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schneiden und sie in die Stricke binden 1 . Guten Verkauf bewirkt auch das Kraut kupcik, »Kaufer« (Ornithopus perpusillus), das die Hauswirtin ihrem Mann auf dem Weg zum Markte in die Tasche steckt 2 . Sieht sich das Vieh unterwegs oft um, dann wird man es wieder heimfiihren miissen, verliert es Kot, so wird sich ein Kaufer finden 3 . Damit das verkaufte Tier kein Heim- weh hat, gibt man dem Kaufer den Strick mit 4 . In der Niederlausitz behalt man ihn aber, denn er bringt Gliick beim Viehverkauf 5 . Damit das gekaufte Vieh auf dem Heimweg nicht vom bosen Blick leide, mufi man es sorgfaltig bedecken, auch zu Hause im Stalle nicht zeigen 6 . Uberhaupt Gliick beim Verkauf hat jeder, der ein gefundenes Geldstiick in der Brieftasche tragt und nicht ausgibt (K6nigswartha = Rakecy). 132. Die bei den Lausitzer Sorben einst bliihende Waldbienenzucht (in der Herrschaft Muskau hatte die Zeidlerinnung 1769 noch 170 Mitglieder, die 7000 Stocke besafien) 7 , ist heute auf die Haus- und Gartenbienenzucht eingeschrankt. Der Brauch, den Tod des Imkers den Bienen mitzuteilen, wurde bereits im Rahmen der Totenbrauche angefiihrt und erklart. Im Spree- wald glaubt man, die Bienen aus fremden Stocken dadurch vertreiben zu kdnnen, dafi man ein Stiick Hasenfell oder eine Kriihenfeder hineinlegt oder mit einer Storchfeder hineinstreicht. Will man, dafi die eigenen Bienen in fremde Stocke auf Raub ausgehen sollen, dann mufi man sie beim Zeideln mit einem Habichtsfliigel in den Stock streichen. Beim Honigschneiden soll man alle Anwesenden so viel Honig essen lassen, als sie wollen, sonst bringt es kein Gliick 8 . (Deutung: Angst vor dem bosen Blick.) D. DIE SPINNSTUBE 133. Sie heifit os. přaza, ns. pśeza (zu urslaw. pr^sti »spinnen«, in allen Slawinen). Mit zunehmender Industrialisierung und dem Riickgang des Flachsbaus ist das Spinnen im Bauernhaus in den letzten Jahrzehnten stark zuriickgegangen. Blofi in der Niederlausitz finden wir heute noch ausgedehn- ten Flachsbau und infolgedessen auch noch Spinnstuben. Zur Zeit Abraham Frenzels war das Rockengehen in der Oberlausitz sehr beliebt, „zumal auch das Gesinde zum jahrlichen Lohn viel Leinwand hat. Die Spinnezeit, da sie des Abends spinnen miissen, geht ordentlich von Bur- chardi Tage (oder den n. Oktober). Gesponnen wird bis Mittwoch vor Griin- donnerstag. Dann vor oder um Burchharditag gibet die Wirtin ihren Spinne- rinnen eine gebratene Gans oder doch ein Geriichte Fleisch mit Kraut und dazu eine Semmelmilch. Sie hat davon diesen Vorteil, dafi sie von solcher Zeit an dem Gesinde nur friihmorgens, nicht aber des Abends (denn des Mit- 1 Schulenburg, W. V., S. 241. — 2 Schulenburg, W. V., 163: Schleife. — 3 Miiller 169: GroB-Lieskow (Liškow). — 1 Schmaler, Volksl. II, 261; Parallelen bei Sartori, SB. II, 141. — 5 Muller 169; Globus 72, S. 352. — 6 Muller 109. —■ 7 O. Herr, Bienen- zucht in alter Zeit. Oberlausitzer Heimat (Kalender) 1920, S. 112. ■— 8 Schulenburg, W. V., S. 267.