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" Nr. 5». «7? bemerkteFinanzmimster v. S e.y dew i tz, daß dieBcchnhofs- erweiterungen in erster Linie auf den starken Durchgangs verkehr zurückzuführen seien. Die Arbeiten Mären notwen dig, dmnit die Linie leistungsfähig bleibe. Gegenüber einer Aeußerung des Präsidenten des Reichseisenbahnanttes im Reichstage stellte der Minister unter starkem Beifall des Hau- les fest, daß die sächsische Linie Leipzig—Hof in ihrer Lei stungsfähigkeit keineswegs hinter der preußischen Linie Probstzella zurückstehe. Das ergebe sich u. a. auch daraus, daß die schnellfahrenden Luxusrüge nicht über Probstzella, sondern über Leipzig—Hof geleitet würden. Der geforderte Betrag wurde hiernach bewilligt und ferner die Summe von 566 000 für Verlegung der Schmalspurbalm Hainsberg— Kipsdorf zwischen Oberrarsdorf und Bujcbmüble, worüber der konservative Abg .Rentsch berictuere. Eine dazu ein gegangene Petition Paul Lindners und Genossen erklärte man durch diesen Beschluß für erledig!. Zum Schluffe ließ man die Petition des Gcmeinderats Obergurig und Gen sen um Errichtung einer öffcm licken Güterverkehrsstelle in Singmitz (Berichterstatter Abg. R en tsch) und die Petition des Gemeinderats zu Weißbach bei Mesenburg um Errich tung eines Personenlmltepunktes daselbst (Berichterstatter Abg. Gleisberg) auf sich beruhen. Für die erstete Pe tition verwandte sich der Abg .Barth (kons.) für die letztere Petition die Abgg. Sekretär Dr. Schanz (kons.) und S i n- dermann (Soz.). Ministerialdirektor Geh. Rat Elte- r i ch bemerkte daß bei Erfüllung des Wunsches die Haupt züge halten müßten und das sei im Interesse des beschleu nigten Verkehrs nicht erwünscht. Zudem wäre die Entfer nung von Weißbach bis Wiesenburg nicht so erheblich. Da mit endete die Debatte und die Sitzung. — Am Montag wird sich die Kammer mit Mittelstandsfragen beschäftigen. Tageschrisik. — Daß eine Mutter für ihre Tochter das Fest der gol denen Hochzeit ausrichtet, dürfte zu den größten Seltenhei ten geboren. Dieser Fall hat sich in Trinken bei Bokellen bei dem früheren Gutsbesitzer, Rentier Bark und seiner Ehe frau, geb. Mattule, ereignet, die Sonntag die Goldene Hoch zeit im Kreise ihrer Enkel, Kinder und zahlreicher Gäste feierten. Die Einsegnung fand im Hause statt. Pfarrer Strehl-Jodlauken überreichte dem Jubelpaar die Ehejubi läumsmedaille. Die Mutter der Jubelbraut ist 95 Jahre, Bark 76 Jahre und seine Frau 67 Jahre alt. Trotz des hohen Alters erfreuen sich noch alle der besten Gesundheit und Rüstigkeit. — Durch ein „sprechendes Pferd" beleidigt. Sprechende Pferde sind, seitdem das Klopfen der Hufe zur Sprache er hoben ist, nachgerade keine Seltenheit mehr. Daß aber solch vierbeiniger Schwätzer die neu erworbene Eigenschaft be nutzt, um mit dem Strafgesetzbuch zusammenzugeraten, wird wohl noch recht lange zu den Ausnahmen gehören. In dem Städtchen Bützow (Mecklenburg) ereignete sich, wie der „Frankfurter Zeitung" geschrieben wird, dieser Tage der erste Fall solcher Pferdekriminalität. Dort gastierte ein Wanderzirkus, der ein „sprechendes" Pferd als Zugstück auf wies. Der Dresseur machte sich eines Abends den Sch' dem Gaul die Aufgabe zu stellen, er solle aus dein Publi kum die verliebteste Dame heranssuchen. llnglücklicl-eriveiw verfiel das hellsel-cnde Roß ans eine junge Dame, die mit ihrem Bräutigam amvesend war. Natürlich wurde diese Leistung von dein Publikum des Sätdtchens, das voreinan der nicht viel Geheimnisse haben kann, gebührend bejubelt. - Zum Schluß aber artete der Beifall in eine Neckerei der Dame aus, und diese Neckerei wurde auch noch auf der Luise entschieden abgelehnt. Abschiednehmen vor fremden Zeugen fand sie gräßlich.' Nun alles vorüber, lehnte sie sich lässig gegen Las Rückenpolster und sagte, mokant lächelnd: „Weshalb weinst du so herzbrechend. Kleine? Hat der sentimentale Schluß, den der teure Herr Vetter seiner Rede zu geben beliebte, dich so stark ergriffen?" „Ach Gott, nur jetzt keinen Spott! Ich ertrags nicht, Licsel!" schluchzte Herta. „Aber Kind," Marie Luise legte sanft ihren Arm um die SckMester, „ich bin weit davon entfernt, zu spotten. Auch mir fällt das Scheiden aus der Heimat nicht leicht, da es jedoch unser freier Entschluß, erscheint es mir töricht, traurigen Empfindungen naclUnhängen, zumal wir ja nicht aus der Welt gehen. Und nun, bitte, nimm dich zusammen, Kleine, ehe wir den Bahnsteig betreten: wie ich zu erkennen glaube, ist unser Zug schon signalisiert." Schweigend zog Herta den Hutschleier über ihr bleiches Gesich'.: in einer Erwiderung hätte sie womöglich eine n ehe Bitterkeit nicht zu unterdrücken vermocht hinsichtlich ihres freien Entschlusses. Ohne den Druck, den Marie Luise daraus geübt, wäre sie nie und nimmer ans ihrem geliebten Eckalt-burg geschieden. Tcuk Jnstizrat Kaltenbachs, oder vielmehr Frau Dr. Winnigs Bemühungen, entsprach das neue -Heim allm ge hegten Erwartungen der jungen Baronessen. Es befand üch :>n .zweiten Stockwerk eines noch neuen herrschaftlichen Hauses, ansgestattet mit allen erforderlichen Bequemlich keiten der Neuzeit. Die hoben Zimmer zeigten moderne Eleganz; vor den Fenstern des Salons zog sich eine Loggia entlang, von der man einen weiten Ueberblick genoß über einen großen, mit geschmackvollen Gartcnanlagen ge schmückten Platz, an seinen beiden Längsseiten befanden sich breite, von alten Kastanienbäumen überschattete Promcna- dcnwege. „Sind meine jungen Freundinnen nut der Aussicht zu frieden?" erkundigte sich Justizrat Kaltenbach, als er zum erstenmal neben den Baronessen in der Loggia stand. „ES kam mir hauptsächlich ans einen Blick ins Grüne an". „Ihre Fürsorge ist rührend, Herr Justizrat," sagte Marie Luise mit größerer Wämc im Ton der Stinrme, als ihr sonst zu eigen war. „Sie haben unsere geheimen Wünsche erraten. Hier ists ganz wunderhübsch, nicht wahr, Kleine?" De» Gtchltstll» Gett, Lß». ' Straße von einem Menschenschwarm fortgesetzt. Als die Be lästigungen gar zu arg wurden, zog der Bräutigam einen Revolver und gab einen Schreckschuß ab, der eine Frau leicht verletzte. Die Folge ist eine Klage wegen Körperverletzung, worauf die angeblich so verliebte Dame den Zirkusbesitzer wegen Beleidigung verklagt hat, die sich LaS sprechende Pferd in der «Unterhaltung" hat zuschulden kommen lassen. — Das schreckliche Sude eines Jägers. Aus Santa Fe in Neu-Mexiko wird über das schreckliche Schicksal eines Jägers in den Wildnissen des Socerno-GebietS berichtet. Charles Mc. Carthy, ein Angestellter auf einer Ranch, er zählte dem Untersuchungsrichter in Santa Fe, eS deute alles darauf hin, daß ein unbekannnter Jäger seine Värenfalle aus Stahl aufgestellt habe und dann bei« Verlassen gegen den Mechanismus gestolpert sei und ihn so in Bewegung gesetzt habe. Die beiden Hände des Unglücklichen wurden von den Zähnen deS Mechanismus gepackt, so daß er sich ohne Hilfe nicht befreien konnte. Der Körper oder vielmehr seine Üeberreste wurden in einer Region gefunden, die selten ein Mensch betritt, und der Gefangene hat vom ersten Augenblick an einsehen müssen, daß' er verloren war. Augenscheinlich wurden wilde Tiere — eS gibt dort eine Menge Bären, Wölfe, Wildkatzen usw. — bald auf die menschliche Lockspeise gelenkt, und nach dem Zustand der Ueberbleibsel muß der Unglückliche lebend zerrissen worden sein, da der Grund Spuren eines verzweifelten Kampfes deutlich zeigt. Gesundheitspflege u. Heilwesen. Wie erzielt »an eine« »armen Iinnner-Futzboderr? (Nachdruck verboten.) Von Dr. Thrae nhart, Freiburg i. Br. Vielfach wir- angenommen, daß ein mit dicken Tep pichen belegtes Zimmer wärmer sei als ein teppichloses; man glaubt, Teppiche, Läufer, Linoleum u. -gl. halten warm, d. h. halten die Wärme im Zimmer zurück. Das ist falsch. Die Wärmewirkung der Teppiche usw. ist gleich Null, denn die Temperatur im Zimmer bleibt dadurch un- verändert, ob nun ein den ganzen Zimmerfußboden bedecken- der dicker Smyrnateppich liegt oder gar keiner; stets braucht man das gleiche Heizmaterial, um dieselbe Temperatur zu erzielen. Die Bedeutung deS verschiedenen Fußbodenbe- lages liegt vielmehr in seiner größeren oder geringeren Wärmeentziehung aus unserem Körper durch die Fußsohlen, d. h. es kommt darauf an, ob der Belag ein guter oder schlechter Wärmeleiter ist. Gehen wir barfuß auf einen: dicken, molligen Teppich, so haben wir ein angenehmes warmes Gefühl, weil derselbe als schlechter Wärmeleiter aus unseren Fußsohlen fast keine Wärme ableitet; gehen wir aber auf einer großen Metallplatte, so haben wir, auch wenn das Zimmer viel wärmer geheizt wird, ein unangenehm kaltes Gefühl, weil das Metall als guter Wärmeleiter un seren Füßen und damit unserem ganzen Körper viel Wärme entzieht. Soll also ein Zimmerboden warm sein, -. h. in unserem Körper Wärmeinpfindung erwecken, so muß er ein schlechter Wärmeleiter sein. Dies ist abhängig von der Be schaffenheit, Dicke .Bearbeitung usw. des Fußbodens und seines Belages. Neuerdings sind nun in hygienischen und technischen wissenschaftlichen Instituten hierüber genauere Untersuchungen angestellt worden, die folgende für jede Häuslichkeit sehr wichtige Ergebnisse geliefert haben. Als kältester Belag erwies sich ein solcher aus Schiefer, demnächst Asphalt, dann Terrazo, aus glattem Zement, aus Platten von Steinholz und ans Lehmestrich. Viel kommt dabei auch auf die Bearbeitung deS Materials an; so ist ein recht rauher Zementboden sehr viel wärmer als ein glatter, weil -wischen den Erhebungen sich Lust als schlechter Wärmeleiter befindet. Im allgemeinen eignen sich alle diese Fußböden nur für Räume, die der Feuchtigkeit und Nässe besonders ausgesetzt sind, z. B. Badezimmer oder Waschküchen. Wenn -er Boden von Kellerwohnungen aus derartigem Material hergestellt wird, so lege man darüber noch einen Holzfußboden, aber so hoch, daß zwischen ihm und der Steinschicht eine Lustschicht bleibt, welche wärmer hält und die Dielung vor Fäulnis schützt. Für Wohnräume wird Holz als Fußboden mit R bevorzugt, weil es gut warm hält; es kommt hauptsäc als Parkettäfelung und als Dielenbelag zur Anwendung. Ein Ueberzug von Oelfarbe oder Wachsmasse (Bohnermasse) erhöht die Dauerhaftigkeit und erleichtert seine Reinhal tung. Denn bei nicht ganz sorgfältig gelegte Holzfußboden, namentlich bei Dielen, dringen in die Fugen, Ritzen un- Risse stets Staub, Schmutz und Scheuerwasser un- machen! sie zu Brutneftern für Fäulnis- und Krankheitsbakterien. Aber zur Warmhaltung des Körpers hat sich Holzboden sehr günstig erwiesen. Ein gut gelegter trockener Dielen- oder Parkettfußboden von genügender Dicke ist wärmer als daS beste auf Steinboden liegende Linoleum, ist überhaupt am geeignetsten als wärmehaltender Boden. Die Reinigung soll täglich derart geschehen, daß man mit feuchten Tüchern! auswischt, aber nicht durch trockenes Kehren Staub auf wirbelt. Der Linoleumbelag hat in hygienischer Hinsicht man cherlei Vorteile. Er nimmt keinen Staub un- Schmutz in sich auf, ist fugenlos, leicht feucht zu reinigen und schall- dänipfend. Seine Wärmeleitung hängt hauptsächlich von der Dicke ab; am besten wir- die Wärme gehalten von dickem Korklinoleum. Folglich bilden Holzdielen mit auf gelegten: guten Linoleum in jeder Beziehung einen ganz ausgezeichneten Warmhaltenden und reinlichen Fußboden. Um -en Boden vor Verunreinigung zu schützen, um den Schall abzudämpfen, sowie die Wärme und Behaglichkeit des Zimmers zu erhöhen, bedeckt man ihn gern mit Tep pichen aller Art. Ein Belegen des ganzen Zimmers mit großen Teppichen ist nicht ratsam, weil sich unter un- in ihnen, wenn sie nicht sehr ost gereinigt werden, viel Staub und Schmutz ablagert, der beim Gehen aufgewirbelt und eingeatmet wird, Wohl auch durch Gärung und organische Zersetzung Anlaß zu Erkrankungen geben kann. Man nimmt daher besser kleine, leicht zu reinigende Teppiche, oder Ko kos-, Bast-, Strohmatten, die man da ausbreitet, wo man hauptsächlich sitzt oder geht. Die Wärmehaltung der Tep piche richtet sich nach ihrem Material, nach Bearbeitung und Dicke. Sehr günstig wirken wollige Tierfelle, welche an der Unterseite dichte Füllung besitzen. Garten, Wiese, Fel- und Flur tragen des Besitzers Spur. Um daher zu vermeid«:, daß später im Sommer der Hafer und die Kartoffeln an ihrem dürftigen Aussehen ver raten, daß ihr Besitzer sie hat hungern lassen, nütze man jetzt die Zeit für eine kräftige Thomasmehl-llngung auS. solange noch genügen- Winterfeuchtigkeit inr Boden ist. Fortgesetzt werde« Quartals, und Monats-Ab»«- «ements sowohl von der Expedition als auch von sämtlichen Postanstalten, Landbrief- träger« und unseren ZeituugSbote» ange nommen. Einen Seufzer, der sich über Hertas Lippen drängen wollte, gewaltsam unterdrückend, reichte sie mit dankbarem Aufleuchten in den dunklen Augen dem beivährten Freunde ihre Hand und stieß leise hervor: „Sehr hübsch!" Dem Justizrat klangs dabei wie mühsam verhaltenes Schluchzen — es bestätigte seine Vermutung: Der Domizil wechsel der Baronessen entsprang Marie Luisens Wünschen; ihrem herrschenden Willen hatte die jüngere Schwester sich schweren Herzens gefügt. Noch litt das arme Kind unter den: Weh der Trennung von der geliebten Heimat; Kalten bach nahm sich vor, redlich Sorge zu tragen, daß sein sonst so frohsinniger Liebling die „Flügel" nicht allzulange hängen ließ. „Was soll unser Freund von dir denken, Herta?" schalt Marie Luise einige Stunden später, als die Schwestern allein waren. „Statt ihm für seine Mühe un: unser Be hagen durch Worte freudiger Anerkennung zn danken, füllen sich deine Augen mit Tränen und stumm und teilnahmslos, als ginge dich unser Gespräch nichts an, sitzst du dabei. Und weshalb diese verletzende Empfindsamkeit? Sind wir nicht von allem umgeben, was uns lieb und teuer, wie in Eckarts- bürg? Nur daß der Rahmen hier großartiger ist! Ich wüßte nicht, was du vermissen kannst?" „Heimatluft — mit ihr alles, alles — den Goldglanz meiner Jugend, meines Lebens," hätte Herta aufschreien mögen, aber in weher Bitterkeit fühlend, Marie Luise hatte dafür kein Verständnis, entgegnete sic in erzwnngen ruhi gen: Ton: „Verzeih, Liesel! Du hast recht, ich vermisse nichts, will dir auch nicht wieder Ursache geben, zu schelten: bitte, übe nur ein wenig Nachsicht gegen mich unvollkommenes Men- schenkind." „Törichter, lieber, kleiner Kindskopf du!" gab Marie Luis«, halb überlegen, halb gnädig lächelnd zurück. „Ach Gott! Warum kann ich hier nicht glücklich sein?" grübelte Herta wieder und wieder vor sich hin. Möbel und Knnstgegenstände hatten die Schwestern ans der Meierei mitgenommen und damit ihr neues Hein: geschmückt. Wo- hin der Blick fiel, traf er auf Altgewöhntes, Vertrautes und das beste: Lorens frisches, immer vergnügt lachendes Gesicht! Tas Torfkind fand sich in der Residenz rasch und gut zurecht. Mit natürlicher Gewandtheit eine kleine Dosis bäuerlicher Schlauheit verbindend, ließ sie sich bei ihren Ein- käufen nicht Übervorteilen. Kehrte sie von ihren Besorgun gen zurück, wußte sie in so ergötzlicher Weise zu erzählen, lvas sie wieder Neues gesehen und erlebt hatte, daß die Her den Baronessen sich eines herzlichen Lachens nicht enthalten konnten. Behufs ihrer Geschichtsstudicn verbrachte Marie Luise täglich einige Stunden in öffentlichen und Privatbibliothe ken. Letztere wurden ihr durch Justizrat Kaltenbachs Der- Wendung zugänglich! Das Durchstöbern alter Archive ging der wissenshungrigcn Baroneß über alles. Es kümmerte sie nicht, daß dadnrch Herta den größten Teil des Tages allein blieb, übennannte sie das Gefühl der Einsamkeit — nun, dann >var ja Lore da! Sie konnte sich von ihr auf einem Spaziergang begleiten lassen. Eine zu vertrauliche An näherung wünschte die stolze Marie Luise nicht, gleich iHv sollte auch Herta in der jungen Landsmännin immer nur die Dienerin sehen — ein Wunsch, der ganz außer acht ge lassen wurde. Das liebevolle anschmiegungsbedürftige Gemüt der holden Baroneß ließ sich in seinen Neigungen nicht durch Standcsvorurteile beirren. Gleichwie sie ihrer Synwathie für Frau Dr. Winnig, des Justizrates vortrefflicher Haus dame, offen Ausdruck gab und sich gern in Gesellschaft der feingebildeten,' kenntnisreichen Fran befand, so sah sie in der ihr innig ergebenen Lore eine vertraute Gefährtin ihrer einsamen Stunden. Lore war die einzige ,init der sie voio der verlassenen Heimat plauderte, von Schloß und Park und Wald und nicht zuletzt von den Bewohnern in Dorf un- Schloß. So ost Lore ihrer Begeisterung für den Majoratsherrn von Eckartsburg freien Lauf ließ, iiber seine Guttaten und Menschenfreundlichkeit — schlug das Herz der aufinerksam lauschenden Zuhörerin in beschlemügtem Takt«, die blassen Wangen röteten sich und in die schwermütig blicken- dunklen Augensterne trat ein glückliches Leuchten. Aber ach, es erlosch !m Nu, aus deu Wangen ebbte das Blut zurück zum .Herzen, wenn Lore in Unkenntnis -essen, was in ihrer vergötterten, jungen Herrin vorging, fast jedesmal schloß: „Bloß 'n Jammer ists, daß der gnädige Herr Baron sich nicht verheiratet. Vater sagt, so'n Mann, wie unser Herr Baron, kriegte alle Tage, wenn er man wollte, die Reichst?, Vornehmste und Schönste! Ob er an: Ende, wie Frau Müller behauptet, 'ne unglückliche Liebe hat? Was glcnchenl ' Baroneßchen?" (Fortsetzung folgt.)