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Hochzeit - Hochzeitsnacht 27 Tochter ist, hat ihren besonderen Schmuck, namlich ein blau Sammet-Bortel, das mit goldenen Spitzen verbramt ist; darauf wird der Kranz gesetzt. Ferner am Halse tragt sie erstlich etliche Schnuren Korallen, dann Silber- ketten und letztlich etliche Schnuren Taler mit Oehrgen. Es ist immer eine Schnur langer als die andere, also, daB sie vom Halse an bis tief hinunter iiber den Bauch mit Geschmeide behangt ist. Das Meiste aber ist geborget, dafiir der Leiher einen Recompens empfahet. Endlich hat sie auch um sich einen zierlichen blauen Mantel, der fast bis hinunter an des oberen Rockes Saum gehet.“ — Frenzel weist in diesem Zusammenhang auf die 1654 vom Landtag zu Budissin erlassene Verordnung hin, daB den sorbischen Madchen die teueren Bander und Rocke wie auch die Halsbander von Korallen sollten verboten sein. 16. Die charakteristische Kopfbedeckung der niedersorbischen Braut ist der hupac, eigentlich Wiedehopf (zu ursl. *chupati, schreien [lautnach- ahmend]; slowen. hupdč, Wiedehopf, lat. upupa 1 '), so genannt nach dem bunten nach ruckwarts hinausragenden Kopfputz 2 . Nach der Beschreibung Schmalers 3 sah dieser Kopfputz der Braut in Burg vor 100 Jahren wie folgt aus: „Oberhalb der Stirn lauft ein schmaler, weiBer Streif seidenen Bandes, weiter hinauf ist das Haar mit grtinen, weiBkarierten und noch hoher hinauf mit schwarzseidenem Bande umwunden. Auf dem Scheitel ist ein Kranzchen von lauter seidenen Schleifchen, und zwar aufien von gelber, innen aber von blauer Farbe angebracht. Dieser ganze Kopfputz heifit der hupac. An ihm ist der Brautkranz von Raute (rutaj, von dem ein Flausch- chen von ungesponnener griiner und eins dergleichen von weifier Seide in den Nacken herabhangt ... An andern Orten wird statt des aus seidenen Schleifchen bestehenden Schmuckes rechtmafiigerweise der slabrnik oder slabnik (wohl zu ns. sl’abro, Silber, ursl. *sbrebro), d. h. ein vergoldeter Reif genommen. Innerhalb dieses befestigt man den Brautkranz, der hier und da aus Eppich oder Myrthe besteht, ja man nimmt statt des Eppichs wohl gar die ahnlich gestalteten und ebenso riechenden Sellerieblatter. Auch in die Schuhe der Braut pflegt man Eppichblattchen zu legen, woraus hervorgeht, daB diese Pflanze bei den Sorben eine symbolische Bedeutung haben muB. In den Gegenden, wo der Slabnik getragen wird, lafit die Braut von ihrem Kopfputze vier griine Bander herabhangen, deren jedes eine halbe Elle lang ist, und ein groBer Teil ihres Haupthaares wallt frei bis an die Hiiften herab.“ Schmaler zeigt uns Tafel V, Fig. 1, eine niedersorbische Braut vor 100 Jahren im Bilde. EinVergleich mit der heutigen Brauttracht jenerLand- schaft beweist den konservativen Sinn der Sorben. Geblieben ist der dunkle Rock, die dunkle Jacke mit langen Armeln, die weifie Schiirze, die weifie Radkrause, die Schleife, huwjezk, unter dem Kinn, geblieben ist auch das Zeichen der Jungfraulichkeit, der Hupac, der heute allerdings von einem 1 Berneker, EW. I, 406. — * Schmaler, Volksl. II, Tafel V, Fig. 1. — 3 Op. cit. II, 244.