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Geistlichen zu beriihren sucht, damit es spater gut lerne, ist ein haufig ge- iibter Ubertragungszauber 1 . Aus der Kirche begibt man sich zuerst in das Gasthaus, wo die Patinnen von den Paten freigehalten werden, dann zuriick in das Taufhaus. Jeder Begegnende wiinscht Gliick (JDaj bdh zbože, Gott gebe Gliick! — Antwort: Daj to boh! Das gebe Gott!) und trinkt aus der ihm dargebotenen Flasche auf das Wohl des Kindes. Wie bei Hochzeiten wird auch bei Taufgangen dem Zug der Weg durch Bander versperrt, durch ein Losegeld miissen die Paten die freie Weiterreise erkaufen. (Urspriingliche Bedeutung: Fernhalten nachdrangender boser Geister) 2 . In der Niederlausitz 3 heiBt es, daB man auf dem Heimweg eilen soll, damit das Kind flink werde. Das kann ein Analogiezauber sein, lafit sich aber auch daraus erklaren, daB man sich den verfolgenden Geistern moglichst rasch entziehen will. Fiir die zweite Deu- tung spricht das weitverbreitete Verbot, daB man sich bei Taufgangen, Hoch- zeiten und Leichenbegangnissen nicht umsehen soll 4 * . In der Niederlausitz diirfen sich die Paten beim Gang zum Taufstein nicht umschauen, sonst sieht das Kind Gespenster (Vetschau). Wenn die Paten nach der Riickkehr das Kind der Mutter zuriickgeben, sprechen sie: „Pdhana nam dašće, křesćijana wam zaso ńesemy", »Einen Heiden habt Ihr uns iibergeben, einen Christen bringen wir Euch wieder« 6 . Ahnlich sagt man in Schleife: „Wen njesome tatanka, domoj přinjeseme křesćjanka s prawym mjenom“, »Einen Heiden haben wir hinausgetragen, einen Christen mit richtigem Namen bringen wir nach Hause« 6 . Nach der Heimkehr schlagt man oft das geistliche Liederbuch auf, um aus dem zufallig aufgeschlagenen Liede Schliisse auf die Zukunft des Kindes zu ziehen (Schleife). Den Abschlufi bildet ein froher Taufschmaus, os. křćizna, kmotřaca hosćina, kruchi, ns. kolacyja, kolancija, hier und da auch gelnje (Schleife) genannt, oft mit Musik und Tanz. Bei vermogenden Leuten dauerte ein solches Tauffest friiher auch 2—3 Tage 7 . Oft findet am Tauftag nur eine bescheidene Bewirtung statt, wahrend der eigentliche grofie Taufschmaus erst in Verbindung mit der Aussegnung der Wochnerin oder noch spater stattfindet. Der Charakter des Gemeinschafts- festes, zu dem die Teilnehmer wie zur Hochzeit Beitrage in natura sandten, spricht aus dem Namen kolancija (aus lat. collatio). Die Bezeichnungen gelnje*, sicher verwandt mit p. gleń, glon, Stiick Brot 9 , und os. kruchi, eigentlich Stiicke, Teile (ursl. *krucht>, skr. kruh, Brot, č. kruch chleba, Laib Brotj 10 , wurzeln nach meiner Meinung in dem Brauch, vom Kindstaufkuchen 1 Rentsch, op. cit. 342. — 2 Vgl. Fehrle, Deutsche Feste und Volksbrauche, Leipzig 1916, S. 93. — 3 Miiller, 138: Dorf Schmogrow (Smogořow). — * Samter, GHT. 147 ff. — 6 Schmaler, Volksl. II, 250. — Hebamme Habrink, m.; ns. tatan, und *tatar, Mucke, Wb. 734. — 7 Schmaler, op. cit. II, 250. — " Mucke, Wb., s. v. — • Vgl. Berneker, EWb. I, 301. — 10 Berneker, EWb. I, 628.