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Nummer 224. ' Sonnabend, 26. September 1S14. 68. Jahrgang. MrSächMeLrMer Mschofrwerdaer Hagrvsatt. Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschast, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aeltepes Blatt im Bezirk. Erscheint seit (84s. Telegr.-Adrefse: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. .. - - - Mit -en wöchentlichen Beilage«: Dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustriertes Sonntagsblatt. Inserat« «nd Adonuements-Beftellungen nimmt entgegen in Bantze«: Weller'sche Buchhandlung, Schulstratze S Abonnements-Bestellungen werden angenommen in der Geschäfts stelle Altmarkt 15, sowie bei den Zritungsbotrn in Stadt und Land, ebenso auch bei allen Postanstalten. — Nummer der Zeitungsliste 6587. — Schluß der Geschäftsstelle abend« 8 Uhr. Anzeigenpreis: Die 5gespaltrne Korpus,eile oder deren Raum 12 Pfg., für Inserate von außerhalb des Verbreitungsgebiete» 15 Pfg. Die Reklamezeile 30 Pfg. Geringster Insrratenbetraa 40 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt nach ausliegendem Taris. Erfüllungsort für beide Teile Bischofswerda. Festbestellte Inseraten- Austräge können nicht zurückgezogen werden. Erscheint jeden Werktag abend« für den folgenden Tag. Der Be- zugspret» ist einschließlich der 3 wöchentlichen Beilagen bet Abholung in der Expedition vierteljährlich 1 Mk. 50 Pfg., bet Zustellung ins Hau« 1 Mk. 70 Pfg.; durch die Post frei ins Haus viertel jährlich 1 Mk. S2 Pfg, am Postschalter abgeholt 1 Mk. 50 Psg. Einzelne Nummern kosten 10 Pfg. Verhallen der in Privat-flege befindlichen verwundeten oder kranken Personen des Soldatenfiaudes. Jede Person de- SoldoteustaudeS, die krank oder verwundet aus dem Felde zurückgckehrt ist und sich im Bezirke der Amtshauptmannschast in Privatpflege befindet, bat sich so bald als möglich mündlich oder schriftlich bei dem Reserve-Lazarett 1 in Bautzen Königswall Nr. 3 «nd bei ihrem Ersatztruppenteile zu melden. Zu den obengenannten m Privatpflege befindlichen Personen des Soldatrnstandes gehören mcht diejenigen, d,e sich in den im Bezirke eingerichteten Genesungsheimen befinden. Bautzen, am 24 September 1914.Königliche AmtShaUptmanNschnft. Was bedeutet das Deutschtum in der Welt? Das Urteil eine» amerikanische« Senators. Unter dem Titel „Amerika wird vor dem großen eng lischen Zuhälter und seinem Komplott, die Vereinigten Staaten ihrer Inseln zu berauben, gewarnt", veröffentlicht die „St. LouiS Republik" unterm 23. August folgenden Ar tikel des Senators Krone, der die sittliche Berechtigung, nut der Deutschland in den Krieg gezogen ist, kennzeichnet: ES ist für jeden Mann mit einer Spur von deutschem Blut in den Adern Zeit, mit allen erlaubten Mitteln dem Feldzug von Lügen entgegenzutreten, der gegen das Heim seiner Väter geführt wird. Und wenn er Amerikaner bis auf die Knochen ist, so geziemt es ihm um so mehr, der deutschen Sache beizustehen, deren Triumph, wie es täglich klarer wird, der ganzen Welt zum Nutzen gereichen wird. England ist immer der Wegelagerer der Welt gewesen. Es schlug seine Kolonial-Laufbahn früher ein, hat papierne Titel auf fast alle guten Plätzen der Erde und denkt, es habe ein göttliches Recht, andere Nationen von dem Platz an der Sonne auszuschalten. Rußland, das viel später an seine Ausdehnung dachte, möchte nun die führende Rolle von Eng land mit übernehmen. Diese beiden Nationen wollen mit Gewalt die deutsche Nation zerschmettern, mit der sie er folgreich in den Künsten des Friedens nicht wetteifern konnten. ' Es ist wahr, daß der leidenschaftliche, beinahe patholo gische Wunsch Frankreichs, Elsatz-Lothringen zurückzugewin nen, ein Faktor ist, der zu dem jetzt wütenden Streit beige tragen hat. Aber die Raubgier Englands und die Begierde Rußlands sind die beiden entscheidenden Elemente, die den Krieg unvermeidlich machten, und es ist nur zu wahrschein lich, daß Frankreich der größte Leidtragende sein wird, was auch immer das Ende sei. Russische Intrigen haben Serbien zum Werkzeug pan slawistischer Umtriebe gemacht, um Unzufriedenheit unter den slawischen Völkern Listerreich-Ungarns zu säen. Aber gegen über der Vergewaltigung der Finnen, Katholiken, Protestan ten w Juden durch Rußland vergleiche man den Frieden und Wohlstand, die Österreich-Ungarn Bosnien und der Herze gowina gegeben hat! Englands Betragen in diesem Krieg ist, wie ich es sehe, nichts als ein Verrat an Menschlichkeit und Zivilisation. Der Gott Englands ist der Mammon, aber das Land hat jetzt keinenMilton, um dem Volk den Ver rat seiner Ideale vorzuhalten. Die Tage Miltons und Cromwells gehören heute Deutschland. Die Engländer ha ben sich solange angemaßt, die natürlichen Herren der Welt zu sein, daß sie Zweifel und Kritik nicht verstehen können. Sw blicken herab auf andere Nationen, wie die alten Grie chen auf die Barbaren, und der Engländer vereint seine an gemaßte Ueberlegenheit mit einem Dünkel, den ein Amerika ner einfach nicht verstehen kann, bis er die Engländer in ge nügender Zahl getroffen hat. Keine Nation hat unbarm herziger friedliche Völker niedergeschlagen, deren Existenz ein Hindernis industrieller oder kommerzieller Ausdehnung für sie waren, als die Engländer. Materialismus, der wahnsinnig geworden ist, regiert Englands Politik. Es ist die höchste Zeit, daß diese Arroganz, diese gehässige Habsucht einen Stotz erhält, und der mutzte von nutzen kommen. Das Wohl Englands selbst, die Wirderherstrlluug seiner verlöre- Keine besonderen Ereignisse im Weste«. Der heute nacht eingetroffene amtliche Bericht über die Kriegslage meldet: Trotzes Hauptquartier, 24. September, abends. (W. T. B. Amtlich.) Auf dem westlichen Kriegsschauplatz sind heute im allgemeinen keine wesentlichen Ereignisse eingetreten. TeUKSmpse waren den deutschen Waffen günstig. Aus Belgien und vom östlichen Kriegsschauplätze ist nichts neues zu melden. nen Ideale, wenn das möglich ist, fordern seine Niederlage, und diese scheint nahe. Der Rücktritt von Lord Morley und Haldane, der bei den wirklich großen Männer des englischen Kabinetts, dis keinen Teil an den: Krieg gegen Deutschland haben wollten, mag einige Hoffnung für Englands Erlösung geben. Sollte England in diesem Krieg Erfolg haben, so wird Frankreich die Hauptkosten an Gut und Blut bezahlen und am Ende wahrscheinlich betrogen werden. Wenn das Deut sche Reich zerstückelt wird, werden wir die nächste Nation sein, die leidet. Beteuerungen englischer Freundschaft wer den die Losung des Tages für einige Zeit werden — wie seit dem letzten Vierteljahrhundert, aber nur, um uns zu be schwindeln und uns nachher um so sicherer zu scheren. Aber der große Zuhälter der Welt wird kaum alle Ame- rikaner zum Narren halten können. Mr wissen, daß engli sches „kair plav" aus demselben Stoff wie Jagos Ehrlichkeit geschnitten ist. Der geschmeidige und verräterische japanische Verbündete hat unbewußt eine Karte fallen lassen, die das Spiel verrät. Es scheint sehr klar, daß ein englischer Tri- umph in diesem Kriege eine Drohung für Amerika bedeutet, für die Monroe-Doktrin, für die Unabhängigkeit der süd amerikanischen Nachbarn, für die offene Tür in China und für unsere industriellen und kaufmännischen Interessen überall. Eine Nation, die nicht zögert, Japan zu werben, um Deutschland seiner chinesischen und polonesischen Besitzungen zu berauben, wird auch nicht zögern, uns (Amerika) die Phi lippinen und Hawai zu nehmen, um, wenn die Zeit gekom men ist, Japan den Preis für seine Hilfe zu zahlen. Erinnern wir uns an Englands Betragen während un seres Bürgerkrieges, als es unsere Handelsflotte und Schiff, fahrtsinteressen zerstörte, und laßt uns nicht vergessen, daß unsere östlichen Besitzungen vorgeschobene Posten der Wei- ßen Zivilisationen gegen die mongolische Bewegung sind, die sich zu rühren beginnt. Was auch unsere nationalen und Rassenvorurteile oder Neigungen seien, wir sollten Deutsch land und Lsterreich in diesem Kriege als die Beschützer der westlichen Zivilisation ansehen. Deutschland kämpft wirklich die Schlacht Englands und Frankreichs, gerade jener Länder, die es jetzt angreifen. Wenn Deutschland niedergerungen ist, sein Handel zerstört, seine Festungen geschleift und seine Flotten eingeschlossen sind, wird es gezwungen sein, sich an Rußland für seine Zu kunft zu wenden. Es wird nach dem östlichen Kontinent sehen, nach den großen Wegen ins Innere Asiens, um einen Markt zu finden. Wenn es Rußland untergeordnet wird, würde es seine Künste und Industrien nach Rußland tra gen. Deutscher Geist und Willenskraft würden dann Ruß land zu Wasser und zu Lande organisieren, und der unter jochte Germane würde aus den: Grabe seines nationalen Strebens als Nemesis englischer Zerstörung hervorsteigen. Aber dieser Krieg kann einfach nichts» enden. Alldeutschland und die deutsche Armee erklären es. Es ist gefährlich, zu prophezeien, aber ich habe den höchsten Glauben an die deutsche Macht. Und diese Macht ist nicht nur physisch, nicht nur militärisch, sie ist geistig und sitt lich. Es ist hier nicht die Frage, Armeen zu schlagen, man will ein gesundes, kraftvolles, robustes Volk in dem Aufstieg seiner Entwicklung, in dem Frühling eines sich ausdehnen den nationalen Lebens zerschmettern. Wenn mir jemand aus den Seiten der Geschichte eine Nation zeigen kann, die so zerschmettert wurde, mag er sie mir zeigen. Deutscher Wohlstand hat das deutsche Volk nicht entnervt, denn er ist keine Gabe der Natur gewesen. Er ist durch harte Arbeit, geduldiges Denken, schlaflose Wissenschaft, tiefe Philosophie, durch alle die vereinigten geistigen und physischen Kraftmit tel eines großen Volkes aus einem verhältnismäßig armen und widerspenstigen Boden gewonnen. Deutschland mar schiert heute an der Spitze in der Philosophie, in den Natur wissenschaften, und was mehr ist, in der Rechtswissenschaft. Befrage, wenn Du willst, die großen englischen und deut- scl>en Sammelwerke, und bemerke den Unterschied. Die Deut schen sind nicht nur große Fabrikanten und große Seefahrer, sie sind auch die großen Denker und die großen aufbauenden Rechtsgelchrtcn der Welt. An ihnen ist kein Zeichen des Verfalls. Ihre Literatur ist nicht eine so weibische Blüte, wie wir sie zum Beispiel im Italienischen bei Tasso und Ariost finden. Ihre Literatur ist kritisch, forschend, ernsthaft und wirklich. Sie ist spartanisch. Sie sieht dem Leben ohne Zucken ins Gesicht. Das moderne Deutschland ist nicht wei bisch, noch ist kein Ludwig XV. auf dem deutschen Thron. Wir schätzen Könige nicht sehr, und meine Familie kain hier her, um ihnen zu entgehen; aber die Deutschen haben einen wirklichen König, wenigstens nicht einen königlichen Pflaster treter wie Georg V. Deutschland ist eine männliche Ration, und sie hat einen mannhaften König. Jedes Lebenselement in Deutschland pulsiert, und sein Volk steht in Waffen, durch drungen von dem Bewußtsein, daß seine Sache in Wahrheit die Sache der Menschlichkeit und der Zivilisation ist. Ich weiß von keinem derartigen Volk, das je eine Niederlage er litt, und wenn ich mich in den Deutschen nicht täusche, so werden sie die Welt eine neue Lektion lehren, wie sie die Welt vordem belehrt haben. Andere mögen zweifeln, aber ich habe den Glauben, der Ruhe heißt. Ich glaube an den kategorischen Imperativ, der dem deutschen Volk, bewaffnet bis zu den Zähnen, begeistert durch den Krieg, in Fleisch und Birst übergegangen ist. ES scheint mir, daß im Laufe der Geschichte die Rationen die Führung übernommen ha- brn, die zu irgendeiner gegebenen Zeit das der Welt gegeben