Volltext Seite (XML)
Nr. 215. '' ' ' '' '' ' Düs Landwehr-Bataillon marschierte mit Sicherung rasch vorwärts, stieß über HelfranSkirch vor, nachdem die Deut schen dort ein kurzes Gefecht mit französischer Infanterie und abgesessenen afrikanischen Jägern zu bestehen hatten. Die Franzosen mutzten sich zurückziehen und in denkbar schnellster Zeit waren die Verwundeten, Freund und Feind, gegen den Rhein abtransportiert. Die Landwehren hatten nur Verwundete, und zwar bedeuten- weniger als die Fran zosen, da deren Jnfanteriefeuer wenig gut diszipliniert ist; zu rasch, daher unsicher. Langsam gingen die Deutschen da gegen Tagsdorf. Ihrem Gros sandten sie vorwärts und seitwärts starke Sicherung voraus. Nach einer Stunde kam die Meldung, datz östlich Tagsdorf die Franzosen, scheinbar in großer Zahl, Stellung bezogen hatten. . Das Bataillon löste sich nun in Kompagnien auf und diese in Züge. Die Landwehren gingen in Deckung vor, jeder Strauch, jede Erd- welle wurden benützt. Das französische Feuer knatterte un unterbrochen. Aber wie lang auch die deutsche Linie wurde, sie reichte nicht aus, denn immer weiter dehnten sich die von den Franzosen angelegten Schützengräben. Die letzte Korn- pagnie der Deutschen entwickelte sich aus einem Wäldchen heraus, um die Linie zu verlängern. Das war ein kühnes taktisches Manöver der Deutschen. Doch wurde es erst un- ternommen, nachdem französische Artillerie das Wäldchen, woraus die letzten Deutschen vorgingen, unter ständiges Feuer genommen hatten. Wahrscheinlich vermuteten die Franzosen in diesem Gehölz die deutschen Reserven. Vor- wärts kamen nun die Deutschen nicht mehr, jedoch machten auch die Franzosen keinen Vorstoß. So stand das Gefecht etwa eine Stunde still. Das Kleingewehrfeuer wurde ruhi ger, von den Deutschen sparsam abgegeben. Es scheint, daß aus diesem Grunde auf der französischen Seite angenommen wurde, die deutsche Schützenlinie sei im gegnerischen Feuer wankend geworden. Denn plötzlich zeig ten sich dem Zentrum der deutschen Linie gegenüber etwa 700 bis 800 Mann Kavallerie, afrikanische Jäger. Sofort wurde auf deutscher Seite dieSachlage erkannt: eine Attacke? Im Augenblick war der Befehl ausgegeben: „Ruhig schieben, sicher zielen, immer zuerst auf das Pferd, dann auf den Mann!" Auch wurde jeder Abteilung ein gewisses Schutzfeld zugewiesen. Die Maschinengewehre richteten sich ebenfalls ein. Kaum waren diese Anordnungen getroffen, da dröhnte der Boden von den Pferdehufen, die Waffen der Reiter klirr ten und ihr Schreien gellte. Aber die Schwadronen ritten nicht in derselben aufgeschlossenen Formation, wie die Deut schen eine Attacke reiten. Ihre Verbände begannen sich zu lösen und wurden getrennt, noch ehe sie auf 800 Meter an der deutschen Linie heran waren. Aber immer noch wurde das deutsche Feuer nicht erössuet. Ruhig lagen die Landwe- ren hinter ihren Gewehren. Die Maschinengewehre waren eingestellt und begannen zuerst, ziemlich langsam, aber ziel- sicher, ein mörderisches Feuer, als die Franzosen auf 500 Meter heran waren. Das Kleiugewehrfeuer setzte auf 350 bis 4VV Meter ei«. Di« Wirkung war fürchterlich, der Feuer kampf dauerte höchstens zwei bis drei Minuten. Aber kein rasches, rasendes Schnellfeuer wurde gegeben, die Schüsse fielen langsam, jedoch mit immer sicher genommenem Ziel. Keine Kerntruppe hätte ein ruhigeres Feuer entwickeln kön nen. Immer die vorderen Reihen wurden weggeschossen, die hinter den fallenden Pferden jagenden Reiter konnten öfters nicht mehr ausweichen und stürzten mit dem Pferd über das vor ihnen zusammengebrochene Tier. Gelles Wie hern, Röcheln und dröhnendes Stöhnen der abgeschossenen Pferde, die um sich schlugen, auf dem Boden liegend, wieder aufsprangen, zusammenbrachen, zuckten. Ebenso schnellte da und dort ein gestürzter Reiter in die Höhe, um gleich darauf zu fallen. Und dazwischen das exakte Feuer der deutschen Schützenlinie. Kein Reiter konnte wenden, sie waren zu nahe dem feindlichen Feuer, so war aus dem schönen und starken Bild der vor zwei, drei Minuten zur Attacke heran rasenden Schwadronen eine unsäglich traurige Masse gewor den, zerschmettert und zertrümmert. Ehe die Franzosen noch weitere Angriffe unternehmen konnten, hatte ein zweites Bataillon deutscher Landwehren den französischen rechten Flügel überfallen können. So mutzten sich die Franzosen zurückziehen. Von den afrikani schen Jägern, die diese Attacke ritten, blieben unversehrt 27 Mann als Gefangene in den Händen der Deutschen, über die Halste, war schwer verwundet, die anderen tot. Ein deutsches Fliegerstückcheu. Ein hübsches Beispiel für den unverzagten Mut und die Geistesgegenwart unserer deutschen Flieger gibt die Er zählung eines Offiziers, der gegenwärtig in Berlin weilt: .Wir hatten," so erzählt er, „einen Erkundungsflug auszusühren, der trotz des feindlichen-Feuers bisher tadel- los verlaufen war. Ueber zwei Stunden waren wir schon in der Luft gewesen und hatten schon die Ausgabe erledigt. Da, etwa 15 bis 20 Kilometer von unserem Quartier ent fernt, fängt plötzlich der Motor unregelmäßig an zu lausen. Der eine Zylinder setzte ganz aus. Ich mußte Tiesensteuer geben In einem langen, möglichst flachen Gleitflug, um das unter uns liegende Terrain zu erkunden, kamen wir dem Boden näber und setzten in der Nähe eines belgischen Dorfes auf einer Wiese nieder. Schon während des Ab stiegs hatten wir die Revolver gelockert und sprangen, die Waffen in der Faust, zu Boden. Ein Blick aus den Motor zeigte, daß die Zündkerzen des ersten Zylinders verölt waren und ersetzt werden mußten. Die Arbeit nahm vor aussichtlich etwa zehn Minuten in Anspruch. Da wurde eS aber auch schon im Dorfe lebendig, und die Bevölkerung, mit Flinten bewaffnet, eilte auf uns zu. Mein Begleiter entsicherte die Waffen und sprang, mit Revolvern in den Händen, auf die etwa dreißig Köpfe betragende Bande auf ewige Entfernung entgegen. Ich eilte ihm zu Hilf«. Und «S gelang uns, den OrtSvorsteher als Geisel in unser Flug- zeug zu setzen. Wir drohten den Mann zu erschießen, falls sie eine feindselige Absicht gegen un- äußerten. Inzwischen Der Sächsische Erzähler. Seite 8. Hamburgs Handel iu dieser Zeit. Kann man von einem Handel Hamburgs in jetziger Zeit noch reden? Nirgends macht sich der Krieg im Wirt schaftsleben so bemerklich, wie gerade in Hamburg. Hier ist der Sitz der großen Exportfirmen, wo die deutschen Fabrikanten ihre Produkte abkausen, um sie an die Großhändler im Ausland zu verkaufen, und der Exportagenten, die zwischen deutschen Fabrikanten und auswärtigen Importeuren ver- Mitteln. Beide Geschäfte liegen brach. Der Exporteur ist verpflichtet, die Fabrikanten zu bezahlen, bekommt aber für die abgesetzten Waren keinen Pfennig ein. Noch steht der Verkehr über Holland offen, aber die englische Regierung läßt kein Telegramm passieren, in dem von Zahlungen an deutsche Personen oder Firmen die Rede ist Sie hat ja gesorgt, daß ihr alle Kabel zur Verfügung stehen und schädigt durch dieses Monopol den Vorteil Deutschlands so gut wie den jedes einzelnen Deutschen. Das ist nur ein Glied in der langen Reihe unanständiger Geschäftspraktiken, mit denen England diesen Krieg betreibt. Um die Konkurrenz tot- zumachen, ist jedes Diittel recht. Aber man muß sich doch fragen, ob Unbeteiligte nicht werden an der englischen Geschästsmoral irre werden. Wer kann mit Engländern noch Verträge schließen, wenn ihr Staat sich anmaßt, ihnen wenn es ihm paßt, die Erfüllung zu verbieten. Man bedenke, daß kein Engländer an einen in England lebenden Deutschen eine Zahlung leisten darf! Einige Möglichkeiten die deutsche Ausfuhr aufrecht zu erhalten, bieten sich doch noch. Ueber Däne- mark und Schweden steht der Weg offen, die holländischen Dampferlinien vermitteln auch den Verkehr mit Mittel- und Südamerika. Aber die hohen Versicherungsraten verteuern jeden Seehandel, was auch England schon schmerzlich em pfindet. Für Hamburgs Handel gilt wie für ganz Deutsch land: Durchhalten. Wir müssen und werden siegen. Nach dem Siege und Friedrnsschluß werden alte Beziehungen sich immer noch anknüpfen lassen. Und wenn die Hamburger früher zunächst die Waren nach London exportiert, und wenn Londoner Exporteure sie dann erst weiter abgeietzt hatten, so werden die Hamburger in Zukunst Wohl diese Zwischenstation des Absatzes ausschließen. Dieser Export zwischenhandel war auch eine Erinnerung an eine noch nicht so unendlich lang zurückliegende Zeit, als -er Hamburger ablehnte, so eigentlich ein Deutscher zu sein, da ja Hamburg nicht zum Zollverein gehöre. Das hat sich seitdem gänzlich gewandelt. Hamburg ist in dem Matze wie seine wirtschaft liche Entwicklung zunahm, immer deutscher geworden und hatte ich die Zündkerzen auSaewechselt und der Motor brummte wieder. Ich nahm wieder Platz. Mein Beobachter schaffte den an allen Gliedern zitternden OrtSvorsteher mit in den Apparat, und zwei Sekunden später rollte unsere Maschine über den Boden. Wir kamen glatt ab, und ohne einen Schuß zu erhalten, landeten wir zehn Minuten später an unserem Bestimmungsort, von wo aus der Belgier di« Heimkehr zu Fuß antreten mußte. KriegssauUStswesen. Wie unsere Heeresleitung alle- vorgesehen hat, hat sie auch im Sanitätswesrn die 44 Friedensjahre unablässig an der Verbesserung gearbeitet. Im Vergleich zu 1870 hat z. B. jeder Soldat sein Verbandpäckchen, über dessen Verwendung er genau unterrichtet ist und mit dessen Hilfe er sich selbst schnell einen absolut keimfreien Verband anlegen kann. Der Begriff der Keimfreiheit war ja 1870, vor der großen Entdeckung der Pasteur und Koch noch unbekannt. In der letzten Zeit hat man ein Verfahren gefunden, die Verbreitung von schädlichen Bakterien in frische Wunden noch sicherer zu verhindern. Um die Wunden wird sich stet- Schmutz finden, und in jedem Schmutz sind Bakterien. Also mußte die Wunde erst gereinigt werden. Aber wo ist auf einem Schlachtfeld Wasser zu finden? Jetzt hilft sich der Arzt, indem er die Wundräder sowie sie sind mit Lastisol über streicht. Eine dem Gummiarabikum ähnliche Harzmasse, die die Eigenschaft besitzt, die Bastenen nicht zu töten, aber zu arretieren. Auf diese Masse kommt ein Notverband. Ist dann Zeit, so wird der Wundrand gereinigt und das Lastisol, das seinen Zweck erfüllt hat, abgewaschcn. So gelingt es, in vielen Fällen Eiterung zu vermeiden. Natürlich gilt das nur für die Schußverletzung durch Gewehr kugeln, aber diese liefern die Mehrzahl der leichten Verwundungen. Die modernen Infanterie-Geschosse gehen ja durch „Weichteile" glatt durch, und nur wenn sie auf Knochen stoßen, haben sie schwere Verwundungen zur Folge. Das gilt natürlich nur von den vorschriftsmäßigen Ge schossen und nicht von den durch Abfeilen usw. hergestellten Dumdumgeschossen. Eine Maschine zur Umarbeitung ge wöhnlicher in Dumdumgeschosse wurde bekanntlich in Longwy erbeutet. Verseuchtes Wasser hat in früheren Kriegen viele Krankheiten zur Folge gehabt. Jetzt ist die Armee von Aerzten begleitet, die überall in neuen Quartieren das Trink wasser auf seine Reinheit prüfen. Cholera- oder Typhus- bazillen werden da festgestellt und solche Brunnen gesperrt. Ist nur solches Wasser da, so treten die Filter-Wasserkoch- apparate in Tätigkeit, die wie die Feldküchen jeder mar schierenden Abteilung folgen. Diese Feldküchen nehmen den ermüdeten Soldaten die Mühe des Abkochens ab und geben ihm also mehr Zeit zur Ruhe. Schließlich sei noch an das Schuhwerk erinnert. Gutes Schuhwerk ist eine Vorbedingung des Sieges und gehört ebenso zur Kriegsbereitschaft, wie Waffen und Munition. 191«. dieses starke Deutschland wird auch helfen, daß eS die jetzig« KrisiS übersteht. Jur Aufklärung für deutscheRaucher! Die englische Regierung verbietet durch besonder« KriegS-Berordnungen jedem Engländer bei schwerer Strafe: Schulden an deutsche Gläubiger zu bezahlen, und mit ausländischen Firmen zu handeln, bei denen auch nur ein Deutscher beteiligt ist. WaS ist demnach unsere Pflicht? HVIr rmtSnavm «l«l«l»«> nitt «l«l«l>aim Die Imperial Tobacco Co. in London hat für den englischen Kriegsfonds eine halb« Milli »«Mark gestiftet! Auch sie unterstützt also den Kampf gegen uns! Die Imperial Tobacco Co. istMitbegrün- derin und Großaktionärin der «rltlnl»-»»»»» ve». 1« l.o»cka». die bei un» hauptsächlich folgende Zigaretten-Marken Herstellen und vertreiben läßt: Pack, Unsere Mari«e, Ja-matzi-Dubce m. Blatt, Jofo, Jede, Pal, Lucca, Elma- (durch die Jasmatzi Aktien-Ges., Dkesden), Bera, Irma, Gljerr (durch die „Josetti", G. m. b. H., Berlin), Slevae, Esprit, MatropaS, Handicap (durch die „Sulima", G. m. b. H., Dresden), Attikah, MH Darling, Perona (durch die „Delta* G. m. b. H, Dresden), ' Sleiprrer, Mercedes, AVE, Taeo- (durch die A. Batschan G. m. b. H, Baden-Baden), Adler-Turf, Prinz Heinrich, Lohe« (durch die „Adler"-Compagnie, Dresden). HVer Ulan« valel tue Fort mit dem englischen Trustkonzern aus Deutschland! Verband zur Abwehr des Tabaktrustes, E. V. Dresden-A., Ringstraße 18. Neu hinzntretenbe Abonnenten erhalten bis zum 1. Oktober unsere Zeitung AM" gratis. -Wg lüserck»- kür äou SLelwisedvn llrrLdlor: In Oberneukirch: Max Mehnert, Nr. 110. „ Riederneukirch: C August Schwer, Nr. 48. „ Weifa: Gustav Wolf, Nr. 147. „ Lautewalde: Alwin Weise, Töpfermeister. „ Hauswalde: Gemeinderechner Boden. „ Lauterbach: Ernst Eichler. „ Bühlau: Julius Kratzke. KuNwumbnmtz, flontrollo, VanvaNuag van Rkartpaplaraa. Varalabarung gaga» lturavarlvat. ükcd-kMräaei' SM ksknkofslraüe ssr. 7 (Nedeaelaraar 8paarr«se.) ssaraapraobar Nr. 40. Varrlnauntz von Svv >al«Iara ru günattgot»« 8ätraa Vmvwvbaluatz siamäck Saläaartoa.