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Wie grofi die Angst vor Behexung ist, beweist das Verbot, am Oster- sonntag gelegte Eier aus dem Hause zu geben. Sie miissen im Hause von Hausangehorigen verzehrt werden, ebenso wie Milch und Butter zu Weih- nachten 1 . Wer sich in der zauberkraftigen Osternacht eine untere Brotrinde in den Schuh legt, dem erscheint der bdse Geist und fragt ihn, was fiir einen Kobold er haben wolle. Er kann sich dann einen wahlen, der ihm Geld, Getreide, Butter oder ahnliches bringt 2 . In der Osternacht soll man griine Saat holen und dem Vieh davon zu fressen geben’. Zum Schlufi sei noch erwahnt, dafi die Sitte der Geistlichen, zu Ostern von der Kanzel herab lustige Anekdoten zu erzahlen, um ihre Zuhorer zum Lachen zu bringen (risus paschalis), um 1700 in der Lausitz noch bliihte. Abraham Frenzel schreibt, er habe in seiner Jugend solche SpiiBe oft gehdrt, aber er bezeichnet das als „Gebrauch der Pabstler" 4 . 103. Der Ostersonntag, os. jutrowna pońdźela oder druhi swjaty dźeń, ns. drugi źeń jatšow, tritt an Bedeutung zuriick. Um Liibbenau fanden friiher Wettritte statt, bei denen der erste Sieger zum Konig ernannt wurde, dem letzten Reiter aber ein Topf aufgesetzt wurde, den ihm der zweite Sieger, der „Henker“, mit einem Schwerte herab- schlug. Nach einem Festzug durch das Dorf, wahrend dessen sie Geld sammelten, fand das Fest in der Schenke seinen Abschlufi. Dieses Wettreiten scheint ebenso wie das besprochene Osterreiten bei den Katholiken in einem heidnischen Flurumritt zu wurzeln. Das Kopfen kann von anderen Festen her iibertragen worden sein (s. unten P. 108). Mit der Oktave des Ostersonntags, dem weifien Sonntag, bĕla njedźela, findet die Osterzeit ihren Abschlufi. 1. April 104. Er gilt als Ungliickstag. An diesem Tag geborene Kinder haben kein Gliick, werden kriippelig und leben nicht lange. Judas soll am 1. April ge- boren worden sein, der Teufel wurde an diesem Tag vom Himmel geworfen'. Beliebt ist die Sitte, jemanden in den April zu schicken, ns. z aprilom pćslaś. Ihr Ursprung ist dunkel, erst um 1630 ist sie in Deutschland belegt und scheint aus Frankreich zu stammen 6 . 1 Handrik im CMS. 54 (1901), 118. — * A. Cerny in den Ndrodni Listy vom 4. IV. 1896. — 3 Kirchendiencr Funke, Lohsa (Laz), m. — * Abraham Frenzel, Historia, Hs., S. 277. — 5 Schulenburg, W. V., S. 252; Parallelen bei Sartori, SU. III, 167. — " Reuschel, D. V. II, 56.