Kranzabnahme und Haubung. 32. Sie erfolgt gewdhnlich um Mitternacht nach einem Tanze in feierlicher Weise. Bei den Evangelischen in der Oberlausitz verkiindet der braška laut den Beginn dieser Zeremonie. Nachdem das Brautpaar in der Mitte des Saales Platz genommen hat, sagt die erste druška ein Gedicht auf, nimmt dann der Braut Kranz und Schleier ab und setzt ihr ein Haubchen, kapička, auf, dem Brautigam aber eine Schlafmiitze, micka, an der kleine Puppen, ein Storch mit Wiege u. a. befestigt sind. Hierauf tanzen die ledigen heiratsfahigen Madchen in geschlossenem Kreise (magischer Kreis!) unter Absingung eines Liedes („Wir winden dir den Jungfernkranz“) um die Braut, die mit verbundenen Augen einem Madchen den Kranz aufsetzt. Man nimmt an, dafi die zuerst heiraten wird 1 . In ahnlicher Weise umkreisen dann die Burschen (heute schon unter Absingung des Liedes „0 alte Burschenherrlich- keit“) den Brautigam, der einem von ihnen seinen Straufi anstecken mufi 2 . Bei den Katholiken der Oberlausitz wird der Braut um elf Uhr abends im Hochzeitshaus von der šwalča, Naherin, Borta und Kranz abgenommen und die schwarze Spitzenhaube aufgesetzt. Ihre Tracht darf von nun an kein rotes Band mehr aufweisen. Nach der Haubung ziehen alle wieder auf den Tanzsaal 3 . Um Schleife (Slepo) 4 darf der Brautigam mit seiner Braut am ersten Abend nicht dfter als dreimal tanzen. Erst wenn die Braut mit allen mann- lichen Gasten getanzt hat, gehen beide unter Begleitung der Ehrenjungfern zuriick ins Hochzeitshaus, wo die Braut ihren Brautschmuck ablegt, um dann in Frauentracht auf den Tanzboden zuruckzukehren. Von da an darf der Brautigam mit ihr tanzen, so oft er will. In der Nieder 1 ausitz 6 wird um Mitternacht der Brautigam auf den Tanzboden geholt und es beginnt die Kranzabnahme. Braut und Brautigam sitzen Riicken an Riicken auf zwei Stiihlen, und alle Brautdiener und Braut- jungfern umkreisen paarweise unter Absingung eines Liedes das Brautpaar. Dann wird nach einer kurzen Rede der Kranz abgenommen und in die Hdhe geworfen. Welchem Madchen es gelingt, ihn zu erhaschen, die wird zuerst heiraten. — Friiher wurde der Kranz bei den Niedersorben wahrend des Mahles abgenommen, und zwar beim Auftragen des oben erwahnten rituellen Hirsebreis, wobei die Gaste zu sprechen pflegten: „Jagly coju plate byš!" »Der Hirse mufi gejatet werden!« Das Beilager 33. Hortzschansky ’ beschreibt die diesbeziiglichen Brauche, wie sie vor 170 Jahren in der Oberlausitz iiblich waren, wie folgt: „Der Brautigam wird * Parallelen hierzu in deutschen Landschaften: Sartori, SB. I, 103. — * Hoch- zeitsbitter Joh. Mietrach in Wuischke (Wuježk) m. — ’ Hochzeitsbitter Joh. Rentsch in Crostwitz, ni. — ‘ Handrik 32. — 5 Schwela, Hochzeit 478: Schorbus; Miiller 145. — • Lausitzer Provinzialblatter I (1782), 139 ff.