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veckätt H ««mmer Sächstich- LrMKr. , «unK ink1«n iruk—r»i^«r»mrt. d»k^'«-«mn»cn» psr'tr'st« VON^ is^s In Leipzig ist der Seniorchcf der. weltbekannten Ver lagsfirma F. A. Brockhaus und frühere Parlamentarier Dc. Eduard Brockhausim Alter von 84 Jahren gestor ben. Er hat in Lepzig und Berlin Philosophie, Geschichte und Nationalökonomie studiert. Nachdem er 1850 promo viert hatte, trat er in das väterliche Geschäft ein, dessen Teilhaber er nach vier Jahren wurde. Mehr als vierzig Jahre hat er, zuerst an der Seite seines Vaters, dann, seit dessen Tode, mit seinem jüngeren Bruder, das Unternehmen geleitet und ihm die hohe Stellung verschafft, die es heute im deutschen Buchhandel einnimmt. — In Kopenhagen starb nach kurzer Krankheit im Alter von 72 Jahren der bekannte Kunstmaler Dr. Phil. Karl Jacobsen. Er ist Besitzer SSchfischer Landtag. . Dresden, 13. Januar. Dem Landtage ist ein Kgl. De kret zugegangen betr. die Wahl eines ständischen Mitgliedes -es Verwaltungsausschusses für die Gebäudeversicherung der Landesbrandversicherungsanstalt. Der Rittergutsbesitzer von Trebra-Lindeflau in Masewitz hatte sein Amt als ständisches Mitglied des Verwaltungsausschusses aus Gesundheitsrück sichten niedergelegt. Hierdurch macht sich die Neuwahl eines Mitgliedes für den Rest der sechsjährigen Wahlperiode not wendig. Unter den Eingängen befindet sich ferner das neunte Verzeichnis der bei der Beschwerde- und Petitions- Deputation der Zweiten Kammer eingegangenen Beschwer de« bezw.^ Petitionen, enthaltend die Nummern 442 und 463. Darunter befindet sich eine Petition -er Handelskam mer Zittau, als Vorort der sächsischen Handelskammern, be- treffend die verfassungsmäßige Vertretung von Handel und Industrie in der Ersten Kammer der Ständeversammlung. Ei« Beamterdsrf nicht Sozialdemokrat sei«. Die Dienstentlassung eines sozialdemokratischer Gesin nung überführten Beamten, nämlich des oüs technischer Lei ter bei der Pommerschen Provinziali-Lebensversicherungs- der größten Brauereien Dänemarks und verwandte die Eni- fünfte ausschließlich zi? wissenschaftlichen und künstlerischen Zwecken. — Der bisherige türkische Botschafter in Berlin Mahmud Mukhtar-Pascha ist in den Ruhestand versetzt worden. Er hat sich geweigert, den Posten eines In spekteurs der dritten türkischen Armeeinspektion zu überneb- mrn. Mahmud Mukhtar-Pascha hatte seinen Berliner Bot- sckafterposten als Nachfolger Osman Nisani-Paschas am 30. April vorigen Jahres angetreten. Der scheidende Bot schafter ist, wie erinnerlich, der bekannte frühere Generalissi mus, der als Sohn des als Großwesir berühmt gewordenen Ghasi Mukhtar-Pascha dem deutschen Heer besonders nahesteht. anstatt angestellten Referendars a. D. Dr. Eulert, die er folgte, weil Dr. Eulert eingeschriebenes Mitglied der sozial demokratischen Partei ist und seine vorgesetzte Behörde darüber dauernd in Unkenntnis gelassen hatte, glaubt der „Vorwärts" als einen „behördlichen Terrorismusfall" charakterisieren zu können. Die „Berl. Pol. Nachr." schrei ben dazu u. a.: „Daß der „Vorwärts" aus dem Vorkomm nis Kapital zu schlagen sucht, ist ja begreiflich, denn die so zialdemokratische Partei, für die ja der Terrorismus seit langen: zur zweiten Natur geworden ist. Hat naturgemäß ein Interesse daran, sich um den Nachweis zu bemühen, daß terroristische Gewaltakte auch anderswo Vorkommen. Aber die in Rede stehende Dienstentlassung hat mit Terrorismus selbstverständlich nicht das mindeste zu tun. . . Der Staat befindet sich, wenn er einen sozialdemokratisch gesinnten Be amten entläßt, in der Abwehr, er sucht sich gegen die Gefahr zu schlitzen, daß die Fundamente der bestehenden Staats ordnung von innen heraus unterminiert und erschüttert wer den. Die Staatsregierung und ihre beauftragten Organe handeln daher nur pflichtgemäß im Sinne der auf ihnen ruhenden Verantwortung, wenn sie den Staatsorganismus von einem Beamten befreien, der nach seiner ganzen politi schen Überzeugung nicht die Interessen des Staates im Der verflossene Reßdorf. Roman von H. TourthS-Mahler. (22. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Unterbrich den Heilprozetz nicht, ich bin eben dabei, mich in Deine Schwester zu verlieben. Sie sieht heute ent zückend aus. Käthe nickte bedächtig. „Abwechslung muß sein." Düster und tragisch blickte er sie an. „Spotte meiner Schmerzen nicht — Luch Dich unr eines Tages die Liebe erfassen. Niemand kann seinem Schicksal entgehen. Mein armes Herz ist zerrissen und sehnt sich nach Heilung." „Nun — Du bleibst ja immer in der Uebung, die Hei- luug wir- schnell genug stattfindcn." Er seufzte abgrundtief. „Käthe, grausames Mädchen! Mein Herz ist —" „Elastisch wie ein Gummiball", fiel sie lachen- ein. „Du — ich muß Dich wirklich einmal wieder ernstlich vornehmen! Du hast gar keinen Respekt mehr vor mir." „Blinde Drohungen schrecken mich nicht. Im übrigen habe ich kräftige Arme." Sie sahen sich an und lachten. Reßdorf kam herbei, um wieder seinen Platz an Käthes Seite einzunehmen. Er war einige Minuten von Schlomit- len in Anspruch genommen worden. Botho sah ihn lachend an. „Herr von Reßdorf, wir Männer müssen zusammenhak ten, helfen Sie mir gegen diese streitbare junge Dame. Sie will raufen." „Aber höchstens mit Dir. Botho." Reßdorf ging auf den neckenden Ton ein und freute sich an Käthes herzlichem Lachen. Wie jung ihn dies Leben machte, wie froh! Am späten Nachmittag ging Käthe noch einmal zum Schwanenteich, um ihr Bild zu vollenden. Sie war gerade dabei, die letzten Lichter aufzusetzen, als sie den Hufschlag eines Pferdes vernahm. Trotzdem sie nicht aufsah, stieg ihr Helle Röte ins Gesicht. Sie fühlte Hans RetzdorfS Nähe, ohne ihn zu sehen. Langsam kam er herangerfiten und hielt sein Pferd ne ben chr an. » „Guten Tag, mein gnädiges Fräulein! Mutz ich „Fafner" gleich wieder rückwärts wenden, oder darf ich mir erst das fertige Bild ansehen?" Sie blickte zu ihm empor, und goldene Lichter funkelten in ihren Augen. «Unter einer Bedingung dürfen Sie bleiben." „Ich akzeptiere blindlings jede Bedingung!" „Sie sollen strengste Kritik üben an meinem Werke." „Angenommen, ich werde der unbestechlichsten Jur; Konkurrenz machen." Schnell sprang er vom Pferde, und den Zügel nm einen Baum schlingend, trat er gleich darauf an ihre Seite. Stumm sah er auf sie herab, ohne zunächst von dem Bilde etwas zu sehen. Sie setzte noch einige winzige Fac- benpünktchen auf die im Sonnenlicht funkelnde Wasserfläche. Dann legte sie aufatmend den Pinsel beiseite. „So", sagte sie fröhlich, „nun können Sie antretcn zur Kritik." Er betrachtete das Bildchen nun sehr aufmerksam, und es gefiel ihm sehr, nicht nur, weil cs Käthe Wollin gemalt hatte. „Ich wiederhole, was ich Ihnen schon neulich sagte: es ist ein reizendes Bildchen geworden. Sie werden viel Ehre damit cinlogen. Es steckt wirklich eine kleine Künst lerin in Ihnen. Und es freut mich sehr, daß Sie mein altes liebes Reßdorf malen wollen, ehe — ehe es ganz verfällt." „O, es sieht noch so trutzig aus, als könnte es noch Men- schengeschlechter überdauern", sagte sie tröstend mfi ihrer warmen Stimme. „Ja, aber der linke Turm muß wohl abgetragen wer- den, und da wäre es mir doch eine große Frerrde, wenn Sie ihn zuvor auf die Leinwand bannten. Ehe ich von zu Hause fortritt, sah ich ihn mir an von der Gartenseite. ES ist wirklich eine malerische Wirkung nicht abzuleugnen. Mit den hohen Buchen und Eichen im Hintergründe wird sich der vom Zahn der Zeit arg mitgenommene linke Seitenflü gel recht romantisch aüsnehmen. Ueber den Winter wird noch alles so bleiben müssen wie bisher. Aber nächstes Früh- jahr, da will ich dafür Sorge tragen, daß der Zerstörung Einhalt getan wird. Ich möchte Loch verhindern, daß mein Vaterhaus noch ganz zur Ruine wird." Sie blickte ihn überrascht an. „Ach es würde mich für Sie so sehr freuen, wenn Sie Mittwoch, He« 14. Aammr 4944. Luge haben kann, sondern im Gegenteil mit allen» seinen Lun und Lassen darauf bedacht sein muß, wie er den Staat schädigen und den Umsturzbestrebungen der Sozialdemo kratie Vorschub leisten kann. Die Dienstentlassung eines solchen Beamten ist ferner aus zwingenden Gründen der öffentlichen Moral geboten, denn ein Mitglied des staat lichen Beamtenkörpers, das sich zu sozialdemokratischen Grundsätzen und Zielen bekennt, diese Tatsache aber geflis sentlich verschweigt, befindet sich in dauerndem Widerspruch zu dem geleisteten Treueide und kann daher in der staat lichen Beamtenschaft nicht geduldet werden. Endlich ver langt auch die politische Sauberkeit die Entfernung eine« . solchen Beamten auS einer Stellung, in die er nicht gehört, weil ihm das Vertrauen, das die Stellring bedingt, nicht entgegengebracht werden kann." „Fast r« Feindesland" Die „Tägl. Rundsch." bringt folgende anschauliche Schil derung aus Deutschland. Die Gerichtsverhandlung in Straßburg hat vielen die, Augen geöffnet und manche Irregeleitete zur BesonncnheN zurückgeführt. Es soll über sie erst gesprochen werden, wenn das Urteil verkündet ist. Heute möchten wir nur auf eine Be gleiterscheinung des Zaberner Falles, auf die vielbefehdets Meinungsäußerung des Berliner Polizeipräsidenten v. Ja- gow zurttckkommen, da auch sie durch die Straßburger Ver handlung illustriert worden ist. Fast noch mehr als seil« juristischen Darlegungen ist Herr v. Jagow der Ausdruck: „Fast in Feindesland" übelgenommen worden. An sich war dies Wort nicht so gemeint, wie es ausge legt wurde. Fast in Feindesland, das heißt: hart an der Grenze. In Elsaß-Lothringen steht jedermann auf dem „Oui vive". Am ersten Mobilmachungstage kann ein Laus bub, -er irgend eine Lasche an dem Bahngleise vor seinen, Torfe lockert, ein unabsehbares Unglück anrichten. Werden» die Leute in „Ulkstimmung" gegen das Militär groß, dann ist für nichts zu garantieren. Tas Schicksal einer Schlacht, eines Feldzuges kann davon abhängen, ob den Grenzern die eiserne Autorität eingehämmert ist oder nicht. Aber leider war selbst der Standpunkt, mit dem Fein desland sei Elsaß-Lothringen gemeint, nicht ohne Berechti- gung. Vor einigen Jahren habe ich selber, so schreibt uns ein militärischer Mitarbeiter, in Lothringen Proben davon er- halten. Die Truppe marschiert auf der Landstraße. Aus den: Walde links und rechts ertönen plötzlich hell und her ausfordernd französische Kavalleriesignale: in den Bäumen sitzen Mitglieder der „Lorraine sportive" in einer Uniform, die derjenigen der französischen Kolonialinfanterie täuschen nachgebildet ist, und äffen mit ihren Trompeten die deut schen Soldaten. Ist die Felddienstübung vorbei, dann mar schieren die Welschlinge unter den Klängen der Marseillaise! wieder in ihr Dorf. Nun hat auch die Jungdeutschlandbe wegung in die Reichslande hinübergegriffen. Slber das Pfadsinderkorps kam nur unter der Bedingung zustande, daß keine deutschen Kokarden an den Hüten angebracht wür den! Ich bin wochenlang mit meinem Festungslustschiffer trupp landauf, landab gezogen: die Telegraphendrähte, öle wir von der Aufstiegstelle zum nächsten Fort legten, wurden regelmäßig zerschnitten, die Täter waren nie zu entdecken. Die Landesjugend lief natürlich mit, weil die Fesselballon-, Freiballon- und Luftschiff-Aufstiege ihr Spaß machten. Sie das tun könnten. Ich habe so ost bedauert, daß der schöne, alte Bau verfiel, ohne daß etwas getan wurde, ihn zu stützen^ Und doch macht er den Eindruck, als brauche man nur ein wenig dazu zu tun, um ihn noch auf Jahrhunderte hinaus zu erhalten." „Ich habe bereits mit Baumeister Lossen darüber ge sprochen. Er ist ganz entzückt von dem alten Bau und möchte das Schloß sehr gern vollständig restaurieren." Käthe seufzte wie ein sorgenvolles Hausmütterchen. „Aber Geld, viel Geld würde das kosten, Herr von Reßdorf." Er lachte und sah ihr mit einem warmen Blick in die Augen. „Ja, der „verflossene Reßdorf" wird tief in den Säckel greifen müssen, um wieder einige Daseinsberechtigung zu er langen." Betroffen blickte sie ihn an. „O, Sie haben von dieser geschmacklosen Redensatt Die sterfelds gehört?" „Allerdings. Aber von dieser Seite bin ich schon so viel mit Liebenswürdigkeiten überhäuft worden, daß es auf eine mehr oder weniger gar nicht ankommt." „Sie müssen sich nicht darüber ärgern", bat sie herzlich. „Ach nein, so viel Wichtigkeit lege ich diesem Herrn gar nicht bei." Käthe trat an sein Pferd heran und klopfte es auf den Hals. „Fafner ist ein scl)önes Tier." „Sagen Sie das nicht so laut, er versteht es und wird eitel", scherzte er. Sie lachte. „Wirklich?" „Sehen Sic doch, wie er Sie anschaut. Lieben Sir PferLe? Sehr!" „Reiten Sie auch? Ich habe Sie noch nie zu Pferde ge- sehen." „Als Kind hab' ich wohl wild und ohne Sattel manchen Ritt gemacht. Seit ich aber auS der Pension zurück bin, habe ich noch kein Pferd bestiegen. Solche noblen Passionen will ich mir gar nicht erst angewöhnen." „Ihre Frau Schwester war früher eine vorzügliche Rei terin. Wir haben manche Fuchsjagd miteinander geritten." Käthe stieg das Bttrt zu Kopfe. Sie dachte an ihre Un terredung mit Marianne. „Meine Schwester hat das Reiten mnh aufgegeben. seit sie vor einigen Jahren einmal gestürzt ist. Mein Schwa-