Die Unterhaltung der Hochzeitsgaste mit dem Brautpaar darf in Schleife (Slepo) nur iiber die družka und swaška geschehen 1 . Diese Sitte ist wohl in dem verbreiteten Gebot begrundet, daB die Braut moglichst wenig sprechen soll. — Aus Angst vor Schadenzauber macht man auf jede auf den Tisch kommende Butterschnitte drei Kreuze 2 . Zum SchluB des Mahles, vor Beginn des Tanzes mufi die Braut vielfach auf den Tisch steigen und herabspringen 3 . Dieser Ubergangsritus zu Beginn des neuen wichtigen Lebensabschnittes ist auch aus anderen deutschen Land- schaften bezeugt 4 . Der Hochzeitstanz 31. Nach SchluB des Mahles (bei den Katholiken, wo die Trauung schon vormittags vollzogen wird, um sechs Uhr, bei den Evangelischen spater) wird ein Dankgebet gesprochen, wohl auch ein Choral gesungen („Nun danket alle Gott“) und man tritt zum Tanze, reja (mhd. reie), an. In alter Zeit wurde in der festlich geschmiickten Scheune getanzt, heute hat fast jedes Dorf schon seinen Tanzsaal. Sehr altertumlich erscheint mir die schon oben beim Tanz vor der Kirche erwahnte Sitte, daB alle Manner mit der Braut tanzen, nur nicht der Brautigam 6 . Ich sehe in dieser Sitte einen Rest der Promiskuitat. Wir wissen, daB die Madchen bei den heidnischen Slawen geschlechtliche Freiheit hatten, die erst erlosch, wenn sie individuelle Ehen eingingen”. Starke Nachklange dieser Anschauungen haben sich bis heute bei den Ukrainern erhalten 7 . Tanzpflicht der Braut mit allen mannlichen Gasten ist in Deutschland weit verbreitet 8 . Das Recht auf den ersten Tanz (Nachklang des ius primae noctis) hatte friiher der Grundherr oder der Scholze, konnte es aber ohneweiters einem andern abtreten 9 . Heutzutage tanzt die Braut den ersten Tanz mit dem ersten Brautfiihrer, und zwar oft noch (im Muskauischen und bei den Katho- liken in der Oberlausitz) die serbska reja, einen sorbischen Nationaltanz 10 . Im Spreewald und auch um Dissen wurde friiher, da die Hochzeiten mehrere Tage dauerten, am ersten Tag nicht getanzt. In Jenschwalde (Janšojce) wirft man wahrend des Tanzes zu Ehren der Kochin einen Topf voll Eierschalen in den Saal (Fruchtbarkeitszauber und Damonenvertreibung!). 1 Handrik 114. — 2 Handrik 114: Schleife (Slepo). — 3 Hortzschansky 139: um Mus- kau; Schneider 268. — ’ Lit. bei Sartori, SB. I, 105. — 5 Schwela, Hochzeit 478 (Schorbus = Skjarbošc): erst um Mitternacht kommt er nach in die Schenke: ebenso bei den Katholiken in der Oberlausitz: Eigene Erhebung: Schneider 268 (O.L.): Zug zum Tanze ohne Brautigam. — 6 Niederle, Z. S. S. I 1, S. 119. — 7 Zelenin, R. V. 339. — 8 Sartori, SB. I, 106. — 8 Gdlč in der Łužica 7 (1888) 61 ff. — 10 Cerny, Svatba 55.