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lichen Hochzeiter in ihrem schwarzen Sonntagsstaat und mit Zylinder. Der Brautigam tragt meist an der rechten Seite des Zylinders ein Kranzlein aus Kunstblumen, an dem eine griine Seidenschleife befestigt ist, und an der linken Brustseite einen mit griinen Bandern verzierten RosmarinstrauB. Im Kirchspiel Schleife, wo sich die Mannertracht lange erhalten hat 1 , trug der Brautigam das Kranzlein nicht am Hut, sondern in die Wirbelhaare einge- flochten. Griine und weiBe Faden hingen davon herab. Man vergleiche hier- zu die friihere schlesische Sitte, nach der bei „armen“ Hochzeiten die Ringe durch zwei talergrofie Myrtenkranzchen ersetzt wurden, die vom Geistlichen geweiht und den Brautleuten aufs Haupt gelegt wurden 2 . Uber die Ausriistung des braška (drušba) wurde bereits oben (S. 30) ge- sprochen. Er tragt Kranzchen und Schleife an der linken Hutseite und als Zeichen seiner Wiirde einen geschmiickten Stab. Die iibrigen Hochzeiter sind ahnlich geschmiickt wie der Brautigam, nur herrscht bei ihren Schleifen im allgemeinen nicht die griine, sondern die rote Farbe vor. Was der sorbischen Hochzeit Farbe undGlanz verleiht, das ist dieTracht der Braut und der weiblichen Teilnehmer. Beziiglich der Brauttracht ist der Unterschied zwischen Ober- und Niederlausitz ziemlich groB. In der erstgenannten Landschaft tragt die Braut die borta, im Norden aber den hupac. Die borta* besteht aus schwarzem Sammet, hat die Form eines 2 3 / 2 Dezimeter hohen abgestumpften Kegels, ist oben offen und am oberen Rand mit einem Rautenkranzlein, wjenc, und Flitterwerk verziert. Der den Hinterkopf bedeckende Teil der Borta laBt sich durch Anziehen von Schnii- ren der Kopfgrofie anpassen. Mit dem riickwartigen unteren Teil wird die Borta an das Haar befestigt, dariiber kommt der slčbornik, ein vergoldeter, mit Sternchen und Flitterwerk verzierter Metallring, der, wie sein Name sagt, urspriinglich aus Silber bestand. Die Borta gilt als Zeichen der Jungfraulichkeit und wurde friiher auch von den Brautjungfern und ledigen Taufpatinnen getragen. Sie herrschte ehedem auch in der evangelischen Oberlausitz als Hochzeitstracht. Wort und Sache sind deutscher Herkunft: mhd. borte, Rand, Einfassung, Borte, ahd. borto, Saum, Besatz; vgl. auch ns. borda, Borte, Besatz an einem Klei- dungsstiick. Zur weiteren Ausstattung der katholischen Braut gehort reicher Hals- und Brustschmuck (Miinzen, Korallen, Perlen), ein langer, schwarzer Faltenrock mit weiBer Schiirze, dariiber eine breite weiBe oder bunte Schleife 4 * . Horen wir, wie Abr. Frenzel 6 die Tracht der obersorbischen Braut um 1700 beschreibt: „Eine Braut, so sie eines reichen, ansehnlichen Bauers 1 Schmaler, Volksl. II. Bd., Talel III, Fig. 5: Brautpaar aus Schleife (Slepo). — 2 Klapper, Schles. Volksl. 298. — 3 Schmaler, Volksl. II, Tafei III, Fig. 2, 3; Cerny, Svatba, 25; Wuttke, Sachs. Volkskunde, S. 542; Kuba, Cteni o Łuźici, Bild 15 und 18. — ‘ Detaillierte Beschreibung der alten Brauttracht bei Hortzschansky, 368 ff.; Schmaler, Volksl. II, 232 ff.; A. Cerny, Svatba, 25. — 3 Historia, Hs., S. 83.