Volltext Seite (XML)
LSI r«» »aifer-Mtlhelm-JvstiMt siir »ohlevforschnng i« ««heim a. d. «. Mit Text.) den sie liebte, fortgesetzt betrügen müssen, Beilage zum ,Sächsischen GrzäHLer »erlag von Friedrich May, Bischofswerda. — durch eine betrü gerische Manipulation an sich zu reißen. Sie hat ihren Mann ein fach vier Stunden spä ter sterben lassen." DerJustizratmach- te sich Notizen. „Wann erfuhren Sie das?" „Es war vorgestern am Morgen. Gegen neun Uhr war ich hier hergefahren, um mei ne Braut in einer »sichtigen Angelegen heit zu sprechen. Wir waren sonst überein gekommen, uns mög lichst wenig zu sehen, r»m jedem Klatsch zu wehren, doch die Wich tigkeit der Sache er heischte meine persön liche Anwesenheit. DasMädchen empfing mich händeringend und schluchzend, und aus ihrem Munde er fuhr ich nach und nach das Furchtbare, das sich ^»»getragen hatte. Der Arzt war noch da. Ihm gegenüber legitimierte ich mein Bleiben durch die Angabe, daß ich der Bräutigam und Vetter der Frau von Haake sei; er mußte das wissen. Sie lag apathisch und bleich da; der Puls ging Nein und rasch, ein feuchter Schweiß lag auf ihrer Stirn. So blieb sie bis zum Nachmittag. In jenen schrecklichen Stunden setzten die Delirien ein — atei los horchte ich auf die furchtbaren Anklagen, die '' ' selber vorbrachte, und wenn ich sonst darüber noch im Zweck« geblieben wäre, ob ihre irren Reden Geburten der Phantast Ums Geld Original-Romcm von W. Harb. . (Sorgetzung.) er Justizrgt stieß einen Schreckensruf ^üs, pDas Gift befand sich durch Zufall schon längere Zen in ihrem Besitz, doch muß es keines von den äuer- AMk schärfsten gewesen sein, oder es hat durch die lange Lagerung von seiner Kraft verloren — kurz, die Wir- war nicht tödlich, sondem hatte nur eine vorübergehende starke Erkranmng des Organismus zur Folge. Davon hat sie sich mit Hilfe eines Arztes bereits so gut wie vollkommen erholt. Jedoch liegt sie in Nervenkrämpfen und, Fieberdelirien, die mit der Vergiftung nichts zu tun haben. Sie smd nur erklärlichdurch voraufgegangene schwere Seelenleiden, durch ungeheure Lasten, bie sie heimlich trug.—" „Bon denen selbst Sie nichts wußten noch ahnten?" „Ich wußte und ahnte nichts. Ich erfuhr den Zusammen hang teils aus den wilden Anklagen, tne sie in ihren Fieberanfälle^r heraüsstieß, teils aus einem Briefe aus Italien- der offen da lag, und der wohl die unmittelbare Ursache zu dem unseligen Schritt gewesen ist, den sie bald nach Empfang unternahm. Sie sollen den Brief nachher lesen, Herr Justizrat. Er beweist, zur Evchenz, daß Frau von Haake allerdings den Versuch gemacht hat- das ihr nicht gebührende Erbe durch eine vor Gott und Menschen unberechtigte — nun, neNnen wir das Ding beim rechten Namen odhr Wirklichkeit waren, der Brief machte mir alles deutlich. Die Frau hat schrecklich unter ihrer Verfehlung gelitten." „Mein lieber Herr Rittmeister —" „Was wollen Sie sagen, Herr Justizrat?" „Ich wundere mich höchstens über eins: Sie bezeichnen Frau von Haake seelenruhig als Ihre Braut, trotz — nun, ich brauche Sie doch nicht darauf hinzuweisen, daß eine Verbindung mit ihr —" ^Unmöglich ist, wollen Sie sagen," ^Mer Justizrat nickte. . „Unmöglich, gesellschaftlich, moralisch unmöglich. Ein Un ding. Dazu smd Sie Offizier." »Ich ziehe den Offiziersrock aus, selbstverständlich." „Herr Rittmeister!" „Herr Justizrat? Die psychologische Erklärnng meines Han delns ist sehr einfach. Ich liebe Karla von Haake." „Was? Trotz der -- Verfehlung?" Dem alten Herrn blieb der Mund offen. „Eigentlich hätte ich ja nicht nötig, Herr Justizrat, Sie so tief in Meip Herz und in meine Gefühle hineinblicken zu lassen. Diese Dinge habe ich ja allein mit mir selbst abzumachen. Ich gestehe Ihnen damit das Recht einer Kritik zu. Sie halten mich vielleicht für direkt verrückt. Ein Offizier, ein Mann der Gesellschaft, ein Mann mit streng gewissenhaften Grundsätzen schlägt allen» Herkommen, aller Sitte, aller sogenannten Moral damit ins Gesicht, daß er einer Verfemten und Geächteten die Hand reicht und ihr seinen Namen gibt. Nicht wahr?" „Aller—dings. Sie haben sich das noch nicht recht überlegt, men» Freund. Sie haben — noch nicht alle Konsequenzen ab gewogen." „Doch, ich bin da mit fertig. Ich werde Karla von Haake das gegebene Wort nicht brechen. Ich liebe sie mit chren Fehlern und Schwächen. Ich weiß, daß sie im Grunde ein guter, ein treff licher Charakter ist, daß nur die Stunde der Versuchung sie hinriß. Sie hat schreck lich ,dafür gelitten und gebüßt. Sie hat mich, sie hat die Stunde, m der sie mit dem Betrug begann, tausendmal verwünscht!" „Das ist alles recht gut und schön gesagt. Sie könnten noch eine Menge trefflicher Gemeinplätze daz» ins Treffen führen, könnten sagen, daß es Christenpflicht ist, zu vergeben, daß wir alle sündige Menschen sind und keiner von uns das Recht hat, auf den Mitmenschen einen Stein zu werfen, aber —" » ein — atem- „Ich verstehe Ihr ,aber' ganz gut. Aber man heiratet eine sie gegen sich solche Dame nicht. Man hat nicht nur das Recht, sondern sogar ch 'm Zweckel die Pflicht, eine Frau, die sich so weit vergaß, zu verstoßen. Man der Phantasie liefert sich selbst dem Spott und der Mißachtung aus, man stellt