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uoq ijn<f0Zcstzounvn«V III» zjl PNI u»«1v^ V"» 4>«n<v„ V" >">s". s", -; Freitag, 3. «prll 1V14. DerLächWeLrzüljler Aischofswerdaer Tageökatt erscheint seit sS44. Der serbische Ministerpräsident Pasitsch erklärte, dass -wische« Serbien, Montenegro und Griechenland em Bund- uis abgeschloflen worden ist. auch der bevorstehenden Landtagswahlen unbedingte und rückhaltlose Beantwortung. Eine reinliche Scheidung der Geister, das ist das Losungswort der Gegenwart: entweder der Liberalismus wendet sich vollends der Sozialdemokratie zu und tritt damit in die Reihen der ausgesprochenen Feinde der Monarchie und des Vaterlandes, des Staates und der Gesellschaft. Oder er sucht seinen Anschluß wieder wie früher bei denen, mit denen er bisher die gleichen Grundansck-au- ungen über Staat und Gesellschaft geteilt hat: bei den rechts stehenden Parteien. Ein drittes läßt die Lage nicht- zu. Mögen dem Liberalismus, ein solcher Wunsch drängt sich in diesen schicksalsschweren Zeiten unwillkürlich jedem Vaterlandsfreunde auf die Lippen, bei diefer Frage Berater erstehen, die sich nicht durch blinde Voreingenommenheit gegen die ihnen in diesem Kampfe am nächsten Stehenden leiten lassen, sondern die bei ihrer Entscheidung nur eins kennen und vor Augen haben: das Vaterland und sein Wohl! In Petersburg sind zahlreiche Arbeiter in den Ausstand getreten und haben revolutionäre Umzüge veranstaltet. I« Paris kam es zwischen sozialistische« Republikanern und geeinigten Sozialisten zu Keilereien. tagswahl abgegebenen Stimmen hat die fünfte Million er reicht und übersteigt damit ein Drittel aller abgegebenen Stimmen. Von den Vätern jenes verhängnisvollen Grund satzes selbst aber mußte es die nationalliberale Partei, die früher einmal mit der stolzen Zahl von mehr als 150 Abge ordneten im Reichstage vertreten war, erleben, daß sie bei den Hauptwahlen zum Reichstag 1912 inr ganzen Reiche nur 4, sage nur vier Abgeordnete, die Freisinnige Volkspartei aber, daß sie bei diesen Wahlen überhaupt keinen Abgeordne- ten aus eigener Kraft duräH«bringen vermocht hat, Vor gänge, die in der Geschichte der politischen Wahlen, und zwar nicht bloß Deutschlands, geradezu einzig darstehen dürsten. Dabei ist die Vertretung der Erwerbszweige, auf die der bei spiellose wirtschaftliche und sonstige Aufschwung Deutsch lands zurückzuführeu ist, der Industrie und des Handels zurzeit im Reichstage beinahe gänzlich ausgeschaltet und im sächsischen Landtage mindestens um die Hälfte herabgedrückt worden. Der Vermehrung der Zahl der Sozialdemokraten in den Volksvertretungskörpern der Gemeinden seit dieser Zeit soll hier nur nebenbei gedacht werden, sie ist fast als eine erschreckende zu bezeichnen. Man sollte nun meinen, solch geradezu schreiende Wir kungen des „Getrennt marschieren, vereint schlagen" hätten auch den Blödesten die Augen öffnen müssen. Aber weit ge fehlt! Als der Unterzeichnete vor einigen Monaten ange sichts der ersten Anzeichen, die nach der Eröffnung des gegen wärtig tagenden Landtages für eine Wiederannäherung der bürgerlichen Parteien in verheißungsvoller Weise aufge treten waren, und angesichts namentlich auch des Umstandes, daß der Bornaer Wahlkreis bei dem geringen Ueberschusse von 23 Stimmen für die bevorstehende Wahl aufs äußerste gefährdet und nur bei einem von vornherein geschloffenen Zusammengehen der bürgerlichen Parteien zu halten sei, 'n einem durch die meisten Zeitungen gegangenen Artikel es als eine beklagenswerte Erscheinung bezeichnete, daß man von liberaler Seite demnach dem bisherigen Jnlwber jenes Wahlkreises auch diesmal wieder einen Gegenkandidaten gc- genüberstelle, da fand er mit diesem Ausdrucke seiner schweren Besorgnis stellenweise selbst nicht einmal bei den rechtsstehenden Organen Anklang, die in solchem Vorgehen vielmehr auch nach allen den oben zusammengestellten miß lichsten Erfahrungen keinen Fehler erblicken zu sollen glaubten. Nun, da der schmachvolle Ausgang der Wahl in Borna jenen Grundsatz und seine Wirkungen von neuem, und zwar mit der Helle des Blitzlichts beleuchtet, dürste man wohl dem Unterzeichneten nicht länger bestreiten, daß er bei seinem Warpungsruf vollauf im Rechte war. Vielleicht dürfte man nach solchen Erfahrungen gegen- wärtig auch das weitere Bedenken, das in jenem Artikel er hoben war, und zwar gegen das damals bloß für die Lausitzer Landtagswahlkreise, inzwischen aber für das ganze Land ab geschlossene Wahlbündnis der Nationalliberalen mit der Freisinnigen Dolkspartei nicht länger als unberechtigt zu rückweisen. Wird die nationalliberale Partei es fertig bringen, das hat man sich gegenwärtig zu fragen, auch nach Erfahrungen, wie sie in diesen Tagen im Bornaer Wahl kreise gemacht wurde, mit der Fortschrittspartei zusammen- zugehen, wird sie es fertig bringen, die Kandidaten einer Partei, die sich auch in diesem Falle wieder als die Schritt macher der Sozialdemokratie erwiesen, bei solchem Bündnis gegen diejenigen zu unterstützen, in denen die Monarchie und das Vaterland noch stets ihre treuesten Stützen gehabt haben? Will sie also wirklich mit der Fortschrittspartei zu sammen die bürgerliche Gesellschaft der Sozialdemokratie ansliefern? Jedenfalls heischt diese Frage angesichts des Entscheidungskampfes, in den unverkennbar Staat und Ge sellschaft in nächster Zeit treten, angesichts namentlich aber Das Neueste vom Tage Die englische Regierung knüpft mit den Konservative« »ene Verhandlungen über die irländisch« Frage an. Jy Galizien wurden neun Gendarmen verhaftet, mit deren Hilfe in den letzten Jahren etwa 18 000 österreichische Wehrpflichtige nach Rußland gebracht wurden. (Weitere Nachrichten unter Letzte Depeschen.) Die «»nseroiUwe» und die Industrie In den letzten Wochen ist es Mich geworden, daß aus den Deputationen der II. Kammer in manchen Zeitungen Berichte veröffentlicht werden, die sich auf keine offiziellen oder offiziösen Mitteilungen gründen, sondern meist in ten- denziöser Weise für die eine oder andere Sache bezw. für die eine oder andere Partei Stimmung zn machen suchen. Hier unter fällt eine Notiz, die kürzlich durch die Presse ging und bestimmt ist, die Industrie gegen dieKonserva- tiven zu verstimmen. Es heißt dort, daß in der Sitzung der Gesetzgebungsdeputation vom 30. März der konservative Abg. Dr. Mangler erklärt habe, daß der Abgeordnete Opitz, der im Plenum für eine Ergänzung der L Kammer aus den Reihen der Industrie heraus eingetreten war, nicht im Namen seiner Fraktion gesprochen habe. Die Konserva tiven seien gegen jede Reform der I. Kammer und würden, wenn trotzdem die Erweiterung der I. Kammer durch Indu strielle beschlossen werden sollte, sich unbedingt ablehnend dagegen verhalten, daß die Industrie ihre Vertretung selbst wählen dürfe, wie dies den Rittergutsbesitzern gewährleistet sei. Eher seien sie bereit, den Rittergutsbesitzern das Reckst der freien Wahl zu nehmen, als es der Industrie zuzuge stehen. Diese Darlegungen sind tendenziös e nt ste l l Herr Dr. Mangler hat, wie wir bestimmt erfahren, nicht er klärt, daß Abgeordneter Opitz nicht im Namen der Fraktion gesprochen habe, sondern er hat nur festgestellt, daß einzelne Mitglieder der konservativen Fraktion auf dem Standpunkt stünden, daß der gegenwärtige Zeitpunkt für eine Reform der I. Kammer nicht geeignet erscheine. Gegen eine Erwei terung der I. Kammer durch industrielle Mitglieder hat sich weder Dr. Mangler ausgesprochen, noch ist die konservative Partei Gegnerin einer solchen Ergänzung. Im Interesse der Industrie und der Stetigkeit der Geschäftsführung des Staats widerstrebt sie nur einer Politisierung der I. Kam mer, die unvermeidlich wäre, wenn auch um die Sitze dieses Teils der Ständeversammlung Wahlkämpfe ausgcfochtcn werden müßten. Die Stetigkeit der I. Kammer ist von so großer Bedeutung, daß die konservative Partei in deren Er schütterung unter keinen Umständen einwilligen kann und es in Uebereinstimmung mit dem gefestigten Grundbesitz vorziehen würde, notfalls das Recht der Rittergutsbesitzer, 12 Abgeordnete zu wählen (15 Abgeordnete des gefestigten Grundbesitzes werden an sich schon vom König berufen) zum Opfer zu bringen, als politische Parteikämpfe in diesen Teil der sächsischen Volksvertretung hineinzutragen. Im übrigen weiß sich die konservative Partei dabei einig mit dem großen Lele-r-Adr.' Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Getrennt marschiere«, vereint schlagen. Von Geheimrat Opitz-Treuen, Mitglied der Zweiten Ständekammer. Unter dem Losungsworte „Getrennt marschieren, ver eint schlagen", wurde vor etwa einem Jahrzehnt in Sachsen und einige Jahre darauf auch im Reich das Kartell der Orü- nungsparteien gelöst und mit ihm seine Lösung sachlich be gründet. Das Kartell bei seinem Gewissenszwang ist das Grab aller lebhafteren politischen Betätigung. Man über- lasse jeder der bürgerlichen Parteien bei der Hauptwahl die Aufstellung eines eigenen Kandidaten, so werden tunlichst alle Wähler an die Wahlurne gebracht und bei der Stichwahl sich dann zur Niederringung des sozialdemokratischen Geg ners schon wieder zusammenfinden. Das ungefähr war der Gedankengang bei den Gegnern des Kartells. Die gesunde Vernunft wandte freilich damals schon ein, es sei doch ein eigentümliches Mittel, den gemeinsamen Gegner dadurch zu bekämpfen, daß sich die bürgerlichen Parteien erst unterein ander in die Haare fahren, und eine starke Verkennung der Psyche der Wähler, wenn man erwarte, die Wähler werden nach Durchfall des eigenen und der im Wahlkampf unver meidlichen Herabsetzung des anderen Kandidaten bei der Stichwahl geneigter sein, für diesen Kandidaten einzutreten, als sie es ohne und vor dem Kampf bei der Hauptwahl ge wesen. Dabei mag nur nebenbei daran erinnert werden, daß sich nack) Auflösung des Kartells infolge des Grundsatzes „Der Feind steht rechts" der ganze Wahlkampf überhaupt im Handumdrehen bei dem Liberalismus nur zu häufig aus einem Kampf gegen die Sozialdemokratie in einen solchen gegen die rechtsstehenden Parteien, und der Grundsatz „Ge trennt marschieren und vereint schlagen" in den Grundsatz „Getrennt — von den Konservativen — marschieren, und vereint — mit den Sozialdemokraten — schlagen" mngc- wandelt hatte. Und der Erfolg von alledem? Er war kein anderer, als daß die Sozialdemokratie in den zehn Jahren seit der Aut- lösung des Kartells größere Fortschritte gemacht hat als vor her in den gesamten vierzig Jahren ihres Bestehens! Bei Len Reichstagswahlen von 1912 ist die Zahl der sozialdemo kratischen Abgeordneten von 36 bezw. 45 auf 110 Abgeord nete, bei den Wahlen zur sächsischen Zweiten Kammer im Jahre 1909 von 1 auf 24 angestiegen, ja die Sozialdemokra tie würde, wäre es nach dem Reichstagswahlrecht gegangen, j» dieser Kammer heute von 91 sogar 61 Sitze innehaben! Die Zahl der für die Sozialdemokratie bei der letzten ReichS Amtsblatt der Königlich«, Amtshauptmannschaft, der Königlichen öchuliuspekfion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowi- des Königlichen Amtsgerichts und des Ltadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks. Eouutag. de« S. April 1«14, vorm 11 Uhr Verpflichtung der «euein- chretende«, in der Zeit vom 1. April 1881 bis 31. März 1887 geborenen Marmschaflerr MU Ve« wöchentlichen Beilage«: dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags!: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustriertes Sauutagsblatt. - Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie die angrenzenden Bezirke. Aelteste» Blatt im Bezirk. sämtlicher Abteilungen in der Turnhalle. Wegbk ide« ohne genügende Entschuldigung wird bestraft. Bischofswerda, den 1. April 1914. Der Stadtra Erscheint jeden Werktag abend« für den folgenden Tag. Der Be- gugsprris ist einschließlich der S wöchentlichen Beilagen bei Abholung kä der EMediton vierteljährlich 1 Mk. SO Pfg., bei Zustellung in« Hau» 1 Mk. 70 Pfg.; durch die Post frei in» Haus viertel» jährlich 1 Mk. V2 Pfg., am Postschalter abgeholt 1 Mk. SO Pfg. Einzelne Nummern kosten 10 Pfg. Abonnements-Bestellungen werden angenommen in der Geschäfts stelle Altmarkt 15, sowie bei den Zeitungsboten in Stadt und Land, ebenso auch bei allen Poftanftaltrn. — Nummer der Zeitungsliste «587. — Schluß der Geschästsstrlle abends :8 Uhr. Anzeigenpreis: Dir 5gespaltene Korpuszeüe oder deren «au» 12 Pfg^ für Inserate von außerhalb des Verbreitungsgebiet«« 15 Pfg. Die Reklame,eile SV Pfg. Geringster Jnferattnbrttag 40 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt nach aufregendem Tarik Erfüllungsort für beide Telle Bischofswerda. Feftbeftrlltr Iaserattu- Aufträge können nicht puüchgrzogen werden. Inserat- und Abouuemeuts-Be tellnngen niunut entgegen tu Bautzen: Weller'sche Buchhandlung, Schulflratze 9.