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Nr. 84. ihre Versick-crtcn zu vergüte» habe». Erwähnt sei noch, das; sich in der Brandnacht eine Abteilung des hiesigen Bezirks- konnnandvö mif dcnr Brandplatze dein» Brandmeister meldete und von diesem zur Absperrung verwendet wurde. Leider ist es bei dem Brande auch nicht ganz ohne schwere Verletzungen abgegangen. Ein beim Löschen behilflicher Arbeiter erhielr einen so heftigen Stotz gegen das rechte Auge, datz eine schwere Prellung des Augapfels die Folge war. Der Verletzte befindet sich in der Tr. Göringschen Augenklinik. Es erscheint zweifelhaft, ob die Sehkraft des Auges erhalten werden kann. Autzer verschiedenen geringeren Verletzungen zog sich ferner einer der Wehrmänner eine Rauchvergiftung zu, ein ztveiter erlitt Quetschung an einer Rippe und einer Hand, während ein dritter sich eine Quetschung an einem Bein zuzog. Brand, direkter Moritz trug von einem Sturz Blutergüsse an der rechten Seite und Hüfte davon. Unter heftiger Kälte hatten die Wehrmänncr zu leiden, deren Kleider voni Spritzwasser durchnäht worden waren. Strehla, 24. April. Ertrunken. Ein Heizer des Ket- tendanipfers 23, der einen kleinen, festgefahrenen Kahn frei- machen wollte, verlor das Gleichgewicht mrd stürzte in die Elbe, uv er ertrank. Seine Leiche konnte noch nicht geborgen werden. Grimma, 24. April. Beim Bau eines Brunnens ver schüttet und getötet. Im nahen Grotzbothen läht der Pferoe- Händler Winkler durch den Brnnnenbauunternehmer Schn; aus Lchtau einen Brunnen graben. Der Brunnenschacht war bereits über fünf Meter tief ausgegraben, als vorgestern nachmittag gegen 5 Uhr ein Einsturz der Wände erfolgte, durch den der im Schallst arbeitende Bruder des Unterneh mers, ein Mann von 50 Jahren, verschüttet wurde. Die Erd- massen begruben ihn zunächst nicht vollständig, so datz er noch um Hilfe rufen konnte. Während des Rettungswerkcs er folgte ein weiterer Erdsturz, durch den der Unglückliche völlig verschüttet wurde. Erst nach neunstündiger Arbeit gelang es in der Nacht zum Tonnersatg, den Verschütteten zu bergen, der inzwischen den Verletzungen erlegen tvar. Leipzig, 24. April. Raubversuch. Im Postamt 7 der Frankfurter Strotze hatte eine Kontoristin 2 Hundertmark scheine hingelegt, nm den Betrag einzrizahlen. Ein junger Mensch der daneben stand, entritz dem Mädchen die 2 Scheins und ergriff die Flucht. Das Mädchen eilte dem Räuber so fort nach und es gelang ihr, ihn am Ueberzieher festzuhalten. TerRänber, der sofort verhaftet wurde, ist ein 20Jahre alter Kontorist aus Langenlaube. Lengenfeld, 24. April. Verhafteter Deserteur. Hier wurde ein desertierter Artillerist, der sich vor einigen Wochen von seinen Truppenteil entfernt hatte, von der hiesigen Poli zei verhaftet. Hohcnstkin-Erustthal, 24. April. Brandstiftung aus Rache. Der unter dem Verdacht der Brandstiftung verhaften: Gelegenheitsarbeiter Nündel hat eingestanden, das Feuer, dem drei Häuser in der Limbacher Straße zum Opfer fielen, ans Rache über die Wohnungskündigung angelegt zu haben. Kirche, Schule und Mission. Sächsische kirchliche Konferenz in Chemnitz. Unter zahl- rcillM Beteiligung fand die 27. Versammlung der sächsischen kirchlichen Konferenz in Chemnitz statt; anwesend waren u. n. als Vertreter des Evangelisch-lutherischen Landeskonsisto- rinms Geheimrat v. Zimmermann, die beiden Chemnitzer Superintendenten und der Bürgermeister Dr. Hübschmann- Chemnitz. Superintendent Müller-Zwickau eröffnete die Konferenz mit einer Ansprache, in der er auf „die Aus trittsbewegung" Bezug nahm. Er führte u. a. aus: Unsere ich mir auch aus unseren anderen Gästen nickst viel. Du glaubst gar nicht, wie erbärmlich und oberflächlich die Men schen im allgemeinen sind. Der einzig richtige Standpunkt ist — sie zu verachten." Anne-Mic schüttelte langsam den Kopf. „Du hast dich sehr verändert, Marilene — ich kenn dick kaum wieder! Hast du denn verlernt, an das Gute zu glau ben, das doch auch der oberflächlichste Mensch in sich trägt?" „Ja!" antwortete Marilene hart. Dann aber schlang sie, einem Impuls folgend, beide Arme um die Freundin. „Kümmere dich nicht darum. Liebste! Nimm mich, wie ich bin, und glaub nur ... es ist nicht meine Schuld . . . daß ich ebenso und nicht anders geworden bin. Für dich werde ich immer die alte Marilene sein." Angstvoll sah Annc-Mie in das schöne rosige Gesicht mit dem rätselhaften Ausdruck in den großen Augen. „Nein! So lasse ich mich nickst abspeisen. Wenn du cs wirklich sein willst, dann schenke mir auch das alte Vertrauen, Marilene! Sage mir, was dich so verändert hat. Du bist -oll; nickst unglücklich mit deinem Mann?" „Keineswegs. Klemens ist einer der besten Menschen dieser Welt, und wir leben in schönstem Einvernehmen." „Aber dann . . . dann mußt du doch glücklich sein!" Marilene wurde plötzlich bleich. Ihr Mick wanderte un ruhig in die Ferne. War sie glücklich? Bis heute hatte sie es geglaubt. Ader als sie nun in Anne-Mies Antlitz blickte, als sie deren ruhige, von tiefer Glückseligkeit durchleuchteten Züge betrachtete, das rosige Kind sah, das mit »vundersam staunenden Augen zn ihr aufstarrte, packte sie jäh ein rasen- -er Schmerz. Nein — Glück, echtes Glück, das sah wohl anders aus ... Dann nahm sie sich gewaltsam zusammen. Mit einer überlegenen Miene Anne-Mic betrachtend, lächelte sie. „Ach, Liebchen, dir bist rührend unberührt vom Leben geblieben, Ivie ich sehe! Das macht, weil du nicht in der großen Welt lebst wie ich. Danke Gott dafür! Sonst wüßtest dn längst, daß Glück eine Chimäre ist!" „Und warum lebst du in der großen Welt, wenn cs dort kein Glück gibt?" fragte Anne-Mie unbeirrt. „Mein Gott, was soll man denn sonst tun? Das Leben ist doch nun einmal darüber hinweg . . ." Sie verstummte erschrocken. Zufällig hatte ihr Blick die Jungfichtenlaube gestreift und war dabei auf die hohe, seh nige Gestalt eines sonnverbrannten ManncS gefallen, der im Der Sächsische Erzählet Seit« 6. Landeskirche hat einen bewegten Winter hinter sich. Der Krieg wurde ihr angekündigt. Der Angriff aber ist ins Stocken gekommen, wenigstens in Sachsen. Doch in jedem Augenblick kann der Ansturm erneut einsetzen. Darum müs sen die Kräfte auf Kriegsfuß erhalten werden. Wir brauchen lebendige Kirchen, denn nur das Lebendige besitzt Wider standskraft. Die Geschichte gibt uns das Recht, mit den leben digen Kräften des Protestantismus Umbau und Neubau des ferneren zu wagen. Möge die Austrittsbewegnng Sinn nnd Verständnis für die Notwendigkeit der Kirche steigern, aber auch auf die ernste Aufgabe Hinweisen, die Kirche vor der Enge zu bewahren. — Sodann sprach Geheimrat Professor v. Rcudtors-Leipzig, Vertreter der praktischen Theologie an der Leipziger Universität, über „Brennende Abendmahlsfrn- gen der Gegenwart im Lichte der Geschichte." Der Redner ging ans von der Tatsache des rapiden Niederganges der Abendmahlsziffcrn und führte dann weiterhin aus: Auch heute noch ist die Feier selbst von höchster Bedeutung und als ein unveräußerlichster Besitz mit ihtzen Symbolen festzuhal- tcn. Die heutige Abendmahlsnot liegt nickst im Abendmahl selbst, sondern in der Art, wie wir es feiern. Statt der Ver bindung mit dcnr Hauptgottesdienst find selbständige Abend mahlsgottesdienste in den Abendstunden zu empfehlen, die eine schlichte und natürliche Feier bringen. — Ferner sprach nach längerer Diskussion über das obenerwähnte Thema Pastor Liebster-L.-Volkmarsdorf über „Persönliche Frömmig- keit nnd kirchliche Gemeinschaft". In seinen Ausführungen wies der Redner auf die Persönlichkeitskultur in der schickste und in der Gegenlvart hin nnd kennzeichnete die Auf gabe unserer Zeit, Gemeinschaften wirklich konzentrierter religiöser Persönlichkeiten zu bilden, d. h. religiöse Gemein schaften, in denen das religiöse Empfinden sich mit der reli giösen Persönlichkeit eint, neue collegia pietatis. Es müsse mehr Gelegenheit geboten werden, über Religion zu spre- chen, vielleicht auch in öffentlichen Sprechstunden im An- schlutz an den Gemeindegottesdienst. Nach längerer Aus sprache hierüber schloß die Konferenz. Aus -em Gertchtssaal. ' Wegen dreifacher vorsätzlicher Brandstiftung stand der noch unbestrafte Fabrikarbeiter Johann Bielas aus Reick walde bei Rothenburg (O.-L.) vor dem Schwurgericht in Görlitz. Der 26 Jahre alte Angeklagte, der im Vorverfahren seine Täterschaft bestritten hatte, legte heute ein offenes Ge ständnis ab. Er war in der Nacht zum 22. Februar d. I. im Gasthause zu Neudorf, wo er in einer Pappenfabrik arbeitete, gewesen, hatte Karten gespielt und viel Bier und Schnaps getrunken. Er ging dann zunächst zu dem gerade unbewohn ten Häuschen eines Kutschers Kern und zündete das Stroh dach an. Während das Haus bis auf den Erdboden nieder brannte, ging er zu der Besitzung einer Frau Mchalk, zün dete deren Haus ebenfalls an. Das Feuer vernichtete nickst nur das Wohnhaus, sondern auch noch Scheune und Schup pen. Mit Mühe hatten die Bewohner, darunter 5 schlafende kleine Kinder, aus dem brennenden Gebäude gerettet werden können. Damit noch nickst genug, zündete der gefährliche Mensch in später Nacht auch noch die Besitzung seiner eigenen Tante, einer Frau Funke an, und auch deren Haus brannte samt den Nebengebäuden nieder. In dem Hause schlief auch seine 84jährige Großmutter und ein lahmer Onkel, die bei nahe verbrannt wären. Der Angeklagte wird als ein im Trünke überaus rachsüchtiger Mensch geschildert. Die Ge schworenen bejahten die Schuldftagen. Das Gericht crkannle auf acht Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust. Eingang stand und sie aus hellgrauen Augen groß nnd er staunt betrachtete. Er mußte jedes Wort der Unterhaltung gehört haben. „Wir sind nicht allein", murmelte Marilene verwirrt. „Ist Lies dein Mann — dort unter den Bäumen?" „Nein, Schlvager Hans, der uns gestern überraschte. Verzeih — ich vergaß ganz, daß er mit seiner Arbeit in der Laube sitzt. Hans!" rief sie laut. „Bitte, konrm doch rasch zu uns! Marilene Geerasser ist hier . . .! Hans ist näm lich der allerbeste Frennd deines Mannes", wandte sie sich wieder an Marilene. „Ich weiß es", murmelte diese und errötete unwillkür lick; unter dem scharfen Blick der Hellen Augen, die prüfend über sie hinwegglitten, während eine schmale, kraftvolle Männerhand die ihre mit festem Druck umschloß. Das war also Hans Lauterbach, der Afrikaforscher, von dem Klemens ihr so ost in überschwenglichen Worten erzählt hatte. Etwas Nicgekanntes durchschauerte sie. Während sie gleichgültige Worte wechselten, streifte rhr Blick zuweilen scheu nnd neugierig über sein braunes Ge sicht. Es tvar bartlos, kühn geschnitten, mit einein Ausdruck unbeugsamer Willenskraft. Ihr schien, als käm kein anderes Männerantlitz diesem an Bedeutung gleich. Er sprach ruhig und kühl nut ihr. Von seinen Reisen und dem Werk, das er nun darüber schreiben »rolle, da sein Verleger ihn dazu dränge. Und daß er aus diesem Grunde Klemens erst in ein paar Tagen aufsuchen »volle, bis er etwas Ordnung in das Chaos der gesammelten Notizen gebracht habe. „Denn dann kommen wir sobald nicht voneinander los", lächelte er, „das weiß ich aus Erfahrung. Und mein Grnnd- satz ist stets: erst die Pflicht, dann das Vergnügen!" Es ärgerte Marilene plötzlich, Hatz er immer nur von Klemens sprach und nickst mit einer Silbe von ihr selbst. Er hätte ihr wohl auch sagen können, daß er sich freue, sie ken nen gelernt zu haben . . . Und doch ruhte auch sein Blick, wenn sic mit Anne-Mic sprach, seltsam verwirrt, staunend und befangen auf ihr. Mehrmals gab er ganz verkehrte Antworten. Dann verstummte er plötzlich ganz mrd überließ cs seiner Schwä gerin, die Konversation zn führen. Marilene schien kam» mehr vorhanden für ihn. Tas reizte sic. Gewohnt, zu sie gen, wenn sie nur wollte, entfaltete sie plöhfich den ganzen 1A4. TozeSchnmil. — Flammentod einer einsamen Greisin. I» ihrnl Wohnung in der Gustavstraße zu Breslau verbrannte di,! 65 Jahre alte Witwe Elisabeth Lueg. Die betagte Frau isl,I als sie ein Licht anzünden wollte, von einem vlutsturz be i fallen und ohnmächtig geworden, wobei ihre Kleider in Brandl gerieten. Als man heute früh das Schlafzimmer belrai.I sand man die Greisin, mit Brandwunden bedeckt, tot vor. — Zusammenstoß zwischen Automobil und Krümper I wage». Aus Erlangen wird gemeldet: Auf dem Luitpold.! platz in Erlangen stieß ein Privatautomobil n.it einem! Krümperwagen zusammen, in dem der Kommandeur der V.I Jnsanteriebrigade in Bayreuth, Generalmajor v. Heydenaber,! und sein Adjutant saßen. Beide wurden herausgrschleuder»,! kamen aber mit leichten Verletzungen davon. -- Ein brennendes Kohlenlager unter einer Straßr. Aus Paris wird gemeldet: DaS. wie berichtet, in dem Braun- kvhlenlager unterhalb einer Straße in St. Etienne aus- gebrochene Feuer dauert fort. Mehrere Häuser, deren Be- wohner durch den ausströmenden Rauch behelligt wurden, mußten geräumt werden. Die Behörde beschloß, das Feuer dadurch zu ersticken, daß tiefe Gräben gezogen und mit Ton ausgefüllt werden. — „Alkoholarme" Osterfeiertage in Petersburg. Zum ersten Male war während der drei Osterfeiertage der Verkauf geistiger Getränke verboten. Nur teuere Restaurants durfte» alkoholhaltige Getränke verabfolgen. Infolge dieses Verbotes war die Zahl der Betrunkenen auf den Straßen diesmal bedeutend geringer als sonst. Immerhin wurden etwa 100 Personen in sinnloser Betrunkenheit nach den Petersburger Polizeirevieren gebracht. — Bon einem pnud zerfleischt. In Warnin gerieten der Gastwirt Horn und der Arbeiter Janz miteinander in Streit. Während die beiden Männer auf dem Boden mit einander kämpften, sprang der große Hofhund des Janz auf Horn ein und riß ihm große Fleischstücke vom Körper, so daß der Gastwirt später infolge der schweren Verletzungen starb. — Durch geschmolzenen Stahl getötet. In einer Eisenfabrik in Ozd (Ungarn) stürzte infolge Reißens des! Drahtseiles ein Schmelzriegel um. Der darin befindliche geschmolzene Stahl ergvß sich auf die dort in der Näh; befindlichen Arbeiter. Sechs von ihnen erlitten schwere Brandwunden, zwei wurden getütet. — Die entflohenen Fremdenlrgionäre eingefangen. Nach einer beim „Malin" in letzter Stunde eingelausenen Depesche aus Oran, befinden sich die 12 Fremdenlegionäre, die unter Führung ihres Korporals aus Ain Sesra desertier! waren, bereits in den Händen ihrer Verfolger. Die Flücht linge wurden von Kavallerie verfolgt,, umzingelt und einge- sangen. Sie werden nach Ain Sesra'zurückgebracht. — Das Flugzruggeschoß im Schlafzimmer. Die polizeiliche Untersuchung über die Herkunft des Geschosses, das vorgestern in der Vorstadt Auteuil in eine Privat wohnung einschlug und dort großen Schaden anrichtete, hat ergeben, daß das Geschoß von dem Flugplätze Jssy les Moulineaux herrührte, wo Versuchsschießen mit einem Ge schoß für Aeroplane veranstaltet wurden. Auf bisher noch unbekannte Weise geriet unter die blinden Geschosse auch eine scharfe Granate, die das Unheil anrichtete, dem leicht zwei Menschenleben hätten zum Opfer fallen können. — Ein Flugzeugerbauer von Jssy-Moulineaux hat sich der Poli- zei als Urheber des seltsamen Geschoßunfalles bÄkanntgege- ben. Er erklärte, daß er Versuche mit blinden Schüssen habe vornehmen wollen, und daß dabei aus Versehen ein scharfer Schutz abgefeuert worden sei. Zauber ihres Wesens, während Anne-Mie arglos nebenher Zauber ihres Wesens, während Anne-Mie arglos nebenher ging und ihr Raum für Raum des alten Forsthauses zeigte. Aber er blieb kühl wie Eis. Erst, als man in die Kücke eintrat, wo die alle Frau Lauterbach eifrig herumwirtschaf tete, wurde sein Blick weich und warm. Aufatmend trat er an ihre Seite. „In Muttchen stellen wir ihnen die Krone aller Frauen vor, gnädige Frau", sagte er innig, indem er mit rührender Behutsamkeit die verarbeiteten Hände des alten munteren Frauchens in die seinen nahm. „Ich glaube, es gibt wirklich nicht ihresgleichen auf Erden!" „I wo!" lachte Frau Lauterbach, „glauben Sie ihm nicht, Frau Geerasser! Ich bin nur ein ganz gewöhnliches altmo disches Weib. Aber die Kinder verwöhnen mich ... gar dec Hans ... er »oird mich noch ganz eitel machen mit seine» Schmeicheleien, der berühmte Mann!" Stolz blickte sie an dem stattlichen Mann empor. Man wechselte ein paar Worte und verlietz dann die Küche. Anne-Mie schritt mit der Freundin weiter, während Hans bei der alten Frau blieb. Ganz zuletzt führte Anne-Mie Marilene verschämt in ihr „Allerheiligstes"! „Hier schreibe ich in meinen Mußestnn- dcn." Sonnenschein lachte in das kleine Gemach, weiße Mull gardinen blähten sich am offenen Fenster, vor dem die Tan- nen rauschten, und daneben stand ein einfacher Holztisch, uni losen beschriebenen Blättern, Büchern nnd einem Schreib zeug bedeckt. Marilene war überrascht stehen geblieben. „Wie — du bist Schriftstellerin! Wie komisch! Wer hätte je in dir eine Künstterin vermutet, meiner bescheidenen Anne-Mie?!" Die junge Fran errötete über und über. „Was fällt dir ein! Künstlerin! Du darfst dir beileibe nichts so Grotzartiges dabei vorstellen. Ich schreibe ja nur ganz bescheidene Geschichten und eigentlich nur . . ." Sie stockte, schloß aber dann lachend, „ach, wozu soll ich mich schä men. Wir brauchen eben Geld, und ich war nur ein armes Mädchen. Da ist cs bloß in der Ordnung, daß ich, so gut ich kann, em bißchen zum Haushalt beizutragen sacke. Künst lerische Aspirationen habe ich gar keine. Das überlasse ich den großen Talenten. Aber einen offenen Blick fürs Leben, Phan tasie und einen leidlichen Stil hatte ich immer, und so geht