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Herbst - Allerheiligen und Allerseelen 149 und seinen Freunden, die er zu sich bittet, mit Speise und Trank alle Giite tut. Die Freude wahret gemeiniglich 3—4 Tag; daher ist der Scherzreim bei ihnen: Sreda dom neda Schtwortk muBu fort. »Die Mittwoch halt aus, Des Donnerstags geh nach Haus.« Denn ehedem fing sich die Kirmes des Montags an und wahrte bis Mitt- wochs oder Donnerstags. Daher als anno 1703 auf hohen Befehl der Land- obrigkeit hiesigen Landes, damit der Sonntag nicht mit Schlachten, Kochen ... entheiliget wiirde, die Kirmes zu feiern, auf die Mittwoch verlegt worden, lieB sich solches sonderlich der Wend schwer gefallen und saget einer aus Einfalt: To Branzosa nide czerpicž nebudźe, »das wird der Franzos nimmermehr leiden, dafi man uns die Kirmes nimmt und der Freudentage weniger machet«“. Noch vor hundert Jahren wurde sie, vom Sonntag angefangen, bis zum Mittwoch gefeiert, in manchen Orten wurde auch der Donnerstag als Manner- kirmes, muźaca kermuša, zugegeben, bei der blofi die Verheirateten tanzen durften. Kuhjungen gingen mit ihren Peitschen von Haus zu Haus und baten um Kuchen 1 . Als Oktave des Festes wird am folgenden Sonntag vielfach eine Nachkirmes, mala oder mloda kermuša gefeiert. Reichliches Essen und Trinken, Tanzen und Singen, Bewirtung der zahl- reichen Gaste bilden den Hauptinhalt der Kirmes. Es ist das frohlichste Jahresfest, denn Kiiche und Keller sind in dieser Jahreszeit des Segens voll. Allerheiligen und Allerseelen, Wšĕch swjatych a khudych dušow 118. Allerheiligen wurde von der orientalischen Kirche zuerst im 4. Jahr- hunderte, und zwar am ersten Sonntag nach Pfingsten gefeiert. Die rdmische Kirche fiihrte das Fest (609 oder 610) in Rom ein und wahlte dazu den 13. Mai. Da aber zu diesem Feste alljahrlich in Rom viele Pilger zusammen- strdmten und in der Fruhjahrszeit die Lebensmittel knapp waren, wurde es 835 auf den 1. November verlegt. Viel jiinger ist das Allerseelenfest. Es wurde zuerst 998 vom Abt Odilo von Clugny begangen und setzte sich all- mahlich in allen katholischen Landern durch 2 . Wie alle Katholiken schmiicken auch die katholischen Sorben zu Aller- seelen die Graber ihrer verstorbenen Angehorigen mit Blumen und Kranzen, ziinden Kerzen an und beten fiir sie. Die Evangelischen schmiicken die Gra- ber am letzten Sonntag vor Adventbeginn, dem Totensonntag, smjertna njedźela doch stecken sie keine Lichter an. 1 Scbmaler, Volksl. II, 221. — 2 Kellner, Heortologie, 130.