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Der SäWch-LrMer Dienstag, »« 14. s»u 1414. tag, dm 14. Juli: lchlachtfest »dm mit tkonrert. progra»». «»d «rützoWstM. "MW Kmkiirsts. s dem Ariedrich Attgtt- i Großharthau Sa., bestehend m sartikel, BaubeschlSae, er, 1 UuochenmüAe, -rank evtl, mit Zuhals dereinigungsmaschine, ezkmalwage, 1 Lafel- Jagdbüchfe, 1 Ja-V- » Hühner «uv vielem mchaittigs 3 W sd eeud gegen sofsrttge Var- i ' - erl, Ortsrichter. saurer gslm Bischosswadi. ne unter recht günstigen Be-- ireisen in Zahlung. M. VM«. ismickstratze N». s fspferd bUig zu vsrkäufem. Dm Inseratenteil der Zeitungen machen sich mngen dienstbar, die es it ihnen in Verbindung ist weder dm Zeitungs trotz genauer Prüfung ar. Wir raten deshalb Vorsicht! Bor allem ohne zu wissen, welche jchnung von Verträgen Werden Interessenten :n wir um Bekanntgabe m künftighin den Jn- ierfahren von uns stet- ie ExpeVMo«. Lskanntsa -ivräuro- üb wvinv Uod«, gute sgor- uoä Oroümuttsr, tiebitr sutsodstckon ist. our Froiduke, Völle» 1 ckuni. iemäe Latte I Mick Lakelo. 8. lall »aodw. */.2 Udr Landesverbayd für Volksbildung. vst. Neustadt, 13. Juli. Die diesjährige Hauptver sammlung -« Sächsischen Landesverbandes für Volksbil dung fand am Sonnabend und Sonntag in Neustadt i. S. statt, das sich zu Ehren der Gäste festlich geschmückt hatte. Nach Empfang der Vertreter der dem Landesverband ange schlossenen Vereine fand um 4^ Uhr eine Borstandssitzung statt, der um 6 Uhr die Vertreterversammlung folgte. Na mens der Stadt Neustadt wohnte der Bürgermeister Dr. Winkler den Verhandlungen bei. Im Auftrage des Orts ausschusses Neustadt begrüßte Fabrikant Ad. Brauer die Er schienenen. Dem Vorsitzenden deS Landesverbandes, Justiz rat Dr. Gensel-Leipzig, der in diesem Jahre 40 Jahre hin- durch an der Spitze des Verbandes steht, den er gegründet hat, sprach der Redner die herzlichsten Glückwünsche aus für sein 40jähr. Mrken und überreichte ihm ein Bild von Neu stadt, wofür dieser in herzlichen Worten dankte. Nach Fest stellung des VertteterverzeichnisseS wurde das Bureau für die Hauptversammlung gewählt. Gewählt wurden Justiz rat Dr. Gensel-Leipzig als Vorsitzender, Bürgermeister Dr. Winckler-Neustadt als stellvertr. Vorsitzender, Schmidt- Marienberg als Schriftührer und Büttner-Königstein als dessen Stellvertreter. Es folgte die Vorbesprechung über die Wahl des Vorortes, des Vorstandes und der Rechnungs prüfer. Für die nächstjährige Hauptversammlung wurde Rotzwein gewählt, für die Hauptversammlungen 1916 und 1917 sollen Oelsnitz und Olbernhau in Erwägung gezogesi werden. Am Schlüsse der Vertreterversammlung wurde Justizrat Dr. Gensel durch Erheben von den Plätzen der Dank für seine lange Arbeit ausgesprochen. Abends fand im Saale des Schützenhauses ein Begrützungsabend statt, bei dem Schuldirektor Uhlemann-Neustadt die Vertreter des Landesverbandes herzlichst begrützte. Sonntag Morgen un ternahmen die Festgäste einen Ausflug nach der Götzinger- höhe. Um 11 Uhr fand im Festsaal der Schule die eigent liche Hauptversammlung statt, zugleich die 40jährige Jubel- feier deS Verbandes, Hierbei begrützte Bürgermeister Dr. Winckler-Neustadt die Versammelten, sprach namens der Stadtverwaltung zum 40jährigen Jubiläum des Verbandes herzliche Glückwünsche aus, besonders auch Justizrat Dr. Gensel, dem es jetzt vergönnt sei, 40 Jahre an der Spitze des Verbandes zu stehen, den er mitbegründet habe zum Segen des Vaterlandes. Neustadt liege etwas abseits von der gro ßen Heerstraße, umsomehr sei man darüber erfreut, daß Neustadt als Feststadt erwählt worden sei. Namens der Stadt entbot Redner herzlichen Willkommensgrutz. Volks bildung sei ein gewaltiges Wort, viel Erhebendes, Edles und Gutes liege darin. Umso bedauerlicher sei es, daß viele noch immer nichts davon wissen wollen. Wer die reichen FrAKe^dtt VMSbildüng'genießen wolle, der müsse auch reif sein, um die Gaben der Bildung zu empfangen. Der Zweck -es Verbandes sei, dafür zu streben, daß Lse Bildung Allgemeingut werde. Hierzu spreche er die besten Wünsche nach vollem Erfolge aus. Justizrat Gensel dankte für die Strandgut. Ein Roman auS dem Westerländer Badeleben von Anny Wothe. (S., Fortsetzung.) ^Nachdruck verboten.) Lopsriekt lSir dr Votke, l.ei?r>r. Im Geiste sah sie das siegesgewisse, Diabolische Lächeln Eckqrtshausens, von dem ihre Freundinnen behaupteten, ein Blick von ihm genügte, eine ganze Reihe chhöner Frauen in Flammen zu setzen. Auf der Reunion tolle er es neulich ganz toll getrieben. Karen Ohlsen hatte 0 chreikrämpse be kommen, weil er nur zweimal mit ihr anzt und Silke Thirsen sollte sich auf der Terrasse des Kwthauses mit ihm geküßt haben. Maren Steffens, die auch An Anrecht an ihn zu haben glaubte, wäre dazwischen gefahren, und zuletzt hätte der Graf sie alle strahlend angelächelt, jeder einen Tanz versprochen, und in schönster Harmonie wären sie nach -er Reunion alle in den „Jardin de fleurs" gegangen, um Kaffee zu trinken, und sich gemeinsam von -em schönen Tie- ter die Cour schneiden zu lassen. — Ray Lassen schauerte zusammen. Sie wollte nicht mehr an diesen albernen Lassen denken. Es war ja lächerlich, nur einen Augenblick zu erwägen, ob sie ihren Vater oder gar Bünau um Schutz angehen sollte. Wenn Graf Eckartshau sen es wirklich wagte, sich ihr abermals zu nähern, so würde sie schon selbst die rechten Worte finden, ihn zurückzuweiscn. ' Und doch zitterte ihre Hand noch, als sie -ie Tür öff nete, die -en Steinwall schloß, -er ihres Vaters Haus ganz am Ende des Torfes umschloß. „Der Uhlenkamp" nannte sich das stattliche Friesen haus. Hohe, windzerzauste Bäume mit Früchten, groß un schwer, die-tief herabhingen, hüllten es in Schatten. Von det Heide jagte der Wind in kurzem heftigen Stößen Anher. Blitze zuckten über das Haus, in welches jetzt Ray Lassen hochaufatmend, einen finsteren Zug um den trotzigen, roten Mund, eiligst trat. Krachende Donnerschläge wachten das Haus erbeben, und ganz von ferne brüllte dumpf das aufregenLe Meer. -- Ueber Westerland tobte ein Wetter. Es fand ein Echo m Ray Lassens heftig klopfender Brust. „Du kommst spät, Ray", brummte Kapitän Oluf Lassen, als das blonde Mädchen, nachdem eS seine nassen Kleider gewechselt, mit flüchtigem Gruß in die Wohnstube trat. „Aaga hat schon zweimal die Suppe vom Tisch genommen." „Verzeih', Bat", entschuldigte sich das Mädchen, auf den Vater zutretend und abbittend seine Hand küssend, „ich war so lange in den Dünen, und dann mußte ich vor dem Wet ter fliehen, das mich doch noch erreichte." „Also wieder geträumt", lachte der Kapitän, sein brei tes, von einem blonden, Bart umrahmtes Antlitz in gutmü tigem Spott verziehend, „das weiß der liebe Herrgott. Begrüßung und Beglückwünschung und gab einen kurzen Ueberblick auf die Entwicklung des Verbandes, von seiner 1871 erfolgten Gründung an. Der Stadt Neustadt stellte Retzper das Zeugnis auS, daß sie von jeher in erster Reihe der Volksbildung gestanden habe. Schuldirektor Köhn- Leipzig erinnerte daran, daß von den Gründern des Ver bandes nur noch zwei am Leben seien: der frühere Oberbür germeister von Leipzig Geh. Rat Georgi und der jetzige Vorsitzende Justizrat Dr. Gensel. Dr. Pohlmeyer-Berlin überbrachte die Glückwünsche des Zentralausschusses der Ge- sellschast für Volksbildung. Zum Schluß der Tagung hielt Universitätsprofessor Dr. Geißler-Halle einen Vortrag über volkstümliche Beredtsamkeit, in dem er einige Winke gab über die Technik des Redens. An die Tagung schloß sich ein Festessen im Schützenhaus an. Aus Sachse«. Dresden, 13. Juli. Zu dem Raubmord in der Hol- beinstraße wird noch berichtet, daß der Kriminalpolizei durch eine Zeitungsträgerin eine sehr wichtige Zeugin entstanden ist. Am Sonnabend nachmittag wollte diese die Quartals- beiträge einkassieren. Als sie im Hause Holbeinstraße 69 die Treppe hinaufging, kam fine unbekannte Frau in mitt leren Jahren von oben herunter und sagte ohne weiteres, daß bei der Frau Lehmann niemand da sei, die Zimmer aber offen stehen. Die Unbekannte machte den Eindruck einer Hausiererin und trug ein Paket. Nun ist aber im städtischen Leihhause in der Marlernistraße eine Unbekannte erschienen, die fine goldene Damenuhr mit Kette und ein Armband verpfändet hat. Diese Unbekannte gab an, Börner zu heißen und auf der Holbeinstraße wohnhaft zu sein — Zu der Verhaftung des angeblichen Mörders der Frau Lehmann schreibt man uns aus Osterburg: Am Donnerstag durchschwirrte unsere Stadt das Gerücht, daß hier ein Fremder verhaftet worden sei, der in Dresden einen Raubmord be gangen habe. Die näheren Umstände ergaben folgendes: Auf telegraphisches Ersuchen der Polizeidirektion Dresden wurde der Bäckergeselle Oskar Lehmann, der bei einem hiesigen Ackerbürger seit einigen Wochen in Arbeit stand, wegen Mordverdachts festgenommen. Kürzlich ist in Dresden eines Morgens die Witwe Lehmann — Stiefmutter des Verhafteten — im Bett erdrosselt aufgefunden worden. Sämtliche Behältnisse waren durchwühlt, auch ein größerer Geldbettag ist angeblich entwendet worden. L. ist von seiner Stiefmutter hin und wieder unterstützt worden. Als er im Frühjahr d. I. sich beschäftigungslos in Dresden umhertrieb, hat er die alte Frau wiederum — allerdings vergeblich — um Unterstützung angegangen. Er hat sich hierbei eines Handwerksburschen, den er auf der Zentral herberge kennen gelernt hatte, bedient, dem er jedenfalls auch die Vermögens- und sonstigen Verhältnisse seiner Mutter offenbarte. Da er demnach mit dem Morde in ir gendwelchem Zusammenhänge zu stehen scheint erschienen zwei Kriminalbeamte, die ihn nach Dresden überführten. Mädel, was ihr Weibsleute immer zu träumen habt. Aber jetzt hurtig. Alte", schrie er durch die Tür, „schaff' uns was zu essen und vergiß nicht den guten Wein. Heute ist Feier tag." „Das behauptest du immer, Vat', wenn du Verlangen nach einem besonders guten Tropfen verspürst", lächelte Ray, indem sie an den gedeckten Tisch trat und ihn prüfend musterte. Er nahm sich behaglich aus mit seinen schweren Silber geräten und dem köstlichen, alten Porzellan, das Kapitän Lassen von seinen vielen Reisen mit heimgebracht. Ray ordnete lässig den wilden Rosenstrauß, der den Tisch schmückte, dann fragte sie mit einem leichten Schreck in der Stimme: „Haben wir Gäste, Vat?" „Na, nun fährt dir wohl doch der Schreck in die Take lage. Natürlich. Errätst du nicht, wen?" Das blühende Gesicht des Mädchens war ganz blaß ge worden. Zitternd umfaßte ihre Hand die Stuhllehne. Und der Sturmwind umtobte den Uhlenkamp, als wollte er ihn in seinen Grundfesten erschüttern. Die breite Hand des Vaters legte sich beruhigend auf Rays bebende Rechte. „Ja, vor einer Stunde ist er gekommen, Ray, der Junge. Er sitzt oben in seiner Stube, um schnell einen Brief zu schreiben. Aaga wird ihn gleich rufen. Schön und stattlich sieht er aus. Wer hätte das gedacht, als wir gestern das kleine schwarze Torpedoboot in der Ferne oorüberfliegen sahen, daß es die v 2 war, auf der unser Junge Komman dant ist. In Hörnum liegt das schwarze, kleine Luder. Na, und heute abend, Mädel, auf der Reunion, da wirst du dich vor Tänzern nicht retten können, denn die Offiziere der v 2 werden es sich gewiß alle nicht nehmen lassen, mit der Pflegoschwestcr ihres Kommandanten zu tanzen." Ray hob trotzig den feinen Kopf mit dem goldflim mernden Haar, das wie ein Turban in weichen Wellen ihre weiße Stirn umrahmte. „Ich mag nicht auf die Reunion Vat." Der Kapitän lachte dröhnend und in seine wasserblauen Augen trat dabei doch eine leise Unruhe und ein unter drücktes Staunen. „Das fehlte auch noch. Hast du es-nicht dem Herrn Bo- ron von Bünau versprochen mit ihm zu tanzen, und ist es etwa eine Kleinigkeit, daß ich alter Kerl mitgehen will? Ju- gend gehört zur Jugend. Nur zu lange schon hast du im- mer im Uhlenkamp gehockt, wenn deine Gespielinnen zuin Tanz gingen. Und jetzt gerade, wo der Junge hier ist mit seinen Offizieren. Das wäre wohl noch schöner, wenn du jetzt kneifen Wolltest." „Mir ist die Lust vergangen, Bat." „Ach, Larifari! Mädchenlaunen! das fehlte noch. Na, zum Donnerwetter, wo bleibt denn die Suppe?" Dippoldiswalde, 18. Juli. Die hiesige «egend wurde gestern von zwei Gewittern bettoffen, von denen das am Nachmittag medergegangene von heftigen Regengüssen mit Graupeln begleitet war. Ein Blitzstrahl zündete im benach barten Orte Elend und äscherte das dortige Zimmersche Gut ein. Crossen (Mulde), 13. Juli. Ertrunken. Freitag abend ertranken in der Mulde zwei junge Leute von hier, der 21 Jahre alte Maschinenschlosser Bruno Thost und sein 17 Jahre alter Arbeitskollege Kurt Lasch. Die beiden wollten ein Bad nehmen; Thost ging zuerst ins Wasser und ermun terte seinen Kollegen, ihm nachzufolgen. Lasch, der deS Schwimmens unkundig war, wurde an einer tiefen Stelle von der Strömung erfaßt, verlor den Grund unter den Fü ßen und ging unter. Thost versuchte, den Ertrinkenden zu retten, wurde aber von diesem mit in -ie Tiefe gerissen; beide kamen nicht mehr zum Vorschein. Die Leiche Thost! wurde zwei Stunden später geborgen, die Laschs Sonnabend morgen. Zwickau, 11. Juli. Die konservative Partei im 18. Reichstagswahlkreise hielt am 6. dieses Monats hier ihre Generalversammlung ab und sprach sich u. a. dahin aus, daß mit Rücksicht auf das Wahlbündnis zwischen National liberalen und Fortschrittlern in allen sächsischen Landtags- Wahlkreisen konservative Landtagskandidaten aufgestellt werden möchten. Aus dem Gerichtssaal. * Der „wandernde Leichnam«'. Der Zivilsenat deS Breslauer Oberlandesgerichts entschied am Freitag in der Streitsache Reinshagen gegen die Synagogengemeinde in Breslau dahin, daß die Forderung der Klägerin auf Her ausgabe des Leichnams ihrer vor einigen Monaten hier be statteten Mutter zu Recht besteht und daß ihr deshalb Folge zu geben sei. Die Angelegenheit hat bereits vor längerer Zeit die Oeffentlichkeit beschäftigt und großes Aufsehen erregt. Die Klägerin, eine preußische Staatsangehörige hat sich m Amerika verheiratet. Im Juni vorigen Jahres beschloß das junge Ehepaar, mit der Mutter der Frau eine Reise nach Breslau zu unternehmen. Kurz vor Verwirklichung dieses Planes starb die Mutter, die Tochter wurde zur Universal- erbin ihres Vermögens eingesetzt und suhr nun mit dem Leichnam der Mutter in der Absicht, ihn in der Heimaterde bestatten zn lassen, über den Ozean nach Breslau. Hier verlangte die Synagogengemeinde von der jungen Frau für ein Erbbegräbnis 5000 M. Dieser Preis schien dem jungen Ehepaar zu groß, und es reiste mit dem Leichnam nach New Dorr zurück. Dort angekommen, fanden sie einen Brief der Friedhofsverwaltung, in der diese anzeigte, daß sie Über den Preis mit sich werde reden lassen. DaS junge Paar fuhr mit dem Leichnam neuerdings nach Breslau. Hier ergaben sich wieder Differenzen mit der Friedhofsver waltung, was die junge Frau veranlaßte, den Leichnam auf einen Dampier zu bringen und die Reise über den Ozean Mit der allen Aaga zugleich, die schon seit vielen Jah ren dem Haushalt des Kapitäns Lassen Vorstand, trat ein stattlicher, junger Mann in blauer Marine-Offiziersuniform in die Stube. Einen Augenblick schien es, als müsse er die Augen schließen, als blendeten ihn die lichtgrünen Kacheln, die, wie in allen alten Friesenhäusern, auch hier -ie Wände bekleide ten, dann aber stürzte er vorwärts, Ray Lassen entgegen, die noch immer unbeweglich hinter dem hohen Stuhl mit den schwarzen Lederbezügen stand, und ihm mit starren Augen entgegensah. „Willkommen, Gerret Clasen," kam es dann zögernd von ihren Lippen: „Willkommen daheim." „Na, nicht mal 'n rechtschaffnen Kuß", polterte der Alto dazwischen, „Dünner und Doria, als ich jung war. Junge, da sprang ich anders mit den Frauenzimmern rum." Gerret Clasen, der Pflegesohn des Kapitäns, das ein zige Kind seiner frühverstorbenen Schwester, der in seinem Hause erzogen wurde, hatte beide Hände Rays ergriffen. Stumni, ohne ein Wort zog er sie an seine Lippen. In Ray Lassens Gesicht stieg das Blut. Der Kapitän aber brummte, während er sich schwerfällig am Tische nie- derließ, etwas von neuen Moden und albernem Getue. „Wie anders bist du geworden, Ray," stammelte der junge Offizier, „ich glaube, noch größer — und —" „Schöner," hatte er sagen wollen, aber er schwieg be treten und sah der Pflegeschwester nur bewundern- in die flimmernden Augen. „Du bist lange fortgedlieben, Gerret. Fast drei Jahre hast du die Heimat gemieden." „Ja, der Dienst führte mich immer weitab vom heimat lichen Boden, aber jetzt komme ich bald auf einen längeren Urlaub zu euch. Wir manövrieren vielleicht noch vierzehn Tage hier in der Nordsee, dann geht es zurück nach Cux haven, und dann bin ich für ein paar Wochen ganz frei. Ich hoffe euch fast alle Tage hier zu sehen, denn von Hörnum geht es nach Munkmarsch. Die Insel hat uns also vorläufig sicher." Ray senkte tief die goldigen Wimpern, während sie die dampfende Suppe auffüllte. „Wieviel Schönes und Wunderbares mußt du gesehen haben, Gerret", nahm sie dann zögernd das Wort, deine Briefe schilderten so anschaulich den ganzen märchenhaften Zauber des Orients. Wie habe ich dich beneidet, daß du die ganze Welt durchstreifen konntest, die Vat auch kennt, wäh rend ich" — sie stockte — „hier an der Scholle kleben muß, jahrein, jahraus." Der alte Kapitän schlug wuchtig mit der Faust auf den Tisch. „Potz Segel- und Takelwerk, was fällt dir denn ein, Mädel? Gefällt es dir denn nicht mehr im Uhlenkamp. Geht dir hier etwas ab?" (Fortsetzung folgt.)