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Hochzeit - SchluBwort zu den Hochzeitsbrauchen 53 die Hochzeiter auf ihn „kot, kot“ riefen, verschwand er durchs Fenster und mit ihm Krankheit und Tod 1 . Diese herausgegriffenen Parallelen zeigen uns, daB auch bei dem sorbi- schen Brauch mit der Henne der Opfergedanke vorherrscht, daB aber auch der Gedanke des Schutzzaubers hineinspielt. In dem niedersorbischen Brauch, das auf dem Kamin lodernde Feuer mit einem Tiegel zu verdecken, um es nach dem Eintritt der Braut wieder auflodern zu lassen, sehe ich eine ver- blaBte Form alter Herdverehrung, wie sie uns bei den Serben noch rein und frisch entgegentritt: Die ins neue Heim eintretende serbische Braut tragt Brot und Wein (bzw. Wasser) ins Haus, umwandelt dreimal den Herd und setzt die genannten Opfergaben daneben nieder, vielfach mufi sie das Herd- feuer schiiren und einen Segen sprechen. In jenen skr. Gegenden, wo das offene Herdfeuer verschwindet, umwandelt sie den Tisch und legt dort ihre Opfergaben nieder. Wenn wir nun horen, daB die sorbische Braut nicht mit leeren Handen ins Haus kommen darf, daB das Feuer wie zur BegriiBung auflodert, dafi sie auf dem Tische Brot und Salz (in neuerer Zeit auch die Bibel) vorfindet, so wird uns klar, daB wir es da mit verblaBten Formen der altslawischen Herdverehrung (Sitz der Manen) zu tun haben. Das Kochen von quellenden Gerichten (Parallelen zum Weihnachtstisch mit Pilzen, gekochtem Dorrobst, Hiilsenfriichten usw.) ist ein deutlicher Analogie- zauber, der Gedeihen und Wachstum in Haus, Hof und Feld fdrdern soll. SchluBwort zu den Hochzeitsbrauchen 37• Trotz der grofien Ahnlichkeit der obersorbischen und niedersorbischen Hochzeitsbriiuche machen letztere doch einen altertiimlicheren Eindruck, was ja auch zu den iibrigen Aufierungen der volkstiimlichen Kultur (Hausbau, Trachten, Spinnstuben usw.) stimmt. Die Rolle des Brautfiihrers, bzw. Hoch- zeitsbitters ist trotz der Ahnlichkeit des Namens (os. braška, ns. pobratš') im Norden noch nicht zum bezahlten Gewerbe herabgesunken. Reste des Braut- kaufes haben sich in der Niederlausitz bis heute gut erhalten, — fiir die Oberlausitz suchen wir bei Frenzel und Schmaler vergebens nach analogen Briiuchen — ebenso ist das Vorfiihren einer falschen Braut im Siiden nicht mehr zu belegen. Dasselbe gilt von dem Mitbringen der schwarzen Henne ins neue Heim. Eheringe sind in der Niederlausitz erst um 1900 aufgekom- men. SchlieBlich weist auch die Brauttracht in der Niederlausitz Ziige hdheren Altertums auf. Das Gegenstiick des ns. hupac ist bci den Katholiken die borta, bei den Evangelischen ostlich von Bautzen ist die Volkstracht bereits erloschen. Was das Alter der wichtigsten Elemente des sorbischen Hochzeits- rituals betrifft, so weisen die meisten ein ehrwiirdiges Alter auf. Bis in die indogermanische Zeit reichen zuriick: Der Brautkauf, die Verhiillung der * Biegeleisen. ib. 105.