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Hochzeit - Hochzeitsnacht 25 Trauung der Stellvertreter des Brautigams, schon sein Name os. braška, ns. pobratš(ka), der Verbruderte, drušba, der Vertraute, driickt das freund- schaftliche Verhaltnis zum Brautigam aus. Sein Amt ist das schwierigste, denn er ist von der Werbung bis zum SchlufJ der Hochzeit der Zeremonien- meister, der es nicht nur verstehen muB, die an die einzelnen Phasen der Hochzeit gekniipften, oft sehr langen ernsten Reden zu halten, sondern der auch wahrend des Mahles durch heitere Reden, Anekdoten, Anstimmen von Liedern usw. zur Hebung der Stimmung beitragen muB. Dazu gehort an- geborenes Talent, und es ist deshalb kein Wunder, daB das Amt des braška in der Oberlausitz zum Gewerbe geworden ist. In der Niederlausitz ist dieser ProzeB noch nicht soweit gediehen, in Schleife (Slepo) ist seine Funktion — allerdings erst in jiingster Zeit — auf den Geiger, gerc, iibergegangen. Als Brautjungfern oder Brautdienerinnen, druška, fungieren bei den Evangelischen in der Oberlausitz zwei Madchen, bei den Katholiken gewohnlich sechs, und zwar drei aus der Verwandtschaft des Brautigams, drei aus der Verwandtschaft der Braut, doch ist hier bei grofien Hochzeiten ihre Zahl unbeschrankt. Letzteres gilt auch fiir die Niederlausitz. Neben der druška fungieren hier als Brautjungfern die pśidružka, die towariška, Ge- fahrtin, die swaška, Anverwandte (aus der Verwandtschaft der Braut, wah- rend die drušky aus der Verwandtschaft des Brautigams sind). Die mann- lichen Entsprechungen zu ihnen sind der (prĕni oder wulki) drušba, der pšidrušba (auch druhi drušba, podrušba, towariš genannt), der swat(o), um Schleife ein drušba und zwei zagolcy. — In der Oberlausitz fungieren als Beschiitzerinnen des Brautpaars zwei verheiratete Frauen, meist sind es Patinnen. Ihr Name ist słońka, deutsch falschlich als Salzmeste wieder- gegeben (schon um 1700); einleuchtender ist die Ableitung vom Verbum słonić, zasłonjać, beschiitzen, also eigentlich Beschiitzerin (vgl. p. słonić, c. sloniti, schirmen). In der Niederlausitz spielt diese Rolle die babka, die riick- warts auf dem Brautwagen sitzt und ihn auch wahrend der Trauung nicht yerlafit 1 . In manchen Dorfern heifit sie maznica, und zwar deshalb, weil sie wahrend der Hochzeit fiir die Zaungaste Butterbrote schmiert (mazaś, schmieren). In der Gegend von Schleife (Slepo) spielen bis zum heutigen Tage nach alter sorbischer Sitte zwei Musikanten auf. Der eine, gerc (zu ursl. *igra, Spiel), spielt auf einer dreisaitigen Violine, der andere, kozłar, auf einem Dudelsack, kozoł (zu ursl. *kozbl7>, Ziegenbock; vgl. russ. kozina, Dudelsack, Geldbeutel), der, wie sein Name sagt, aus einem Bocksfell hergestellt wird. Hochzeitstracht 15. Bezuglich der Hochzeitstracht ware folgendes zu bemerken: Da die alte farbige Mannertracht heute geschwunden ist, erscheinen die mann- 1 Schmaler, Volksl. II, 243.