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Die unterzeichneten Ministerien werden auf Grund einer Ermächtigung des Bundesrates den Kandidaten der Medizin, welche die ärztliche Prüfung vor der Prüfungskommission in Leipzig bestanden haben, bis auf weiteres unter Befreiung vom praktische« Jahre die Approbation als Arzt in der Erwartung erteilen, daß sie sich, soweit sie nicht zum Heeresdienste verpflichtet und fähig sind, den Behörden an solchen Orten, in denen eine Verstärkung der ärztlichen Kräfte erforderlich erscheint, hierfür zur Verfügung stellen. Dresden, den 3. August 1914. Die Ministerien des Kultus und öffentlichen Unterrichts und des Innern. Mv kaiserlicher Erlaß an Heer und Marine. Berlin, 6. August. Das Marineblatt ver öffentlicht folgenden Erlaß: An das deutsche Heer und die Marine! Nach 43 jähriger Friedenszeit rufe ich die deutsche Wehrkraft zu Land und See zu den Waffen. Unsere heiligsten Güter, das Vaterland, den eigenen Herd, gilt es, gegen ruchlosen Uebersall zu beschützen! Feinde ringsum! Das ist das Kenn zeichen der Lage! Ei» schwerer Kampf! Große Opfer stehen uns bevor. Ich ver traue, daß der alte, kriegerische Geist noch 4m deutschen Volke lebt, jener kriegerische Geist, der den Feind, wo er ihn findet angreist, koste es, was es wolle, der von jeher die Furcht uud der Schrecken unserer Feinde gewesen ist. Ich vertraue auf euch, ihr deutschen Soldaten! In jedem von euch lebt der heilige, durch nichts zu bezwingende Wille zu siegen! Jeder von euch weiß, wenn es sein mutz, wie ei» Held zu sterben! Gedenkt unserer große« rnhmreichen Vergangen heit, gedenkt, daß ihr Deutsche seid! Gott Helse uns! Berlin, Schloß, 6. August 1914. gez Wilhelm. Kriegserklärung -wische« Oesterreich-Ungarn »nd Rußland. Berlin, 6. August. (W. T. B.) Die österreichisch-»«, -arische Regierung hat der deutsche« Regierung mitgetellt: Der Botschafter i« Petersburg sei beauftragt, der russische« Regier««- zu notifiziere«, daß Lstrrreich-Ungara, angesichts der droheadra Haltung Rußland- i« Konflikt mit Gerbri« u»d i» Hinblick auf de« Kriegszustand mit Deutschland sich seinerseits al» im Kriegszustand mit Rußland befindlich be trachte. Der letzte Schlag. Ter letzte Schlag unserer Gegner ist geführt: England hat den fiebernd erwarteten Vorwand zur Kriegserklärung gefunden. Auch dieser Coup war vorbereitet. Wer :m Lichte der jetzt erfolgten Kriegserklärung Englands unterschied liche Aeußerungen der letzten Tage noch einmal durchlieft, kann nicht im Zweifel sein. Auch die treuen Augen dieser Brüder vom anderen Ufer des Kanals haben, mindestens in den letzten Monaten, gelogen. Auch England hat den Frie den nicht mehr gewollt, hat im Komplott eines Usberfalles auf uns seine Hand gehabt. So hat uns Treubruch auf allen Seiten umgeben. Als König Georg dem Kaiser das letzte Mal in die Hand versprach, sein höchstes Ziel immer den Frieden der Welt sein zu lassen, da log er, wie Nikolaus ge logen hat. Noch eben, in seinem letzten Telegramm, hat Ni kolaus an die solidarischen Interessen aller Monarchen den Kaiser erinnert. Aber seine monarchischen Vettern haben unseren Kaiser schmählich hintergangen. Wer den Kaiser kennt, mutz den Schmerz ermessen können, den gerade Ver rat von dieser Seite ihm bereitet. Wir alle haben in diesen gewaltigen Tagen viel gelernt. Auch unser Kaiser. Er Weitz jetzt, wo Treue nicht ist . . . und wo sie ist! Einmütig - ist die gesamte deutsche Presse in der Beurteilung der Kriegserklärung Englands an Deutschland. Das amtliche „Dresdner Journal" schreibt: „Am 4. August 1870 war's, als der Telegraph am Abend die Jubelkunde durch Deutschland trug, datz „Unser Fritz" die Armee Mac Mahons bei Weitzenburg vernichtend geschlagen habe. „Gott sei gepriesen für diese erste glor reiche Waffentat! Er helfe weiter!" rief König Wilhelm seiner Gemahlin angesichts dieses ersten grotzen Sieges der deutschen Waffen zu. Der 4. August 1914 hat uns die Kriegserklärung Eng lands gebracht. Wer da geglaubt hatte, datz uns diese Wen- düng der Dinge überraschen, kleinmütig, verzagt machen würde, den mag -er heilige Zorn, aber auch die heilige Bc- geisterung eines Besseren belehren, die durch die Erklärung Englands in unserem Volke ausgelöst worden sind. Mäh- rend wir diese Zeilen an unsere Brüder, an unsere Schwe stern im Volke niederschreiben, ziehen Söhne Sachsens auf der Stratze vorüber, die zu den Fahnen eilen. Aus ihren Kehlen erklingt das alte Vaterlandslied: „Lieb Vaterland, magst ruhig sein . . ." Ja, so wahr ein gütiger Gott über den Sternen thront: „Lieb Vaterland, magst ruhig sein!" Du findest kein kleine» Geschlecht: Helden findest du und Heldinnen, Jeder ein Schild für Dich! UnS treibt nicht Er oberungslust, nicht ein gewissenloses Spiel um Macht und Machtvergrötzerung in den Krieg; wir greifen zum Schwerte, weil Völkerhab und Dölkerneid aufgestanden ist, um uns zu vernichten. Nun mag die Welt erfahren, was das deutsche Schwert vermag, nun mag die Welt den Geist be greifen lernen, der das deutsche Volk erfüllt. Unsere Söhne werden den Feinden ringsum die Unerschütterlichkeit des deutschen Glaubens an eine gerechte Sache, die Unbezwing lichkeit unserer Wehr und Waffen zeigen! Wir aber, die wir nicht mit in den Reihen der Kämpfer stehen, die wir nickr für König und Vaterland, für Kaiser und Reich die Waffen erheben dürfen, wir wollen fest und ruhig den kommenden Ereignissen entgegensehen, unerschütterlich in unserem Sie- gesbewutztsein, aber auch unerschütterlich in dem demütigen Glauben an Gott, den Herrn, der einer gerechten Sache den Sieg verleihen muß!" Der „Dresdener Anzeiger" schreibt: „Das aus taktischen Gründen notwendige Vorgehen deutscher Truppen in Belgien hat die englischen Diplomaten offenbar etwas früher, als es ihnen lieb war, aus dem Buir gelockt. Wie so oft, versuchte England auch jetzt wieder et was im Hintergründe zu bleiben, während es tatsächlich die Führung der Politik unserer Gegner hatte. Wohin diese ging, muß nun auch der begeistertste Freund der englischen Nation erkennen: Deutschland sollte eingekreist und wirtschaftlich gelähmt werden. Ver deutsche Vetter war dem englischen Volk schon lange im Wett bewerb auf dem Weltmarkt gefährlich geworden und forderte Gleichberechtigung. Mit allergrößter Geduld hatte der deut- sche gutmütige Riese sich oft gefallen lassen, daß England ihm überall in der Welt in den Weg trat und ihm voll Neid und Mißgunst möglichst viel Feinde zu schaffen bemüht war. Fleißig blieb er bei seiner Arbeit und wurde dabei immer riesiger und kräftiger, ohne sich dessen so recht bewußt zuwer den. Doch nun ist seine Geduld zu Ende. Der russische Bär sprang ihn von hinten an, der gallische Hahn pickte nach sei nen Augen und der Vetter jenseits des Kanals möchte sich den seit langen Jahren gehegten Wunsch in diesem Augen blick nicht versagen, ihm den Hals zusammenzudriicken. Da reckt sich der deutsche Riese und greift zum Schwert mit bei- den Händen, um es auf seine Neider und Feinde niedersau- sen zu lassen: Kommt an! Die Adler Friedrichs des Gro ßen rauschen durch die Lüste und ein Brausen lange zurück gehaltener Erbitterung durckyieht das ganze Land, das nach Bismarcks Prophezeiung dieser Stunde von der Memel bis zum Bodensee wie eine Pulvermine aufbrennt und von Ge wehren starrt: Kommt an! Der Himmel hilft, die Hölls muß uns weichen!" Der „Berliner Lok.-Anz." schreibt: Die Gesamtlage hat sich mit der englischen Kriegserklä- H rung insofern zu unseren Gunsten geändert, als sie nun- H mehr durchaus geklärt ist. Ein äußerlich neutrales, inner lich aber feindselig gesinntes England hatte uns Voraussicht- Dienstag, den 11. August 1914: Viehmarkt in Pulsnitz. ; Inserat- ««» Abom»en»ent»^eftell»«ge« «innert entgege« in Bautzen: Weller'sche Buchhandlnng, Schulstratze S. Abonnrment^Brstellungeu werden angenommen tn der Geschäfte stelle Altmarkt IS, sowie bei den Aeitungsboten in Stadt und Land, ebenso auch bet allen Postanftaltru. — Nummer der Zeitungsltfle 6587. — Schluß der Geschäftsstelle abend, 8 Uhr. Allen staatlichen Beamten und Bediensteten, die nicht unerläßlich zu dienstlichen Geschäften oder Arbeiten gebraucht werden und die auch nicht, was zu allererst geboten ist, sich freiwillig zur Fahne melden können, ist zur Verrichtung von Grrriearbeit aller Art oder z« Hilfeleistung dabei Urlaub auf Ansuchen zu erteilen. Die dienstlichen Bezüge — bei Arbeitern der durchschnittliche Tagesverdienst — sind während des Urlaubes ungeschmälert fortzugewähren. Zur Fahrt von und zur Arbeitsstätte wird gegen AuSwe.S der vorgesetzten Dienststelle freie Fahrt auf den Staatseisenbahnen (einschließlich staatliche Straßenbahnen und Kraftwagenlinien) gewährt. Die Not des Vaterlandes erfordert, daß alle staatlichen Beamte und Bedienstete, deren Dienst es gestattet, von diesem Urlaub Gebrauch machen. Dresden, den 3. August 1914. Sämtliche Ministerien. Erscheint jeden Werktag abend, für den folgenden Tag. Der Be- mm«rrw ist einschließlich der S wöchentlichen Beilagen bet Abholung Inder Ewedtto« vierteljährlich 1 Mt. SO Pfg., bei Zustellung la. Hau, 1 Mb. 7V Pfg.; durch die Post fiel tn« Hau, viertel jährlich 1 Mb. »2 Pig., am Postschalter adgeholt 1 Mb. SO Pfg. Einzelne Nummern kosten 10 Pfg. A*zeige«M,«i»: Die Sgespaltene Korpurzeile oder deren Nau» 12 Pfg., für Inserate von außerhalb des Berbreitung^ebiete« IS Pfg. Die Reblamezeile 30 Pfg. Geringster Inseratenbetrog 40 Pfg. Bet Wiederholungen Rabatt nach aufliegendem Tarts Erfüllungsort für beide Teile Bischofswerda. Festbestrllte Inseraten» Aufträge können nicht zurückgezogen werden. Klnmnrr 181. Freitag, 7. August 1914. 68. I-rS-chWeLiMer Mschofswerdaer Tageblatt. MU de« wöchentlichen Beilage«: Dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustriertes Souutagsblatt. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpe« »nd Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aelteste, Blatt im Bezirk. erscheint seit (846. Telegr.-Adr.' Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Amtsblatt -er Königlichen Amtshauptmannschaft, der königlichen Schulinspektion und des Röniglichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Röniglichen Amtsgerichts und de» Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks.