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„Es ist ein alter gebrauch gewesen, das man mit den Creutzen am h. Oster- tage umb die Ecker geritten, alss soll solches reutten ganzlichen abgeschafift sein. Wird hirmit in ernst dem Pfarrherr und Kirchvatern bepholen die Creutze auf das solcher miBbrauch abgewendet, niemandes aus der Kirchen zugeben od. folgen zu lassen. Bey strafif, 5 thaier so der Kirchen sollen zu- stendig sein“*. Im Jahre 1623 suchte der Protestant Christoph von Minckwitz den katholischen Untertanen in Radibor (Radwoř) das Osterreiten zu storen, aber die Bauern trieben ihn samt seinen Leuten ins SchloB und warfen ihm alle Fenster ein 1 2 . Seit diesem Jahre unterblieb der Osterritt in Radibor, erst 1882 unter ł’farrer Dučman lebte er wieder auf. Zehn Jahre lang ritten sie nach Sdier (Ždźieř) bei Klix (Klukš), seit 1892 reiten sie nach Storcha (Baćoń) 3 . Auch in den deutschen katholischen Dorfern Ostritz, Grunau, Seitendorf und Konigshain hat sich die Sitte erhalten 4 * . Dort reiten sie um die Felder auf demselben Weg, den die Bittgiinger ziehen, auch der Pricster reitet mit und leitet das Beten und Singen. Bei den katholischen Sorben finden sich die festlich gekleideten Osterreiter, křižerjo (weil sie unter Vorantragung eines Kreuzes aus ihrer Kirche reiten), auf ihren geschmiickten Pferden am Ostersonntag vormittags bei ihrer Kirche ein, wo dem Anfiihrer das Altarkreuz (in Crostwitz dem zweiten Reiter auch die Osterkerze) und den andern Reitern Kirchenfahnen iibergeben werden. Unter dem Lauten aller Glocken und unter Absingung von Choralen reiten sie paarweise einmal um die Kirche, dann ins nachste Kirchdorf, wo sie der Geistliche empfangt und ihnen einen Segen halt. Nach einem ImbiB im Gast- haus — das Kreuz steht wahrend dieser Zeit in der Kirche — reiten sie um Kirche und Dorfplatz (in Marienstern um den Klosterhof), dann nach Hause. Zwei Ziige diirfen einander aber nicht begegnen. So besuchen sich gegenseitig Ralbitz (Ralbicy) und Wittichenau (Kulow), Nebelschiitz (Njebjelčicy) und Ostro, wahrend die Crostwitzer ins Kloster Marienstern und die Radiborer (seit 1892) nach Storcha (Baćoń) reiten. Die Wittichenauer pflegten bis 1540 nach Hoyerswerda (Wojerecy) zu reiten, seit diesem Jahr ziehen sie wohl wegen der Reformation nach Ralbitz. Auch die Bautzener Katholischen reiten seit einigen Jahren in ein Kirchdorf der Umgebung, gewohnlich nach Storcha (Baćoń). Ist das Wetter zu Ostern sehr ungiinstig, so reitet man nicht bis ans Ziel; friiher wurde der Osterritt auf Christi Himmelfahrt verschoben s . Diese Flurumritte der katholischen Sorben, welche urspriinglich ebenso 1 Aktenstiick II, D 1 a, dcr Kirche zu Kdnigswartha (Rakecy), Blatt 2, Absatz II. — ’ Zs. Einst und jetzt, Bautzen 1915, S. 31. Quelle nicht angegeben. — • Katolski Posol 55 (1917), 94. — * M. Hornik, Kschižerjo, Katolski Posoł IV' (Bautzen 1866), 43- — 6 D> e beste Schilderung des Osterritts gibt Jatzwauk in der Leipziger Illustr. Ztg. 138/2 (1912), 798—802: Gute Bilder.