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Abend«, pol. szczodry wieczor, »Vorabend des Neujahrs und des Dreikonigs- tags«, p. szczodrak, »Weihnachtssanger«, klr. ščedřo'wka, »Weihnachtslied der Heischeganger«. Nach Briickner zum Stamm sked — skod. Zu A. Frenzels und Hortzschanskys Zeit (18. Jahrhundert) war die Sitte bei den Sorben allgemein: Man buk Figuren aus Teig in Gestalt von Kuhen, Schafen, Schweinen, Gansen u. dgl., die man dem Vieh zu fressen gab, damit es gesund bleibe und gedeihe. Kinder pflegten solche Figuren ihren Paten zu tragen und erhielten dafiir ein Gegengeschenk 1 . Heute ist diese schone alte Sitte schon selten. Fiir Schleife z. B. erwahnen sie noch Schulenburg 2 * und Handrik’. Solche tierfigiirliche Gebildbrote werden zu Weihnachten oder Neujahr auch bei anderen Vdlkern gebacken 4 . Hierher gehbrt altnord. jolagalt, »Julschwein«, schwed. julkuse, »Julkalb«, schwed. gumsebrdd und das Tiroler Lamplbrot. Im Grunde genommen sind es Ablbsungen blutiger Tieropfer, wie sie schon bei den Agyptern 5 * und Griechen iiblich waren 8 . Dem grie- chischen flor^ ĕjlboiioc, einem Kuchen von der Gestalt eines gehbrnten Rindes, entspricht der siidslawische kravaj, russ. korovaj, »Kuhkuchen«, der vielfach noch das H6rnermotiv zeigt, besonders als Weihnachtsgeback. Dadurch, daB man diese Gebildbrote auf den Weihnachtstisch legt und sie dann dem entsprechenden Haustier schenkt, sind sie als Opfergaben charak- terisiert, deren Segenskraft auf die Haustiere iibergehen und ihnen Kraft und Gesundheit vermitteln soll (Ubertragungszauber). Denselben Erfolg sucht man in der Niederlausitz dadurch zu erzielen, daB man dem Vieh zu Weih- nachten ein Brot aus Kleie und Johanniskrautern backt 7 . In Schleife nimmt man zu solchen kolacki, »kleine Kuchen«, den aus der Mulde ausgekratzten Teig und verschiedene Heilkrauter. DieseKuchen backt man in den konkaven Ofenkacheln und gibt sie dem Vieh zum ,Christkind‘ 8 . 73. Die Sitte, am Weihnachtsabend Stroh unter den Tisch zu legen und es nachsten Tag um die Obstbaume zu binden, war im 18. Jahrhundert sehr verbreitet 9 , heute ist sie bloB aus der Niederlausitz und aus der Gegend von Schleife (Slepo) bezeugt 10 , wo man von dem Stroh, auf dem die Weihnachts- kuchen gelegen haben, einen Teil unter den Tisch legt und spater um die Obstbaume bindet. Bei der Deutung dieser Sitte helfen uns besonders Parallelen aus dem slawischen Osten und Siiden sowie aus dem germanischen Norden, wo sie sich viel urtiimlicher erhalten hat. Die Karpathorussen und die galizischen Ukrainer streuen auf den Fufiboden Stroh, unter das Tischtuch Heu und * Hortzschansky 256. — ’ W. V. (1882), S. 132. — ’ CMS. 54, S. 116. —‘ M. Hof- ler, Weihnachtsgebacke, Zeitschrift f. dst. Volksk. 1905, Erganz. Bd. III; L. Weiser, Jul, S. II; Sartori, SB. III, 30. 65; Hanuš, Bńjeslovny kalendař slovansky, Prag 1860, S. 54; Marinov. Narodna vĕra i religiozni narodni obićaji, Sofia 1914, mit 80 Abbildg.; Schneeweis, Weihn. Skr. 40—54. — 5 Herodot II, 47. — ’ Roscher, Lexikon der griech. und rbmischen Mythologie I, 3181; Stengel, Opferbrauche der Griechen, 69.— ’ Muller, W. 157, auch bei den Deutschen: Niederl. Mitt. I, 512. — " Luźica 43 (1928), 68. — ’ Hortzschansky, 255. — 10 Handrik 121.