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gromada aus ursl. *gramada [gromada], »Haufen«, in allen Slawinen, ur- verwandt mit ai grdmas, »Haufen, Dorf, Gemeinde«, lat. gremium, »SchoB, Armvoll«, ahd. krimman, »driicken«, Berneker, E. Wb. 345) und zumSteuer- zahlen geschah friiher durch Weitergeben des Gemeindehammers oder der Gemeindekeule, die bei den Sorben in verschiedenen Formen vorkamen (Ab- bildungen bei Tetzner 300). Primitiver und darum alter ist das Krummholz, kokula (zu ursl. kuka, »Haken«, urverwandt mit mhd. hocker, »Hdcker, Buckel«, Berneker E. Wb. 639), aus einem natiirlich gewachsenen Wurzel- oder Aststiick hergestellt. Die Hammerkeule, heja, hejka (atts d. Hduej, be- stand aus einem Schlagstiick und einem Griff (Tetzner, Abb. H5h und 117C), der Hammer, klapac (zu ursl. klapati, »klappern, pochen«, schallnachahmend, wie d. klappern, klopfen, Berneker E. Wb. 509) aus einem vierseitigen oder eifdrmigen Schlagstiick, dessen Langsachse so geteilt war, dafl auf die ge- stielte untere Halfte die obere aufgeschraubt werden konnte. Zwischen beide Teile wurde die schriftliche Kundmachung eingezwangt (Tetzner, Abb. 1 i/a, b). Auch Holzkegel, pupa (aus d. Puppe; Tetzner, Abb. n^e: Klittener Kirch- spiel) und gestielte Holztafeln, tafla (aus d. Tafel), auf welche die Bekannt- machungen aufgeklebt wurden (Tetzner, Abb. 117 f), waren in Verwendung. Ein Stock mit einer Kugel am Ende (also ahnlich der pupaj heiflt kula (ebenso wie poln. kula, »Kugel, Stock mit Kugel, Keule«, aus mndd. kille ds., Ber- neker, E. Wb. 641). Die Bezeichnung herrschte auch in den friiher sorbischen Dorfern um Liibben 1 . Dafl zu Begrabnissen durch einen schwarzen Stab eingeladen wurde, der aber in umgekehrter Richtung, also von rechts nach links kreisen muflte, ist oben P. 46 erwahnt worden. In der Feudalzeit wurden die Bauern durch Schlage mit dem Hammer auf das Hoftor zur Fronarbeit aufgerufen. Im Laufe des letzten Jahrhunderts ist das Kreisen des Gemeindehammers bis auf wenige Ddrfer (Dissen [Dešno], Radibor [Radwoř]) geschwunden. Die Sitte war auch bei andern slawischen und bei germanischen V61kern sehr ver- breitet 2 . 137. Uber den „Biergang“, na piwo khodźenje, der Sorben um 1700 berichtet Abr. Frenzel 3 : „Die Manner gehen zuerst, Frauen und Madchen kommen erst nach, wenn das Vieh verrichtet ist. Frauen bleiben bei der Tiir stehen, wenn sie von ihren Miinnern erblickt werden, werden sie gerufen. Man reicht ihnen die Kanne, damit gehen sie zu ihresgleichen und schenken ihnen auch. Sie wenden sich von dem Schenker stets ab. — Insgemein fuhret die Frau ihren Mann nach Haus. Die Jungfern gehen allein fort; oder so sie einen haben, der sie bedienet, werden solche von ihm begleitet." — Fluchen und Schworen in den Schenken war polizeilich verboten. Degen und Gewehr muflten beim Kommen dem Wirt ubergeben werden. Wahrend des Gottes- 1 Degener in den Niederl. Mitt. I, Heft 6 (Liibben 1890), 550. — ’ Sartori, SB. II, 182, wo reiche Lit.; Andree, Wend. Wanderstudien, 67 ff.; Tetzner 96: Krivule bei Litauen, 264; Tschechen bei Glatz, 465; Kaschuben. — ’ Historia, Hs. 157.