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Nrmma 212. Sonnabend, 12. September 1S14. 68. Jahrgang. perSächWeLrzähler Mschofswerda« Tagevlatt. Auzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpe« »nd Umgegend, sowie für die angrenzende« Bezirke. Aelteste» Blatt im Bezirk. erscheint seit ^6. lelegr.-Adr.' Amtsblatt. Fernsprecher Rr. 22. MU de« Wöchentlichen Beilage«: Dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustrierte» Sonntagsblatt. Amtsblatt »er Königliche« Amtshauptmannschaft, der Königliche» Schnlinspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und de» Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks. ichebtt jeden Werktag abend» für den folgenden Lag. Der Br« Mpret» «ft einschließlich der 8 wöchentlichen Beilagen bei Abholung der EMtditoa vierteljährlich 1 Mb. SO Pfg., bet Austeilung Hau» 1 Mb. 70 Pfg.; durch die Post frei in« Hau» viertel« «nch 1 Mb. V2 Pfg., am Postschalter abgeholt 1 Mb. SO Pfg. Einzelne Rümmer« kosten 10 Pfg. 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Großes Haupt quartier,^) o September Der deutsche Kronprinz hat heute mit' seiner Armee die befestigte feindliche Stellung füdwestlich Verdun genommen. Teile der Armee greifen die südlich Verdun liegenden Sperrforts an. Die Forts werden feit gestern durch schwere Artillerie beschoßen. Generaloberst v. Hindenburg hat mit dem Ostheere den linken Flügel der noch in Ostpreußen befindlichen russischen Armee geschlagen und sich dadurch Zugang ia den Rücken de» Feindes geöffnet. Der Feind har den Kampf aufgegeben und befindet sich in vollem Rückzüge. Das Ostheer verfolgt ihn in nordöstlicher Richtung gegen den Riemen. Generalquartiermeister von Stein. Die engNsch-sranzöstschen Plüneschmiede. Meisterhaft ist der diplomatische Einkreisungsplan des Igrotzen Künstlers Eduards des Siebenten gelungen. Feinde lnngsum ist Deutschlands Los und — Ehre. Meisterhaft war lauch der Lügennachrichtenplan angelegt, mit dem die En- Itenteglieder die zweideutigen wie die deutschfreundlichen Neutralen kopfscheu zu machen verstanden. Im Besitze sämt licher Seekabel und eines weiten Gewissens gewannen die iVäter und Söhne der Lüge überall außerhalb der eigent lichen Kriegsschauplätze von Tag zu Tag immer mehr Ge- Ilände. Sie brauchten ihre Phantasie nicht allzu sehr anzu- lilrengen; sie blieben ohne Mühe im Bilde, die Kriegsereig- Inisse lieferten ihnen reichlich Stoff. Was die Deutschen lei sten an großen Taten, was die Deutschen im Sinne des I'Lölkerrechts taten, schrieben sich diese Meister im Lügen- Ivläneschmieden selber zu, und was die sieben Feinde Deutsch lands an Niederlagen auf sich nehmen mußten und an him melsschreienden Freveltaten ruchlos verübten, das übertru gen diese Verwandlungskünstler auf die deutsche Kriegs- iiihrung. , In den letzten Tagen will nun nichts mehr helfen. Ein gutes Fünftel von Frankreich, fast ganz Belgien, zahlreiche Festungen sind im deutschen Besitz, die Russenfalle in Ost preußen hat eine ganze Armee gefangen oder vernichtet, eine »weite Hermannsschlacht ist im Gange, in Russisch-Polen geht die Moskowiterherrschaft mit Riesenschritten rückwärts, in Galizien wartet der Lemberg-Honig und das San-Fang eisen begierig auf den russischen Bären, — das macht doch einen gar zu schlechten Eindruck auf die unschlüssigen Neu tralen, auf die eigenen Völker. Drum kam der Vertrag, der gemeinsamen Friedensschluß zur Pflicht machte, drum wurde io gewispert und geflüstert vom großartigen Plane Joffres und Frenchs, drum wurden die Schwingen und Federn und Aauen des deutschen Adlers, des österreichisch-ungarischen ! Doppeladlers auf geduldigem Papier der Zeitungen und Er lasse verteilt. „Wir müssen gegenwärtig Opfer bringen", mahnt der französische Kriegsminister Millerand", aber wir marschieren zum Siege". Von dem Geheimnis einer überlegenen eng lisch-französischen Taktik orakelt der militärische Mitlügner der „Times", von einem Hineinlocken der besten Truppen Deutschlands nach Frankreich, von einem vernichtenden Stoße. Man braucht in England, scheint es, Soldaten; die Werbetrommel hat ein Loch, und die phantastisch gekleideten Werbesirenen locken vergebens auf ihren aufgeputzten Rost- nanten. Der französische Generalissimus Joffre aber bra marbasiert: „ES ist, ' ''er Augenblick rückwärtszu schauen, sondern anzugreifen, den Feind zurückzudränger. und das gewonnene Gelände, koste es, was es wolle, zu be haupten." French wiederum, der hurtige Reiter und wackere Maulstreiter, setzt langatmig auseinander, warum alle Waf fengattungen der — nebenbei bemerkt: dreimal in kurzer Zeit geschlagenen — englischen (Reißaus-) Armee bei wei tem vortrefflicher seien, als die deuschen Truppen und redet wie ein Beschwörer eindringlich von einem unmöglich ver sagenden Kriegs, und Siegesplane. Solche Plangespenster spukten übrigens auch im letzten Kriege. Im Jahre 1870 führte nämlich General Trochu, der Verteidiger von Paris, — jetzt bekleidet General Galliern diesen Posten — unauf hörlich seinen unfehlbaren Siegesplan im Munde. Der Plan wurde aber ebensowenig fertig, wie das bekannte Gewebe der Penelope, und der Pariser Volkswitz verhöhnte damals tagtäglich diese Wichtigtuerei in drolligen Gassenhauern; der Plan sei schon beim Notar hinterlegt, spöttete man, nun sei ja alles im besten Lote. Nicht ohne Humor wird auch der Weltgeschichtenschreiber den Plan der Joffre, Millerand und French bald zum alten Eisen werfen müssen; denn die deut sch« Heeresleitung schweigt und — handelt desto überlegter, bis Franzmann und Brite in der eigenen Schlinge zappeln. Zu Kaiser Wilhelms Protest an den Präsidenten Wilson. Wir«, 11. September. (Nichtamtlich) In Besprechung des feierlichen, an den Präsidenten Wilson gerichteten Pro testes des deutschen Kaisers gegen die barbarische und ver- brecherische Verwendung von Dum-Dum-Geschossen schreibt das „Neue Wiener Tgbl.": Was daran besonders ruhmvoll und denkwürdig ist, ist nicht nur di» stramme Art, wie der Kaiser als erhabener Vertreter der Menschlichkeit austritt, sondern namentlich die einfache und zu Herzen gehende Spra che, die jedes rechtliche Gefühl unwiderstehlich zur Teilnah me zwingt. Der deutsche Kaiser, der sieghafte Krieger, der wahre Führer seines Dolles und der große Mensch voller Herz, er hat sich ein neues großes Verdienst um die Mensch- lichkeitssache erworben. Wenst die sieghaften Taten seiner Armeen ihm neue RuhmeSkränze bringen, so wird auch die ser Akt des Fürsten, der im Kriege die Menschlichkeit nicht vergißt, ihm gleichfalls ein Anrecht geben auf den Kranz, der unverwelklich ist, auf denjenigen der wahren Humanität. Kaiser Wilhelm über die Leistungen der sächsischen Truppen. Dresden, 10. September. Ein Telegramm des Kaisers an den König von Sachsen (eingegangen in Wachwitz 4 Uhr 14 Min.) hat folgenden Wortlaut: „Sr. Majestät dem König von Sachsen, Wachwitz: Während der ganzen Operationen hat Deine Armee, oft unter besonders schwierigenBerhältvisie«, Hervorragendes geleistet. Die gestern nach heißem Kampfe errungenen Erfolge bilden ein neues Ruhmesblatt. Du kannst stolz sein auf Deine Truppen. Nimm meinen warmen Glück wunsch entgegen. Wilhel m." Ein Kaisersohn aus dem Schlachtfelde verwundet. Berlin, 10. September. (Amtlich.) Seine Königliche Hoheit Prinz Joachim von Preußen ist gestern durch eine» Schrapnell-Schuß verwundet worden. Die Kugel ging durch den rechten Oberschenkel, ohne den Knochen zu verletzen. Der Prinz war als Ordonnanzoffizier auf dem Gefechtsfeldc tätig. Er ist in das nächstgelegene Garnisonlazarett übergr. führt worden. Prinz Joachim ist der sechste Sohn unseres Kaiserpaares, geboren am 17. Dezember 1890. Er dient als Oberleutnant im 1. Garde-Regiment zu Fuß. Wir hoffen und wünschen, daß die Verwundung des Prinzen eine derartige ist, daß sie schnelle Heilung findet. Ium Tode des Prinzen Ernst zur Lippe. Detmold, 10. September. (Nichtamtlich.) Aus Anlaß des Heldentodes des Prinzen Ernst zur Lippe hat zwischen Sr. Maj. dem Kaiser und dem Fürsten Leopold zur Lippe der nachstehende Depeschenwechsel stattgefunden: „Großes Hauptquartier, 8. September. Sr. Durch- laucht dem Fügten Leopold zur Lippe-Detmold. Zu mei nem großen Bedauern ist schon wieder ein Prinz Deines Hauses auf dem Felde der Ehre gefallen. Der Name des Prinzen Ernst ist damit für alle Zeiten in der: Annalen Deiner Familie und in der Geschichte der deutschen Armee mit goldenen Lettern eingegraben. Wilhelm I. k." Se. Durchlaucht Fürst Leopold antwortete darauf: „Schloß Lopshorn, den 9. September. Sr. Majestät dem Kaiser, Großes Hauptquartier. Euer Majestät bitte ich, für die so freundlichen und ehrenvollen Worte der Teilnahme an dem erneuten Verluste, den mein HauS durch den Tod des Prinzen Ernst auf dem Felde der Ehre erlitten hat, den Ausdruck meiner tiefgefühlten und wärm sten Dankbarkeit entgegenzunehmen. Leopold." Das fürstliche Haus Lippe hat bereits den dritte« schmerzlichen Verlust in diesem großen Kampfe zu verzeich nen. Es fielen bereits vor dem Feinde ein Enkel und ein Neffe, sowie der Schwager deS regierenden Fürsten.