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Geld, von W. Harb. von W. „Wie gern, Karla, will ich auf mein Glück wartens Ja, du sollst erst ganz genesen und mir dann die entscheidende Antwort geben." Er küßte sie noch einmal und verließ sie. An jedem Tage wohl hatte er von nun ab mit ihr em Ge spräch, und er sah mit wachsender Freude, wie sie zu schwanken begann und w»e sie den Gedanken an em neu aufsprossendes - Glück nicht mehr in das Reich der Unmöglichkeiten verwies. , Seiner alle Hindernisse besiegenden Beredsamkeit gelang es, ihre letzten Zweifel zu beseitigen. Es kam ein Tag, ein sonniger, heiterer Wintertag, da der Wald von taufend Eiskristallen glitzerte und sich unten in Marien- roda eine Mette Rodelsaison anbahnte, da hielt er ein bräutliches Weib im Arm. „Nimm mich^hrn, Franz Eainhart, du hast niich überwunden. Deine Liebe hat in mir die Angst und die Qual besiegt. Deine wunderbare, starke Liebe, die alle Schranken durchbricht, hat auch mich zerschmolzen. Ich kann nicht anders — nimm mich hin!" , Er schloß die wundersam schöne Braut an sein Herz. Es war ihm, als sei ihre Schönheit noch edler und durchgeistigter gewowen. r Und er freute sich über alles, was er getan und gelitten hatte. Sie war eS wert. reisten aus dem Sanatorium in die Heimat zurück. Karla bezog mit dem Mädchen ihre alte Woh nung. Obgleich das Trauerjahr noch nicht beendet war, kam mau doch überein, die Verlobung zu veröffentlichen, denn auf die Dauer konnte das Verhältnis, n dem der Rittmeister zu Frau von Haake tand, doch nicht geheim bleiben. Viel eicht sprach man schon darüber. " . Ja, die Welt hat scharfe Ohren. Wäh rend sich die beiden Verlobten in den Traum einwiegten, alle die Vorgänge, in denen sie die Hauptrollen gespielt hatten, seien außer ihnen beiden nur wenigen Menschen bekannt, war das gefräßige Ungeheuer, das sich gierig auf jeden Klatsch stürzt, um ihn zum fetten Skan dal aufzubauschen, die öffentliche Mei nung, schon an der Arbeit gewesen. Der erste, den Franz Eginhart sprdch, war sein Freund Hans von Heller. Nachdem er zuerst von den goldigen Tagen in Marienroda geschwärmt und sich nicht hatte enthalten können, dem Ritt meister zu verraten, daß er demnächst zum Vater der Schneeprinzessin zu rei sen gedenke, um dort eine sehr gewichtige und folgenschwere Frage zu tun, kam er auf ein anderes zu spre chen, das sein Herz bewegte. „Du mußt es wissen, lieber Freund. Wenn ich's dir jetzt nicht erzähle, so erfährst du es doch durch Dritte. Es ist eine un angenehme Geschichte, Franz Eginhart/ „Was ist?" fragte der erbleichend. Er mochte ahnen, was nun kam. - > „Ihr seid in aller Leute Mund, du und deine Braut. Während ihr dort in eurer Wintereinsamkeit in den Bergen lebtet und euch nicht darum kümmertet, was in der Welt vorgeht, hat man hier anaefangen, eure Geschichte breitzutreten." „Infam / sagte von der Borcht, die Zähne fest zusammen- kam nicht über den Punkt ÜDgWAr lobter auch sagte. „Karla, wir gehen fort, dahin, wo uns niemand kennt. Wir schysfen uns dort ein Paradies —" „Bon jenem Gelbe, das ich dir nehmen wollte?" „Mir haft du es nicht nehmen wollen, Liebste. Aber gut — wsic werfen jenes Geld von uns, wenn du es nullst. Wir werden ohne das nicht minder glücklich sein." Da brach sie in Tränen aus. „Ich kann nicht mehr! Um meinetwillen willst du immer nur entsagen und leiden 7-" „Ich entsage und leide nur ohne dich, Ich entbehre erst, wenn du von mir gehst. Was mir sonst io teuer war, warf ich weg, als sei es mir nichts wert. Den Offiziersrock zog ich aus —" Karla richtete sich auf, bleich und betroffen. - „Sag nein; Eainhart! Nein, du sollst es nicht. O Gott, das ist- das Schwerste!" —-ErchMe Mühe, sie einigermaßen z« beruhigen. Sie schluchzte so st»« und weinte so laut, daß die Pflegerin ängstlich erschien »Herr Rittmeister, der Herr Chefarzt läßt bittet» —" Mas denn?"' „Die Unterredung jetzt zu beenden," „Karla, soll ich gehen?" Sie klammerte sich an seine Hand „Bheibe noch em wenig bei mir. Liebster, sonst kommet» sie gleich wieder, die schlim me« Gedanken?' Fräulein von Rohrbach ging wieder. Er setzte ihr noch einmal seine Pläne auseinander. Heiter und fröhlich sprach er, um sie auch heiter Auw fröhlich zu stimmen. Die hinderndes Schlagbäume, die absperrenden Barrikäden, die sich zwi schen sie beide und ihr Glück schieben wollten, sollte sie wie niedrige Schranke« ansehen, über die ein Kind im Spiel 'hinweghüpft. „Du fürchtest die Welt, Karla, und was sie redet, w?nn sie etwas erfahren, sollte? Was geht die Welt uns beide an ? Wir brauchen sie nicht und fragen nicht nach ihr. Mögen die bösen Zungen re den — mich sicht's nicht an. Sieh, des- „ halb nur tat ich das Kleid äb, und nicht " Ar«« B. vutz, etwa, well du nickt würdig wärest, eine d« «.-d. s-°n«u-> VffizierSftau zu fein. Die Schlangen werden zischen und wieder aufhören. Wir hören's nicht, uns kränkt eS nicht, wir sind weit fort von hier/ Karla lag füll, die Hände gefaltet. „WaS häßlich ist, wird nicht schön, und wenn man's mit den herrlichsten Farben übermalt." Er vermochte sie nicht zu über- Da stand er unmutig und bedrückt auf und durchmaß das Zimmer. Sie sah die Falte zwischen seinen Augen. „Komm zu mir, Franz Egmhart. Ich bin ja noch so krank — krank an Lech und Seele.-Ich ran« noch nicht ins Licht schauen und ins Glück. Vielleicht lern' ich'S wieder. Er beugte sich über sie und küßte sie.