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Herz, erstere Bedeutung fehlt ebenfalls in den Wbrterbuchern 1 . Bei Schma- ler heibt die weiBe Stirnbinde šleberdka, wohl ebenso wie das heutige šlewjertka aus d. Schleier. Pfuhl, Wend. Wb., vermerkt Ausdriicke wie štryn- tušk, Stirntuch, šlewjeřk (Bautzen), načołko (Hoyerswerda), Mucke, Wb., ns. nacolko. — Es begegnen auch Bezeichnungen wie štrynska, škroncušk, Schla- fentuch, bindka, Binde 2 . Der niedersorbische podgtibnik, Mundtuch, gehort zu guba, Mund (urslav. *ggba, ć. huba, p. gqba, in allen Slawinen). Die Trauerfarbe der Miinner ist schwarz. Die Trauer der Kinder um ihre Eltern und umgekehrt dauert ein Jahr, die tiefe Trauer vier Wochen. In manchen Gegenden, so in Osling 3 , haben die Manner bei tiefer Trauer auch wahrend des Gottesdienstes das Haupt bedeckt. Um Geschwister, Schwager usw. trauert man gewohnlich drei Monate. Die Mitglieder der Spinnstube halten um ein verstorbenes Mitglied vier Wochen Tieftrauer (kein Tanz!) und eine Woche Nachtrauer. Eine Mutter, welcher ein Kind gestorben ist, darf amTag der unschuldigen Kinder (28. Dez.) nicht spinnen 4 . Gute Bilder von Trauertrachten bringen: Schmaler, Volksl. II, Taf. IV, V; Rentsch in Wuttkes Sachs. Volksk. S. 489; Gebirgsfreund VI (Zittau 1894) 91; Leipziger Illustr. Ztg. 52 (1869) 207: Begrabnis im Spreewald (nach einem Gemalde von Krause); Kuba, Cteni o Lužici, Abb. 20 (Kath.), 32 (Schleife), 43, 44 (Bluno = Bluń), 60 (Niederlausitz). Seelenkult 53. Nach primitivem Glauben bedarf die Seele auch im Jenseits der Star- kung durch Speise und Trank. Diesem Zweck dient urspriinglich der Lei- chenschmaus, bei dem man sich die Seele anwesend dachte. Die ortho- doxen Serben lassen heute noch wahrend der daća, Totenmahl, einen Platz fiir die Seele frei und legen von jeder Speise etwas hin; das erste Glas wird fur das Seelenheil des Verstorbenen getrunken, aus jedem Glase schiitten sie einige Tropfen auf den Boden mit den Worten: „Gott soll seine Seele er- 16sen!“ In der katholischen Kirche finden wir die Speiseopfer ersetzt durch Seelenmessen, Gaben an die Kirche und an Arme. Auch die katholischen Sorben lassen fiir ihre Verstorbenen Messen lesen, geben Almosen, schmiicken zu Allerseelen die Graber mit Kranzen und Lichtern. In ahnlicher Weise stiften die Evangelischen Geld fiir die Kirche, schmiicken an den allgemeinen Totengedenkfesten (gewdhnlich am letzten Sonntag vor dem Advent) die Gra- ber und verrichten Gebete fur das Seelenheil ihrer Abgeschiedenen. Nach Conradi (Laus. Provinzialblatter 1782) legten die Sorben im 18. Jahrhundert 1 Die Mitteilung beziiglich dieser Trachtenstiicke verdanke ich Frau Pfarrer Mahling, Lohsa (Łaz). — 2 Rentsch in Wuttkes Sachs. Volkskunde, 347. — 3 Imiš, op. cit. 40. — 4 Handrik im CMS. 54 (1901), 116: Schleife (Slepo).