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1. Beiblatt zu Rümmer 56. Der SäWche Lrzäljlei Politische Wochenschau. Der Kaiser hat es sich auch in diesen» Jahre nicht neh men lassen, der Vereidigung der Marinerekruten in Wil- helmshaven persönlich beizuwohnen. Nach einem Besuche Helgolands wird der Kaiser am Sonnabend über Bremer haven und Bremen nach Berlin zurückkehren. Offiziös wird jetzt auch der Besuch des Kaisers in Wien angekündigt, wo er am 23. dieses Monats vor Antritt seiner Korfureise den» Kaiser Franz Josef einen Besuch abstatten wird. Auch der Reichskanzler hatte sich in diesen Tagen aus Reisen begeben, indem er einer Einladung des Hamburgi schen Senats entsprechend der alten Hansestadt an der Un terelbe einen Besuch abstattete. Bei dem Festmahl des Se nates feierte der Kanzler den großen Zug, der durch das ganze Wirken und den Handel Hamburgs gehe, und dieses aufs Neue zu einem glänzenden Mittelpunkt bürgerlicher Geisteskultur gemacht habe. — In München war in den letz ten Tagen der Leiter der auswärtigen Politik Oesterreich- Ungarns, Graf Berchtold, zu Gaste, der, von der bayerischen Presse aufs Lebhafteste begrüßt, dem Königspaar seine Auf wartung mackste und muh mit den» Ministerpräsidenten Gra fen Hertling konferierte. Mit großer Anteilnahme haben weite Kreise des deut schen Volkes das tagelange Ringen des Kardinal-Fürst- nahme berechtigen, daß eS dem Kabinett gelingen wird, auch die seiner noch harreirden größeren Aufgaben zu erfüllen. In England hat die Ankunft der von der südafrikani schen Regiernng des Landes verwiesenen Arbeiterführer zu großen Demonstrationen Anlaß gegeben, die möglicher weise nicht ohne Einfluß auf die Beziehung der ktipländi- schen Kolonie zu den» Mutterlande bleiben werden. In der Homerulo-Frage scheint das liberale Ministerium Asquith nun doch der Opposition Konzessionen machen zn wollen. Fiir den nächsten Montag ist die Einbringung eines Kom promisses in dieser Angelegenheit angekiindigt. Lord Chur chill hat jetzt den Nachtragsetat für die englische Flotte ein gebracht, der sich auf 50 Millionen Mark beläuft. Tie Dinge in Mexiko gestalten sich immer verwickelter. Der Rebellengencral Carranza hat jede Auskunft über den Tod des Engländers Benton an die Vereinigten Staaten verweigert. Von einen» energischen Eingreifen der letztere!» zu Gunsten Englands will aber der Präsident Wilson nichts lvissen, so daß England sich vor die Notwendigkeit gestellt sieht, sich selbst Genugtuung zu verschaffen. Damit würde England aber wieder die Monroe-Doktrin der Vereinigten Staaten verletzen. An sofortige kriegerische Schritte denkt England aber nicht; es hat sich bisher damit begnügt, theore tisch sein Recht zur Selbsthilfe festzustellen. bischofs Dr. Kopp von Breslau mit dem Tode verfolgt. An» Mittwoch früh ist der Kardinal, der in der letzten Zeit wegen des Streites im Zentrum um die christlichen Gewerkschaften im Vordergrund des öffentlichen Interesses stand, verschie den. Noch einen anderen Kirchenfürsten hat die katholische Kirche durch den Tod verloren, nämlich den Bischof Boß von Osnabrück. — Ein Personalwechsel wird auch für einen be deutungsvolle,» Posten in» Auslvärtigen Amt angekiindigt, dü der langjährige Direktor der handelspolitischen Abteilung dieses Amtes, Direktor von Koerner, mit dem 1. April in den Ruhestand treten soll. Im Reichstag hat man sich in der zweiten Hälfte der hörigen Woche mit dem Reichseisenbahnetat beschäftigt, wo bei auch die Frage der Mosel- und Saarkanalisation zur Er örterung kam. Die Regierung hält aus wirtschaftlichen und militärischen Gründen an ihrem ablehnenden Standpunkt gegenüber den Wünschen nach einer Kanalisierung diel er beiden Flüsse fest. In» Laufe dieser Woche wurde der Post etat behandelt, wobei wieder zahlreiche Wünsche betreffs des , postalischen Verkehrs laut wurden, wenn auch im allgemei- Nen unserer Poswerwaltung von den bürgerlichen Parteien Lob gespendet wurde. In einem Gesetzentwurf, der sich gegen den Schmutz in Wort und Bild wendet, ist dem Reichs tag eine neue bedeutungsvolle Aufgabe gestellt worden. Aus den Verhandlungen des preußischen Abgeordneten hauses ist hcrvorzuheben, daß bei der Beratung des Etats der Handels- und Gewerbeverwaltung der nationalliberale Abgeordnete Dr. Beumer im Gegensatz zu dem Parteiführer Bassermann im Reichstag ziemlich scharfe Kritik an der be kannten Erklärung des Staatssekretärs Dr. Delbrück wegen der Nichtkündigung unserer Handelsverträge mit dem Aus land übte. In der badischen zweiten Kammer wurde wieder einmal festgestellt, daß in Baden das Militär bei inneren Unruhen nur auf Requisition der Zivilbehördcn eingreisen darf. Die sogenannte „Zabernkommission" des Reichstages, L-Her die Anträge betreffend den Waffengebrauch des Mili tärs in Friedenszeiten überantwortet waren, hat durch Ab lehnung sämtlicher Anträge ein schnelles Ende gefunden, das s^Len Rückzug der Nationalliberalen und des Zentrums aus . der Mehrheit vom 4. Dezember vollendete. Dieser Rückzug t war um so angezeigter, als die sich neuerdings wieder mehrenden Ueberfälle von Zivilpersonen auf Angehörige dek Heeres in Elsaß-Lothringen deutlich genug erkennen lasten, welcher bedenkliche Geist in weite,» Kreisen des Reichslandes herrscht. Der Prinz zu Wied ist nach seiner Rückkehr aus Peters burg von Waldenburg in Sachsen aus über Triest nach Al banien abgereist und von der Bevölkerung in Durazzo be geistert empfangen worden. Inzwischen haben die Dings in Südalbanieu eine bedenkliche Wendung genommen, in- dsm die dortigen Epiroten in vollem Aufstande sind und die Das passive Wahlrecht zu den Gcmeinvewahle» iu Sachsen. Die Beschwerde- und Petitionskon,Mission der Zweiten Kammer des sächsischen Landtags hat sich nut der Petitioi» des Landesverbandes der Festbesoldeten im Königreich Sack)? sen (Sitz Leipzig) beschäftigt, die Aenderung des Paragra phen 37 der revidierte,» Landgemeindeordnung betreffend. Die Deputation schlägt der Kammer vor, die Petition, soweit sie sich aus eine Abänderung des Paragraphen 46 der revi dierten Städteordnung vom 24. April 1873 bezieht, der Ne gierung zur Berücksichtigung zu überlveisen, im übrigen aber aus sich beruhen zu lassen. Ter Regierungskommissar über gab im Auftrag der Staatsregierung folgende Erklärung: Die Staatsregierung hält die Bedenken, die nach ihrer Ansicht gegen die Verleihung des passiven Wahlrechts zu Gemeindewahlen sprechen, auch jetzt noch für unübersteiglich, soweit die Lairdgemeinden und die mittleren und kleineren Städte in Frage kommen. In den engen Verhältnissen die ser Gemeinden ist es unausbleiblich, daß die Vereinigung der Eigenschaften eines Gemeindebeamten und Gemeinde- ratsmitgliedes in einer Person zu Interessen- und Pflicht kollisionen führen. Die Regierung ist daher nicht in der Lage, insolveit zu einer Aenderung der bestehenden Gesetz gebung die Hand zu bieten. Dagegen ist die Negierung aus Grund nochmaliger Prüfung der Sachlage geneigt, in eine Erwägung der Frage einzutreten, ob die Aenderung des 8 46 der revidierten Städteorduung, soweit er die Beamten der revidierten Städte betrifft, mit Rücksicht auf die größeren und entwickelteren Verhältnisse dieser Gemeinden angängig und angezeigt erscheint. Zu dieser veränderten Stellung nahme sieht sich die Regierung vor allen, durch die neuesten Ergebnisse der Rechtsprechung veranlaßt. Dis Regierung würde daher mit Ueberweisung der Petition zur Kenntnis nahme sich insoweit einverstanden erklären können, als darin die Aenderung des 8 46 der revidierten Städteorduung mit Wirkung für die Beamten der revidierten Städte erstrebt wird." Die Deputation war über die verärgerte Stellungnah me der Regierung befriedigt. Politische Rundschau. Eisrnbahuangelrgenhrite» im preußischen Abgrordnrtenhause. In der Budgetkommission des Preußischen Abgeord netenhauses erklärte der Minister für öffentliche Arbeiten während der Spezialberatung des Eisenbahnetats u. a.: Die Fahrkartensteuer werde in ihrer jetzigen Art bestehen bleiben müssen. Etwa 40*/<» der Fahrpreise I. Klaffe würden von Ausländern ausgebracht. Am stärksten sei der Verkehr in Unabhängigkeit ihres Gebiets erklärt haben. Der Haupt- Sonntag, »«, 8. M iirz 181«. der 3. Wagenklaffe gestrigen, nämlich um 36"/„ seit 1906» Wenn Schlafwagenzüge eingeführt würden, werde man auch Schlafwagen 3. Klaffe einstellen können, sonst sei dies nicht möglich. Verstärkung der französische« Seemacht. In der Freitags-Sitzung der Senatskommission stellte der Berichterstatter für das Marinebudget Chautemps Ver gleiche über die verschiedenen europäischen Seemächte an, un ter besonderer Berücksichtigung des Gleichgettnchts im Mit telmeer. Er gab der Ansicht Ausdruck, daß es, das hauptsäch lichste Interesse Frankreichs sei, sich die Herrschaft in, Mittel meer jederzeit zu sichern und trat ein fiir den Bau von fünf neuen Ueberdreadnoughts, um der Stärke der österrei chischen und italienischen Seemacht das Gleichgewicht zu halten. Serbische Begrüßung für den Herrscher Albaniens. Die halbamtliche Belgrader Zeitung „Samouprava" begrüßt in seiner Ausgabe am Freitag die Ankunft des Für sten von Albanien und betont, daß Albanien nunmehr in amtliche internationale Beziehungen zu den fremden Staa ten trete. Das Blatt spricht die Hoffnung aus, daß es dem Fürsten Wilhelm wie seinerzeit König Carol gelingen möge, die großen Schwierigkeiten zn bewältigen und Albanien zu einem gesunden Staatsivesen zu gestalten, sowie es zur Pflege guter Nachbarschaft zu befähigen. In diesen, Falls werde man Europa zu seiner Schöpfung beglückwünschen können und als Nachbar Albaniens Ursache haben, zufrieden zu sein. Die russischen Rüstungen. Tie „Köln. Ztg." versichert auf Grund von Erkundigun gen in Londoner diplomatischen Kreisen, daß die militäri schen Vorbereitungen Rußlands an der Westgrenze tatsächlich auf Wunsch der französischen Militärbehörde geschehen. Die russischen leitenden Kreise hätten sich zu diesem Zugeständ nis an Frankreich jedoch erst bequemt, als ihnen von der französischen Bankwelt als Gegenleistung dafür die Placie rung einer neuen russischen Anleihe auf dem französischen Geldmarkt zugesichert worden sei. Dir Bewegung in Südalbanien. Auf Grund neuerer Meldungen nimmt man in de« Berliner diplomatischen Kreisen an, daß die Aufstandsbs- wegungen der Epiroten in Südslbanien bereits im Rückgänge begriffen ist, und daß es nach dem Eintreffen des Prinzen zu Wied in Durrazzo gelingen wird, die Bewegung ohne ein direktes Eingreifen der Mächte völlig zum Stillstand zu bringen. Der Gesamtauflage der heutigen Nummer liegt ein Prospekt -er Firma A. Siegfried-Großfahner-Erfurt bei, worauf wir hiermit besonders Hinweisen. IklWWßrMer KeiiMlize ZMes-ZnlitU kostet mit den drei wöchentlichen Beilagen am Postschalter oder in der Expedition abgeholt nur 50 Pfennig im Monat frei ins Haus durch unsere Boten in Stadt und Land «nr 57 Pfennig (Mk. 1.70 vierteljährlich) und ist du» WgAk TMblatt dkl Obttstußh. Bestellungen werden jederzeit entgegrngenomme». teil der Banden, di« dort jetzt ihr Unwesen treiben, besteht zweifellos aus ehemaligen griechischen Soldaten und Offi zieren. Die Mächte sind bereits darüber in Untcrhand- lungM getreten, auf welchem Wege sie diesen» Widerstande gegen ihre Beschlüsse ein Ende machen wollen, mW sie haben Griechenland nicht verhehlt, daß es eine gefährliche Politik trÄbe, wenn es die aufständische Bewegung in Südalbanien unterstütze. Die griechische Regierung hat demnach eine solche Unerstützung entschieden in Abrede gestellt. Rumä nien hat sich jetzt gegen ein Bündnis mit den übrigen Bal- kanstayten erklärt, durch das der russische Einfluß auf dein Balkan dominierend werden sollte. In Rußland scheint dgs Ringen der panslavistischen deutschfeindlichen Elemente Mit/ den deutschfreundlichen einen immer schärferen Charakter/ anzunehmen. Als Zeichen dafür gilt ein Artikel der „Kölnischen Zeitung?, der ganz offen, von Kriegsvorbereitungen Rußlands gegen Deutsch- krnd spricht und in der ganzen politischen Welt starkes Auf sehen erregt hat. Man wird wohl das Richtige treffen, wenn man diesen Artikel als eine ernste Mahnung und Warnung an die Adresse Rußlands betrachtet. Zu irgend welchen Besorgnissen liegt auf deutscher Seite kein Grund vor. Ein Zeichen dafür, daß Rußland sich nachdrücklich auf kriegerische Eventualitäten vorbereitet, ist auch das starke Anwachsen der russischen Spionage in Oesterreich-Ungarn, für das die in diesen Tagen erfolgte Verurteilung des ehe maligen österreichichen Offizieres Jandric, -er im Solde Rußlands stand, bedeutsame Beweise lieferte. Da» fraazö fische Kabinett Donmerge-Callanx hat »m Parlament neuerdings einige Erfolge erzielt, die zu der An