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«MM«r 205. Freitag, 4. September 1S14. »8. Jahrgang. Der SächWe Lr'Mer Mschofswerdaer Hagekkatt. Amtsblatt »er Königlichen Amtrhauptmannschast, der Königliche» Schnttnsyektion »nd der Königliche» Hauptzollmntes zu Bautzen, sowie der Königliche« Amtsgericht» »nd de» Stadlrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks. Anzeigeblati für Bischofswerda, Stoßen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aeltefte» Vlatt im Vezirk. LrschefiU seil Telegr.-Ldr.' Lmtrblatt. Fernsprecher Nr. 22. MU de» wScheuttiche« Bttlage«: Dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustrierte« Sonntagsdlatt. Erscheint irden Werbtag abend» für den folgenden Tag. Der Br« JUgrprrir ist einschließlich der S wöchentlichen Beilagen bei Abholung wmr EMedito« vierteljährlich 1 Mb. SO Pfg., bei Anstellung In» Hau» 1 Mb. 7V Pfg.; durch die Poft frei in« Hau, vierte? jährlich 1 Mb. «2 Pfg., am Postschalter abgeholt 1 Mb. SO Pfg. 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Großes Hauptquartier, 2 September (Amtliche Meldung) Die mittlere Heeresgruppe der Franzosen, etwa 10 Armeekorps, wurden gestern zwischen Reims und Derdun von unseren Truppen zurückgeworsen. Die Ver folgung wird heute fortgesetzt. Ein französischer Vorstoß auf Derdun wurde abgewiesen. Se. Majestät der Kaiser befand sich während des Gesechts bei der Armee des Kronprinzen und verblieb die Nacht inmitten der Truppen. Generalquartiermeister von Stein. Diese neue Siegesbotschaft, die wir gestern abend noch Lurch Extrablatt verbreiteten, ist von der hiesigen Bevölke rung als eine Sedanbotschaft allerersten Ranges aufgenom- men und gewürdigt worden. Acht Armeekorps wurden auS den Reichslanden auf die Festungen der ersten Linien zurück- geworfen und in eine üble Verfassung versetzt. Weitere acht Armeekorps jagten die deutschen Armeen in der Schlacht süd lich des Sambreflusses aus Belgien heraus und trieben sie vor sich her gegen den Aisneflutz. Nun sind in der gesegne ten Champagne zehn Armeekorps geschlagen, und die Sieger haben sich zwischen die erste und die zweite Verteidigungs stellung der Franzosen gedrängt. Auf die Bedeutung dieser dritten und größten Aktion läßt die Anwesenheit des Kai- fers bei der Armee des deutschen Kronprinzen schließen. Die Meldung ist wieder nur ganz knapp gehalten, aber wir ahnen, daß ein großes gewaltiges Werk vollbracht worden ist. Dank unserer unvergleichlich heroischen Armee und der genialen Führung! Wenn die fortgesetzte Verfolgung die zehn Armeekorps zerrüttet, vielleicht den einen Teil nach Osten, den anderen nach Westen auseinandertreibt, dann wird wohl der Zusammenbruch der französi- schen Feldarmee vollendet sein. Die „Leipz. Reuest. Nachr." schreiben zu der Sieges- botschaft: „Der Tag von Sedan sollte nicht zur Rüste gehen, ohne die Nachricht von einem neuen großen Siege im öst lichen Frankreich zu bringen. Schon am Montag war es in dem harten, ernsten, und doch so volltönenden Stil des Gene ralquartiermeisters von Stein gemeldet worden: „Die Ar- mee des Generalobersten von Hausen hat die Gegner auf die AiSne bei Rethel zurückgedrängt", jetzt scheint es, als ob die furchtbare Praxis unserer Heere, sich „wie eine Sturm- welle" über den Feind zu stürzen, dem Weichenden aber nicht Käst und nicht Ruhe zu lassen, sich an ihn zu klammern mit Fäusten und Zähnen, zu einem neuen, gewaltigen Siege über die Heere Frankreichs geführt hat. Don Longwy war der junge Kronprinz nach Montmsdy vorgedrungen, von Osten her mag er jetzt den Vorstoß gegen die Linie begonnen faben, die von Reims nach Derdun führt, und von Nord osten her hat ihm wohl Hausen getreue Sekundantendienste geleistet." Der Anwesenheit des Kaiser- auf dem Schlachtfelde wid met da- Blatt folgende Bettachtung: „Schaut dort nach dem Westen, wo der junge Adler aus dem Horste der Hohenzol- lern die Flügel breitet, schaut dort den Mann, der Deutsch, and- Gegenwart, seinen Willen, sein Hoffen verkörpert? .Guilleaume le timtde" — den „furchtsamen Kaiser" nannte hn einst französische Frechheit. Nun hat auch er, der ober- te Feldherr der Deutschen, dem die moderne KriegSführung >en gesicherten Platz weit hinter der Front anweist, da- Blut einer Ahnen nicht bändigen können: Auch er will dem Feinde in- Weiße deS Auge» sehen, auch ihn packt der Rei- tergeist de» Sohne» und treibt ihn nach vorne: Mit seinen Tapferen wnl er kämpfen, und mit ihnen nach erfochtenem Siege da» deutsche DankeSlied an Gott erbrausen lasten. Welches Bild: Der Sternenhimmel dort oben mit seinen un zähligen, blanken, strahlenden Augen, die tiefe Nacht, suS Atemholen der angespannten, erschöpften und doch zu neuen Taten bereiten Menschen. Fern verhallten die, letzten Don- nxr des Gefechts — noch dröhnt und hallt es in den Lüften, noch zittert die Erde. Dort ein einfaches Bett, eine Matratze, ein Strohbund darin — das Lager eines Kaisers! Und wel ches Wiedersehen von Vater und Sohn! Hastig nur, Umar mung und Händedruck. Ter Sieg drängt und er harrt nicht auf den Zögernden. Hinauf auf das Rotz, der Junge! Ernst, segnend folgt ihm der Blick des Vaters. Vorwärts, immer vorwärts!" Berlin, 3. September. (W. T. B.) Die neue Sieges kunde von Reims und Verdun wird von der Mehrzahl der Blätter als eine Krönung -es Festtages angesehen, zu dem der Gedenktag an Sedan gemacht worden ist. Die „Votz, Ztg." schreibt: Während Berlin gestern im vollen Flaggen- schmuck prangte, besonders auch in den Arbeitervierteln, wo bei de« Wahlen fast ausschließlich sozialdemokratische Stim men abgegeben werden, wohnte tief im Innern aller die Hoffnung, dieser 2. September werde nicht zu Ende gehen, ohne Latz ein neuer Sieg dem Deutschen Volke kund und zu wissen getan werde. Und die Hoffnung w-urde nicht zu schänden. Der Tag von Sedan hat durch die gestrige frohe Botschaft eine neue Bedeutung gewonnen. Die „Post" führt aus: Unser Vormarsch ist unwider stehlich. Die neue Kunde des Generalquartiermeisters mel det uns den Mißerfolg von 10 französischen Armeekorps. An nähernd eine halbe Million Franzosen sind geschlagen. Mit stolzer Befriedigung hört das Deutsche Volk, daß auch sein Kaiser mitten im Felde bei seinen Truppen war. — Die „Kreuzztg." hebt hervor, daß auch unsere Bundesgenossen uns eine gleichwürdige Ueberraschung zu dem Tage von Sc- dan bieten konnte. Zeppelin abermals über Antwerpen. Berlin, 3. September. (W. T. B.) AuS Antwerpen wird über Kopenhagen bezw. Rotterdam de« „Lokalanz." von neuen Besuchen unsere» braven Zeppelin über der bel gische« Hauptfestuag berichtet. Eia Zeppelin-Luftschiff er schien gestern früh 3 Uhr über der Stadt «nd eröffnete ein heftige» Bombardement, da» großen Schaden anstiftete. E» gab viele Tote. Da» Luftschiff wurde mit Gewehren und Kanone« beschaffen. Die Schlacht btt St. Q»e»ti». Berlin, 3. September. (W. T. B.) Nachträglich wird noch von verschiedenen Kriegsberichterstattern gemeldet: Die Arniee von Bülow hat in der für sie siegreichen Schlacht bei St. Quentin gegen vier französische Armeeokrps und drei Reservedivistonen gekämpft. Die Schlacht war heih und hat fast zwei Tage gedauert. Die MiMonenschlacht an der polnisch-galizischen Grenze. Die Russen an mehreren Stellen voll ständig geschlagen. Wien, 2. Septbr. (W. T. B.) Rach cinwöchiger erbitterter Schlacht im Raume Zamos (russisch Samostje)—Tyszowcze kam es gestern zum vollständigen Siege der Armee Aussen- berg. Scharen von Gefangenen und bisher 16V Geschütze wurden erbeutet. Die Russen befinden sich im Rückzüge auf den Bug. Auch bei der Armee Dank!, die Lublin angriff, sind ununterbrochen Erfolge zu verzeichnen. In Ostgalizien ist Lemberg noch in unserem Besitz. Gleichwohl ist dort die Lage gegenüber starkem überlegenen russischen Vorstoß sehr schwierig. Keine Besorgnis wegen der Lage bet Lemberg. Berlin, 3. September. Aus dem österreichischen Kriegs pressequartier meldet Herrings dem „Lokalanz." folgendes: Die außerordentliche Tapferkeit der österreichisch-ungarischen Truppen, die sich in dem gemeldeten Siege offenbart, läßt alle Besorgnis für die gegenwärtig noch bedrängte« Trup pen nördlich Lemberg schwinden. Die österreichische Heeres- lcitung muß indessen viel unter der Spionage einheimischer Russenfreunde leiden, die am Tage durch verschiedenfarbige Rauchsäulen und nachts durch Lichter den Feind verständi gen. Auch Spiegelsignale gelangen in lästiger Weise zue Anwendung. Eine Prozession wurde abgefaßt, der ein Hei ligenbild vorangetragen wurde, das auf einem Spiegel ge malt war. Wenn es gelingt, die Russen in ein gefährliche» Terrain zu bringen, werden sie stets von Spionen aus der Falle gerettet. Berlin, 3. September. (W. T. B.) Die „Norddeutsche Allg. Ztg." schreibt: Nach hartem Ringen ist e» den stand haften und tapferen Truppen Osterreich-Ungarns gelungen, den Feind zum Weichen zu bringen, und ihm schwere Opfer zuzufügen. Einen deutlichen Maßstab für die Größe de» Sieges bietet die Zahl der erbeuteten Geschütze. Unter außer ordentlich schwierigen Verhältnissen haben glänzende Füh- rereigenschasten mit staunenswerten Leistungen der Truv- pen zusammengewirkt. In Deutschland wird diese rühm- reiche Waffentat mit Begeisterung begrüßt werden. Wir beglückwünschen auS tiefstem Herzen Kaiser und König Franz Joseph zu diesem Tage. Mit wärmstem Empfinden gedenken wir anch der heldenhaften Streiter und ihrer Führer. Zu der schweren russischen Niederlage in Polen heißt c» in der „Post": Wenn die Schlacht oder vielmehr da» Schlach tenkonglomerat, in da» die Österreicher an der galizischen Grenze verwickelt sind, eine volle Woche gedauert hat, so läßt schon diese einfache Tatsache einen Schluß auf die unge-