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» Nummer 46. Mittwoch, 2S. JÄruar 1S14. W——E > "" I 68. Jahrgang. DerSäHIWLrMer Aischofswcrdacr Tageblatt. I«frrat- ««» Abonnemettts-Beftellnnge« «innut entgege« in Bantze«: Weller'sche Buchhandlung, Schnlftratze 9. Abonnements-Bestellungen werden angenommen in der Geschäfts stelle Altmarkt 15, sowie bei den Zeitungsboten in Stadt und Land, ebenso auch bet allen Postanstaltra. — Nummer der Zeitungsliste 8587. — Schluß der Geschäftsstelle abends !8 Uhr. Anzelgeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aeltestes Blatt im Bezirk. Erscheint seit s8§6. Telegr.-Adr.- Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts.und des Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks. Mit de« wöchentlichen Beilage«: dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustrierte» Sonntagsblatt. Anzeigenpreis: Die Sgespaltene Korpurzeile oder deren Raum 12 Pfg., für Inserate von außerhalb des Verbreitungsgebietes 15 Pfg. Die Reklamezeile 30 Pfg. Geringster Inseratenbttran 40 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt nach aufliegendrm Taris. Erfüllungsort für beide Teile Bischofswerda. Festbestellte Inserate» Aufträge können nicht zurückgezogen werden. Erscheint jede» Werktag abend« für den folgende« Tag. Der Br- INgspret» ist einschließlich der 3 wöchentlichen Beilagen bei Abholung k der Expedtto» vierteljährlich 1 Mk. 50 Pfg-, bei Zustellung Wer Hau» 1 Mk. 7V 2Ug.: durch die Poft frei ins Hau» viertel- MMchl Mk. »2 «Ua» Postschalter abgeholt 1 Mk. 50 Pfg. Einzelne Nummern kosten 10 Pfg. Freistellen in der Kinderkolonie am Adelsberg in Oberhermersdors b. Chemnitz. Die Bezirksversammlung hat auch für das Jahr 1914/15 Mittel für 3 Freistellen für Kinder unbemittelter Eltern in der Kinderkolonie Adelsberg, Amtshauptmannschaft Chemnitz helmlligr. Es steht zu erwarten, daß auch der Sächs. BolkSheilstättenverein wie bisher einige Freistellen für Kinder aus dem hiesigen Verwaltungsbezirk gewähren wird. Die Kinverkolonie Adelsberg ist bestimmt für über 6 Jahre alte Kinder beiderlei Geschlechts, die von zarter Gesundheit sind, an Skrophulose leiden oder sonst tuberkulös smDesteckt erscheinen oder Lungenentzündungen überstanden haben oder von Krankheiten (Masern, Keuchhusten, Influenza usw.) sich schwer erholen, außerdem völlig gesunde, aber zarte Sinder «ns Familien, in denen Schwindsucht vorgekommen ist. Gesuche um Freistellen sind durch die Vorsitzenden der Ausschüsse für gemeinnützige Arbeit bis 1. April dS. IS. bei der Königlichen Amtshauptmannschaft einzureichen. Bon dieser können auch die Aufnahmebedingungen und Aufnahmeformulare bezogen werden. Bautzen, am 21. Februar 1914. Königliche A m t S h a rr p t m «»«schäft. Mittwsch, »e« 4. März ISIS, mittags 12 Uhr auf dem Kahlschlag Abt. 105 (Rüdenberg) parzellenweise zum Srlbstroden gegen Barzahlung. König l. Aorftrevierverwaltuttg. Das Neueste vom Tage. Der Kaiser wird «ach de« bisherige« Reisedispositionrn «u 22. März i« Venedig eintreffe«. Der vor Beraeruz liegende deutsche Kreuzer „Dresden" Gat ei«e« Unteroffizier und drei Man« mit zwei Maschinen- sewehrea gelandet, die sich z«m Schutz der deutsche« Ge- Laudtschaft i« die Hauptstadt Mexiko begebe« solle« . Die Residenz des griechisch-katholische« Bischofs in Debrerzi« i« Ungar« wurde durch drei Dyuamitbombeu in Hie Luft gesprengt. M- Eia mexikanischer Militärzug wurde vo« de« Rebellen «» die Luft gesprengt. 25 Offiziere und Soldate« wurden Ertötet. (Weitere Nachrichten unter Letzte Depeschen.) Die LirrkSarehrheit im Reichstage. Bekanntlich gründete sich einer der Beweggründe der Fortschrittlichen Volksparteileitung für ihre verräterische Unterstützung des Umsturzes für ihre verräterische Unter- .stützung des Umsturzes im Wahlkreise Jerichow I und II auf die Befürchtung, die schwache Mehrheit der Linken im Reichs- Gass könnte, nachdem bereits Offenburg-Kehl an das Zen trum verloren gegangen war, durch den Sieg der Konserva tiven noch mehr geschwächt werden. Nun ist der Konserva tive -och in Jerichow mit der stattlichen Mehrheit von 1300 Eftimmen gewählt worden. Aber das nationale Pflichtbe- wußtsein der meisten fortschrittlichen Wähler machte die un deutschen parteiegoistischen Absichten der ffeisinnigen Führer zuschanden und erhob sich dort unerschrocken und sieghaft über di« engherzigen Grundsätze und Forderungen einer haltlosen Parteipolitik. Naturgemäß lenkt diese zweite Nie derlage der Reichstagslinken die Aufmerksamkeit unwillkür lich auf die Zusammensetzung des Deutschen Reichstags und die Fraktionsstärke der einzelnen Parteien. Die Wahlen zmtt Reichstag brachten im Jahre 1912 der Linken eine sehr schwache Mehrheit. Zählt man von den 8 „Wilden" die beiden bayerischen Bauernbündler, die unab hängigen Nationallibevalen Freiherrn v. Heyl und Dr. Becker, ferner Graf PosadowSky-Wehner und Amtsgerichts rat Warmuth zur Rechten, aber die „deutschen Bauernbünd- Üer* und den Forstrat Schroeder zur Linken, so hatte die Link« einschließlich deS einen Dänen 199 Sitze (44 Natio- nalliberalke, 42 Fortschrittler, 110 Sozialdemokraten und jene 8 Angehörigen kleinerer Gruppen) und damit die Mehrheit; denn die ihr nicht angehörenden Abgeordneten zählten „nur" 198. Die Nachwahlen in den Jochren 1912 und ISIS brachten noch eine kleine Verschiebung zugunsten der Linken. Vier Mandate gingen nämlich von rechts nach sink» hinüber, während der sonstige Besitzstand unverändert blieb. Die Konservativen verloren HagenonErevesmühlen an die Fortschrittler und Salzwedel-Gardelegen an die Na tionalliberalen die Reichspartei Zauch-Belzig (durch den Verrat des Fortschritts) an die Sozialdemokraten, die Wirtschaftliche Vereinigung Waldeck an die Fortschrittler. Tie Linke konnte also Ende des vorigen Jahres sogar 203 Anhänger (gegen 194) mustern. Aber ihre Freude war nicht von Dauer; denn in diesem Jahre setzte nach Zabern ein empfindlicher Rückschlag für sie ein. Nebenbei sei erwähnt, daß der deutsche Bauernbündler Hestermann, den man bis her der Linken zurechnen mußte, zumal, da er inzwischen Hospitant der Nationaliberalen geworden war, nunmehr aus dieser Partei und aus der Linken ausgeschieden ist. Fer ner verlor die Linke, die Nationalliberalen Offenburg-Kehl ans Zentrum, und die Sozialdemokraten Jerichow I und II an die Konservativen. Von den früheren sogenannten „Wil den" gehören jetzt Forsttat Schroeder zur Nationalliberalen Fraktion, Amtsgerichtsrat Warmuth zur Fraktion der Deut schen Reichspattei. Rechnet man der Einfachheit halber die erledigten Mandate ihren bisherigen Inhabern zu, so hat die Linke jetzt zwar nur noch 200 Mitglieder (45 Natio nalliberale, 44 Fortschrittler, 110 Sozialdemokraten, 1 Däne), aber noch immer eine ffeilich recht knappe Mehrheit, als Gegner stehen ihr 197 Abgeordnete gegenüber. Aber diese 197 gehören nicht alle zur Rechten; denn dis 9 Elsaß-Lothringer, die 5 Welfen und die 18 Polen, im ganzen also 32 „Protestler", gehen nur in wirtschaftlichen Fragen (ähnlich wie es die Nationalliberalen in wirtschaft lichen und nationalen Fragen tun) mit der Rechten zusam men, sonst fast immer mit den Linksliberalen und der äußer sten Linken. Die Rechte selbst ist, wenn man ihr das Zen trum und die bayerischen Bauernbündler zuzählt, nur 165 Mitglieder stark. Man sieht also deutlich, daß die Links mehrheit, für deren Bestand die Fortschrittler bei jeder Nach wahl so große Besorgnisse an die Wand malen, niemals von den Rechtsstehenden allein überstimmt werden kann, selbst wenn sie nach künftigen Ersatzwahlen nicht mehr wie bisher eine absolute Mehrheit bleibt. Eine relative Mehrheit wird die Linke sicherlich während der ganzen Legislaturperiode behaupten. Die Befürchtungen, welche die fortschrittlichen Partei führer unermüdlich für die Mehrheit und Macht der Linken aussprechen, find daher nur Mittel zu dem Zwecke, ihre nahen Beziehungen zur Sozialdemokratie zu verschleiern. Sie müssen ja, weil sie nur auf Krücken von rechts und von links in den Reichstag humpeln konnten, vor allem die kaltrechnenden Lieferanten des stär kenden Kampferspiritus auS PfannkuchS roter Apotheke bei Laune und Tunst erhalten. Sie reichten ihren starken so zialdemokratischen Gönnern ihre schwache Hand zum ung' chen Bunde, und sind ihnen nun mit Haut und Haar Versal- len. Ohne die sozialdemokratische Dämpfung und Hilfe, ohne das gutmütige HcrauShauen von recht», würde die Fortschrittliche Volkspartei zwar Wähler, aber keine Reichs- tagsabgeordnete haben. Erfreulicherweise haben nun auch viele fortschrittliche Wähler diese traurige undeutsche Poli tik herzlich satt und verlassen, wie Jerichow zeigt, in Scharen ihre Führer, wenn diese ihr Heer zur Unterstützung der Um- sturzpattei des „Fortschritts" aus solcher bitteren Erfahrung die rechte Lehre ziehen wird, ist zu bezweifeln. Sie wird nach wie vor das Vaterland unter die Partei stellen und dem Bürgertum in den Rücken fallen. Politische Rundfcha«. Die Zaberner Garnison. Eine Reihe von Blättern bringt eine übereinstimmende Nachricht aus Straßburg, wonach das dortige General kommando Verhandlungen mit den Ortsbehörden von Zabern angeknüpft haben sollte, wegen der Wiederzuteilung einer Garnison für Zabern. Auf die an den aus dem Zabern- Prozeß bekannte Bürgermeister Knöpffler von Zabern ge richtete Anfrage, ob er eine Garantie dafür übernehmen könne, daß die öffentliche Ruhe und Ordnung nicht wieder in der Weise gestört werde, wie es im November vorige« Jahres der Fall war, habe der Bürgermeister ebenso ver neinend geantwortet, wie auf die Anfrage, ob er einen Ein fluß auf den bekannten Verleger und Hetzredakteur Wiebecke habe bezw. geltend machen wolle. Wie wir von gut unter richteter Seite erfahren, kann es als ausgeschlossen gelten, daß in dieser Weise von militärischer Seite mit dem Bürger meister Knöpffler verhandelt worden ist. Eine Entscheidung darüber, ob Z bern wieder eine Garnison erhalten soll oder nicht, ist noch nicht getroffen. Es kann aber wohl als sicher gelten, daß die Beseitigung des Bürgermeisters Knöpffler selbst mit zu den ersten Bedingungen gehört, die für die Wieder belegung der Stadt Zabern mit einem Truppenteil gestellt werden. Die Deutsche« i« Mexiko. Wie wir aus diplomatischen Kreisen erfahren .sind Ver handlungen im Gange, die auf ein gemeinsames Vorgehen Deutschlands, Englands und Amerikas zum Schutze der irr Mexiko mehr und mehr bedrohten Staatsangehörigen die ser Länder abzielen. Es dürsten dabei in erster Linie mili tärische Maßnahmen Amerikas in Verbindung mit Opera tionen der Schiffe der übrigen Staaten in Frage kommen« Die Antwort Griechenlands. Der Umstand, daß in der Antwort Griechenlands auf die Note der Mächte die Frage -er Garantien für den dau ernden und ruhigen Besitz der Griechenland zugesprochenen Inseln aufgeworfen wird, wird in den Berliner diplomati schen Kreisen als ein Versuch DenizeloS' angesehen, diese Frage mit Hilfe der DreiverbandSmächte in einer Griechen land günstigen Weise zu lösen. Darüber, daß die Drerbund- mächtt sich auf die Uebernahme derartiger Garantien nicht