1. Einleitung Die Phasenübergänge kann man in zwei Teilvorgänge zerle gen, nämlicn. in die Keimbildung und in das Wachstum der neuen Phase. Unter Keiiabildung versteht man die Bildung der kleinsten Bezirke der neuen Phase, von denen das Wachstum dieser Phase einsetzen kann. Während die Wachs tumsvorgänge im wesentlichen theoretisch geklärt sind, ist es trotz der vielen wissenschaftlichen Arbeiten über Keimbildungsvorgänge, die in den vergangenen Jahrzehnten durchgeführt wurden, noch nicht gelungen, eine allgemein gültige Theorie der Keimbildung aufzustellen. Wohl er laubt die von VOLLMER und WEBER (1) und von BECKER und DÖHRING (2) abgeleitete Theorie mit all ihren Ergänzungen die Keimbildung für den Pnaoenübergang gasförmig-flüssig ausreichend zu beschreiben. Die Anwendung der gleichen Grundlagen auf den Phasenübergang flüssig-fest führte .je doch nicht zu einer Theorie, mit deren Hilfe alle Phäno mene eindeutig erklärt werden können, die mit der Keim bildung bei ErstarrungsVorgängen Zusammenhängen. Zweifellos ist die schon seit den Anfängen der exakten Temperaturmessungen bekannte Unterkühlung von Flüssigkeiten eine Erscheinung, die von KeimbildüngsVor gängen abhängt. Man versteht unter dem Begriff '‘Unter kühlung” die Temperaturdifferenz zwischen der thennody- namiscnen Gleichgewichtstemperatur von flüssiger und fester Phase und der minimalen Temperatur, bis zu der die Flüssigkeit abgekühlt werden kann, ohne zu erstarren. A T _ = ? F - T Min Gerade diese Unterkühlung hat sich sowohl experimentell als auch theoretisch bisher nur unvollständig erfassen lassen. Es steht ledoch außer Zweifel, daß diese Erschei nung eine experimentelle Hauptstütze einer Keimbildungs- theorie sein muß. Es ist daher von Bedeutung, über syste matisch und unter vergleichbaren, sauberen Bedingungen durchgeführte Unterkühlungsmessungen zu verfügen. Hierbei