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Solche rituelle Waschungen verrichteten nach dem Begrabnis die alten Griechen und Romer, im heutigen Europa sind sie noch weit yerbreitet 1 . Die orthodoxen Serben waschen die Hande bei diesem AnlaB iiber gliihenden Kohlen, jeder wirft eine Kohle hinter sich (letzteres wohl zur Yertreibung der Seele). Bei den Serben kommt nach dem Begrabnis der Geistliche ins Haus und reinigt es durch Besprengen mit Weihwasser und Raucherungen von der durch den Toten verursachten Unreinheit 2 . Totenhochzeit 51. Stirbt eine ledige Person, dann weist das Begrabnis viele Elemente einer Hochzeit auf, daher der Name posledni kwas, letzte Hochzeit. Es soll ein Ersatz fur die ihnen im Leben entgangene Hochzeit geboten werden. Ein ledig verstorbenes Madchen wird in der Brauttracht der betreffenden Land- schaft bestattet, ein lediger Bursche mit dem BrautigamsstrauB. Der Sarg wird von Burschen, die mit weifien oder weifien und blauen Straufien von Kunstblumen geschmuckt sind, getragen 3 . Ehrenpforten, wie sie bei der Hochzeit ublich sind, erheben sich an dem Tor des Trauerhauses und des Friedhofs, nur wehen schwarze Florstreifen von ihnen herab. In Burg stehen die Saulen dieser Ehrenpforte im Grab, dessen Wande mitGriin ausgeschlagen sind. Vielfach wird das Grab mit Guirlanden geschmiickt, welche die Mad- chen im Zuge tragen. In der Niederlausitz werden im Begrabniszug Lediger auf einem Samtkissen aus kiinstlichen Blumen hergestellteTotenkronen ge- tragen, von denen eine entweder auf dem Grabe belassen oder unter Glas und Rahmen in der Kirche aufgestellt wird 4 S. . Fiir das Alter der Totenhochzeit spricht der ausfiihrliche Bericht des arabi- schen Reisenden Masudi iiber das Begrabnis eines ledigen GroBen im alten RuBland, dem ein Madchen freiwillig in den Tod nachfolgte, und die alt- griechische Sitte der Lutrophoren (Wassergefafie fiir das Brautbad) auf dem Grabe ledig verstorbener Madchen 6 . Die Totenhochzeit lafit sich heute noch von Belgien bis RuBland verfolgen, am urtiimlichsten hat sie sich bei den orthodoxen Slawen erhalten 6 . In Serbien wird beim Begrabnis eines ledigen Burschen ein Miidchen als Braut bestimmt. Inmitten zweier Brautfiihrer geht sie als Braut gekleidet im Leichenzug, bei dem haufig Hochzeitslieder ge- sungen werden. Einen Kranz wirft man dem Burschen ins Grab, den andern tragt das Madchen geraume Zeit. Begrabnisse von Kindern sind einfach und schlicht. Hortzschansky be- richtet 7 fiir das 18. Jahrhundert, daB die Paten bei dem Tode ihres Paten- ’ Fischer 372 ff.; Sartori, SB. I, 155. — 2 Schneeweis, GrundriB 135. — 3 Łužica io, S. 35. — 4 Miiller 151. — 6 Schrader, Totenhochzeit, Jena 1904. — “ Zahlreiche Bei- spiele bei Niederle, ŹSS. I, 1, S. 255; Fischer 296—300; Zelenin, R. V. 322. — 7 Op. cit. 151.