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dem Glauben, daB mit diesen Haaren Schadenzauber getrieben werden kann, genau so wie mit den Haaren und Nageln des Menschen. Bevor man morgens mit Pferden oder Ochsen ausfahrt, tut man gut, gegen den bosen Blick einen Segen zu sprechen: 7Ae woci su će widźałe, zła huba je će podreła, zapraji Boh Wotc -J- Boh Syn -p Bdh Swjaty Duch + »B6se Augen haben dich gesehen, ein boses Maul hat dich geschunden ( = beschrien), hebe das auf Gott Vater, Gott Sohn, Gott Hl. Geist«. Vorher bindet man ein Strohkreuz und wischt wahrend des Segens dem Tier dreimal die Stirn. Das tut man auch, wenn man zuruckkommt. Vor dem Reiben soll man auf das Strohkreuz urinieren 1 . Ein gekauftes Schwein soll man riickwarts in den Stall ziehen und vor- her eine Axt auf die Schwelle legen, dann wird es gedeihen 2 . Ahnlich wird in vielen Gegenden Deutschlands ein neugekauftes Stiick Vieh riickwarts in den Stall gezogen, nachdem man abwehrkraftige Dinge in den Stall ge- legt hat 3 . Wenn der Schlachter ein Schwein leicht und schnell toten will, soll er vorher mit dem Schlachtmesser dreimal im Stalle in den Schweinemist stechen und dreimal sagen: „Sit, sat, sat“ 4 . (Anklang an die Satorformel?) Zum Hausschlachtfest werden Verwandte und gute Freunde eingeladen. Junge Leute erscheinen oft in allerlei Vermummungen und singen „Wurst- lieder“, also ahnlich wie zu Fastnacht 5 . Uber den Hund, der auch bei den Sorben als geistersichtig gilt, und iiber den Kater und Ganserich im Liebesorakel siehe oben P. 80, P. 58. Um einen Hund anhanglich zu machen, soll man ihm ein Stuck Brot geben, das man unter der Achsel getragen hat’. Durch Fiittern mit gekautem Brot halt man auch Tauben fest. Damit recht viele weibliche Kuchlein, bzw. Ganslein und Entlein auskriechen, legt man die Bruteier vorher in eine Frauenhaube, und wenn alle Glocken lauten, legt man sie unter, damit die jungen Tiere spater gleichzeitig aus- kriechen. Man soll es so einrichten, daB in der Karwoche nicht gebrutet wird 7 . Das Bekreuzen der Eier mit einer abgebrannten Kohle 8 wird ver- standlich aus dem serbischen Brauch, die Bruteier mit gliihenden Kohlen zu bestreichen 9 . Das Feuer der Funken und gluhenden Kohlen gilt als Lebens- trager: Kinder halber wird bei den Serben folgender Brauch geubt: Wahrend der Mann das Herdfeuer schiirt, fangt die Frau die auffliegenden Funken mit einer Schussel voll Wasser auf und trinkt dann davon 10 . Federkiele der Giinse und Hiihner darf man nicht verbrennen, sonst hat man im kiinftigen Jahr kein Gefliigel 11 . 131. Wer \ ieh gut verkaufen will, soll drei Spanchen aus der Krippe 1 H. Funke, Kdnigswartha (Rakecy), m. — ’ Veckenstedt 472. — * Sartori, SB. II, 142, wo weiterc Lit. — ' Schulenburg. — 5 W. V. 114. Proben solcher Lieder bei Schulenburg, W. V., 148 ff. — • Schulenburg, W. V. 115: Burg. — ’ H. Funke, m.: Heide. — 8 H. Funke, m. — " SEZb. XIV, 356: Boljevac. — ,0 SEZb. I, 188, P. 1’2. — 11 Lužica 43 (1928), 69: Schleife (Slepo).