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Herbst - SchluBwort zu den Festen und Brauchen des Kirchenjahres 151 ihre Erscheinungsform stark von den entsprechenden Brauchen der Deutschen beeinfluBt. Da die Deutschen den Sorben das Christentum vermittelt haben, darf uns die grofle Zahl der aus dem Deutschen stammenden Festnamen nicht Wunder nehmen. Auf deutschen Einflufi gehen zuriick: das Andreseln, das Beschenken durch den hl. Nikolaus, der Knecht Uprecht, Rumpodich (aus d. Ruprecht'), der Brauch bara wozyš (Barenfuhren), die Verehrung des hl. Se- bastians als Schutzpatrons gegen die Pest, die Bezeichnung postnicy aus ahd. fasta, camprowańe aus d. zampern, das Todaustragen, os. bowońca und ns. bałabnica aus d. PflZm-(Sonntag), martrownica aus d. Marterwoche, ns. jatšy, jastry aus ahd. ostarun, Wałpora aus d. Walpurgis, meja aus mhd. meie, die Johannisminne (Abschiedstrunk), die Krauterweihe, die Brauche am Abdon- tag (beeinflufit durch d. abtun), die kermuša aus mhd. kirmesse. Demgegeniiber finden sich in den eingedeutschten Dorfern der Nieder- lausitz einige auf die Terminologie der Festbrauche beziigliche sorbische Aus- driicke: Gewaske-Tag aus ns. kołack, »Kuchen«, Balzken-Tag aus ns. palck, »fingerformiges Geback«. Ich vermute, daB in dem d. Molitzlaufen das ns. mulica, »Maulesel« (s. P. 108) steckt. Slawisch sind die Bezeichnungen hody (gody) fiir Weihnachten (s. P. 69) und swjatki (swetki) fiir Pfingsten (s. P. 108). Von den christlichen Festbrauchen haben die evangelischen Sorben nach der Reformation viele aufgegeben, die katholischen haben sie groBtenteils be- wahrt, so die Weihe der Kerzen, Palmen und Krauter, den Johannistrunk (27. Dezember), den Blasiussegen, das Bekreuzen mit Asche am Aschermitt- woch, die Karfreitagsklappern, die Osterkerze, das Osterreiten, die Flur- prozession, die Fronleichnamsprozession, Wallfahrten u. a. Das Aufziehen der Christusfigur zu Christi Himmelfahrt und den Umzug mit dem Palmesel haben auch die Katholiken aufgegeben. Aber trotzdem haben die katholi- schen Sorben auf dem Gebiete der christlichen Festbrauche Ziige hdheren Altertums bewahrt, wahrend dies beziiglich der iibrigen Erscheinungen des Volkslebens fiir die Niederlausitz gilt. Hier finden wir das Zampern in Bliite, ebenso verschiedene Formen des Wettrennens (s. Hahnrupfen P. 126), Oster- feuer und bis vor kurzem Umziige mit dem Johanniskonig.