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den Wunsch aus, daB er so hoch wachsen moge 1 . Diese Wunsche kdnnen zu kurzen Flachsliedern werden, z. B.: Lan rosć a kwiś A přinjas dobre plody. To poniogaj bog. »Flachs, wachs und bliih Und bringe gute Friichte. Das helfe Gott« ’. Vergleiche hierzu das alte schlesische Flachslied: „Goot griB dich, liewes Flachsla, Goot ga-dr a gut Gewachsla. On loofi dich wachsa bis oas Knie, on noch a bifila wetter hie“ 3 . Wasserriiben muB man aus einem recht grofienTopf saen, denn sie wachsen dann sehr grofi. — Wenn Kraut oder Riiben gepflanzt werden, so miissen die- jenigen, welche dies tun, einander ein wenig umherkugeln, damit das Kraut und die Riiben grofi werden 4 . Wenn die Kohlpflanzen gesetzt sind, schiittet man den in den Grastiichern zuriickgebliebenen Sand der Wirtin auf den Kopf, damit die Kohlkopfe auch so groB werden 5 . — Die genannten MaB- nahmen wurzeln in dem starken Analogieglauben des Volkes. Parallelen dazu finden wir bei den Huzulen, wo sich die Wirtin beim Kohlpflanzen viele Tiicher um den Kopf bindet 6 , und bei den Masuren, die einen grofien Stein auf das Kohlbeet legen, damit die Kohlkopfe grofi und hart werden 7 . — Ge- wachse, die ihre Friichte iiber der Erde tragen, sollen bei zunehmendem Mond gesat werden, was in die Erde wachsen soll, bei abnehmendem 8 . An demselben Wochentag, an welchem der erste Winterschnee fallt, soll man im Fruhjahr Lein saen 9 . Meiner Meinung nach liegt hier ebenfalls ein Analogiezauber vor: die Leinwand soll so blendend weiB werden und in solchen Mengen vorhanden sein wie der Schnee. Aus demselben Grunde war der weiBrussische Leinsaer bloB mit einem schneeweiBen Hemd bekleidet 10 . Dafi Erbsen vom Weihnachtsabend, dem Saatgut beigemischt, das Wachs- tum fordern, wurde schon oben erwahnt. In ahnlicher Weise mischen die Siidslawen und Ruthenen das auf dem Weihnachtstisch stehende Getreide, das als Opfergabe magische Kriifte besitzt, dem Saatgut bei (Ubertragungs- zauber). Wie mit dem Leinsamen Eier ausgesat werden, so wirft man beim Hafer- saen einige Apfel aus, welche die Wirtin zu Hause in den Hafersack gesteckt hat 11 , damit der Hafer schon wird. — Um die Saatfelder vor schadlichen Einwirkungen zu bewahren, veranstalten die katholischen Sorben am Mar- kustag (25. April) sowie am vorhergehenden und nachfolgenden Tage unter 1 Schulenburg, W. V.. 116. — ’ ib. 116: Preilack (Pśiług). — * Drechsler II, 59. — • Schmaler, Volksl. II, 260; Kirchendiener Funke aus Schdpsdorf (Sepčecy), m.; Handrik 122. — 5 Frau Perhk, Nochten (Wochozy), m. — • Globus 76, S. 276. — 7 Sartori, SB. II, 68: Auch im FLrzgebirge. — " Zahlreiche Parallelen bei Wolf W., Der Mond im deutschen Volksglauben (Heidelberg 1929), 30 ff. — • Schmaler, Volksl. II, 260. — 10 Zelenin, R. V. 30. — “ Kirchendiener Funke aus Schopsdorf (Šepčecy), m.