierten, nach dem wir Befehl erhalten, plötzlich rechts heraus und ka- men nun an ungeheueren Artillerie-Batterien vorbei. Wir ermahnten die „Heinrich" noch ordentlich, schon die Luft et was zu säubern, und erreichten gegen 9 Uhr etwa einen 4 Kilometer langen Wald. Waldgefechte sind von jeher beson ders gefürchtet, und noch hatten wir in dem Walde keine 100 Meter zurückgelegt, als uns die Franzosen rechts und links einige Gott sei Dank für uns wirkungslos verlaufene Granaten als ersten Gruß entgegenschickten. Disziplin ist ja nur denr deutschen Soldaten angeboren, und diese paar Granaten vermochten uns zudem nicht zu beunruhigen. Wir hatten also ungefähr glücklich die Hälfte des Waldes erreicht, als wir plötzlich vor uns rechts, links von uns, über uns, kurzum, überall her furchtbares Feuer erhielten und wir erst nicht wußten, wohin wir uns wenden sollten. Wir hatten also ein regelrechtes Waldgefecht zu bestehen, und heute kann ich Dir, lieber Oskar, sagen, ich habe fünf Gefechte mitge macht, aber etwas derartig Grauenhaftes und Unheimliches wie ein Waldgcfecht gibt es nicht. Von überall her erhielten wir Feuer, die Geschosse Pfif fen wie wahnsinnig um unsere Ohren, und innerhalb zwei Minuten war die größte Verwirrung in unseren Reihen. Man sah keinen Gegner, hörte die Kugeln pfeifen, die Fran zosen schossen von den Bäumen oder aus dichtestem Unter holz, man lief selbst Gefahr, von eigenen Kameraden erschos sen zu werden. Dank unserer vortrefflichen Führung aber hatten wir uns schnell wieder gesammelt, und nun ging cs mit aufgepflanztem Seitengewehr, um die Fahne geschart, dem Feinde zu Leibe. Rechts und links von mir fielen meine besten Freunde und mit immer mehr Erbitterung gingen wir dem feigen Gegner zu Leibe, denn er schoß im- iner zuriicklaufend. Nach 2^ Stunden schweren Kampfes waren wir Herren der Situation, gelangten an den Aus gang des Waldes, und das Bild, das sich uns hier bot, werde Und hol' das gvld'ne Vlretz — Und werfe meine Bomben Ins Herz der Stadt Paris .... Paul Rosenhain. Ballongeschosse mit farbigem Rauch. Um die Bahn verfolgen zu können, welche nach Luftbal lons oder Luftschiffen und Flugzeugen abgefeuerte Geschosse nehmen, haben sich sowohl Krupp als auch die französische Firma Schneider in Le Creuzot eigenartige Konstruktionen schützen lassen. Während das Geschoß in der Lust dahinfliegr, brennt eine bestimmte Pulvermasse ab und entwickelt dabei Rauch, so daß die Flugbahn deutlich erkennbar gemacht wird und die Kanone entspreck)end eingestellt werden kann. Die Geschosse besitzen zwei Zünder, einen im Geschoßkopf, welcher die Rauchmasse zur Entzündung bringt, und einen anderen, der sich im Geschoßboden befindet, und die Sprengladung beim Aufschlagen des Geschosses in Wirkung versetzt. Der Beginn der Rauchentwicklung läßt sich nach Belieben bestim men, auch kann der Rauch nach nur einer oder nach zwei Seiten des Geschosses entweichen. Die französische Erfin dung sieht auch noch Pulver mit verschiedenfarbiger Rauch entwicklung vor, um zuverlässiger die Entfernungen beobach ten zu können. Die rauchenden Geschosse sind noch auf 6000 bis 6000 Meter Entfernung deutlich erkennbar. Der letzte Gruß. Ein verwundeter bayerischer Unteroffizier hat in Lindau folgende» erzählt: „Im Elsaß war's Nach einem heißen, schrecklich heißem Ringen Die Unseren stürmten wie die Teufel auf den Feind. Nichts hielt sie zurück Der Sieg war unser. Aber teuer erkauft, Rings lagen die Ver wundeten Auch ich darunter Sie sehen, wie'» mir ging. (Und er zeigte seinen schrecklich h-rgericbteten Arm.) Neben mir lag ein blutjunger Kamerad. Bleich wie der Tod. „Kamerad!", rief er mir zu „hast du einen Streifen Papier und eine Feder zum Schreiben?" Leider hatte ich wohl mein Dienstbuch, aber der Bleistift war mir im Kampfe verloren gegangen. Der Schwerverwundete aber meinte lächelnd: „'s macht nicht». Das Papier genügt." Und er er griff einen Strohhalm und tauchte diesen in sein eigen Blnt, das au» seiner Seite sickerte. Und die letzten Abschiedsworte: „Marie, Du Liebe, Gute! Noch ein Stündchen vielleicht, und ich lebe nicht mehr. Aber sei versichert: Bis zum aller letzten Augenblick bin ich Dir treu geblieben. Dir und dem Vaterland. Behüt Dich Gott! Grüß mir alle, alle, Ge- schwister, Vater, Mutter! Im Lrbcn und Tod Dein Bräutigam." So schrieb der Held, und nach einem kleinen Bierteistündche.i war er tot und still. Ich aber hatte ibm vorher versprehen müssen, seinen AbschirdSgruß der Braut ich nie vergessen. Eino wunderbare Ebene von ungefähr 500 Meter Länge un- dann weitere 200 Meter eine etwa 100 Meter hohe Anhöhe. Diese ganze Fläche war ein zu- rücklaufender Franzose, und nun hieß es für uns, durch halten. Jeder Schutz sah, und schon nach 20 Minuten war die Anhöhe, die die Franzosen inzwischen besetzt hatten, in unserem Besitz. Die ganze Fläche aber war wie mit Fran zosen besät. Viele haben den Tod gefunden. Auch unsere Kompagnie war recht klein geworden, und manch lieber, gu ter Kamerad wurde da von uns gesucht und trotz allem nicht gefunden. Um 9 Uhr hatte unser Gefecht begonnen, und als ich nun zufällig «rach der Uhr sah, war es 4^> Uhr nachmittags. Um 6 Uhr traf unser Oberst ein und der sagte uns dann, datz wir einen gut doppelt starken Gegner vollständig ver nichtet hatten und der Sieg auf unserer ganzen Linie er fochten worden sei. Mit innigem Dank an Gott für Schutz und Sieg und mit innigem Gedenken an die Lieben in der Heimat legten wir uns um 9 Uhr nieder, in unseren Mantel gehüllt, das Gewehr im Arm, und schliefen dort, von« glor reichen Siege träumend, weit besser als zu Hauie in den schönen Federbetten. Aus dem belagerten Antwerpen. Aus dem belagerten Antwerpen hat man ii« den letzten Wochen zwar mancherlei vernommen; aber aus allem, was von dort in die Außenwelt gedrungen ist, ging nur das eine mit Gewißl-eit hervor, datz man die eingeschlossene Bevölke rung in dem Wahne zu halten sucht, als stünde für Belgien und seine Verbündeten alles aufs beste. Ueber die Vor gänge, die sich dort seit dem Beginn des Krieges abgespielt haben, war inan fast ausschließlich auf die Berichte belgischer Blätter angewiesen. Umio größeres Interesse dürfen daher einige auf persönlicher Beobachtung beruhende Mitteilungen beanspruchen, die eine vor wenigen Tagen aus Antwerpen zurückgekehrte Dame, Fräulein Jokisch, eine Schwester des Gaswerkdirektors in Göppingen, durch einen gemein samen Bekannten der „Franks. Ztg." zngehen läßt. Fräu lein Jokisch, die als Schwester vom Roten Kreuz eilte schwer leidende Dame pflegte, hat Antwerpen am 20. September verlassen. Es wurde ihr bei der allgemeinen Teutschenaus- weisung nach vielen Bemühungen der Familie und nach wie derholter ärztlicher Untersuchung der Leidenden vom Gou verneur ausnahmsweise gestattet, bis auf weiteres in Bel gien zu bleiben. Sie hat also alles, was in dieser Zeit in Antwerpen geschehen ist, miterlebt. Besonders interessant ist, was die genannte Dame über die Zeit seit den« ersten Er scheinen eines deutschen Lustkreuzers von dem überraschten Antwerpen erzählt: In der Nacht zum 25. August, 10 Minuten vor 1 Uhr, erschien erstmals einZeppelin über der Stadt. Niemand hatte einen solchen Besuch erwartet und niemand wußte im ersten Augenblick, was los sei. Man hörte nur einen Don nerschlag wie von einer Kanone und dann wieder einen. Fräulein Jokisch, die bei ihrer Kranken Wache hielt, öffnete das Fenster, um zu sehen, was los sei. Sie bemerkte iiber sich einen mit großer Wucht und mit Donnerrollen zur Erde zu überbringen. Nun muß und will ich es tun. Hier in der Nähe muß sie wohnen. Ich will sie suchen und ihr vom Heldentod ihres Herzlichsten erzählen." Wie hoch reicht ein senkrechter Kanonenschuß? Daß ein Kanonenschuß in gewisser Beziehung auch eine juristische Bedeutung hat, dürften wohl die wenigsten wissen. Nach den Bestimmungen des Internationalen Rechtes rei chen die Hoheitsrechtc eines Staates von seinen Küsten ans nämlich so weit ii« das Meer hinein, wie eil« Kanonenschuß reicht. Diese Entfernung nennt man die Uferzonc. Nachdem sich im Laufe der letzten Jahre der Lnftsport in so gewaltiger Weise entwickelt hat, Ivar man bestrebt, auch ein „Luft recht" zu sckmffcn. Man dachte dabei analog der Uferzone an eine Lnftzone und wollte auch für diese die Tragweite eines Kanonenschusses gelten lassen. Der Schuß hätte dann also senkrecht in die Höhe berechnet werden müssen. Das Lnftmeer übe«' diese Schnßhöhe wäre dann dem Hoheitsrecht des betreffenden Staates entzogen, schon aus logische«« Gründen, denn über diese Höhe hinaus gäbe es keil« Mittel, die Hoheitsrechtc zu schützen. Wie hocti reicht nun aber ein senkrechter Kanonenschuß? Diese Frage ist noch insofern von Bedeutung, als n«an ans ihrer Beantwortung ersehen kann, bis zn welck«er Höhe sich ein Angriff auf feindliche Flugapparate und Lnstsckstffe lohnt, ivenngleich diese natür lich nicht senkrecht besck«ossen «vcrden. Als allgemeine Regel kann es gelten, daß ei«« Geschütz in senkrechter Stellung die Hälfte seiner größten Schußweite erreicht. Unsere inodcr- nen Landgeschühe mit 10 000 Meter Tragweite würden also 5000 Meter hochschießen können, wenigstens nach der Theorie, dein auf senkrechte Stellung sind sie gar nicht ein gerichtet. Unsere modernsten Schiffs- nnd Küstengeschütze tragen aber sehr viel ««eiter, eine Kruppsck«e 28 Zentimeter- Kanone z. B. 22 200 Meter, theoretisch «nützte man also mit einer solchen über ll Kilometer hoch schießen können. So hoch wäre sonach die Luftzone anzunehmen, über die jedec Staat ein Hoheitsrecht besitzt. ">M,< An den Folgen einer Dum-Dum-Grschoßwunde, die er auf den Schlachtfeldern in Frankreich erhalten hatte, starb im Garnisonlazarett zuEisenach der 25jährige Leh- rer Oyurkoivski ans Konin in Posen. Da die Verletzung nur eine Armwunde war, wäre der junge Soldat sicher in kurzer Zeit genesen, wenn sic ihm nickst durch eines jener völkerrechtswidrigen Geschosse beigebracht worden «väre. Mit militärisck)en Ehren, unter Vorantritt der Land- sturmkapelle nnd unter Teilnahme einer Landstnrmkoinpag- nie wurde der für das Vaterland Gefallene bestattet. Ti gesamte Eisenacher Lehrerschaft gab dem Kollegen das Ehren- geleit und sang ihn, den Grabgcsang.